Zeit ist relativ

55 7 0
                                    

Kapitel 18: Zeit ist relativ


Zeit. Was für ein merkwürdiges Konstrukt.
Während der eine einen bestimmten Zeitraum wie im Rausch erlebt, kann für jemand anderen, genau der selbe Zeitraum wie eine ganze Ewigkeit erscheinen. In dem einen Moment können einem Stunden wie Sekunden vorkommen. Im Nächsten Sekunden wie ganze Jahre.

Seit dem Sieg über Cell waren nun zwei Tage vergangen. Zwei Tage, die für Vegeta ein einziges Auf und Ab, ein stetiges Hin und Her zwischen diesen beiden Extremen waren. Als er am Morgen der Cell-Spiele bemerkt hatte, dass sein Schweif nachgewachsen war, blieb für einen Moment die Zeit komplett stehen. Einfach, weil es ihm so viel bedeutete und rückblickend betrachtet, an diesem Tag sehr viel ausgelöst hatte. Danach verlief alles wie im Zeitraffer. Es geschah so viel auf einmal, dass der Prinz sich bis heute nicht erklären konnte, wie es überhaupt möglich war, dass so viel Scheiße innerhalb weniger Stunden passieren konnte. Jetzt, nach dem Ganzen, hatte er das Gefühl, sich nur noch an Bruchstücke und einzelne Fetzen dessen zu erinnern. Jedenfalls drängten sich Fragmente seiner Erinnerung, Bilder und kurze Sequenzen in sein Hirn.
Sein wiedergekehrter Stolz und sein Kampfeswille waren nur erste Symptome seines wiedergekehrten Affenschwanzes. Die damit einhergehende Reizbarkeit und seine Stimmung, die noch schwankender war als sowieso schon, hatten gleich im Anschluss für den kurzen, aber sehr intensiven Streit mit Bulma gesorgt. Und wäre das nicht schon schlimm genug gewesen – er hatte sie gewürgt und wie Dreck behandelt, dabei war sie die Mutter seines Sohnes, verdammt noch mal – stürzte er danach, ohne sich um sie zu sorgen, davon und in den Kampf gegen Cell. Ein aussichtsloser Kampf. Das war ihm von Anfang an bewusst gewesen. Aber nein, er musste sich ja unbedingt wieder etwas beweisen! Und was hatte es ihm gebracht? Er war mal wieder gedemütigt und vor versammelter Mannschaft bloßgestellt worden! Die mitleidigen Blicke der Erdlinge wird er wohl niemals vergessen können.

Und Kakarott hatte dem Ganzen natürlich wieder die Krone aufgesetzt. Er hatte ihm schon wieder das Leben gerettet. Aber nicht nur das... Kakarott hatte auch dafür gesorgt, dass sein Zeitgefühl wieder komplett verrückt gespielt hatte. Ihr Aufeinandertreffen, nachdem Vegeta das Bewusstsein wiedererlangt hatte, spielte sich beinahe in Zeitlupe ab. Die Gedanken des Prinzen waren derweil auf Hochtouren gelaufen. Tausende Fragen waren in seinen Kopf geschossen, auf die er bis heute noch keine Antwort gefunden hatte. Und wie zur Hölle war die Situation danach nur derart eskaliert? Sie hatten sich nur kurz unterhalten. Vegeta wollte doch nur für klare Fronten sorgen. Wie hatte er sich so gehen lassen können? Verdammte Scheiße! Er hatte mit Kakarott geschlafen! Mit seinem Erzfeind! Mit dem Kerl, den er am meisten hasste! Der Kerl, der ihn schon so oft gedemütigt und erniedrigt hatte. Der seinen Stolz hatte schwinden lassen. Der sich anmaßte, als Saiyajin niederer Herkunft seinen Prinzen zu überflügeln! Wie konnte er es nur so weit kommen lassen? Wieso lief einfach alles, was mit Kakarott zu tun hatte, nur so dermaßen beschissen?
Und als wenn das nicht endlich mal genug für einen gottverdammten Tag wäre – nein – Kakarott opferte sich auch noch großmütig und gutherzig, wie er nun mal zu sein pflegte, für den gesamten Planeten und seine Freunde... Im Endeffekt... Ja, sogar für ihn. Für den Prinzen seines Volkes. Ob das seine Intention dahinter war? Ob er dabei auch an die Sicherheit Vegetas gedacht hatte...? Wer konnte das schon so genau sagen? Er konnte Kakarott jetzt jedenfalls nicht mehr danach fragen. Vielleicht war das aber auch besser so, denn eigentlich wollte er sich mit diesen unzähligen Fragen gar nicht beschäftigen.
Selbst, wenn sie sich eines Tages wieder sehen würden...
Verfluchte Scheiße! Sie hatten miteinander gevögelt! Sie könnten doch nie wieder so wie vorher miteinander umgehen! Das war ihm glasklar. Selbst, wenn er so tun könnte, als wäre all das nie passiert... Kakarott könnte das mit Sicherheit nicht. Denn der Prinz kannte den Blick, den sein Artgenosse ihm nach dem Sex zugeworfen hatte. Genau diesen Blick hatte er schon so oft von Radditz gesehen. Genau den selben, verfluchten Blick, der sein Herz zum Rasen brachte und ein merkwürdiges, angenehm warmes Gefühl in ihm hinterließ.

Kakarott hatte Gefühle für ihn. Das war ganz offensichtlich. Aber wer hätte denn damit rechnen können? Und woher kam das auf einmal? Hatte es etwas mit den Schweifen zu tun? Aber schon vorher hatte sich der jüngere Vollblutsaiyajin so merkwürdig verhalten... Der Abend vor den Cell-Spielen und dieser intensive Kuss... Vegetas Lippen brannten noch jedes Mal, wenn er daran denken musste. Aber er konnte sich einfach nicht erklären, woher dieser plötzliche Wandel Kakarotts kam... Und Vegeta wusste auch nicht, was er davon halten sollte.
Das war wohl auch der Grund, warum gleich nach dem Sex die Zeit für ihn wieder beinahe stehen blieb. Und in diesem Moment hätte er sich sogar gewünscht, dass die Zeit für sie beide gänzlich angehalten hätte. Es war das erste Mal seit vielen, vielen Jahren, dass er sich so gut gefühlt hatte. So gelöst. So schwerelos. So befriedigt und mit sich selbst im Reinen. Nur leider hatte das Gefühl viel zu kurz angehalten. Nachdem der Orgasmus verflogen und der erste wirre Gedanke wieder in seinen Kopf eingekehrt war, war das Gefühl von Glück verblasst.

Vegeta versuchte sich das ganz rational zu erklären. Er hatte seinen Spaß mit Kakarott gehabt, war auf seine Kosten gekommen, besonders, weil er es endlich mal wieder mit einem Saiyajin getan hatte, aber das war es dann auch. Natürlich hielt dieses Glück nicht länger. Das tat es nie. Weder bei Radditz, noch bei Bulma, noch bei sonst irgendjemandem. Der stolze Prinz dachte, dass das normal sei. Dass, sobald sich das Hirn nach dem Sex wieder einschaltete, die grausame Realität über ihm einstürzte und der unbeschwerte Traum endete.
So etwas wie Glück...das Gefühl von Freiheit oder gar Liebe... All das gab es in seiner Vorstellung überhaupt nicht. All das waren Illusionen, an die sich Träumer und Idioten klammerten, um ihrem erbärmlichen Leben etwas mehr Sinn zu geben. Aber er würde darauf nicht reinfallen. Er ließe sich von diesen Nettigkeiten nicht dazu verleiten, schwach oder verweichlicht zu werden.

Tja. Aber auch hier war noch lange nicht Schluss für Vegeta. Denn schon wenige Minuten später – ja, er hatte sogar noch die letzten schwachen Fluten des Orgasmus in seinem Körper gespürt, hatte die Enge seines Rivalen quasi noch spüren können; sein Stöhnen war immer noch in seinem Ohr widergehallt, welches nur langsam mitsamt seiner sterbenden Silhouette im Wind verblasst war – da war Cell wieder aufgetaucht, als ob nichts gewesen wäre. Kakarott, der, auch wenn er es nicht gerne zugab, der stärkste Saiyajin war, war in einer gigantischen Auraexplosion mitsamt Cell detoniert, aber selbst das... Selbst das brachte dieses Monster nicht zur Strecke!
Das war wieder so ein Moment, in dem die Zeit einzufrieren drohte. Besonders, nachdem Cell gleich bei seiner Rückkehr sein nächstes Opfer forderte... Trunks. Und damit war endgültig der Punkt erreicht, an dem für Vegeta einfach alles zu viel geworden war. Jedes Wesen in diesem Universum konnte nur eine bestimmte Anzahl schrecklicher Nachrichten und Ereignisse auf einmal ertragen. Irgendwann setzte es in jedem aus. Im Raum von Geist und Zeit hatten Trunks und Vegeta gerade angefangen so etwas wie einen Draht zueinander aufzubauen. Der Prinz verachtete seinen Sohn nicht mehr. Er akzeptierte ihn und respektierte ihn für seine Stärke. Und ausgerechnet dann musste er sterben?
Vegetas Hirn hatte sich einfach abgeschaltet. Ihm war alles völlig egal geworden. Kakarott war tot. Sein Sohn war vor seinen eigenen Augen hingerichtet worden. Was brachte es also noch? Was hielt ihn davon ab, sich erneut in einen aussichtslosen Kampf zu stürzen? Er wäre lieber im Kampf mit erhobener Faust gestorben, als von Cells nächstem Angriff überrascht zu werden. Aber natürlich hatte auch das Nichts mehr gebracht. Nur einen Wimpernschlag später hatte er mit zertrümmertem Arm am Boden gelegen und vor Schmerzen geschrien. Was war er nur für ein erbärmlicher Haufen Abfall? Nicht würdig den Titel des Saiyajinprinzen zu tragen.

Zum Glück war er aber nicht der Einzige, der in diesem Moment die Beherrschung verloren hatte. Und natürlich hatte Kakarott am Ende des Tages doch wieder Recht gehabt. Son Gohan war nach dem Opfer seines Vaters und nach dem Tod von Trunks völlig durchgedreht und hatte genau die Stärke enthüllt, die Kakarott wohl die ganze Zeit über im Sinn gehabt hatte.
Gohan... Diese Rotzgöre - ein elfjähriger, kleiner, halbblütiger Bengel – hatte als erstes die nächste Stufe des Supersaiyajin erreicht und hatte Cell schlussendlich besiegen können.
Jetzt war also schon dieser Halbstarke stärker als der Prinz der Saiyajin? War das noch fair? War das in irgendeiner Weise gerecht? Er – er ganz allein – sollte doch der Stärkste unter den Saiyajin sein! Es sollte sein Geburtsrecht sein! Und jetzt hing er hinter einem Unterklassenkrieger und dessen halbblütigen Sohn. Und er verdankte ihnen beiden sein beschissenes Leben.

Fuck!
Wie konnte nur so viel Scheiße in so kurzer Zeit passieren?


Vegeta stand wieder einmal in Mitten des Schlachtfeldes, auf dem vor zwei Tagen die Cell-Spiele stattgefunden hatten und versuchte zu begreifen, was in den letzten Tagen passiert war. Sein Kopf schmerzte, ebenso wie sein Herz. Den Blick schwermütig gen Himmel gerichtet und seine Fäuste geballt. Schon seit Stunden verharrte er hier an diesem Ort und spielte Statue.
Eigentlich könnte er glücklich sein. Er lebte. Cell war besiegt und er konnte sein Leben und sein Training wie gehabt fortführen. Aber das Gefühl der Erleichterung wurde von monströsen, dunklen Wolken überschattet. Passend dazu durchbrach ein Donnergrollen den Landstrich; eine dichte Wolkendecke zog sich zusammen und es begann zu regnen.

Resigniert ließ der Prinz seinen Blick über das Schlachtfeld gleiten.
Warum war er überhaupt schon wieder hier? Er hatte in den letzten Tagen weder trainiert, noch gegessen, noch geschlafen, noch sich gewaschen. Nicht einmal umgezogen hatte er sich seitdem. Warum kehrte er nicht zurück zur Capsule Corperation, ging duschen, aß etwas und entspannte sich? Warum konnte er sich einfach nicht vom Fleck bewegen? Was zog ihn immer wieder hier her?
Er konnte es sich selbst nicht erklären. Er wusste nur, dass ihn der Gedanke, zur Normalität zurück zu kehren, beängstigte. Gab es überhaupt noch Normalität, nach all dem, was in den letzten Tagen passiert war? Gab es noch einen Anreiz, sein Training fortzuführen, wenn sein Rivale so plötzlich verschwunden war? Fehlte ihm tatsächlich genau dieser Ansporn...? Lag es wirklich an...ihm? An...Kakarott...?

Warum hatte er sich für sie alle geopfert? Warum so plötzlich und ohne jegliche Vorwarnung? Er hatte sich einfach in Luft aufgelöst. Hatte Cell mit sich genommen. Auch wenn dies im Endeffekt völlig umsonst gewesen war.
Vegeta ballte seine Fäuste und richtete seinen Blick wieder in den Himmel, in der Hoffnung dort Antworten auf seine vielen, quälenden Fragen zu bekommen. Der Regenstrom wurde immer dichter und benetzte seine angestrengte Miene.

Warum traf ihn der Tod seines Artgenossen nur so sehr?
Warum hatte er plötzlich das Gefühl, dass alles keinen Sinn mehr machte?
Warum fühlte er sich so leer und ausgebrannt?
Warum wäre er lieber selbst gegen Cell gestorben, als jetzt hier alleine im Regen zu stehen?

„Verdammt... Kakarott... Warum bist du auf diese sinnlose Weise gestorben?“

Sein Tod war absolut zwecklos gewesen. Cell hatte Gokus Selbstzerstörung überlebt und der Saiyajin hatte damit sein Leben weggeworfen. Danach war ihr Feind sogar noch stärker wieder zurück gekehrt.
Vegeta knurrte erneut auf. Jetzt hatte ihn sogar schon dieser Knirps überholt. Son Gohan war es gelungen eine neue Stufe des Supersaiyajin zu erreichen und hatte Cell eigenhändig vernichtet.

Und er selbst? Der Prinz der Saiyajin fühlte sich erniedrigt, vorgeführt und...leer. Hatte er vor dem Kampf gegen Cell noch so etwas wie Stolz und Selbstbewusstsein in sich gespürt...so war dieses jetzt völlig verpufft. Er fühlte einfach gar nichts mehr. Sein gesamter Hass war verflogen. Der Zorn, den er noch vor zwei Tagen auf Kakarott verspürt hatte... Er war weg. Am liebsten wäre ihm, wenn er dieses dämliche Grinsen nur noch einmal sehen und er ihm für diese hirnverbrannte Idee, sich selbst zu opfern, noch einmal in sein naives Gesicht schlagen könnte.
Ein wehmütiges Seufzen kam über seine Lippen, während er seinen Blick wieder senkte.

Gestern hatten Bulma und die Anderen die vielen Opfer, die Cell und die Cyborgs gefordert hatten, wieder belebt. Vegeta hatte an diesem Zirkus natürlich nicht teilgenommen. Dieses freudige Wiedersehen der Erdlinge – widerlich! Doch so ganz ließ er es sich dann doch nicht nehmen. Schließlich musste er sich selbst davon überzeugen, dass sein zeitreisender Sohn wieder ins Leben zurück geholt wurde. Zu seinem Leidwesen spürte er aber danach erst, was ihn wirklich dazu veranlasst hatte, die Beschwörung von Shenlong aus der Ferne mit gelöschter Aura zu beobachten. Sein Herz raste die gesamte Zeit über und er hatte sich eingeredet, dass es mit der Wiederbelebung von Trunks besser werden würde. Doch Fehlanzeige. Danach schoss sein Puls erst richtig in die Höhe, denn Gohan fragte den magischen Drachen gezielt, ob er seinen Vater wieder zurück bringen könnte.
Und was dann passierte, hatte dem Prinzen sämtliche Hoffnung genommen. Kakarott hatte abgelehnt! Er erklärte sein bescheuertes Verhalten damit, dass er das Böse irgendwie magisch anzöge und er deshalb besser im Jenseits bliebe. Vegeta fiel beinahe vom Glauben ab, als er das gehört hatte. Das war doch nicht sein beschissener Ernst! Das konnte er ihm nicht antun! Er hatte ihm so vieles versprochen! Ihre Revanche! Das Training, damit er endlich lernte den Oozaru zu kontrollieren! Was zur Hölle sollte das?! Oder ging dieser Dreckskerl ihm absichtlich aus dem Weg?
Vegetas Herz war bei dem Gedanken kurzzeitig stehen geblieben. War im Endeffekt nachher sogar...er selbst, derjenige, der ausgenutzt worden war...? Nein... Nein! Das passte überhaupt nicht zu Kakarott. Und er war ganz sicher nicht ausgenutzt worden. Wenn dann war er derjenige, der Andere für seine Zwecke ausnutzte! So und nicht anders!

Dennoch schmerzte ihn die Erkenntnis, dass all das, was der andere Vollblutsaiyajin ihm versprochen hatte, nicht stattfinden würde.
Noch kurz vor dem Kampf gegen Cell hatte Kakarott ihn gefragt, ob er mit ihm trainieren und ihm zur Kontrolle des Oozarus verhelfen könne. Natürlich hatte er abgelehnt, aber jetzt, da es nicht mehr dazu kommen würde, fühlte es sich einfach falsch an. Irgendwie klang die Vorstellung, diesem Trottel etwas beizubringen, auf einmal irrsinnig interessant. Aber nicht nur das. Auch seine Revanche würde ihm jetzt auf Ewig verwehrt bleiben. Er würde nie wieder die Chance bekommen, gegen seinen Rivalen zu kämpfen. Nie wieder würden sie die Fäuste kreuzen. Nie wieder könnte er im Kampf gegen ihn über seine Grenzen hinauswachsen. Nie wieder würde er seine Aura spüren. Nie wieder sein Grinsen sehen oder sein dämliches Lachen hören. Nie wieder würde er diese Wärme fühlen, wenn er in Kakarotts Nähe war.
Nie wieder...

Vertieft in seine Gedanken an die vergangenen Tage, spürte Vegeta gar nicht, dass er mittlerweile völlig durchnässt war. Den Regen hatte er komplett ausgeblendet. Vegeta spürte nur noch eines: Einsamkeit.
Aber wieso...? Wieso fühlte er sich einsam? Es hatte ihn doch sonst nie gestört, ein Leben als Einzelgänger zu führen. Und vor Gokus Tod war er genauso allein, wie jetzt auch. Er hatte doch eine Familie gegründet, wenn auch nicht geplant. Aber er wusste sein Zuhause und die Frau, mit der er bisher immer das Bett geteilt hatte, zu schätzen. Ebenso wie er seinen kleinen Sohn mittlerweile akzeptiert hatte.
Wieso fühlte er sich also allein?
War es das, was Radditz ihm in seinem Traum sagen wollte...? Fehlte ihm einfach die Nähe zu...zu seines Gleichen? War dieser Konkurrenzkampf, diese Rivalität genau das, was ihn die letzten Jahre überhaupt angetrieben hatte? Fehlte ihm wirklich einfach genau dieser Ansporn, um jetzt weiter zu machen? Und hatte er das vielleicht sogar unbewusst seinem Artgenossen klar gemacht, als sie miteinander geschlafen hatten?

Vegeta hatte sich in der Zwischenzeit keinen Millimeter vom Fleck bewegt.
All das... Das konnte doch einfach nicht wahr sein! Aber selbst wenn... Was sollte er jetzt schon daran ändern? Er würde Kakarott nie wieder sehen. Nie wieder! Nicht einmal im Jenseits. Denn er würde ganz sicher in der Hölle landen, während sein Artgenosse durch den Himmel spazieren würde. Egal, was er sich einbildete, oder einredete, was da vielleicht zwischen ihnen zu sein schien... Er musste damit abschließen. Er musste nach vorne sehen und sein Leben ohne ihn weiter führen.
Zumindest hatte er einen Grund, der ihn davon abhielt, sich noch länger seiner Lethargie hinzugeben. Bulma und Trunks. Seine Familie. Aber war das Grund genug?
Er musste es zumindest versuchen. Er musste versuchen, Kakarott und alles, was mit ihm zusammenhing, zu vergessen. Es konnte doch nicht sein, dass er wegen dieses Trottels sein Training vernachlässigte und sich dermaßen niederschmettern ließ. Es konnte einfach nicht sein, dass er jetzt schon seit zwei Tagen nichts gegessen, nichts getrunken und nicht geschlafen hatte.

Vegeta ballte seine Fäuste noch fester und knurrte laut auf.
Nein! Damit war jetzt endgültig Schluss!
Dieser Trottel würde ihm nicht länger im Kopf herum spuken! Und er würde sich auch nicht länger von irgendwelchen Nichtigkeiten und Banalitäten ablenken lassen! Denn nichts Anderes, waren diese vielen Gedanken in seinen Augen. Nichts als banale Albernheiten, die ihn von seinem wahren Ziel ablenkten: Der verdammt noch mal stärkste Saiyajin von Allen zu werden! Er würde diesen Halbstarken schon einholen! Ganz sicher! Ein vollblütiger Saiyajin wie er, war viel mehr wert, als dieser Hybrid!
Mit einem zornigen Brüllen ließ der Saiyajinprinz seine goldene Aura aus sich herausbrechen, die einen Krater in die Landschaft riss und seine Wut über sich selbst und das ganze Universum zum Ausdruck brachte.

Erst einige Minuten später, als sein schier endloser Schrei verstummt war, erlosch auch seine goldene Aura. Fest entschlossen schwebte Vegeta aus dem Krater heraus und machte sich endlich auf den Weg zur Capsule Corperation. Diesmal auch mit dem Vorhaben dort zu bleiben.
Zwar war Vegeta selbst nicht wirklich von seinen letzten Gedankengängen überzeugt, aber was blieb ihm schon für eine andere Wahl? Weitere Tage in stumpfsinniger Lethargie verbringen und die Gefahr eingehen, zu sterben? Nein. Das war wirklich keine Option.
Also schluckte er all seine Gefühle herunter und kehrte diesem Kampfplatz und all den Erinnerungen, die damit verknüpft waren, ein für alle Mal den Rücken.

Don't die before I do - Stirb nicht vor mir 🔞Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt