(Luke)

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Oh Dingo, wenn wir dich kriegen, bist du so am Arsch.
Natürlich wirst du sterben.
Aber ich will gar nicht wissen, was Gabriel mit dir anstellen wird davor.
Wir rennen durch den Wald, Michael läuft mit fokussierten Blick gerade aus.
Er scheint zu wissen wo er hin muss, denn er schaut sich nicht um.
„Sie kann nicht mehr als zwei Kilometer Vorsprung haben.", ruft er mir zu.
„Sie hat noch die Waffe, also sei vorsichtig!"
Er nickt, sieht aber nicht wirklich besorgt aus.
Wenn er in diesem Modus ist, sieht er nicht mehr aus wie er selbst. Sein Gesicht wird hart und ich will nicht wissen woher er seine Fähigkeiten hat. Lernt man sowas beim Militär? Ist das überhaupt Spurenlesen oder röntgt er einfach nur die Umgebung mit seinen Laseraugen? Das letzte natürlich nicht, aber der Mann ist einfach ein Geheimnis für sich.

Nach einigen hundert Metern bleibt er abrupt stehen und sieht sich um. Er hebt seine Hand und sieht ins Gebüsch.
„Komm raus, Dingo."
Es raschelt.
„Haut ab!" Eine panische Stimme dringt hervor.
Michaels Stimme ist ruhig und er spricht mit klaren langsamen Worten weiter.
„Du weißt, dass wir das nicht tun werden."
„Haut ab oder ich schieße euch in den Kopf!", ihre Stimme überschlägt sich, als die Mündung einer Pistole aus dem Gebüsch ragt.
Michael hebt seine Hände und dreht sich direkt zu ihr.
„Das wird nicht passieren, Dingo. Du weißt, dass es vorbei ist für dich."
"Verpiss dich, Michael. Keiner muss verletzt werden!" Sie tut mir fast Leid, ich kann die Angst in ihrer Stimme fast körperlich spüren.
"Zu spät. Du kennst die Regeln."
Die Mündung zieht sich zurück und bevor ich verstehen kann, was passiert, sprintet Michael zum Gebüsch und wirft sich hinein. Ein Schuss und ein gellender Schrei erklingen.
Verdammter Dreck! Ich stürze mich hinter Michael ins Gebüsch und sehe Dingo in seinem Schwitzkasten. An ihrer Schläfe ist eine lange blutige Schramme.
„Was ist passiert?" Michael tritt die Waffe in meine Richtung.
„Sie wollte sich erschießen. So einfach kommst du uns nicht davon, Dingo." Sie versucht sich immer noch aus seinem Griff zu winden, hat aber keine Chance.
Mit einem traurigen Lächeln sehe ich sie an.
„Warum?"
Sie lacht hysterisch.
„Warum?! Ihr haltet Frauen gefangen, behandelt sie schlecht und verkauft sie! Was hast du erwartet? Dass ich mich euch anschließe?"
Sie spuckt vor meine Füße und lacht wieder.
Verrückte Schlampe.
Ich nehme die Waffe in die Hand und stecke sie in meinen hinteren Hosenbund.
Sie hätte einfach verschwinden können, aber was sie mit Gabriels Selbstbeherrschung macht, macht er anscheinend auch mit ihrer.

Als wir wieder am Haus ankommen, sitzen Gabriel und Sam vor dem Haus auf der Terrasse.
Als sie uns sehen, könnten ihre Mienen nicht unterschiedlicher sein.
Gabriel hat ein grimmiges Lächeln aufgelegt, lässt die Fingerknöchel knacken und sieht uns erwartungsvoll an, während Sam besorgt auf uns zu kommt und sich die Haare rauft.
„Dingo, verdammt. Warum hast du das gemacht?" Sie sieht ihn nicht an, flüstert nur leise
„Ich hasse dich." Sams Schultern straffen sich.
„Wenn das so ist." Er zieht Ledermanschetten aus seiner Hosentasche und fesselt ihr die Hände auf den Rücken. An ihre Füßen schließt er auch Schellen, sodass sie nur ganz kleine Trippelschritte machen kann.
„Sam.", Michael sieht ihn an.
„Ich weiß.", er nickt. Packt sie am Nacken und schubst sie in Richtung Haus.

Gabriel brummt.
„Und was machen wir jetzt mit der Kleinen?" Michael legt seinen Kopf in den Nacken und stöhnt. „Du weißt, dass es nur zwei Möglichkeiten gibt." Gabriel nickt zufrieden.
„Ja. Keller oder Tod. Und ich schätze, dass ihr spätestens heute Abend ein Kopfschuss wahnsinnig attraktiv vorkommen wird."
„Ich dachte das wäre klar gewesen?", von was reden die beiden? Ich dachte, dass Exekution nach so einem Regelverstoß unumgänglich wäre.
Wenn ich an Dunker denke?
„Nein, wir können Veto einlegen. Tod oder Gefangenschaft im Keller.", Gabriel grinst.
Er ist normalerweise echt ein guter Typ, ehrlich und korrekt. Aber was Dingo betrifft, holt sie wirklich das schlechteste aus ihm heraus.
„Das heißt, du willst sie für immer in den Keller sperren?"
„Zumindest so lange ich noch Spaß mit ihr haben kann." Sein Lachen ist widerlich.
„Luke, klär das mit Sam ab.", Michael wirkt nicht sonderlich begeistert.
„Was soll ich machen?"
„Sam soll sie nicht erschießen."
Genervt betrete ich das Haus und will gerade die Stufen in den Keller heruntergehen, als ich Dingos Schreie von oben höre.
Was soll das denn jetzt?
Keller oder Tod hieß es doch?
Oben angekommen, klopfe ich an Sams Tür. Ihre Schreie verklingen und ich höre nur noch ein leises Wimmern, als Sam auch schon die Tür aufreißt.
Er ist verschwitzt und nackt. Seine Brust hebt und senkt sich schnell.
Sie hatten Sex.
„Was willst du?", er funkelt mich an.
„Michael sagt, du sollst sie in den Keller schaffen, wenn du fertig bist."
Er sieht mich verwirrt an.
„Anscheinend hat Gabriel sein Veto eingelegt." Langsam öffnet sich sein Mund und er sieht mich entsetzt an.
„Das kann er doch nicht machen." Ich zucke mit den Achseln.
„Ich soll dir nur sagen, dass du sie nicht killen sollst, sondern in den Keller bringen, wenn du fertig bist." Ich werfe einen Blick über seine Schulter und sehe Dingo immer noch gefesselt und mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Bett liegen.
Tränen laufen ihr aus den Augen, doch sie hält sie fest verschlossen.
„Verstanden." Sam schließt die Tür vor meinen Augen und wenige Sekunden später beginnen die Schreie wieder.

 Will ich wissen, was er mit ihr macht?

Vertraue keinem Dingo (Teil 3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt