chapter 24 - vereint

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Ich wendete meinen Blick von Rewi ab, um meine Mutter bittend anzuschauen. Sie erwiderte meinen Blick lange, bis sie sich erneut umdrehte, um Rewi anzuschauen. Schließlich trat sie doch zur Seite und ließ ihn eintreten.

Auf der Stelle drehte ich mich um und ging wieder über die Treppe in mein Zimmer. Ich brauchte mich nicht zu vergewissern, ich wusste, dass Rewi mir folgte. In meinem Zimmer angekommen, blieb ich an der Tür stehen, ließ ihn hineinkommen und schloss die Tür dann direkt hinter ihm. Ich wollte ein privates, ungestörtes Gespräch mit ihm führen. Auch wenn ich noch nicht wusste, was uns das überhaupt bringen würde.

Rewi ging direkt an mir vorbei und setzte sich auf die rechte Seite meines Sofas, also setzte ich mich vorsichtig neben ihn. Allerdings mit einem großen Abstand zwischen uns.

Nervös stützte ich meine Unterarme auf meinen Knien ab und rieb meine Handflächen gegeneinander. Ich wusste nicht, wie ich dieses Gespräch beginnen sollte. Schließlich laberte ich einfach drauf los.

"Warum bist du gekommen?", fragte ich ihn und warf ihm einen Blick von der Seite zu.

Doch genau in dem Moment fing er ebenfalls an zu reden und fragte mich: "Warum bist du gegangen?" Nun schaute er mich mit großen Augen an und unsere Blicke verhakten sich ineinander.

"Weil du meine Gefühle nicht erwiderst", beantwortete ich seine Frage, da es nicht so wirkte, als würde er meine beantworten. Seine Augen wurden noch größer und er schaute mich ungläubig an.

"Wie kommst du denn auf diesen Gedanken?"

"Du wolltest nur die Aufmerksamkeit, du warst nie wirklich an mir interessiert", antwortete ich ehrlich und blinzelte schnell einige Male, um die Tränen, die in meinen Augen entstanden, weg zu blinzeln.

Rewi strich sich über seine Stirn und dann einmal durch seine Haare. "Aber wie kommst du denn darauf?"

"Du hast immer genau das gemacht, was die Zuschauer wollten, um Anerkennung zu erlangen."

"Alter, wer hat dir denn den Scheiß erzählt?", fragte Rewi nun verwirrt und schüttelte immer wieder seinen Kopf.

Ich rutschte nervös ein Stück weiter nach vorne auf dem Sofa und murmelte: "Meine Mom..."

"Diese scheiß Fo-", schrie er los, unterbrach sich dann aber und schlug mit seiner Faust auf seinen Oberschenkel. Bei seinem Ausraster zuckte ich zusammen und rutschte instinktiv ein bisschen weiter von ihm weg.

"Sorry, ich wollte nicht...", entschuldigte er sich sofort und seine Hand bewegte sich in meine Richtung, als ob er meine Schulter streicheln wollte, zuckte dann aber im letzten Moment zurück. In seinem Blick lag ein Schmerz, den ich nur allzu gut kannte.

Es entstand eine kleine Pause, in der wir beide auf den Boden vor uns schauten. Dann ergriff ich erneut das Wort: "Und warum bist du jetzt gekommen, wenn ich dir doch gar nichts bedeute?"

Rewi schaute mich wieder fassungslos an und meinte zusammenhangslos: "Ich versteh's nicht!"

"Was verstehst du nicht?"

"Wie man so naiv sein kann!", sagte er und schlug sich mit seiner flachen Hand erneut auf seinen Oberschenkel, "du glaubst auch alles, was deine Mutter sagt, oder?"

Als ich nur mit den Schultern zuckte, redete er weiter: "Ich hab sie angerufen. Noch direkt an dem Abend, als du auf einmal verschwunden warst."

Ich blickte ihn erstaunt an und schlug mir bei seinen nächsten Worten meine Hand vor die Stirn: "Und sie hat mir gesagt, dass du mich nicht liebst."

"Dasselbe hat sie auch über dich zu mir gesagt...", murmelte ich mit einer durch meine Hand und meinen Arm etwas gedämpften Stimme.

Wir hingen beide unseren Gedanken nach und für einige Minuten trat erneut eine Pause ein. Mir brannte es auf der Zunge ihn zu fragen, was das denn jetzt hieß. Ich wollte ihn fragen, ob er mich nun liebte oder nicht, aber ich traute mich nicht.

erdbeersüß. | rewilzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt