Kapitel 4

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Verwirrt sehe ich ihn an. "Was..?" Und ich dachte immer, er würde mich mögen. Irritiert gehe ich einen Schritt zurück.

"Ich liege im Sterben, nach mir gibt es keinen Alpha, es zählt nurnoch die Rangordnung, bis ein neuer Alpha auftaucht. Man kann keiner werden, man wird als solcher geboren; dennoch werden sie um die Rangordnung kämpfen. Die meisten anderen Betas sind höher gestellt als du, ich weiß nicht, was sie mit dir tun werden. Du kannst sie nicht bekämpfen, du bist zu schwach. Im besten Fall würden sie dich nur verstoßen, aber das Risiko ist zu hoch. Pack deine Sachen und verschwinde noch heute Nacht. Versprich es mir Lara."

Während seiner Rede sind seine Augen immer glasiger geworden, nun sieht er mich flehentlich an. Ich weiß, dass er es ernst meint. Ein letzter guter Ratschlag. "Ich verspreche es dir Leo." Traurig lächle ich ihn an.

"Und jetzt geh." Ich senke meinen Kopf vor ihm und gebe ihm einen Kuss auf die Stirn, bevor ich das Zimmer verlasse und seine Frau eintritt. Kurz nicke ich ihr zu, dann verlasse ich das Haus. Ich habe mich schon immer besser mit Leo verstanden als mit ihr.

Langsam gehe ich auf mein Haus zu, schließe meine Tür auf und zucke zusammen. Vor mir, in meinem eigenen Haus, steht einer der Freunde von Elias. "Was tust du hier?", zische ich wütend. "Auf dich aufpassen, bis Elias das erledigen kann.", er setzt sich auf meine Couch, spreizt seine Beine, als würde alles hier ihm gehören. "Hast du Popcorn?"

Genervt gehe ich in mein Zimmer, schließe die Tür ab und werfe einige Klamotten sowie Schmuck und mein Geld in einen Rucksack. "Lara, was tust du da drin?" "Geht dich nichts an." Ich schließe meine Augen und konzentriere mich. Ich muss auf Leos Rat hören, um zu überleben.

Schon kurz darauf beginnen meine Knochen zu brechen und sich neu anzuordnen, während ich mich zwinge, keinen Mucks von mir zu geben. Jedes Mal aufs neue könnte ich vor Schmerzen weinen. In meiner Wolfsgestalt habe ich komplett schwarzes Fell und blaue Augen, niemand kann erklären, warum diese ungewöhnliche Farbe sich durchgesetzt hat.

Der Typ vor der Tür wird langsam ungeduldig. "Lara, komm sofort da raus!" In dem Moment, in dem er meine Tür eintritt, springe ich durch das Fenster. Das Glas bricht, und hinter mir höre ich nur sein Fluchen.

Meine Pfoten tragen mich in den Wald, in eine kleine Höhle, die ich vor Ewigkeiten mal gefunden habe. Dort angekommen verwandle ich mich wieder in meine menschliche Gestalt, da Elias mich in meiner wölfischen Gestalt früher wittern würde.

Meinen Rucksack werfe ich in eine Ecke, bevor ich etwas aus dem kleinen Bachlauf in der Mitte der Höhle trinke und dann kurz ganz hineintauche, um meinen Geruch irgendwie zu überdecken. Mit meinem Handrücken fahre ich mir anschließend über die Lippen.

Draußen höre ich die anderen heulen. Todesgeheul.

Leo ist tot.

Dann höre ich einen einzelnen Wolf heulen, bevor die anderen einstimmen. Elias hat mich für sich beansprucht. Der Anfang vom Ende.


bearbeitet: 05.11.2024

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