Seufzend lies ich mein Blick für ein paar Sekunde zu ihr gleiten, bevor ich von der Autobahn fuhr. Irgendwas stimmte hier nicht. Aber so lange sie mir nichts erzählte, konnte ich ihr auch keine Hilfe anbieten.
"Du kannst mir vertrauen. Ich schweige wie ein Grab.", erklärte ich Saskia, die mit leicht panischen Blicken zu mir rüber sah.
Sie schien den Tränen nahe zu sein und mir zerbrach es mein Herz, da ich sie noch nie so zerbrochen gesehen hatte.
"Da war ein Typ, den ich in Australien kennengelernt habe. Er war so nett und vorallem hübsch.", ein sanftes Lächeln umspielte ihre pinken Lippen, während ein leichtes Funkeln ihre Augen erreichten.
Vorsichtig willigte ich ein: "Aber das ist doch schön."
Eine kleine Träne kullerte an ihrer Wange runter.
"Er hieß Sam. Er war ein wenig älter, als ich. Wir waren so verliebt ineinander und ich muss sagen ich wusste nicht, dass die Liebe so intensiv sein kann, wenn man den Richtigen gefunden hat. Seine Worte und Berührungen. Ich wusste aber auch nicht das Liebe so viel Schmerz auslösen kan. Als ob dir das Herz aus dem Leibe gerissen wird.", ihre Stimme wurde bis zum Ende hin immer brüchiger.
Nickend sah ich kurz zu ihr. Ich wollte sie nicht immer unterbrechen, da mir dies selber auch immer sehr unangenehm war.
"Wir haben mit einander geschlafen und dann ist es passiert."
Erschrocken riss ich meine Augen auf und konnte meine große Klappe einfach nicht zusammen reissen: "Du bist schwanger!"
"Nein!"
Erschrocken zuckte ich zusammen und parkte nicht viel später in der Einfahrt.
Ihre Wangen glitzerten von den ganzen salzigen Tränen, die einzelnd an ihren Gesichtzügen runterliefen. Ich beugte mich zu ihr und zog sie in eine feste Umarmung.
Obwohl wir uns schon Jahre nicht mehr richtig gesehen hatten, wusste ich einfach das was gewaltieg schief gelaufen ist.
"Du musst es mir nicht erzählen.", flüsterte ich gegen ihre Stirn, nachdem ihr ein Kuss aufgedrückt hatte.
"Aber meistens fühlt man sich dann viel besser.", sprach ich ruhig und strich einer ihrer vielen Haarsträhnen hinter ihr rechtes Ohr.
"Er hat kurz danach ein Herzinfarkt bekommen.", zitternd presste sie ihre Lippen fest aufeinander.
"Das ist alles meine Schuld. Ich hätte wissen sollen, dass er unter einer Herzkrankheit leidet!", frustriert schrie sie.
"Es ist alles meine Schuld!"
Geschockt sah ich sie an, während ich ihr Kinn fest zwischen meine Finger nahm.
"Jetzt hörst du mir aber mal gut zu. Das ist nicht deine Schuld Saskia. Er hätte es dir sagen sollen! Und vielleicht hatte es damit gar nichts zu tun. Was hat der Arzt denn überhaupt dazu gesagt?", ich sah sie eindringlich an und leckte mir kurz über die Lippen.
"Woher soll ich das denn wissen.", nuschelte sie und blickte mit wässrigen Augen auf ihre Hände.
"Ich nehme an, dass du den Notarzt angerufen hast und er dir danach mehr über dein Freund erzählt hat, als er dann von dir gegangen ist."
Sie schüttelte leicht mit ihrem Kopf, sodass ohre Locken zu allen Seiten sprangen.
"Es gab kein Arzt. Wir waren mitten in der Natur. In so einer Hütte, wo er wohnt."
"Du hättest aber einen holen sollen und wehe du erzählst mir jetzt, dass er dort noch liegt, denn dann ist das Fass voll. Das ist auch kein Scherz."
Es blieb eine Stille zwischen uns, die im moment nicht zu gebrauchen war. Ungeduldig hob ich ihren Kopf an.
"Liegt er da noch?"
"Ja.", antwortete sie mir kurz und knapp, während mir das Herz in die Hose rutschte.
"Sag mal gehts denn?! Was einer ihn finden wird, dann denken die vielleicht, dass es sich hier um ein Mord handelt!", schrie ich aufgebracht.
"Aber die werden mich doch hier nicht finden. Also die Polizei?", unsicher flüsterte sie die Worte vor sich hin.
"Da wäre ich mir nicht so sicher. Jedoch geht es mir darum, dass dort eine Leiche liegt, die genau wie wir eine richtige Beerdigung verdient hat.", mein Stimme überschlug sich kurz, nachdem ich immer lauter geworden war.