Kapitel 15 - Alexia Foster

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Der Tag, als wir alle in der Strandbar auf Rafe angestoßen und uns gewissermaßen so von ihm verabschiedet hatten, war nun fünf Monate her.
Ich half so gut ich konnte Ellie herunten bei den Flugzeugen, doch viel konnte ich nicht, da mein Bauch schon ziemlich groß war und mich somit daran hinderte bestimmte Dinge zu machen.
Na ja, ich war inzwischen auch schon im achten Monat, jeder Tag, der näher an den errechneten Geburtstermin kam, bereitete mir innerliche Schmerzen, weil ich wusste, dass Rafe nicht da war, um sein Kind zu sehen.
Ein Tritt in die linke Bauchhälfte riss mich aus meinen Gedanken, ich legte eine Hand auf den Bauch.
„Ja, ich höre schon auf, daran zu denken", sagte ich leise, Ellie kam um die Ecke
„Hey, alles in Ordnung?", fragte sie besorgt, ich nickte. „Ja alles in Ordnung, der Kleine hat mich mit dem Tritt nur mitgeteilt, ich soll nicht so deprimiert sein."
„Du hast an die Geburt und Rafe gedacht, oder?"


Wieder nickte ich, Ellie kam zu mir und umarmte mich.
„Er ist zwar körperlich nicht anwesend, aber im Geiste ist er hier und er wird stolz auf seinen Sohn sein. Da bin ich mir sicher."
Ich musste schlucken „Danke Ellie und du hast recht. Ich werde dann mal zu Naomi und Betty gehen, Naomi wollte mich ja untersuchen und mit Betty wollte ich so noch etwas quatschen. Du weißt ja, sie macht sich immer noch Gedanken wegen der Schwangerschaft, aber Red ist der gleiche."
Ellie klopfte mir auf die Schulter.


„Ja ich weiß, was du meinst, aber die beiden brauchen sie eigentlich keine Gedanken machen, immerhin wird Betty in ein paar Monaten volljährig und sie lieben sich ja und sind verlobt, also daher empfinde ich ihre Besorgnis als unbegründet. Aber richte den beiden schöne Grüße von mir aus."
Ich lächelte, „ja mache ich", sagte ich noch und ging Richtung Stadt, die sich im inneren Inselbereich von Pearl Harbor befand.

Ich ging am Hafen vorbei und beobachtete die einzelnen Schlachtschiffe. Auch wenn die Regierung und die Generäle der Marine und Air Force versuchten es für sich zu behalten, ging doch das Gerücht herum, dass die Friedensabkommen mit Japan nicht so gut verlaufen sind wie erhofft. Ich blieb Höhe der Arizona stehen und betrachtete das riesige Schiff, und wie die ganzen Kriegsschiffe, man könnte schon sagen, brav nebeneinander standen.


„Noch leichter können sie es den Japanern nicht machen, so sind die einzelnen Schiffe die perfekten Ziele. Auch wenn die da oben meinen, dass es den Japanern zu weit weg wäre. Sie würden uns am härtesten treffen, wenn sie unsere Flotte hier in Pearl Harbor angreifen. Aber was mache ich mir da wieder Gedanken, ich habe es hier einen der Offiziere gesagt, wie ich darüber denke. Sie hielten es für reinen Humbug und blühende Fantasie einer schwangeren Frau." Ich seufzte und ging dann weiter, in einer halben Stunde kam ich beim Quartier der Krankenschwestern an, ich klopfte an die Tür, es dauerte kurz und dann öffnete mir Betty, lächelnd die Tür und umarmte mich sogleich.
„Hey Lexi, danke das du vorbeischaust."
Ich musste lächeln, „Betty, das hätte ich doch sowieso, weil Naomi mich untersucht."
Betty ließ mich los und nickte dann, anscheinend hatte sie es vergessen, was aber nicht so schlimm war. Ich ging rein und sah mich automatisch nach einer bestimmten Person um.

„Evelyn hat Dienst, sie ist nicht hier, also keine Sorgen Lexi", antwortete mir Naomi und kam mir lächelnd entgegen.
„Du siehst gut aus, na gut schauen wir mal wie es dem Baby geht, komm mit."
Ich folgte Naomi und wir gingen in das nächste Zimmer, sie hatte dort vom Arzt aus dem Lazarett ein kleines Ultraschallgerät zur Verfügung bekommen, womit sie Betty und mich untersuchen könnte, damit wir nicht immer ins Lazarett mussten.
Ich legte mich hin und Naomi untersuchte mich, als sie fertig war, lächelte sie.
„Also dem kleinen Mann geht es gut, nur musst du dich nun noch mehr schonen, und in der Nähe von uns bleiben. Den der Kleine ist schon im Geburtskanal, also er scheint es eilig zu haben, auf die Welt zu kommen. Den errechneten Geburtstermin vom Anfang Dezember wird er nicht einhalten."

Ich sah Naomi ängstlich an, „Wann soll er leicht zur Welt kommen?"
Naomi gab mir ein Tuch, damit ich das Gel abwischen konnte.
„In der nächsten Woche schätze ich, aber ich werde den Doktor noch mal bitten, herzukommen. Und Danny wie den anderen sagen, dass du jetzt mal bei uns bleibst", erklärte sie und ich schluckte. Mir gefiel zwar beides nicht, aber ich konnte nichts machen, wenn der Kleine früher kam, dann war es so. Doch was mich mehr störte, war das ich nicht mehr bei Danny und den anderen sein konnte. Und Evelyn hatte ich auch immer in meiner Nähe, was mir gar nicht passte. Auch wenn sie jetzt mit Barbara zusammen war, mochte ich nicht, wie sie mich immer ansah. Ja, Evelyn liebte Frauen, was wir erst später herausfanden, aber dies war wahrscheinlich auch ein Grund, wieso nichts von Rafe wollte, sondern mich, obwohl sie zuerst dachte ich sei ein Mann. Hatte sie sich innerlich wohl immer schon für Frauen interessiert, es aber nicht wirklich wahrgenommen.

Ich hörte, wie die Tür zufiel, als ich mich gerade anzog und im nächsten Moment sah ich Evelyn.
„Lexi. Hey, was machst du hier?"
Die Freude, die sie gerade empfand, als sie mich sah, war nicht zu überhören.


„Ich mache meine wöchentlichen Untersuchungen, schon vergessen, die macht immer Naomi."
„Oh ja, stimmt schon, und bei dem Kleinen alles in Ordnung?"
Ich sah sie perplex an, was interessierte sie das auf einmal.
„Ja, aber was interessiert dich das", giftete ich sie an, sie zuckte nur mit den Schultern, plötzlich kam Betty rein.
„Lexi, Naomi hat ... oh hey Evelyn, du bist aber früh hier."
Betty hatte im letzten Moment gestoppt, Evelyn musste noch nicht sofort wissen, dass ich eine Weile mal hier sein würde.


„Wir hatten nicht wirklich was zu tun, deswegen hat der Oberarzt mich nach Hause geschickt", antwortete sie und ging dann auf die Terrasse, ich sah zu Betty, die durchatmete, das war wirklich knapp.
„Danny und die anderen wissen nun Bescheid und wir haben das Gästehaus, also das zweite Haus bereit gemacht, du schläfst gewissermaßen mit mir in einem Haus, also wenn das ..."
Ich lächelte, „sicher ist es in Ordnung Betty, ich bin gern mit dir und Naomi zusammen, auch mit Sandra, aber ... na ja, du weißt schon."
Betty nickte verstehend und dann begaben wir uns in das zweite Haus.
Wo ich in der darauffolgenden Woche einen kleinen Jungen zur Welt kam und ihm die Namen seines Großvaters und seines Vaters gab.
Es war ein erfreulicher, aber auch trauriger Moment, doch die Ruhe, die uns umgab, würde bald vorbei sein.


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