Raum und Zeit

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Kapitel 6: Raum und Zeit

„Wieso bin ich auch hier? Du weißt, dass ich dich hasse, Kakarott“.
Vegetas raue Stimme hallte durch den Palast Gottes. Vor wenigen Minuten waren er und sein zeitreisender Sohn, Trunks, von Goku und dessen Sohn eingesammelt und hier her gebracht worden. Die letzten Kämpfe hatten allen Kriegern der Erde einen gehörigen Dämpfer verpasst. Scheinbar reichte die Macht des Supersaiyajin gegen die übermächtigen Cyborgs C17 und C18 einfach nicht aus. Und dann war da ja noch diese neue Bedrohung namens Cell... Es sah wirklich alles andere als rosig aus.
„Ich weiß, Vegeta“, erwiderte Goku mit seinem typisch optimistischen Lächeln auf den Lippen.
Der Herzvirus hatte ihn mehrere Tage außer Gefecht gesetzt und er war erst seit kurzem wieder auf den Beinen. Doch seiner Stimmung oder seiner positiven Einstellung tat das keinen Abbruch. Fast hatte er damit gerechnet, dass das nun wirklich sein Ende sei. Ein ganz schön jämmerliches Ende für einen stolzen Krieger, wie er einer war. Doch das Gefühl, welches tief in seiner Brust schlummerte und ihm sagte, dass sein Ableben kurz bevor stand, war immer noch präsent. Es würde passieren. Auf welchem Wege auch immer.
Dem gutherzigen Vollblutsaiyajin war die Idee gekommen, mit Son Gohan im Raum von Geist und Zeit zu trainieren. Trunks und Vegeta sollten natürlich mit ihnen kommen. So ungern er es auch zugab, aber seine menschlichen Freunde hatten gegen diese Gegner keine sonderlich guten Chancen. Selbst Piccolo tat sich schwer. Da war es sinnvoller und zielführender, nur die Saiyajinkrieger diesem speziellen Training zu unterziehen.
Aufgrund seiner intensiven Träume, die Goku in den letzten Tagen auf dem Laufenden gehalten hatten, hatte er gesehen, zu was sein Rivale mittlerweile fähig war. Es hatte ihn wirklich beeindruckt, aber auch das hatte nicht ausgereicht. Sie mussten über die Grenze des Supersaiyajin hinaus wachsen und das möglichst schnell. Dafür war das Training im Raum von Geist und Zeit wie geschaffen.

Vegeta ließ seinen Blick nur flüchtig über seinen Rivalen gleiten. Dieser freundliche, in seinen Augen beinahe dämlich wirkende Gesichtsausdruck des Jüngeren, machte ihn krank. Ein Saiyajin, der den Kampf liebte, aber das Töten verachtete. Es war ein Widerspruch in sich. Der Prinz konnte seinen Anblick einfach nicht ertragen. Also wendete er sich genervt schnaubend ab und zog seine Arme noch enger in die Verschränkung vor seiner Brust.

Goku erhob wieder seine Stimme und erklärte: „Diese Gegner müssen wir gemeinsam erledigen. Und in unserem jetzigen Zustand, kann es keiner von uns mit ihnen aufnehmen“.
Der Saiyajinprinz knurrte bedrohlich auf. Viel zu intensiv brannte noch die Schmach der Niederlage gegen einen weiblichen Androiden auf seiner stolzen Seele. Daran von Kakarott erinnert zu werden, machte es nicht gerade besser.
Doch der Jüngere fuhr ungehindert fort: „Wir müssen in den Raum von Geist und Zeit“.
„Und was hat es mit diesem ominösen Raum auf sich?“
„Ich...“. Der Vater Gohans legte seinen typisch unwissend, naiven Ausdruck auf und er kratzte sich am Hinterkopf. „Ich weiß ehrlich gesagt nicht genau, wie es funktioniert... Aber das ist auch egal“.
Verächtlich schnaubend rollte Vegeta seine Augen. Das war ja mal wieder typisch für diesen Clown. Keine Ahnung, aber große Reden schwingen.
„Jedenfalls vergeht dort drin ein ganzes Jahr, während außerhalb nur ein Tag vergeht. Wir können also innerhalb eines Tages ein ganzes Jahr lang trainieren“.
Der Prinz stutzte und wendete seinen leicht erstaunten Blick dann doch wieder zu Goku, der ihm motivierend zunickte. Sichtlich seine Optionen abwägend ließ Vegeta seine Augen zwischen seinem Artgenossen und den beiden Halbsaiyajin hin und her springen, die ebenfalls verblüfft von dieser Möglichkeit zu sein schienen.

Schließlich schloss Älteste von ihnen seine Augen und schmunzelte in sich hinein.
„Eines Tages wird dir das noch zum Verhängnis werden, Kakarott! Wenn ich aus diesem Raum wieder heraus komme, werde ich um ein vielfaches stärker als du sein“.
Goku lächelte und nickte erneut. „Ich will es hoffen“.
Ohne seinen Sohn eines Blickes zu würdigen, entschied der Saiyajinprinz: „Trunks und ich gehen zuerst. Anschließend werde ich diese Cyborgs und Cell schrottreif prügeln!“
Schon im nächsten Moment griff er nach der Türklinke und trat mit Trunks zusammen über die Schwelle. Lächelnd sah Goku ihnen hinterher und wünschte ihnen viel Erfolg. Ein leises Seufzen riss ihn aus seinen Gedanken. Verdutzt blickte er neben sich und sah den sorgenvollen Blick seines Sohnes.
„Was ist los, Gohan?“
Der Junge hob den Kopf und presste seine Lippen aneinander. „Bist du dir sicher, dass wir uns auf Vegeta verlassen können? Wenn er die Cyborgs besiegt hat, stehst du als nächstes auf seiner Liste... Ist dir das klar, Dad?“
„Vegeta wird es sicherlich schaffen, seine Grenzen zu sprengen... Er ist ein großartiger Kämpfer und wenn ihn die Aussicht auf diese Revanche dazu antreibt, umso besser. Dann werde ich eben noch stärker als er werden müssen“. Goku wuschelte seinem Sohn durch sein schwarzes Haar und grinste ihm optimistisch entgegen.
„Mhmm...“. Gohan wirkte nicht wirklich überzeugt. „Schätze unser Training wird ganz schön hart werden“.

~

Vegeta und Trunks fanden sich im Inneren des bizarren Raumes wieder. Der Eingangsbereich wirkte ziemlich wohnlich, wenn auch sehr schlicht. Weiße Fliesen zierten den Boden, auch die Wände waren weiß. Während der Prinz sich nur flüchtig umsah und sein Weg ihn zielstrebig geradeaus führte, blieb sein Sohn erst einmal stehen und ließ seinen Blick schweifen.
„Ganz schön stickig hier...“, murmelte der Heranwachsende. „Die Schwerkraft ist enorm...“.
„Enorm?“, wiederholte sein Vater und lachte kurz abfällig. „Nicht höher als sie auf Planet Vegeta war“.
Trunks überhörte die Bemerkung des Vollblutsaiyajins und entschloss sich dazu, erst einmal den Innenbereich genauer zu inspizieren. Vom Eingang aus führte jeweils ein Weg nach links und einer nach rechts. Intuitiv neigte er sich nach rechts und ging den Gang entlang. Am Ende des Flures zeigte sich ihm ein geräumiges Zimmer in dem zwei Himmelbetten standen. Auch diese waren in einem sehr hellen Holz gehalten, was fast weiß wirkte. Die Laken, die Kissen, die Vorhänge. Alles war weiß, oder in einem sehr blassen Farbton. Es war nicht störend, aber irgendwie...kalt und steril.
>>Und hier soll ich ein ganzes Jahr aushalten...?<<, fragte sich der Halbsaiyajin, während er langsam wieder zurück ging und den anderen Flur erkundete. Dort fand er eine kleine Küche, die mit der Eingangshalle und dem Wohnzimmer ein offenes Raumkonzept entstehen ließ, und ein Badezimmer mit einer Badewanne und einer Dusche. Nichts besonderes, aber es war alles da, was sie zum Überleben brauchten. Nachdem er noch eine Vorratskammer mit unzähligen Lebensmitteln gefunden hatte, hatte Trunks alles gesehen, was es zu sehen gab und ging wieder zurück in die kleine Eingangshalle. Von dort aus lief er einen offenen Wohnbereich entlang, in dem mehrere Sofas und Sessel standen. Dieser Raum mündete in einer offenen Terrasse und dahinter war nichts. Absolut nichts...
Sprachlos und mit einem extremen Unbehagen im Magen starrte der Zeitreisende in alle Richtungen, doch überall bot sich ihm das gleiche Bild.
Endloses, weißes Nichts.

Vegeta hatte sich schon von dem Wohnbereich entfernt und stand einige Meter entfernt von dem einsamen Haus in dieser alles verschlingenden Leere.
„Jetzt verstehe ich, wieso es Goku hier nur einen Monat lang ausgehalten hat, als er noch ein kleiner Junge war...“, gab Trunks von sich, während er sich neben seinen Vater gesellte und sich noch einmal im Kreis drehte. Dabei fielen ihm die beiden gigantischen Sanduhren auf, die rechts und links neben dem Gebäude standen. „Bei dieser Leere...diesem...Nichts...müssen wir aufpassen, dass wir nicht unseren Verstand verlieren“.
„Was dich nicht umbringt, macht dich nur stärker, Junge“.
Ein zufriedenes Grinsen stahl sich auf Vegetas Gesichtszüge. Dieser Ort war perfekt. Keine Ablenkungen, keine Gedanken, keine Emotionen, kein störender Kakarott. Er konnte nicht einmal die Ki-Signaturen der Anderen wahrnehmen. Hier waren sie vollkommen abgeschirmt vom Rest der Welt und nichts und niemand stand seinem Plan, über den Supersaiyajin hinaus zu wachsen, im Wege. Trunks würde zumindest einen passablen Trainingspartner abgeben. Immerhin war er sein Sohn und recht talentiert... Zumindest hatte er mehr drauf, als der halbstarke Zwerg, der aus Kakarotts Lenden entsprungen war.

Durchatmend ließ Vegeta seine Arme aus der Verschränkung gleiten und ballte motiviert grinsend eine Faust. Dieses Jahr würde er auf die bestmögliche Art und Weise nutzen. Davon war er überzeugt.
„Lass uns keine Zeit verschwenden und direkt anfangen“, sprach er weiter, legte seine Faust an seine geöffnete Hand und ließ sie knacken.
>>Ein ganzes Jahr... Und das mit diesem Vater...?<<, dachte Trunks und sah im Gegensatz zu dem Vollblutsaiyajin eine schwierige Zeit auf sich zukommen. Vegeta war nicht gerade eine Vaterfigur, wie sie im Buche stand. Er war launisch, mürrisch, eitel, unberechenbar, gefährlich und stolz. Das würde ein verdammt hartes und anstrengendes Jahr werden. Der 20-Jährige hoffte nur, dass er es überleben und über seine Grenzen hinaus wachsen könne. Vielleicht sogar, dass er den Erwartungen seines Vaters entsprechen könne...

~

Es verging Woche um Woche. Monat um Monat. Und jeder Tag verlief gleich.
Morgens stand Trunks früh auf und bereitete ein ausgiebiges Frühstück vor. In der Zeit hatte Vegeta schon ein erstes leichtes Einzeltraining hinter sich gebracht. Sie frühstückten danach gemeinsam, ohne dabei ein Wort miteinander zu wechseln. Anschließend stand das richtige Training auf dem Plan. Erst eine Weile getrennt von einander, doch wenn sie genügend aufgewärmt waren, dann flogen die Fäuste.
In den ersten Wochen wurde Trunks erbarmungslos von seinem Vater verprügelt, doch lange ließ er sich das nicht gefallen. Sie waren immerhin in etwa gleich stark, also holte auch der Halbsaiyajin alles aus sich heraus, um seinem Vater ebenbürtig entgegen zu treten. Die anfängliche Zurückhaltung hatte sich mittlerweile in Luft aufgelöst. Sie wurden von Tag zu Tag stärker, ihre Kraft schien immer grenzenloser zu werden.
Nach vier Stunden Training gab es meistens eine kleine Pause, in der die Kämpfer sich eine Zwischenmahlzeit gönnten. Anschließend ging es weiter, bis zum Abend. Nachts konnten sie nicht trainieren, da das Wetter innerhalb dieser Zeitkammer in der Nacht komplett verrückt spielte. Entweder war es so kalt, dass sie sich kaum mehr bewegen konnten oder die Luft brannte. Und das im wahrsten Sinne des Wortes.
Und während Trunks das Abendessen zubereitete, ging der stolze Prinz schon einmal duschen. Nach dem Essen meditierte Vegeta meist noch auf der Terrasse, um seinen Geist zu stärken.

So auch an diesem Abend. Mittlerweile waren sie schon über acht Monate hier drin. Jeder Tag war gleich. Näher gekommen, waren sich Vater und Sohn bisher nicht wirklich. Zumindest machten sie beim Training Fortschritte.
Trunks räumte gerade die Küche auf, als sein Vater wieder herein gestiefelt kam.
„Schon fertig?“, wunderte sich der Halbsaiyajin. Normalerweise verbrachte sein Vater mindestens eine halbe bis dreiviertel Stunde in der Meditation, bevor er schlafen ging. Doch diesmal war er keine fünf Minuten draußen gewesen.
Vegeta hielt in seiner Bewegung inne, wollte eigentlich schnell an seinem Sohn vorbei, hatte nicht damit gerechnet, dass er von diesem so unvorbereitet angesprochen worden war. Sein Blick war noch stechender als normalerweise, seine Augenbrauen gereizt in sein Gesicht herab gezogen.
„Was geht’s dich an? Quatsch mich lieber nicht so dumm von der Seite an, sonst setzt es was!“
Verwundert hob Trunks eine Augenbraue. Er kannte seinen Vater mittlerweile sehr gut, sodass diese Drohungen keinen sonderlich großen Effekt mehr erzielten. Allerdings war etwas anders als sonst, das erkannte er sofort. Sonst beharrte sein Vater so akribisch auf den immer gleichen Abläufen, da war es nun mal auffällig, dass er die Meditation offensichtlich ausfallen ließ.
„War ja nur 'ne Frage...“, murmelte der Jüngere, rieb mit einem Küchenhandtuch gerade einen Teller trocken und stellte ihn seufzend in den Schrank. „Du bist doch sonst nicht so schnell mit deiner Meditation. Aber wenn du schon da bist, kannst du mir ja ausnahmsweise mal helfen“.
Der Prinz knurrte bedrohlich auf und ging auf seinen Sohn zu. „Untersteh dich weiterhin so frech zu deinem Vater zu sein! Für den Haushalt bist du zuständig!“
Trunks ließ sich nicht einschüchtern, legte das Küchenhandtuch auf die Küchenzeile, drehte sich zu seinem Vater herum, den er mittlerweile um einiges überragte und sah ihm von oben herab an. Irgendetwas stimmte mit Vegeta nicht. Er wirkte noch viel angespannter und gereizter als normalerweise. Vielleicht machte ihm dieser Raum so langsam doch zu schaffen...

„Es wäre wirklich toll, wenn du mir zwischendurch mal helfen würdest. Immerhin mache ich hier alles alleine. Oder du sagst mir, was los ist, dann kann ich dir vielleicht helfen!“ Seine Stimme klang absichtlich provokant und seine Augen glitzerten herausfordernd.
Vegeta hielt seinem Blick stand und lachte kurz amüsiert auf. Kurz darauf verdunkelte sich sein Gesichtsausdruck wieder, er packte seinen Sohn ruckartig am Kragen und zog ihn auf seine Augenhöhe herunter.
„Du? Mir helfen? Soweit kommt's noch! … Ich brauche keine Hilfe! Von niemandem! Und erst recht nicht von so einem schwachen Bastard, wie dir!“
Genauso plötzlich ließ er Trunks wieder los, der erschrocken seine Augen aufgerissen hatte. Vegeta wendete sich schwungvoll ab und stiefelte an ihm vorbei ins Badezimmer.
Der Halbsaiyajin sah ihm verwundert hinterher. Hatte er ihn zu sehr gereizt? Was war nur heute los mit ihm? Wenn er richtig darüber nachdachte, war sein Vater schon  den ganzen Tag sehr verbissen bei der Sache. Also noch verbissener als normalerweise schon. Als würde ihn etwas stören. So als hätte sich etwas geändert. Trunks kam aber nicht darauf, was es sein könnte.
>>Es ist wohl besser, wenn ich ihn heute in Ruhe lasse...<<, überlegte er und entschied sich dazu, diese Nacht freiwillig auf der Couch zu verbringen, damit sie sich nicht unfreiwillig über den Weg liefen und die Situation eskalierte.

~

Vegeta war derweil im Bad angekommen, machte vor dem Waschbecken Halt, drehte den Hahn auf Blau und schöpfte sich mit seinen Händen das kalte Wasser ins Gesicht, versuchte dadurch sein erhitztes Gemüt herunter zu kühlen. Nachdem sein gesamtes Gesicht getränkt war und sogar einzelne Strähnen, seines sonst so stur nach oben gerichteten Haars nach unten hingen und auf seiner Haut klebten, hob er langsam seinen Blick, um sein Spiegelbild zu betrachten. Er konnte sich selbst ansehen, dass er nicht bei der Sache war. Schon seit ein paar Tagen ging es ihm zunehmend schlechter. Ein Hauch von Reue überkam ihn, als er an die kurze Auseinandersetzung mit seinem Sohn dachte.
>>Er kann nichts dafür. Es liegt nicht an ihm...<<, schoss ihm durch den Kopf, während er ohne hinzusehen nach dem Handtuch griff und sich abtrocknete. Doch kaum dachte er über die Worte nach, die ihm gerade durch seinen Geist geschwirrt waren, verengte er seinen Blick erneut knurrend und schmiss das Handtuch wutentbrannt quer durch den Raum.
>>Verfluchte Scheiße! Das kann mir doch egal sein! Er ist selbst Schuld, wenn er mich so dumm anquatscht!<<
Der Prinz fasste sich mit beiden Händen an den Schädel und raufte sich die Haare. War er wirklich dabei seinen Verstand zu verlieren? Lag es an diesem Ort? An dieser Hitze, der Monotonie und diesem endlosen Weiß...?

Seit ein paar Tagen wurde Vegeta immer wieder von Erinnerungen und plötzlich auftretenden Gedanken aus seiner Konzentration gerissen, die er nicht steuern konnte. Erinnerungen an Radditz. Gedanken an Kakarott und diesen merkwürdigen Traum, welcher sich in den letzten Nächten sogar wieder in seine Träume geschlichen hatte und seinen kostbaren Schlaf zunichte machte.
In den ersten Monaten in diesem bizarren Raum hatte er die quälenden Erinnerungen und Gefühle erfolgreich verdrängen können. Doch je länger es dauerte, umso schwerer war es, davon Abstand zu gewinnen.
Wenn es nur eine Möglichkeit gäbe, dass er wenigstens erholsam schlafen könne... So konnte er sich jedenfalls nicht auf sein Training fokussieren. Sein Vorankommen und das Erlangen einer neuen Stufe war unabdingbar für die Zukunft. Irgendwie musste er sein Hirn doch abschalten oder betäuben können...

>>Das ist es!<<
Ein erleichtertes Grinsen breitete sich auf seinem angestrengten Gesicht aus und er stolzierte zielstrebig zurück in die Küche. Ohne sich weiter umzusehen, oder auf seine Umgebung zu achten, riss er einen Schrank nach dem anderen auf und wühlte darin. Er kannte sich in dieser Küche nicht aus, wusste nicht, wo er finden konnte, was er suchte.
„Verdammt...Wo ist es nur?“, fragte er sich selbst.
„Ähm... Dad...?“ Trunks hatte auf der Couch gesessen und bemerkt, dass sein Vater herein gekommen war und nun untypischer Weise in der Küche stand und offenbar etwas suchte.
Erschrocken zuckte der Prinz zusammen und wendete sich von seinem Vorhaben ab, seinen Sohn anstarrend. Er fühlte sich irgendwie ertappt, hatte nicht darüber nachgedacht, dass Trunks noch in der Nähe sein könnte.
„Suchst du etwas Bestimmtes?“
„Al...kohol“, antwortete der Ältere zögerlich.
Trunks stutzte erstaunt. Ganz zu Anfang hatte der Heranwachsende seinem Vater ein Bier angeboten, doch Vegeta war nahezu ausgerastet. Alkohol hätte bei ihrem Training nichts zu suchen, sie müssten sich voll und ganz auf ihren Fortschritt fokussieren und dürften sich nicht durch einen Rausch oder einen Kater ablenken lassen. Woher kam also dieser plötzliche Sinneswandel? Trunks behielt seine Verwunderung und seine Fragen für sich. Es war wohl besser, wenn er ihn nicht darauf ansprach. Er wollte seinen Vater nicht ein weiteres Mal an diesem Abend zur Weißglut treiben.

Der junge Mann mit dem fliederfarbenem Haar wendete sich ohne ein weiteres Wort von seinem Vater ab und ging zu der Vorratskammer, die gleich neben der Küchenzeile lag. Er öffnete die Tür und sah hinein.
„Hier haben wir alles, was das Herz begehrt. Bier, Wein, Schnaps...“.
„Bier wird reichen...“, erwiderte Vegeta.
Trunks griff also gezielt nach einer Flasche und warf sie seinem Vater zu, nachdem er die Vorratskammer wieder geschlossen hatte. Lässig fing der Saiyajinprinz das Getränk, öffnete den Verschluss mit seiner Hand und begann hektisch daran zu trinken, noch während er an die Küchenzeile gelehnt war.
Immer noch verwundert und sichtlich irritiert ließ Trunks einen Blick über seinen Vater gleiten. Irgendetwas stimmte absolut nicht mit ihm...
„Keine Sorge, ich werde dich nicht weiter stören. Ich werde im Wohnzimmer schlafen. Gute Nacht, Vater“, verkündete der Zeitreisende und kehrte Vegeta den Rücken.
Dieser setzte jedoch sein Bier ab und widersprach ihm. „Nicht nötig. Ich bin wahrscheinlich noch eine ganze Weile wach. Also...geh ins Schlafzimmer! Ich... Ich werde auf der Couch schlafen“.
Erneut sprachlos blieb Trunks stehen. Was war nur los mit seinem Vater? Warum verhielt er sich so merkwürdig? Das war nicht gerade das typische Verhalten, das er über die letzten Monate erlebt hatte.
„Okay...“, sagte er nur, ließ den stolzen Saiyajinprinzen dennoch allein und zog sich in sein Bett zurück. Vielleicht brauchte er einfach nur etwas Ruhe.

~

Vegeta lehnte weiterhin an der Küchenzeile und seufzte resigniert. Ob wenigstens der Alkohol dabei half, sein Gehirn zum Schweigen zu bringen? Zumindest schmeckte ihm das Bier und brachte eine kleine, aber entscheidende Differenz in die Monotonie. Dass sein Sohn diesen schwachen Moment miterlebt hatte, versetzte seiner Laune jedoch einen weiteren Dämpfer. Wieso hatte er sich nicht genauer umgesehen? Wieso hatte er nicht auf seine Umgebung geachtet? Ausgerechnet in diesem Moment... Er war doch sonst so aufmerksam.
Ein verärgertes Schnauben verließ seine Lippen, welches in ein weiteres Seufzen überging. An sich war es jetzt auch egal. Er hatte zumindest nicht viel von sich preisgegeben, außer, dass er an diesem Abend mal ein Bier brauchte, um seine Nerven zu beruhigen. Ändern konnte er es nicht mehr. Und Trunks würde ihn deswegen bestimmt nicht weniger respektieren.

Leider war die kleine Flasche schneller leer, als er dachte. Also stellte Vegeta das gläserne Gefäß ab und ging zielstrebig zur Vorratskammer, die ihm sein Sohn eben gezeigt hatte. Als er hinein sah, zog er skeptisch seine Augenbrauen zusammen. Von allem, was Trunks eben aufgezählt hatte, waren nur zwei Flaschen da. Wie sollte das denn bitte für die letzten vier Monate reichen?
Verärgert schnaufend schnappte sich Vegeta sogleich die zwei letzten Bierflaschen und wollte sich gerade abwenden, da sah er in seinem Augenwinkel etwas glitzern. Sofort hielt er inne und traute seinen Augen nicht. Die zwei Flaschen, die er entwendet hatte, waren sofort ersetzt worden. Wie von Zauberhand.
>>Ach...so ist das also. Der Schrank füllt sich automatisch. Wie praktisch...<<, dachte der Saiyajin und entspannte seine Mimik wieder etwas.

Mit den zwei Flaschen bewaffnet ging er hinaus auf die Terrasse. Es wurde gerade dunkel und kalt. Sogar extrem kalt. Wobei die Temperatur noch lange nicht ihren Tiefpunkt erreicht hatte. Dafür war es noch zu früh. Vegeta konnte noch ein paar Minuten lang die kalte Luft genießen, die hoffentlich dazu beitragen würde, ihn von seinen Gedanken abzulenken.
Der Prinz ließ sich leise seufzend auf den Stufen nieder und öffnete die zweite Flasche. Plötzlich zischte es lautstark und schon einen Wimpernschlag später sprudelte das alkoholische Getränk aus dem Flaschenhals, lief über seine Hände und spritzte in alle Richtungen.
>>Verfluchter Mist!<<, ärgerte sich Vegeta. Er sprang fluchend auf und wischte mit seiner freien Hand über seinen Brustpanzer, der mit zahlreichen Sprenkeln übersät war.
So ein Malheur war ihm ewig nicht passiert. Zuletzt vor einigen Jahren.

Ohne es zu wollen, drängte sich ihm eine Erinnerung auf.
Es war vor ungefähr acht Jahren.
Zwei Jahre bevor sich Radditz auf den Weg zur Erde gemacht hatte...

Don't die before I do - Stirb nicht vor mir 🔞Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt