Verdrängung und ihre Folgen

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Kapitel 11: Verdrängung und ihre Folgen


Es waren einige Wochen innerhalb des Raumes von Geist und Zeit vergangen. Goku hatte sich mittlerweile wieder halbwegs gefasst und zu seiner ursprünglichen Höhe zurück gefunden, auch, wenn er derzeit sehr verbissen an das Training heran ging.
In den ersten paar Tagen nach der Erkenntnis, dass er seine Frau betrogen hatte, wirkte er absolut abwesend und als sei er komplett neben der Spur. Sein Sohn begann schon, sich ernsthaft Sorgen um seinen Vater zu machen und wollte das Training abbrechen, doch dann erholte sich Goku ziemlich schnell wieder.
Für Gohan wirkte er wieder so wie immer, doch innerlich hatte sich in dem Vollblutsaiyajin einiges geändert. Nicht nur seine Versessenheit aufs Training, nein, seine gesamte Gedankenwelt hatte sich nur noch auf Gohan und ihr Training fixiert. Das ermöglichte ihnen zwar große und schnelle Fortschritte, aber dem Älteren fehlte der Ausgleich, auch, wenn man es ihm noch nicht anmerken mochte.

Goku hatte sich nämlich geschworen, keinen einzigen Gedanken mehr an Vegeta zu verschwenden und sich nur noch auf das Training zu konzentrieren. Alles andere würde ihn nur ablenken. Schuldgefühle oder Zeit für ein gedankliches Intermezzo mit dem Prinzen waren jetzt einfach Fehl am Platz. Goku verbot sich sämtliche Träume und Vorstellungen, um nicht einen Funken seiner Kraft dafür zu verbrauchen. Auch, wenn seine Frau davon niemals erfahren würde, so wollte er sie nicht noch ein weiteres Mal hintergehen, auch nicht in seinen Gedanken. Er wollte einfach so tun, als wäre es niemals passiert; als hätte er seine Frau niemals betrogen, dann würde er auch die nächsten Wochen bis zu seinem Tod problemlos überstehen.
Das Training war nun mal im Moment wichtiger und verlangte seine völlige Aufmerksamkeit.
Und im Raum von Geist und Zeit gelang es ihm erstaunlich gut, seine gesamten Kapazitäten ins Training zu stecken. Hier gab es keine Ablenkungen. Hier konnte er sich voll und ganz auf sich und seinen Sohn konzentrieren. Und das war auch gut so.

Die Frage war nur, ob er weiterhin so eisern durchhalten würde, wenn er dem echten Vegeta gegenüber stünde...
Aber darum würde er sich kümmern, wenn es soweit war.

~

Gohan machte immer schnellere und größere Fortschritte. Ihm war es sogar schon ein paar Mal gelungen, sich in einen Supersaiyajin zu verwandeln, nur konnte er diesen Status bislang noch nicht lange aufrecht erhalten. Es war eine extreme Belastung für seinen jungen Körper und auch für den Geist, weil er die Wut als Supersaiyajin noch viel intensiver wahrnahm.
Außerdem war der Kraftverbrauch sehr hoch. Ein Manko, was der Vollblutsaiyajin noch ausbügeln wollte.

Weitere Wochen später war Gohan soweit, dass er sich problemlos transformieren und diesen Zustand aushalten konnte. Ab diesem Zeitpunkt ging für beide das richtige Training los. Nun war das Ganze auch für den Vater schweißtreibender und zielführender.
Während eines Übungskampfes war es ihm bereits gelungen die Grenzen des Supersaiyajin zu sprengen, aber irgendwie war er damit nicht glücklich. Zwar hatte seine Kraft dadurch einen ordentlichen Schub erfahren, aber er war deutlich langsamer als vorher und auch seine Ausdauer ließ zu wünschen übrig.
Was brachte einem diese Kraft, wenn man sie nicht richtig nutzen konnte und zu langsam war, um den Angriffen des Gegners auszuweichen?
Nein. Es musste einen anderen, besseren Weg geben, eine neue Stufe zu erreichen.

Nach einigem rumprobieren, entschied sich Goku also dazu, den Supersaiyajin zu perfektionieren. Dieser war im Vergleich zu den anderen Stufen am ausgeglichensten und für einen Kampf auf Leben und Tod am besten geeignet. Nur der Kraftverbrauch musste noch optimiert werden.
Das neue Trainingsziel bestand also darin, den Supersaiyajin als Dauerzustand aufrecht erhalten zu können, ohne, dass es Mühe oder Kraft kostet.

Nach weiteren vielen, vielen Wochen, war es den beiden Saiyajin gelungen. Sie waren permanent in dem Zustand des Supersaiyajin. Selbst beim Essen, beim Duschen, ja sogar, wenn sie auf die Toilette gingen. Einzig und allein beim Schlafen verwandelten sie sich zurück. Aber gleich nach dem Aufwachen, bis sie abends hundemüde ins Bett fielen, waren sie blond und hatten grünblaue Augen.

~

Mittlerweile waren ihre letzten Tage im Raum von Geist und Zeit angebrochen.
Goku hatte erkannt, dass sein Sohn ein viel, viel größeres Potential als er selbst besaß. Das hatte er beim Training immer wieder aufs Neue am eigenen Leib erfahren dürfen. Er musste Gohan nur noch den nötigen Feinschliff verpassen.

Sie trainierten gerade seit ein paar Stunden und so langsam ließ die Kraft des Jüngeren nach. Keuchend und schwer atmend sammelte er seine Reserven, legte beide Handflächen an seine Stirn.
Dort lud er sein Ki und schrie: „MASENKO!“
Der gelblich leuchtende Energiestrahl raste auf Goku zu, doch dieser konnte den Angriff seines Sohnes ohne Probleme ablenken.
Ein herausforderndes Grinsen stahl sich auf seine Lippen. „Lass dir mal etwas Neues einfallen, Gohan! Die Techniken von dir und Piccolo kenne ich in und auswendig!“
Da kam Gohan auf eine Idee, wodurch sich auch auf seinen Lippen ein leichtes Schmunzeln bildete. Damit würde sein Vater garantiert nicht rechnen.
Blitzschnell stürmte er auf ihn zu, verwickelte ihn in einen Schlagabtausch. Auch diesen dominierte Goku ohne große Mühe; er hatte einfach mehr Ausdauer, als sein Sohn, doch der Jüngere hatte noch ein Ass im Ärmel. Er ließ seinen Vater auch seinen nächsten Schlag abblocken, sprang nach oben, damit Goku ihm mit seinen Blicken folgte, führte seine beiden Zeige- und Mittelfinger an die Stirn und schloss seine Augen.
„TAIYO KEN!“
Auf einmal wurde es unglaublich hell. Mit einer Sonnenattacke hatte Goku wahrlich nicht gerechnet. Die hatte sein Sohn schon so häufig gesehen, aber selbst eingesetzt hatte er sie noch nie.
Geblendet von dem strahlend hellen Schein der Attacke kniff der Ältere seine Augen zusammen und fluchte: „Verdammt! Du hast mich echt ausgetrickst!“
Schützend hielt er seine Arme vor sein Gesicht und ging in eine leicht gebeugte Haltung, um nicht gleich vom nächsten Angriff überrascht zu werden.
„Das war's aber noch lange nicht!“, kündigte Gohan an und schwebte weiter in die Luft.
Oberhalb von Goku lud er seine Energie und führte seine Hände schräg hinter dem Kopf zusammen. Was sein Vater nicht sehen konnte, war, dass das Ki, welches sich zwischen Gohans Fingern ansammelte violett leuchtete. Er brauchte einen Moment um genügen Energie zu sammeln; immerhin führte er diesen Angriff zum ersten Mal aus und es schien wirklich nicht leicht zu sein.
Die Sekunden verstrichen und der stechende Schmerz in Gokus Augen ließ langsam aber sicher nach. Er blinzelte und konnte verschwommen erkennen, dass sein Sohn über ihm schwebte. Aber was war das für eine Haltung? Was war das für eine Energie...?
»Diese Farbe... Das ist doch...«, dachte der junge Vater, der so langsam erkennen konnte, was sich da über ihm zusammen braute.
„GAAAALIIICK...“, schrie Son Gohan, dessen Körper mittlerweile komplett von der lilafarbenen Energie umringt war.
„Oh nein...!“, murmelte Goku mehr zu sich selbst.
Er musste schnell handeln! Doch sein geschwächtes Augenlicht machte es ihm schwer, jetzt noch gezielt auszuweichen. Für einen Gegenangriff mit einem Kamehame-Ha war nicht genügen Zeit. Es blieb ihm nur eins: Den Angriff abblocken!
Gohan führte seine Arme nach vorne. „HOO!“

Der Energiestrahl steuerte direkt auf Goku zu, der seine Arme verschränkt vor sein Gesicht führte. In die Hocke gehend stellte er sich der Attacke entgegen. Schon der erste Kontakt brannte höllisch. Dieser Angriff war aber auch verflucht gefährlich!
Goku keuchte und knurrte, während er sich mit aller Macht dagegen stemmte. Doch er bemerkte, dass auch sein Sohn noch eine Schippe drauf legte. Die Energie fraß sich langsam durch seinen Kampfanzug. Glühend brannte sich der schmelzende Stoff in seine Haut.
»Verdammt!«, schoss es Goku durch den Kopf. »Das letzte Mal habe ich mich dieser Attacke vor vielen Jahren im Kampf gegen Vegeta gestellt. Und Gohan ist mittlerweile um ein vielfaches stärker, als der Prinz es damals war...«

Kaum hatte der Saiyajinprinz wieder Einzug in seine Gedanken gehalten, breitete sich eine Welle von Glücksgefühlen und Wärme durch seinen Körper aus, die ihn jeglichen Schmerz vergessen ließ.
Schlagartig schossen ihm tausende Bilder in den Kopf. Tausende und Abertausende Bilder... Als würde sein Geist gerade all das nachholen, was er sich in den letzten Wochen und Monaten verboten hatte. Ein debiles Grinsen bildete sich auf seinen Lippen, während er immer weiter in eine Traumwelt abdriftete, die Bilder in seinem Kopf genießend und alles andere um sich herum vergessend.
Wie in Trance erhob sich Goku aus seiner gebeugten Haltung. Sein Körper entspannte sich. Seine Hände sanken langsam herab, bis er vollends von dem Strahl seines Sohnes erfasst wurde und zu Boden geschleudert wurde.

„Juhu! Da siehst du es! Ich habe auch noch andere Tricks auf Lager!“, jubelte Gohan, der bemerkte, dass sein Vater unter dem Galick-Strahl eingeknickt war.
Langsam schwebte er dem Vollblutsaiyajin entgegen, doch als sich der Staub lichtete, hielt er die Luft an und eilte sofort an die Seite seines Vaters.
„DAD!“, schrie er panisch, landete gleich neben dem Bewusstlosen und rüttelte an ihm.  „Dad! Komm schon! Wach auf!“
Gohan musterte seinen Vater genauer, suchte nach größeren Verletzungen, doch außer ein paar Schrammen und kleinen Verbrennungen konnte er nichts Gravierendes entdecken, bis sein Blick in sein Gesicht fiel.
»Warum lächelt er denn...?«, fragte sich Gohan und konnte sich gerade einfach keinen Reim darauf machen.
Ihm war bewusst, dass sein Vater nicht schwer verletzt war, trotzdem war er bewusstlos und nicht in der Lage selbst zu handeln. Der Jüngere hob seinen momentan wieder schwarzhaarigen Vater hoch und flog mit ihm zurück in das kleine Haus, welches mitten im ewigen Nichts des Raumes von Geist und Zeit stand. Behutsam legte er seinen Vater auf sein Bett, zog ihm die Trainingsklamotten aus und versorgte seine Verbrennungen mit Salbe und einem Verband. Anschließend deckte er ihn zu und verließ den Raum.
Währenddessen überlegte Gohan: »Er wird ein paar Stunden Ruhe brauchen... Sobald er bei Bewusstsein ist, kann er auch eine magische Bohne essen, damit wir schon bald weiter trainieren können. Aber ich frage mich wirklich warum dieser Angriff ihn so überwältigt hat? Ich hatte wirklich gedacht, dass er ihn zumindest irgendwie abblocken kann...«

~

Währenddessen war Goku schon längst in das Land der Träume abgedriftet. Um ihn herum flogen verschiedene Bilder von Vegeta. Entweder gemeinsame Erinnerungen oder Fetzen aus seinen Vorstellungen, die um ihn herumwirbelten. Goku hatte das Gefühl zu fallen. Er fiel immer tiefer in den Wirbel aus Bildern, Erinnerungen und Träumen, bis es auf einmal komplett schwarz um ihn herum wurde und er unsanft auf dem Boden aufschlug.
„Autsch“, grummelte er und rieb sich seinen Kopf. „Wo bin ich hier nur?“
„Mach die Augen auf!“, verlangte eine wütend klingende Stimme.
Goku war gar nicht bewusst, dass seine Augen geschlossen waren, also hörte er auf die Stimme und sah sich irritiert um.

Er fand sich auf einer herrlichen, saftig grünen Wiese wieder, an einem strahlenden Sommertag. Um ihn herum flatterten Schmetterlinge und andere kleine Insekten, der süße Duft von Blumen lag in der Luft und eine laue Brise wehte durch seine rabenschwarzen Haare. Es war absolut traumhaft und idyllisch.
Goku suchte nach dem Ursprung der Stimme. Und – wen hätte er auch anderes erwarten sollen? – er fand eine Person, die unweit von ihm gegen einen Baum lehnte. Es war ganz unverkennbar der stolze Prinz der Saiyajin. Die Arme streng vor der Brust verschränkt, die Augen verschlossen. Und dennoch konnte er den Hass in seinem Gesicht erkennen. Er war offensichtlich ganz und gar nicht gut gelaunt.
Gokus Herz schlug von jetzt auf gleich deutlich schneller.
Wieso hatte sein Sohn ausgerechnet eine Attacke von Vegeta nachgeahmt? Warum ausgerechnet von ihm? Und warum reagierte sein Körper jedes Mal so heftig auf den Prinzen? Warum schoss sein Puls gleich so dermaßen durch die Decke und woher kam diese unbändige Hitze, die in seinem Körper aufstieg?
Am liebsten wäre Goku aufgesprungen und davon gerannt. Aber er war hier in einem Traum. Er konnte selbst nicht steuern, wann er aufwachte und er konnte auch nicht bestimmen, was hier passierte. Das war einzig und allein seinem Unterbewusstsein zu verdanken.

Der Größere der beiden Vollblutsaiyajins fügte sich mit mulmigem Gefühl seinem Schicksal und hievte sich auf die Beine. Zögerlich ging er auf Vegeta zu.
„Was machen wir hier?“, fragte er ihn schließlich, als er nur noch gute anderthalb Meter von ihm entfernt stand.
„Das fragst du mich? Das ist doch dein Verstand!“, pampte der übellaunige Prinz, ohne seine Augen zu öffnen.
„Aber...ich weiß nicht...wieso...“, begann Goku unsicher.
„Du weißt nicht, wieso wir jetzt hier sind?!“, fauchte Vegeta, öffnete seine Augen zu minimalen Schlitzen, aus denen er seinen Widersacher nur für eine Sekunde wütend anfunkelte, nur um dann beleidigt von ihm weg zu sehen. „Vielleicht strengst du mal dein Hirn an, Vollidiot!“
„Hey – Wa... Was ist denn los mit dir?!“, fragte Goku etwas pikiert über die Beleidigung.
Der Prinz schloss seine Augen und knurrte bedrohlich. An seiner Schläfe trat eine gefährlich pochende Ader hervor. Plötzlich sprang er dem Größeren entgegen, packte ihn am Kragen und zog ihn zu sich herunter. In seinem Blick spiegelte sich der pure Hass wieder.
„Was... Was los mit mir ist? Sag mal, TICKST DU NOCH GANZ SAUBER?!“, schrie er ihm entgegen, schubste ihn am Brustkorb von sich weg, sodass Goku mit dem Hintern wieder in den Rasen plumpste. „Du hast sie doch wirklich nicht mehr alle!“
„Ve... Vegeta...“, murmelte Goku.
Was hatte er nur falsch gemacht? Warum war er so unfassbar wütend? Er konnte doch nichts dafür, dass sie sich jetzt hier trafen...
Der Kleinere stolzierte vor ihm auf und ab, während Goku ihm mit seinen nachdenklichen Blicken folgte, bis er auf einmal stehen blieb und ihn mit stechendem Augen fixierte.
Er fragte provozierend: „Was hast du als letztes gesehen, bevor du bewusstlos wurdest, hm?“
Goku wendete seinen Blick beschämt zur Seite und wurde leicht rot. „Dich...“.
Vegeta nickte und verschränkte die Arme wieder vor seiner Brust, während er auf den Jüngeren herabblickte. „Und was schließt du jetzt daraus...?“
„Ich...“. Der am Boden Hockende hob seinen Kopf zu dem Prinzen und zuckte leicht mit den Schultern. „...ich weiß es nicht...“.
Der Gesichtsausdruck Vegetas wurde noch finsterer und wütender, wenn das überhaupt möglich war. Es sah aus, als würde er bald platzen vor Zorn.

Doch statt durchzudrehen, wendete er sich einfach ab und schnaubte im Weggehen: „Ach, vergiss es einfach!“
Sofort sprang Goku auf seine Beine und eilte ihm hinterher. „Vegeta – warte!“
„Nein, Kakarott! Wenn du zu dumm bist, das zu kapieren, dann kann ich dir auch nicht mehr helfen!“
„Vegeta bitte! Erkläre es mir doch einfach!“
„Denk selbst nach!“
„Vegetaaa!“, jammerte Goku langgezogen, erreichte ihn schließlich und legte eine Hand an seine Schulter, um ihn zu sich herum zu drehen.
Die Drehung nutzte Vegeta aus, holte gleich zu einem Faustschlag aus und verpasste dem Jüngeren eine Gerade mitten ins Gesicht. Der Getroffene taumelte zurück und hielt sich seine blutende Nase.
„Fass mich nicht an!“, spuckte der Prinz noch. Sein Körper bebte vor Anspannung und Wut. „Fass mich...NIE WIEDER an!“
Erschrocken blickte Goku zu seinem Rivalen und bemerkte erst jetzt, dass nicht nur Zorn, sondern auch viel Schmerz in seinen Augen lag. Als wäre er wahnsinnig enttäuscht und verletzt worden.
„Ve... Vegeta...“, hauchte der Größere leise, mit geweiteten Augen, als er die wahren Emotionen in seinem Blick und seiner Haltung erkannte.
„Wochen... MONATE! … Nein! Es war fast EIN VERFICKTES JAHR! Ich habe hier gesessen und gewartet und du hast nicht einen einzigen Gedanken an mich verschwendet! Nicht eine winzige Sekunde!“
Goku stand der Mund offen. In einem solchen Zustand hatte er seinen Artgenossen noch nie gesehen. So verletzlich, so emotional... Er wusste einfach nicht, was er darauf erwidern sollte.
„Was ist passiert, bevor du ohnmächtig geworden bist?! Sag's mir!“, forderte er wütend.
„Ich... Gohan und ich...wir haben trainiert“.
„Aha und dann?!“ Vegetas Stimmfarbe klang weiterhin gereizt.
„Gohan hat mich mit deinem Galick-Strahl angegriffen... Und dann bist du wieder in meinen Gedanken aufgetaucht...“.
Goku weitete seine Augen erneut. So langsam dämmerte ihm, warum er hier war. Und er verstand auch allmählich, warum der Prinz so wütend auf ihn war. Monatelang hatte er sich jeglichen Gedanken an seinen Artgenossen verboten. Seine unterdrückten Bedürfnisse bahnten sich nun einen Weg an die Oberfläche, in Form dieser intensiven Bilder und dieses Traumes, in dem er gerade feststeckte.

„Ignorieren wir einfach mal den Fakt, dass NIEMAND den Galick-Strahl einfach so kopieren kann, vor allem nicht dein verweichlichter Witz von einem Sohn...“. Vegeta rollte genervt seine Augen und schnaubte abfällig. „Hast du jetzt verstanden, warum wir hier sind?“
Goku ging gar nicht auf die Beleidigung seines Sohnes ein und senkte schuldbewusst seinen Blick. Nur ein zaghaftes Nicken war von ihm zu sehen.
„Schön. Dann kannst du dich jetzt verpissen und mich in Ruhe lassen!“ Wieder drehte Vegeta seinem Widersacher den Rücken zu.
Erst jetzt erwachte Goku aus seiner Starre und schritt wieder auf ihn zu. „Vegeta, ich... Ich weiß, wieso du wütend bist... Bitte, lass mich erklären!“
„Deine Erklärungen interessieren mich nicht! Ich bin einfach nur dämlich, weil ich dachte, dass auf jemanden wie dich Verlass wäre...“.
„Bitte hör mir zu! Mir sind einfach ein paar Dinge klar geworden und ich...“.
Ruckartig drehte sich der Prinz wieder zu dem Jüngeren um. „Was ist dir klar geworden? Dass ich dir vollkommen egal bin? Dass du mich nicht brauchst?“
„Nein... Es ist nur... Ich habe meine Frau betrogen... Und wenn ich an dich denke...habe ich das Gefühl, dass ich sie immer wieder betrüge...“.
Fragend hob der Kleinere eine Augenbraue. „Und das wird dir erst jetzt bewusst?“

Goku war erneut sprachlos. Ja, warum war ihm das so spät erst klar geworden? War es nicht vollkommen logisch, dass sich so etwas nicht gehörte? Auch wenn er nicht wusste, was 'fremdgehen' bedeutet, hätte ihm klar sein müssen, dass Chichi ihm das übel nehmen würde.
Schweigend waren seine Augen zu Boden gerichtet, seine Hände zu Fäusten geballt, die sich in den Stoff seiner Gi-Hose klammerten.
Er wollte Vegeta nicht verletzen... Ihm war bewusst, dass dies nur ein Traum war und in seiner Vorstellung passierte. Aber es fühlte sich so real an... Die Schmerzen in seiner Brust und diese Qualen, welche sich in diesem Moment in ihm ausbreiteten, nur weil er die Ablehnung des Älteren erfuhr, waren unerträglich.
Er wollte es wieder gut machen. Aber er wusste einfach nicht wie.

„Vegeta...ich...“, schluchzte er leise und hob seinen Blick wieder. Tränen befüllten seine Augen und ließen diese in der Sonne glänzen.
Doch der Prinz schien auch jetzt kein Mitleid zu haben. Schnaubend wendete er seinen Blick ab. „Hör auf zu flennen, Kakarott! Das ist erbärmlich!“
„Das ist doch alles deine Schuld!“, erwiderte der Jüngere auf einmal trotzig.
„Wie bitte?“
„Du bist es doch, der mich zum Weinen bringt! Du lässt nicht mit dir reden! Was soll ich denn anderes tun, wenn du mir nicht einmal die Möglichkeit gibst, mich zu erklären?!“
Vegeta knurrte wütend auf und fletschte seine Zähne und kam wieder näher auf den Jüngeren zu, seinen strafenden Blick zu schmalen Schlitzen verengt.
„Willst du mich jetzt komplett verarschen, Kakarott?! DU bist derjenige, der mit diesem ganzen Zirkus angefangen hat! DU bist derjenige, der immer wieder zu mir gekommen ist, der nicht genug von mir kriegen konnte! Bis ich mich irgendwann darauf eingelassen und dir vertraut habe! DU bist derjenige, der jede freie Minute in seinen Gedanken und Vorstellungen verbringen wollte, nur um mir nah zu sein! DU bist derjenige, der seiner Frau fremdgegangen ist und DU bist derjenige, der mit dem echten Vegeta geschlafen hat, der – mal ganz davon abgesehen – überhaupt nichts davon weiß! Schon mal darüber nachgedacht? Nein! Natürlich nicht!“
Goku wich einen Schritt zurück und sank langsam in sich zusammen, während sich Vegeta vor Wut immer weiter vor ihm aufbaute. Er schien bei seiner laufenden Ansprache immer größer zu werden.
„Und warum hast du all das getan? Weil du nicht genug von mir kriegen konntest! Weil dich alleine die Vorstellung mit mir zu schlafen schon so rattig macht, dass du fast die Beherrschung verlierst! DU bist selbst Schuld an dieser Misere! DU ganz allein und niemand anderes! Ich bin nur ein Bildnis deiner Vorstellung – ich existiere überhaupt nicht! Mir kannst du nicht die Schuld geben!“

Der Angeschriene fiel auf seine Knie. Sein Körper war unter den wütenden Worten des Älteren zusammengeschrumpft. Es fühlte sich an, als wäre ihm sämtliche Kraft geraubt worden.
Vegeta drehte seinem Rivalen wieder den Rücken zu und setzte zum Fortgehen an. Währenddessen grummelte er noch: „Leb' wohl, Kakarott...“.
„Vegeta...nein...ich...“, schluchzte Goku wieder, streckte einen Arm hilfesuchend nach ihm aus. „Ich will dich nicht verlieren...!“
Der Prinz hielt inne und lachte kurz belustigt auf.
„Es ist zu spät, Kakarott... Du hast dich doch schon längst dazu entschieden, abzutreten. Du hast deinen Frieden mit deinem baldigen Tod gemacht. Du willst lieber sterben und alles verdrängen, was mit mir zu tun hat, statt dich damit auseinanderzusetzen und dich der Wahrheit zu stellen...“.
„We-welche Wahrheit...? Was meinst du, Vegeta?“
„Darauf musst du schon selbst kommen... Und bis dahin werden wir uns nicht wieder sehen...“.
Ohne sich noch einmal umzudrehen oder seinem Kontrahenten einen letzten Blick zu schenken, stieß sich Vegeta vom Boden ab und erhob sich leichtfüßig und elegant in die Lüfte.
„Vegeta!! WARTE! Lass mich nicht alleine!“, krächzte Goku ihm verzweifelt hinterher.
Doch er konnte sich nicht bewegen. Eine unbekannte Macht - eine Schwere, die seinen gesamten Körper lähmte - hielt ihn am Boden und er konnte nur dabei zusehen, wie der Leib des Prinzen langsam vor dem strahlend blauen Himmel verblasste.


Goku schreckte schweißgebadet aus seinem Traum heraus und richtete sich panisch auf. Sich umsehend suchte er Vegeta und nur langsam realisiert er, dass er sich immer noch im Raum von Geist und Zeit befand. Er saß in seinem Bett, spürte das weiche Laken unter sich und kehrte nun allmählich in die Realität zurück.
Seine Atmung war immer noch beschleunigt, als er seine Hände an seinen Kopf legte und seine Finger in seinen Haaren vergrub.
»Was zur Hölle war das? Was wollte Vegeta mir damit sagen? Was für eine Wahrheit? Ich weiß einfach nicht, was er meint... Was will mir mein Unterbewusstsein nur klar machen?«
Der Vollblutsaiyajin seufzte ernüchtert, erkennend, dass er auf diese Fragen nicht allzu schnell eine Antwort finden würde, und schob die Decke von seinem Körper. Er war nur in eine Boxershorts gekleidet. Sein Sohn musste ihn ausgezogen und ins Bett gelegt haben...
Goku fühlte sich, wie vom Zug überfahren. Seine Glieder waren bleischwer, sein Kopf schmerzte und dröhnte, seine Gedanken hörten nicht auf zu kreisen. Ihm wurde richtig schwindelig, als er versuchte sich an die Bettkante zu setzen und musste sich im Laken festkrallen, um nicht gleich wieder nach hinten zu kippen.
»Es war offenbar keine gute Idee, Vegeta komplett aus meinen Gedanken zu streichen... Aber wieso? Ich habe doch früher nie so viel an ihn denken müssen... Ich hätte niemals dieses Experiment durchführen sollen! Seit dem ist es nur schlimmer geworden! … Aber das hilft mir jetzt auch nicht weiter... Ich kann es schließlich nicht ungeschehen machen. Ich muss einfach herausfinden, was Vegeta meinte...«
Ein lautstarkes Knurren durchbrach seine Gedankengänge und er hielt sich seinen vor Hunger schmerzenden Bauch.
»Oh... Ich sollte wohl erst mal etwas essen und mit Gohan reden. Wie lange ich wohl ausgeknockt war...?«

Don't die before I do - Stirb nicht vor mir 🔞Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt