Kapitel 13

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(Pov. Harry)

Es war Montag nach der Schule und eigentlich hatte ich noch Hausaufgaben zu erledigen, doch ich verbrachte meine Zeit viel lieber mit Louis. Wir lagen eng aneinander gekuschelt in meinem Bett. Nebenbei lief ein Film, doch wir hatten schon längst aufgehört ihn anzusehen. Viel lieber konzentrierte ich mich auf die weichen Lippen meines Freundes, die auf meinen lagen und von denen ich einfach nicht genug bekam.

Plötzlich begann Louis Handy zu klingeln. Ich seufzte auf, als er sich mit entschuldigendem Blick von mir löste, um den Anruf entgegenzunehmen. Innerhalb von Sekunden verschwand seine Fröhlichkeit und sein Gesichtsausdruck änderte sich zu verzweifelt und traurig. Er ließ langsam das Handy sinken und seine Augen füllten sich mit Tränen. „Was ist passiert?“ fragte ich bestürzt, doch ich erhielt keine Antwort. Stattdessen starrte Louis ins Leere, während die Tränen in Sturzbächen über seine Wangen liefen.

Besorgt zog ich ihn zu mir und hielt ihn in einer festen Umarmung. Heulkrämpfe schüttelten ihn und er schluchzte herzzerreißend. Mein Pulli war bereits total durchnässt, doch das war mir in diesem Moment völlig egal. Das einzige was zählte war Louis, dessen Finger sich in meinen Arm krallten, während ich beruhigend über seinen Rücken strich. Ich war wirklich verwirrt, was der Anrufer gesagt hatte, dass Louis aussah, als wäre eben seine ganze Welt eingestürzt.

„Was ist los, Lou?“ wollte ich ein weiteres Mal wissen. Erst sah es so aus, als würde er erneut nicht reagieren, doch dann schluchzte er „M-meine M-mum, sie i-ist...“ Louis brach ab und weinte daraufhin noch stärker. „Sch, alles wird gut.“ flüsterte ich in der Hoffnung, dass er sich etwas beruhigen würde. Ich war komplett überfordert mit der gesamten Situation. War das seine Mutter am Telefon gewesen? Was hatte sie bloß gesagt? Was konnte ich tun, damit es Louis besser ging? Mir fiel jedoch nichts ein, da ich mich zuvor noch nie in einer solchen Lage befunden hatte. Also hielt ich ihn einfach in meinen Armen und wartete darauf, dass er sich beruhigte.

Ich konnte nicht sagen wie lange wir so auf meinem Bett saßen, doch schließlich versiegten Louis Tränen und zögerlich machte er sich von mir los. Als ich ihn anblickte machte sich erneut Besorgnis in mir breit. Seine Augen waren vom vielen Weinen rot und geschwollen und Rotz lief ihm aus der Nase. Ohne etwas zu sagen reichte ich Louis ein Taschentuch, welches er dankend annahm. „Soll ich dir was zu trinken bringen?“ fragte ich unsicher, doch sofort verneinte Louis. „Ich will jetzt nicht alleine sein.“ Verständnisvoll nickte ich und griff dann nach seiner Hand, während ich vorsichtig sprach „Ich möchte dich nicht dazu drängen, mir zu sagen was los ist, aber falls du reden möchtest, bin ich für dich da.“

Ich blickte zu Louis, der sichtlich mit sich selbst rang. Die Stille zwischen uns war erdrückend, doch aus Angst etwas falsches zu sagen schwieg ich. „Sie i-ist...t-tot.“ hauchte er plötzlich so leise, dass ich es kaum verstand. Schon wieder war er den Tränen nahe und sofort nahm ich ihn in den Arm. Obwohl ich seine Mutter nie kennengelernt hatte, bildete sich ein Kloß in meinem Hals. Ich konnte und wollte mir nicht vorstellen, wie es wäre meine Mum zu verlieren.

„Das tut mir so leid.“ flüsterte ich, doch ich wusste genau, dass ich Louis Schmerz mit keinem Wort der Welt mindern konnte. „Ich dachte ich wäre darauf vorbereitet.“ schluchzte er plötzlich und begann erneut zu weinen. „Auf so eine Nachricht kann man nicht vorbereitet sein, Lou.“ Augenblicklich widersprach er mir. „Sie war schon lange im Krankenhaus. Sie hat...hatte Krebs. Die Ärzte haben gesagt, dass sie bald...“ Er sprach nicht zu Ende und seine Stimme zitterte, während er versuchte es mir verständlich zu machen.

„Es gab immer nur meine Mum und mich und jetzt bin ich ganz alleine. Ich habe doch sonst niemanden.“ schluchzte Louis. „Du bist nicht alleine und das wirst du auch nie sein. Ich werde immer für dich da sein, das verspreche ich dir.“ tröstete ich den Jungen in meinen Armen. Da war jedoch eine Sache, die ich absolut nicht verstand. „Warum hast du nie etwas gesagt?“ fragte ich vorsichtig. „Ich wollte für dich da sein und dir helfen und da wollte ich dich nicht zusätzlich mit meinen Problemen belasten.“ gestand er zögerlich.

„Deine Probleme belasten mich nicht. Du hättest meine Hilfe doch viel mehr gebraucht.“ Meinte ich, doch Louis nuschelte nur ein leises „Danke Harry.“ bevor er sich zu einer Kugel zusammenrollte und seinen Kopf auf meinen Schoß legte. In unregelmäßigen Abständen schniefte er und drückte sich enger an mich, während ich sanft durch seine Haare strich. Irgendwann fiel er vor Erschöpfung in einen unruhigen Schlaf, aber ich blieb noch lange wach und fragt mich, ob ich früher hätte erkennen müssen, mit welchen Problemen Louis zu kämpfen hatte.

Heal my Heart (l.s.)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt