9. Aquarium

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Als wir erfuhren, das unsere Partner wahrscheinlich schon eine Weile lang miteinander fremd gegangen waren, waren wir beide zu tiefst enttäuscht. Ehrlich gesagt hätte ich so etwas nie von meinem Mann Collin erwartet. Doch vielleicht durfte ich es ihm nicht übel nehmen, weil ich ihn nicht immer das geben konnte was er von mir verlangte. Oder etwa doch?

Nachdenklich blickte ich in die weite Welt hinaus bis das Klingeln meines Handys mich aus meinen Gedanken ris. Der Display leuchtete auf und der Name Harry erschien.

Lächelnd nahm ich an und holte davor noch einmal tief Luft: "Hey, hier ist Lindsay."

"Ich bins Harry"

"Das weiß ich auch!", gab ich grinsend von mir als ich eine Spange zum Befestigen in meinem Dutt steckte und das Handy zwischen meinem Ohr und meiner Schulter gepresst hatte.

Ich kannte den vornehmen Herr jetzt ungefähr ein Monat und musste sagen er war netter als gedacht, obwohl er sonst immer ein wenig kalt rüber kam und nur die Fakten wissen wissen wollte. Doch außer diese kalte Seite hatte er mir in den letzten Wochen auch ein wenig von seiner andere Seite gezeigt. Leider hatten wir uns bis jetzt nur wegen geschäftlichen Dingen getroffen, also sollte ich mir vielleicht auch nicht so viel Hoffnung machen. Ja, ich war ein ganz kleines sehr viel bisschen verliebt, aber ich sollte es einfach vergessen. Er mochte mich bestimmt nicht.

Ich schob meine Gedanken wieder zur Seite als ein Räuspern und ein genervtes Stöhnen an der anderen Seite der Leitung erklang: "Ich komme gleich Sally. Ehm kann ich dich später nochmal zurück rufen?"

"Klar. Ich müsste mich auch mal ein wenig mehr um Ashton kümmern.", traurig sah ich zu ihm, denn er lag versteckt unter seinen Kuscheltieren auf den Teppich.

"Dann bis nachher!", als wir uns verabschiedeten platzierte ich mein Handy auf den Küchentisch und lief langsam zu meinem Sohn ins Wohnzimmer.

Vorsichtig kniete ich mich zu ihm nieder und hob ihn hoch: "Gute Morgen mein Kleiner."

Das Gefühl das ich ihn halten konnte war atemberaubend und es hatte mir so sehr gefehlt.

"Ich will nicht in den Kindergarten.", murrte er leise und vergrub sein Gesicht in meiner Schulter, während ich langsam und liebevoll über seinen Kopf strich.

Dabei fiel mir auf wie schnell seine Haare gewachsen waren, sowie sein ganzer Körper. Er war bevor ich zweimal mit den Augen blinzeln konnte, nicht mehr mein kleines Baby, aber bald schon ein großer Junge.

"Du wirst heute bei Mama zu Hause bleiben.", flüsterte ich leise in seinem Ohr, nachdem ich ein Kuss auf seine Schläfe platziert hatte.

Direkt hob er sein Kopf an und blickte mich mit großen Augen an und umarmze meinen Hals so fest, sodass das man es fast erwürgen nennen konnte.

Lachend schüttelte ich kurz mit meinem Kopf: "Aber dann musst du Mama nich zerdrücken!"

Ein freches Lächeln zierte sein Gesicht als er sich von meinem Hals abließ und meine Wangen zusammen quetschte, was dafür sorgte das er in ein Gelächter ausbrach: "Mams ist ein Fisch!"

Mein Herz erwärmte sich als sein Lachen in meine Ohren drang und als ich seine vor Freude funkelnden Augen sah.

"Du wirst heute echte Fische sehen. Wir gdhen nämlich zum Zoo.", erzählte ich als wir gemeinsam die Treppe erkletterten, weil er es so wollte.

Wir sollten schon mal gut trainieren im Sinne von, falls wir ein Berg beklettern sollten, was natürlich mehr als nur unwahrscheinlich war.

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"Mama guck mal ein Hai!", schrie Asthon aufgeregt und klebte mit seinem Gesicht förmlich an der Glasscheibe des riesigen Aquariums.

Es war hier einfach nur unheimlich. Wir waren hier nur zu zweit und sonst gab es hier keine Gesellschaft als diese riesigen Haie und Fische. Nickend sah ich zu Ashton der wohl Augen zu wenig hatte, da es so viel zu sehen gab. Ich selbst saß auf einer kleinen Bank und neben mir der Rucksack, der das notigste an Nahrung beinhaltete. Wir sollten ja nicht verhungern.

Als das Knurren meines Magens sich bei mir meldete und krammte in der Tasche herum, womit ich sofort Ashtons Aufmerksamkeit geweckt hatte.

"Ich will auch.", schnell kam er auf mich zugerannt , während ich ein Stück meines Brotes aß.

"Was willst du denn?", fragte ich und wuschelte durch seine Haare, woraufhin ich ein bösen Blick von ihm erhielt.

"Schokolade."

Ich reichte ihm lächelnd den Riegel und beobachtete ihn jede einzelne Sekunde und schoss manchmal ein paar Bilder mit meiner Kamera. Ich genoss die Zeit zusammen mit ihm, es war bis jetzt einfach alles perfekt, sodass ich zu ihm lief und mich hinter ihm kniete und dabei meine Arme um sein Korper schlang und er sein Körpergewicht auf mein rechtes Bein verankerte.

Plötzlich ertönte der Klingelton meines Handys.

Sollte ich ran gehen oder nicht?

Nach einer Weile zögern stand ich auf und fischte es aus meiner Jackentasche heraus.

Es war Harry.

Nachdenklich drückte ich den grünen Hörer und behielt mein Sohn genau im Auge.

"Sorry. Das ich störe, aber ich wollte dich nicht zu lange warten lassen.", sprach er und im Hintergrund war Sallys piepsige Stimme zu hören.

Ein lautes kwitschen machte mein Handy, sodass ich es sofort bei meinem Ohr wegnahm und schnell den roten Hörer drückte.

Schwere Schritte erfüllten den Gang und ängstlich lies ich mein Blick herum schweifen und traf dabei ein Blick eines Haies, der gierig sein Stück Fleisch oder Fisch auseinander ris, was mein Sohn staunend betrachtete.

Die Schritte wurden immer lauter.

Ein großer Schatten erschien.

Ich nahm all meinen Mut zusammen, sah hoch und konnte meine Augen nicht trauen.

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Bild von Ashton am Rand oder oben.:)

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