Kapitel 17

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(Pov. Louis)

Louis stand schon seit einigen Minuten unschlüssig vor dem großen Eisentor. Er war verunsichert, ob er wirklich den Friedhof betreten sollte. Es war das erste Mal, dass er seine Mum dort besuchen würde. Einmal tief durchatmend gab der Junge sich schließlich doch einen Ruck und drückte mit einem Quietschen das Tor auf. Nur einen kleinen Spalt, sodass er gerade so hindurch passte. Die Atmosphäre war unbehaglich, da sich außer ihm keine Menschen hier befanden und so das ganze Gelände in Stille gehüllt war.

Langsam ließ er seinen Blick über die vielen Gräber schweifen, während er auf den kleinen Wegen zwischen ihnen hindurch ging. Seine Gedanken schweiften zu den unzähligen Menschen, die hier unter der Erde lagen. Bestimmt wurden sie sehr vermisst von ihren Familien. Hatten diese es geschafft, den Verlust zu überwinden? Er stellte sich die Frage, ob es je besser werden würde. Dieser ständige Schmerz, der an seinem Herzen zog und es nicht zuließ, auch nur eine Sekunde all das Schlechte zu vergessen. Louis wollte doch nur einen Moment loslassen und nichts mehr fühlen müssen.

Dann erreichte er es. Das Grab seiner Mutter. Es raubte ihm für einen kurzen Moment den Atem dort wirklich ihren Namen zu lesen. Die Beerdigung hatte er wie unter einem Schleier durchlebt. Die einzelnen Momente waren ineinander verschwommen. Es war als würde er gerade zum ersten Mal wirklich realisieren, dass sie für immer gegangen war. Es gab kein zurück, denn der Verlust war endgültig und unwiderruflich. Das einzige was er tun konnte, war es zu akzeptieren, egal wie schwer das auch war.

Louis ließ sich auf den Boden vor dem Grab nieder. Er umschlang mit den Armen seine Knie und sein Blick war zum Boden gesenkt. Im ersten Moment kam er sich dumm dabei vor, als er begann zu sprechen. „Es ist alles so schwer, seit du weg bist. Es fühlt sich an, als hätte ich verlernt glücklich zu sein. Harry hat mir geholfen, er hat sein Bestes getan, um mir beizustehen.“ Eine kleine Träne rollte seine Wange herunter, doch es war ihm egal. „Vielleicht wird er ja schon bald bei dir sein. Seit der Operation liegt er im Koma.“

Louis schluckte hart. Es war schwer das alles auszusprechen, doch irgendwie tat es auch gut. „Jeden Tag hoffe ich darauf, dass er aufwacht. Auch wenn die Ärzte sagen, dass die Wahrscheinlichkeit, dass das passiert jeden Tag geringer wird. Ich möchte doch einfach wieder seine Hand halten und ihn küssen können. Ich möchte wieder gemeinsam etwas unternehmen und zusammen mit ihm lachen. Ich könnte es nicht ertragen ihn auch noch zu verlieren.“

Obwohl seine Mutter ihm nicht antworten konnte, fühlte Louis sich ihr nahe und genau das war es gewesen, was er jetzt brauchte. Das Gefühl verstanden zu werden und sich geborgen zu fühlen. Egal wie seltsam es war, dies auf einem Friedhof zu finden. Louis wusste, dass ein Platz in seinem Herzen für immer seiner Mum gehören würde.

Heal my Heart (l.s.)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt