chapter 34 - aussprache

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Obwohl ich mich den ganzen Morgen und Mittag vor Anspannung nicht konzentrieren konnte, schaffte ich es mehrere Videos aufzunehmen, zu schneiden und hochzustellen. Ich wollte mich einfach nur beschäftigt halten, damit ich keine Zeit zum Nachdenken hatte.

Ich wollte nicht darüber nachdenken was wäre, wenn meine Mutter wieder so beschissen reagieren würde, wie sie es in letzter Zeit immer getan hatte. Wenn sie sich wieder egoistisch verhalten würde. Wenn sie gegen Rewis und meine Beziehung war.

Um diesen Gedanken zu entkommen, dachte ich über vieles anderes nach. Mir fiel zum ersten Mal auf, wie lange ich schon nicht mehr in der Schule gewesen war. Ich war vom einen auf den anderen Tag zu Hause abgehauen und hatte mein Leben hinter mir gelassen. Und das, obwohl ich meiner Mutter doch versprochen hatte, mich mehr in der Schule anzustrengen.

Schule. Genau dadurch war das Problem doch entstanden. Würde ich dann bald weiter zur Schule gehen? In meine alte Klasse, die sich wahrscheinlich das Maul über mich zerriss? Einfach weitermachen, als wäre nichts gewesen? Ich wusste selber, dass ich das nicht konnte. In meinem Alter konnte ich selbst für mich entscheiden. Ich könnte die Schule auch einfach abbrechen.

Diese zugegebenermaßen schwierige Entscheidung schob ich erstmal weit weg aus meinen Gedanken und widmete mich weiter dem Video vor mir.

"Hey, es ist schon 10 vor", hörte ich Rewis angenehme Stimme an meinem Ohr und erschrak leicht. Ich hatte so konzentriert und vertieft gearbeitet, dass ich gar nicht mitbekommen hatte, wie er hereingekommen war. Er stand hinter meinem Stuhl und legte sein Kinn nun auf meinem Kopf ab.

"Krass, gar nicht bemerkt", meinte ich ehrlich. Ich hätte schwören können, dass es vor ein paar Minuten erst halb zwei gewesen war. Aber so konnte man sich täuschen.

Ich schloss schnell alle Programme und fuhr anschließend den Computer herunter. Dann drehte ich mich um und musste unwillkürlich fett grinsen. Rewi hatte seinen Rewilz-Hoodie an!

"Den trägst du doch sonst nie", zog ich ihn grinsend auf und fuhr mit meiner rechten Hand über seine Brust.

"Nur zu besonderen Anlässen", meinte er mit einem Augenzwinkern.

"Ist mir aber lieber, wenn du nichts trägst", meinte ich immer noch grinsend und gab ihm einen Kuss auf seinen Kiefer.

"So ist das also?", fragte Rewi gespielt schockiert und sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an.

Ich schüttelte leicht meinen Kopf, aber schaffte es nicht ernst zu schauen, weil dieses verdammte Grinsen nicht aus meinem Gesicht verschwinden wollte.

"Könntest du dir nicht auch deinen anziehen? Bitte?", fragte Rewi mich und klimperte mit seinen Wimpern. Ja, er klimperte wirklich mit seinen Wimpern.

"Weil du so nett gefragt hast", lachte ich und ging an ihm vorbei ins Schlafzimmer. War ja nicht so, dass ich das eh vorgehabt hatte, aber solange Rewi glücklich war.

Ich zog mich schnell um, richtete vor dem großen Spiegel am Kleiderschrank noch einmal meine Haare und gesellte mich dann zu Rewi ins Wohnzimmer. Wir warteten wirklich nicht länger als zwei Minuten als schon das Klingeln der Tür ertönte. Zusammen gingen wir zur Tür und ließen meine Mutter unten eintreten.

Ich hatte ein kleines Déjà-Vu. Nur dass ich dieses Mal von dem Besuch meiner Mutter wusste. Und dass ich ihr dieses Mal nicht so negativ gegenüberstand.

Dann tauchte sie auch schon auf der Treppe auf und hatte ein leichtes Lächeln im Gesicht. Ich versuchte es möglichst zu erwidern und sah, dass auch Rewi neben mir sein Bestes tat, um freundlich zu wirken.

"Hallo, ihr beiden", begrüßte uns meine Mutter. Sie machte keine Anstalten, uns zu umarmen. Gut.

"Hallo, Mom. Komm doch rein!", begrüßte ich sie und trat einen Schritt zur Seite, sodass sie an mir vorbeigehen konnte. Rewi nickte ihr lediglich zu, folgte uns dann aber auch ins Wohnzimmer. Scheinbar war er immer noch ziemlich sauer auf sie.

erdbeersüß. | rewilzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt