Heimatliche Gefilde

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Kapitel 21:

Heimatliche Gefilde


Natürlich musste sich Vegeta diese Sache genauer ansehen. Er hatte gar keine andere Wahl. Sein Heimatplanet, den er sein ganzes Leben lang für zerstört gehalten hatte, den der Tyrann Freezer eigentlich zu einem Häufchen Asche pulverisiert und gemeinsam mit dessen gesamter Bevölkerung ausgelöscht hatte, existierte noch.
Wie war das nur möglich? Hatte Freezer gelogen? Aber warum? Was sollte es ihm bringen? Und selbst, wenn Freezer gelogen hätte, warum hatte dann niemand nach ihm gesucht? Immerhin war er der Prinz seines Volkes. Irgendjemand hätte doch nach ihm suchen lassen müssen, oder? Oder hatten seine Untertanen die Gelegenheit genutzt und einen neuen König auserkoren? Immerhin war sein Vater schon vor dem Angriff von Freezer von eben diesem hingerichtet worden. Oder hatte Freezer lediglich die Saiyajin ausgerottet, den Planeten aber unversehrt gelassen? Doch auch das ergab keinen Sinn. Wieso sollte sich Freezer die Mühe machen, jeden Saiyajin einzeln zu töten, wenn er doch einfach den Planeten sprengen und damit alle auf einen Schlag vernichten hätte können?

Geplagt von diesen Fragen schüttelte Vegeta abwehrend seinen Kopf. Das viele Nachdenken würde ihm auch keine Antworten liefern. Er musste landen und sich selbst eine passende Erklärung liefern. Eine Alternative gab es nicht.
Der Prinz machte sich bereit für die Landung. Er musste die Geschwindigkeit stärker drosseln als normalerweise. Immerhin wusste er, dass die Gravitation seines Heimatplaneten höher war als die der Erde. So musste der Landeanflug noch vorsichtiger und langsamer von Statten gehen, ansonsten würde sein Raumschiff von dem Aufprall durch die enorme Gravitation zerschmettert werden.

Zum Glück gelang ihm die Landung recht problemlos und er konnte das Raumschiff auf einem Berg, bestehend aus rotem Gestein, zu Boden bringen.
Aufgeregt und mit klopfendem Herzen verließ Vegeta das Gefährt und sah sich mit geöffnetem Mund um. Ihn brachte normalerweise nichts so leicht aus der Fassung, aber das… Das war für ihn so unwirklich. Er hätte nicht geglaubt, diesen Anblick jemals wieder zu sehen. Es überwältigte ihn und er musste erstmal kräftig schlucken.
Von dem Berg aus hatte er einen ausgezeichneten Ausblick über ein riesiges Waldstück, in welchem er die Ki-Signaturen zahlreicher Tiere spüren konnte. Vögel kreischten aufgeregt, jagten sich durch die Baumwipfel.
In diesem Wald hatte er als Kind oft gespielt und trainiert. Die dort lebenden Monster waren damals prima Trainingspartner gewesen, bevor er angefangen hatte, gegen Pflanzenmänner zu kämpfen. Wie oft hatte er Radditz durch diesen Wald gejagt und wie oft hatte er sich hier vor seinem Vater versteckt, um den lästigen Pflichten eines jungen Thronfolgers entrinnen zu können.
Ein Schmunzeln durchmaß Vegetas erstaunte Miene. Ein wohlig warmes Gefühl machte sich im Inneren des Prinzen breit. Angefüllt von Nostalgie und einem Gefühl von Geborgenheit und Zugehörigkeit, welches er seit vielen, vielen Jahren nicht mehr gespürt hatte, fiel ein Teil seiner eiskalten, unnahbaren Fassade plötzlich ab.
Es war ihm bislang gar nicht bewusst gewesen, aber jetzt wurde ihm auf einen Schlag klar, wie sehr er diesen Anblick vermisst hatte. Wie sehr ihm dieses Gefühl gefehlt hatte, welches allein die Luft, der Geruch und die Wärme der Atmosphäre in ihm auslöste. Besonders sein Affenschweif reagierte immens. Das Fell bauschte sich auf, er zuckte und machte sich beinahe selbstständig in der Präsenz seines Heimatplaneten.

Der Saiyajinprinz ließ seinen Blick weiter durch die Landschaft streifen, während er sich in die Lüfte erhob und die Umgebung scannte. Er spürte keine größeren Kampfkräfte in der Nähe. Die Energien, die er orten konnte, gehörten höchstwahrscheinlich zu etwaigen Tieren und Monstern. War also tatsächlich nur der Planet verschont worden? Oder hatten die hier lebenden Saiyajin alle gelernt ihr Ki zu unterdrücken? Das konnte er sich nur schwerlich vorstellen… Was hatte das alles nur zu bedeuten?

Langsam schwebte Vegeta über das Waldstück auf der Suche nach markanten Orten, die ihm bekannt vorkamen, an denen er sich orientieren konnte. Tatsächlich erspähte er wenig später eine Lichtung. Hier plätscherte ein Fluss über einen kleinen Wasserfall in einen See.
»Der Vacuya-See…« Dieses Fleckchen erkannte er sofort wieder. Auch hier hatte er als Kind viel Zeit verbracht und sich an besonders heißen Tagen eine Abkühlung gegönnt. Außerdem hatte Radditz‘ Vater ihm hier gezeigt, wie man mit seinem eigenen Schweif angelte. Sein eigener Vater, der König, war für ein solche Unternehmungen immer zu beschäftigt gewesen. Damals hatte der kleine Prinz nur widerwillig teilgenommen, weil es eine bessere Alternative zu seinen üblichen Pflichten war, aber heute bescherte ihm auch diese Erinnerung ein sanftes Lächeln.

Und trotz der vielen schönen Erinnerungen, sammelte sich in ihm eine gewisse Melancholie, weil diese Erinnerungen und Orte keinerlei Bedeutung hatten, solange er diese mit niemandem teilen konnte, der die Besonderheit dieser zu schätzen wusste.

Leicht murrend versuchte Vegeta seine Gefühle abzuschütteln. Warum war er so aufgewühlt? So sentimental und melancholisch kannte er sich selbst gar nicht. Weckten die Erinnerungen an sein früheres Leben, an seinen Heimatplaneten und seine Artgenossen, wirklich so intensive Gefühle? Er hatte doch sonst kaum einen Gedanken daran verschwendet. Es war ihm immer egal gewesen. Er hatte damit abgeschlossen und es vergessen. Aber seit diesen… Seit diesen Träumen und Erlebnissen mit Kakarott und seitdem sein Saiyajinschwanz nachgewachsen war… Seitdem plagten ihn diese hartnäckigen und lästigen Gefühle.
Und warum war hier niemand? Warum existierte Vegeta-Sai, aber von den Saiyajin fehlte jegliche Spur?

Der Saiyajinprinz versuchte verzweifelt seine Emotionen zur Seite zu schieben, sich auf die Fakten zu konzentrieren und setzte seinen Weg fort. Er näherte sich der Hauptstadt – oder eher dem, was davon noch übrig geblieben war. Denn hier konnte man einen Angriff von Freezer erahnen. Die Hauptstadt bestand nur noch aus Ruinen. Ein Großteil dieser lag in Schutt und Asche. Kaum ein Stein lag noch auf dem anderen. Selbst vom Palast – Vegetas Geburtsstätte – ganz im Zentrum der Hauptstadt war nicht viel übrig geblieben. Lediglich an zwei spitzen Türmen war noch zu erkennen, dass es sich vielleicht mal um einen Palast gehandelt haben könnte.
„Fuck…“, kam es unwillkürlich und langgezogen von Vegeta, der wie hypnotisiert und mit geöffnetem Mund auf den Ort zusteuerte, mit dem er die meisten und intensivsten Kindheitserinnerungen verband.
Er landete im Palastgarten, in dem die Flora sichtlich überhandgenommen hatte. Damals war dieser Park stets akkurat gepflegt worden. Täglich hatten Gärtner hier gearbeitet, um den Rasen und die Hecken zu trimmen und die Anlage perfekt aussehen zu lassen. Mittlerweile hatten Ranken und Büsche die Mauern überwuchert. Die Wiese war über die Wege gewachsen. Blumen und Bäume hatten sich die Hoheit über dieses Gebiet zurückerobert.

Schnell hatte sich Vegeta einen Weg durch das Gestrüpp gekämpft und lief die vielen Stufen vor dem Haupteingang des Palastes nach oben. Er wusste gar nicht, warum er sich so beeilte. Es hetzte ihn niemand. Er hatte alle Zeit der Welt und doch hatte er das Gefühl, sich sputen zu müssen. Die riesigen Flügeltüren, die im Normalfall immer von mehreren Palastwachen umringt worden waren, standen weit offen und waren aus den Angeln gebrochen.
Der Prinz wusste nicht, was es war, aber irgendetwas an diesem Ort schien ihn magisch anzuziehen. Er dachte gar nicht darüber nach, sondern folgte seinem Instinkt, lief immer schneller durch die endlos langen Gänge.
Immer wieder fielen ihm besondere Gemälde oder Statuen ins Auge, die er mit Erlebnissen aus seiner Kindheit verknüpfte. Die meisten hatten mit seinem Vater zu tun. Wenige mit seinem Bruder Tarble oder seiner Mutter. Einige verband er aber auch mit Radditz, der sich immer wieder heimlich in den Palast geschlichen hatte, um seinem besten Freund Gesellschaft zu leisten. So wusste Vegeta auch heute noch genau, wo sich die Geheimgänge befanden, die er und Radditz immer wieder genutzt hatten, um entweder in den Palast zu gelangen oder unbemerkt hinauszukommen.

Doch all diese Erinnerungen waren gerade nebensächlich und wurden von Vegeta nur als ein kurzes Aufblitzen in seinem Bewusstsein wahrgenommen.
Er näherte sich dem Thronsaal und verlangsamte sein Tempo. Ihm war, als würde er die Präsenz eines anderen Lebewesens spüren, aber da war nichts. Er konnte kein Ki wahrnehmen. Und doch war da dieses Gefühl, als wäre er nicht allein.
Vegetas Schritte wurden kleiner und bedächtiger. Vor ihm lag ein zerrissener, roter Teppich, der zum Eingang des Thronsaals führte. Links und rechts davon standen deckenhohe Säulen, einige von ihnen waren zerbrochen, wiesen Risse auf oder waren gänzlich zu Bruch gegangen.
Das Herz des Prinzen schlug immer schneller, je näher er dem Thronsaal kam. Irgendwie rechnete er damit, dass jetzt etwas passierte. Dass ihn etwas angriff. Dass etwas hinter einer der Säulen hervorsprang… Aber warum schlug sein Herz deswegen so intensiv? Er hatte doch sonst keine Angst oder war aufgeregt in solchen Situationen. Was auch immer hier auf ihn wartete, er würde es im Handumdrehen erledigen können. Er war ein mutiger und stolzer Krieger. Es gab nichts, was ihm Angst bereiten würde.
Es lag wohl an diesem Ort, dass er sich wie ein kleiner Junge fühlte.

Von seiner heutigen Kraft und Stärke überzeugt, setzte Vegeta seinen Weg wieder selbstbewusster fort. Er hatte fast das Tor erreicht, streckte schon seine Hand nach diesem aus, da hörte er hinter sich ein animalischen Knurren.
Bereit zum Angriff wand sich der Prinz blitzschnell um, hob seine zu Fäusten geballten Hände und lud sein Ki, um den potenziellen Angreifer sofort kaltmachen zu können. Doch was er sah, verschlug ihm erneut die Sprache.
Vor ihm stand in Angriffsstellung eine etwa hüfthohe, pechschwarze, geflügelte Katze, die ihn wütend anfauchte, sein Fell am Rücken mächtig aufgebauscht hatte und seine langen Reißzähne präsentierte.
Es war ein Parneko, ein gefährliches Wildtier Vegeta-Sais, welches früher vor allem für seinen Pelz gejagt und fast ausgerottet worden war. Allerdings hatte sich Vegetas Mutter, Königin Vegana, dafür eingesetzt, dass diese majestätischen und seltenen Tiere wieder nachgezüchtet wurden. So hatte die Königin gegen den Willen ihres Mannes eine kleine Zucht eröffnet und ihren Kindern den Umgang mit diesen besonderen Tieren beigebracht. Vegeta und Tarble hatten damals sogar jeweils einen Parneko zur Geburt bekommen. Als Partner, als Beschützer und um Verantwortung zu lernen. Denn Vegana hatte schnell herausgefunden, dass diese Tiere einen besonders starken Beschützerinstinkt besaßen, wenn sie einmal Vertrauen gefasst hatten.
Und dieser Parneko, der gerade vor Vegeta stand und offenbar sein Territorium verteidigen wollte, sah dem, den Vegeta in seiner Kindheit an seiner Seite hatte, zum Verwechseln ähnlich.

„Kopa…“, flüsterte Vegeta leise, nicht damit rechnend, dass das Wildtier in irgendeiner Weise darauf reagieren könnte.
Doch der Parneko erstarrte. Seine abwehrende Haltung lockerte sich. Langsam neigte es fragend seinen Kopf zur Seite.
Vegeta konnte nicht anders. Sein Herz raste vor Glück. Wie hatte er dieses Tier nur geliebt als er damals ein kleiner Junge war. Aber wie war das nur möglich? Seine Mutter hatte ihm doch gesagt, dass diese Tiere maximal 30 Jahre alt werden. Kopa musste also eigentlich schon tot sein. Und dieser Parneko sah noch vergleichsweise jung aus. Oder hatte sich Kopa fortgepflanzt? War dieser hier ein Nachkomme seines Kopas?
Wie von selbst ließ sich Vegeta Boden sinken, ging in die Hocke und hielt dem schüchternen Tier eine Hand hin. „Ko… Kopa, bist du es wirklich?“
Aus den eisblauen Augen heraus sah die Großkatze den Saiyajin an und setzte zögerlich eine Pfote vor die andere.

Der Parneko hatte Vegeta fast erreicht; der Prinz konnte schon den schnuppernden Atem des Tieres an seiner Hand spüren und war sich mittlerweile fast sicher, dass dieser Parneko sein Kopa war, auch wenn das rein logisch betrachtet absolut unmöglich war, weil einfach viel zu viel Zeit vergangen war. Aber diese Augen, das schimmernde Muster, welches nur bei einfallendem Licht auf den schwarzen Fell erkennbar war. Es war eins zu eins wie bei seinem Parneko.
Doch bevor er sich davon überzeugen konnte, krachte das Eingangstor zum Thronsaal mit einem lautstarken Knall plötzlich aus seinen Angeln. Noch bevor Vegeta realisierte, was diesen Krach verursacht hatte, sah er die Panik in den Augen des Parnekos und wie dieser im Begriff war, das Weite zu suchen. Eine Energiewelle erfasste Vegeta und schleuderte ihn gegen die nächste Wand.
Als er auf dem steinigen Boden des Palastes ankam, versuchte er gar nicht direkt den Angreifer auszumachen, wie er es normalerweise getan hätte. Noch bevor er sich aufrichtete, sprangen Vegetas Augen aufgeregt durch die riesige Halle auf der Suche nach dem seltenen Tier. Zum Glück konnte er aus dem Augenwinkel heraus noch erkennen, dass der Parneko durch ein Fenster entkommen und nicht in Mitleidenschaft gezogen worden war. Erst danach erhob sich der Prinz aus dem Schutt und klopfte sich den Dreck von seinem Trainingsanzug.

Durch die Rauchschwaden, die durch die Ki-Welle, die Vegeta erfasst hatte, entstanden war, wurde ein Schatten deutlich. Ein Schatten, der ähnliche Körperproportionen hatte, wie er selbst.
Jetzt konnte Vegeta auch ein Ki spüren. Es war stark schwankend und nicht klar zu definieren, aber es war da. Sein Bauchgefühl hatte ihn nicht getrübt. Er war tatsächlich nicht allein auf diesem Planeten.
„Wer bist du? Und was hast du mit den übrigen Saiyajin gemacht?“, wollte er prompt wissen.
Doch statt einer Antwort hörte Vegeta nur ein wütendes Schnauben. Durch den Rauch hindurch steuerte eine Faust auf ihn zu, die der Prinz nur knapp vor seinem Gesicht mit verschränkten Armen abblocken konnte.
„Verd-! Du willst also lieber kämpfen, anstatt zu reden?“ Vegeta spürte sofort, dass mit diesem Gegner nicht zu spaßen war. Sein Schlag steckte voller Energie und so langsam wurde auch klar, wen er da eigentlich vor sich hatte.
Es war ein Saiyajin. Ein Saiyajin, der ein ganzes Stück größer und massiger als Vegeta war. Er trug schulterlanges, wildes Haar und sein Oberkörper war übersät von Narben. Hinter seinem Rücken peitschte unverkennbar das Markenzeichen der Saiyajin. Er trug eine lilafarbene Trainingshose und um seine Hüfte hatte er ein hellgrünes Fell gewickelt.
Vegeta grinste. Das war wirklich eine willkommene Abwechslung. Und wie sollte die Begrüßung unter zwei Saiyajin sonst ablaufen? Da war ein Kampf doch genau das Richtige, um sich kennenzulernen. Der Prinz duckte sich und trat den Angreifer mit ausgestrecktem Bein in die Magengrube, um ihn auf Abstand zu bringen.
„Dann lassen wir mal unsere Fäuste sprechen“. Vegeta winkelte seine Arme an und sammelte sein Ki. Im nächsten Moment transformierte er sich in einen Supersaiyajin. So etwas hatte dieser zweitklassige Saiyajin bestimmt noch nicht gesehen.
Mit einem Kampfschrei stürmte Vegeta auf seinen Gegner zu und verwickelte ihn in einen Faustkampf. Doch trotz seiner enormen Größe, war der andere Saiyajin keineswegs langsam oder träge. Er wich den Schlägen des Prinzen mühelos aus, grinste dabei sogar, als wolle er sich über ihn lustig machen.
Sein Grinsen wurde gehässiger und breiter, bis er schließlich Vegetas Fäuste abfing und sie festhielt. „Ist das alles, was du draufhast, du Zwerg?“
Zornig knurrend versuchte Vegeta sich loszureißen, doch sein Gegner hatte zu viel Kraft. Würde er nur ein bisschen fester zudrücken, würde er ihm seine Handgelenke zertrümmern. Und dabei hatte sich dieser Wicht nicht einmal verwandelt. Was war das nur für ein Saiyajin? Woher nahm er diese brachiale Kraft?

„BROLY! Hör auf!“
Sofort hielt der große Saiyajin inne. Sein Grinsen erstarb und er drehte sein Gesicht zum Ursprung der Stimme, die nach ihm gerufen hatte. Sein Griff lockerte sich und Vegeta konnte sich endlich losreißen.
Knurrend rieb der Prinz über seine Handgelenke und ging auf Abstand. Seine Finger und seine Hände schmerzten von der brutalen Quetschung. Zeitgleich suchte auch er die Stimme, die seinen Gegner zur Vernunft gebracht hatte.
Ein weiterer Saiyajin landete mitten im Kampfgeschehen. Er war offensichtlich schon älter. Er trug graues Haar, einen grauen Schnauzbart und eine altmodische Saiyajinrüstung. Er fixierte Vegeta und ging direkt auf diesen zu.
Der Prinz wollte gerade etwas Bissiges erwidern, warum sich dieser alte Sack einmischte, oder etwas Vergleichbares, da sank der grauhaarige Saiyajin auf die Knie und stemmte eine Faust in den Boden.
„Prinz Vegeta. Es ist mir eine Ehre Euch in Eurem Palast begrüßen zu dürfen“.

Irritiert hielt Vegeta inne. Was hatte das nun wieder zu bedeuten? Der Typ kannte ihn? Was sollte das? Aber zumindest schien er zu wissen, was sich gehörte. Seinen Blick skeptisch verengt, befahl er: „Erhebe dich! Erkläre mir lieber, was das alles hier zu bedeuten hat!“
„Verzeiht, Eure Hoheit“. Der Bärtige richtete sich wieder auf und deutete auf den größeren Saiyajin, der Vegeta eben noch angegriffen hatte. „Mein Name ist Paragus und das ist mein Sohn Broly“.
»Paragus…« Dieser Name sagte ihm etwas. Den hatte er auf jeden Fall schon mal gehört. Der hatte doch damals zur königlichen Garde des Königs gehört. Aber was machte er hier? Das ergab doch alles keinen Sinn.
Vegetas Blick blieb eisern, wodurch sich Paragus gezwungen sah, fortzufahren: „Ihr wundert Euch sicherlich, warum der Planet Vegeta-Sai wieder existiert und warum wir hier sind“.
Der Prinz hatte die Arme vor seiner Brust verschränkt und zeigte nur ein dezentes Nicken.
„Ich habe vor wenigen Wochen den Heimatplaneten der Namekianer aufgesucht und mithilfe ihrer Dragonballs den Planeten wiederherstellen lassen. Mir war nur leider nicht bewusst, dass wir für den Rest unseres Volkes noch einen Wunsch gebraucht hätten. Leider waren die Namekianer ziemlich sparsam mit den Informationen rund um die Wunschkugeln…“.
„Dragonballs…? Das heißt, ihr wolltet den Planeten und das Volk der Saiyajin zurückbringen, um darüber zu herrschen?“, schlussfolgerte Vegeta sogleich.
„Aber nein, Eure Majestät“. Beschwichtigend hob Paragus seine Hände. „Euch gebührt der Thron! Mir war bewusst, dass Ihr noch lebt. Die Geschichten über Euch und Kakarott haben sich im gesamten Universum verbreitet“.
„W… Was für Geschichten?“ Ein kaum sichtbarer Rotschimmer legte sich auf Vegetas Wangen beim Gedanken an seine letzte Geschichte mit Kakarott.
„Euer Sieg über Freezer, Cooler und all die anderen Monster“.
„Sicher…“.
„Jedenfalls wollten wir Euch den Thron überlassen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis Ihr hier auftauchen würdet. Und jetzt da Ihr hier seid, können wir mithilfe Eures Raumschiffes zum Planeten Namek, um auch das saiyanische Volk zurückzubringen und Euch zum Herrscher zu krönen“.
„Müsste dann nicht auch mein Vater wiedererweckt werden? Warum soll er nicht den Thron übernehmen?“
„Und seinem Sohn, dem Supersaiyajin, die Krone verwehren? Nein. Ich schätze da wird er ganz freiwillig abdanken. Zur Not müssen wir da eben ein bisschen nachhelfen. Broly ist durchaus in der Lage, sämtliche Konkurrenten für Euch aus dem Weg zu räumen“.
Vegeta warf einen Seitenblick auf den Benannten, der sich in diesem Moment ehrfürchtig verbeugte. „Verzeiht mir, Eure Majestät. Es war mir nicht klar, wer Ihr seid“.
„Dann merke es dir gefälligst!“, zischte der Prinz. „Dieses eine Mal lasse ich noch Gnade walten, aber das wird sicher nicht zur Gewohnheit“.
„Jawohl, Eure Majestät“.
Anschließend sah Vegeta zurück zu Paragus. „Und wie kommt es, dass ihr den Angriff Freezers damals überlebt habt?“
„Rückblickend ein glücklicher Zufall… Euer Vater hat meinen Sohn kurz nach seiner Geburt aufgrund seiner übernatürlich Kampfkraft auf einen abgelegenen Planeten entsandt. Ich bin hinterhergereist, um ihn aufzuziehen. Kurz darauf muss Freezer aufgetaucht sein, um Vegeta-Sai zu zerstören“.
„…deswegen wollt ihr mich auf dem Thron sehen und nicht meinen Vater…“.
„Nun. Um ehrlich zu sein ist das einer der Gründe, ja“.

Vegeta konnte sich ein selbstverliebtes Grinsen nicht verkneifen. Das klang doch gar nicht mal so verkehrt. Vielleicht war es genau das, was er jetzt brauchte. Vielleicht würde ihm das die Ablenkung bringen, die er auf der Erde so verzweifelt gesucht hatte. Und was wollte er schon mit dieser Erdlingsfrau und dem halbblütigen Bastard, den sie in die Welt gesetzt hatten? Wenn sie die saiyanische Rasse wieder ins Leben riefen, dann könnte er sich eine echte saiyanische Frau zur Königin nehmen und er würde Kakarott, die Erde, die Menschen und alles andere ein für alle Mal vergessen.
„Also müssen wir nur nach Namek reisen und mit den Dragonballs das gesamte saiyanische Volk wiedererwecken, die Stadt wiederaufbauen und schon könnt Ihr den Thron besteigen und unser Volk zu neuem Ruhm führen“.
„Das gesamte Volk…?“ Vegeta verengte seinen Blick. Wenn sie mit den namekianischen Dragonballs arbeiteten, dann…
„Ja“.
„Als zukünftiger König habe ich einen Einwand“.
„Sehr wohl, Eure Majestät“.
„Kakarott wird nicht wiedererweckt werden“.
Leicht verwirrt verengte Paragus seinen Blick. „Verzeiht mir die Frage, Eure Majestät, aber ist er nicht auch ein Supersaiyajin? Brauchen wir nicht jeden starken Mann für die neue königliche Armee?“
„Auf jemanden wie ihn können wir verzichten. Da ist mir sogar Nappa lieber und der ist dumm wie drei Meter Feldweg, aber er ist wenigstens loyal und fügsam“, schnaubte Vegeta herablassend. „Ich glaube, ich brauche mich für meine Entscheidung nicht zu rechtfertigen“.
„Natürlich nicht, Eure Hoheit“. Wieder verneigte sich Paragus.
So langsam gefiel Vegeta seine neue Rolle. Es war nun mal sein Geburtsrecht. Das, was ihm schon immer vorbestimmt war. Und endlich brachte man ihm den Respekt entgegen, der ihm gebührte. Endlich wurde er als das angesehen, was er war – ein Prinz von edlem Geschlecht.

„Gut. Damit wäre das geklärt. Kann es dann losgehen?“
„Sicher. Geht nur voraus…“. Paragus wies mit einer Hand den Weg nach draußen.
Vegeta erhob sich in die Luft und schwebte einem großen, zerstörten Fenster entgegen, durch welches er direkt zurück in den Palastgarten kam. Unbemerkt von den Augen des Prinzen nickte der Bärtige seinem Sohn zu.
Gemeinsam folgten die beiden Saiyajin ihrem Prinzen mit gebührendem Abstand.
„Was ist eigentlich mit eurem Schiff passiert?“, wollte Vegeta auf dem Weg zu seinem Gefährt wissen.
„Nun… Mit dem zweiten Wunsch der Namekianer haben wir uns direkt hierher gewünscht, um uns eine lange Anreise zu ersparen. Wir dachten, wir würden kein Raumschiff benötigen, wenn hier auf Vegeta-Sai wieder alles so läuft, wie es einmal war“.
„Da habt ihr euch wohl gewaltig geirrt…“. Der Prinz schmunzelte. Schon jetzt war er der Retter seines Volkes. Ja, der Wunsch war auf Paragus‘ Mist gewachsen. Aber ohne ihn würden Paragus und Broly auf Ewig hier festsitzen und würden nichts weiter erreichen. Er war derjenige, der das saiyanische Volk zu neuem Ruhm und einer neuen Ära führen würde. Und Kakarott würde kein Teil davon sein…

~

Schon kurze Zeit später hatten die drei Krieger das Waldstück rund um den Vacuya-See überflogen und konnten das Raumschiff des Prinzen erspähen.
Paragus stoppte plötzlich seinen Flug und sprach: „Es ist soweit, Broly. Zeit sich von unserem Prinzen zu verabschieden“.
„Verstanden, Vater“.
Vegeta drehte sich irritiert um. „Ich dachte, ihr wolltet nach Namek?“
„Das wollen wir…“. Der Bärtige hob seine Mundwinkel zu einem missgünstigen Lächeln heraus. „Aber Euer Weg endet hier, Eure Majestät. Wir brauchten nur Euer Raumschiff“.
Sofort verdunkelte sich Vegetas Blick. „Fuck! Das hätte ich mir ja denken können“, zischte er aufgebracht und begab sich in Kampfstellung. Der Umgang mit Kakarott und diesen verweichlichten Erdlingen hatte ihn tatsächlich vergessen lassen, dass einem Saiyajin, den man nicht kannte, nicht zu trauen war!
Unter einem markerschütternden Schrei steigerte Broly seine Kampfkraft und stürmte schon im nächsten Moment auf den Saiyajinprinzen zu.

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