Kapitel 1

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Luna

So einiges hatte sich in den letzten 48 Stunden verändert. Vieles konnte nicht mehr so weitergehen, wie wir es zurückgelassen hatten. Es funktionierte einfach nicht mehr.
Wir funktionierten so nicht mehr.

Es war die letzte Woche vor den Weihnachtsferien. Als ich auf dem Weg durch unsere Schule war, musste ich dauernd auf den kühlen Boden schauen. Immer wieder dachte ich an das Blut zurück, das bis vor kurzem noch daran geklebt hatte, wie ein Fremdkörper, der dort nicht hingehörte.

Nun war der Boden nur noch grau. Das Blut war verschwunden. Der Hausmeister hatte sich an dem Abend vor zwei Tagen darum gekümmert, nachdem wir Mr. Edingham wohl oder übel davon berichten mussten.
Unser Schulleiter, der sowieso schon nicht gut auf Lykaner im allgemeinen zu sprechen war, hatte das zur Weißglut gebracht.

Er meinte, dass so eine Schweinerei ja nur typisch von uns Lykanern angerichtet werden konnte und wir gefährlich für unser Umfeld waren. Außerdem hatte er uns nun endgültig das Verbot erteilt, an den Abenden im Versammlungsraum unsere Treffen zu veranstalten.

Das war für Marcus nochmal einmal ein imaginärer Tritt in die Magengrube gewesen, da er sowieso im Moment voll beschäftigt war, als unser im Moment einziger verbliebener Alpha. Denn Naruto war derzeit nutzlos im wahrsten Sinne des Wortes. Er wurde nach Asareths Verschwinden direkt zu Mike gebracht, der seitdem Tag und Nacht um ihn kämpfte.
Wie schlimm es um ihn genau stand, konnte ich nicht sagen, da seine Verletzungen nicht offen kundgegeben wurden.

"Hi" begrüßte ich Arron und Arya müde und lehnte mich gegen einen der Spinde, während ich mich an einem Lächeln versuchte. Auch die beiden schienen ziemlich getrübt zu sein. Sowie all unsere Lykaner im Moment. "Hey" erwiederte Arya zurück.

Danach wendete ich meinen Blick an Arron. "Hast du was von Jason gehört? Ich habe ihn gestern schon nicht gesehen und würde gerne mit ihm über etwas sprechen."
Ohne, dass ich es ausprechen musste, wusste Arron, was genau ich meinte. Er hatte es schließlich schon vorher gewusst. Er wusste, dass Jason Asareths Neffe war. "Er wird heute auch nicht mehr auftauchen, Luna. Gib ihm etwas Zeit."

Ich seufzte. "Ich versuche es." Und ich versuchte es wirklich. Immer wieder holte ich mir ins Gedächtnis zurück, dass Jason nicht Asareth war. Und nur, weil die beiden miteinander verwandt waren, hieß das nicht, dass sie im Inneren das selbe anstrebten. Mir ist, seitdem ich in Kingscroft bin, vieles bewusst geworden. Einiges hatte meine Sichtweise verändert, weshalb ich Jason eine Chance geben wollte, sich zu erklären.
"Ich glaube, wir sollten langsam mal los." entgegnete schließlich Arya. Ich stieß mich von dem Spind ab und wir gingen in Richtung der Unterrichtsräume und begannen wieder unser alltägliches Leben zu leben. Denn das war es, was man immer tat. Einfach weiterzumachen. Dort wieder anzusetzen, wo man zuvor aufgehört hatte.

Nach Unterrichtsschluss lief ich zu Sheldons Auto, während ich mir das Handy zwischen Ohr und Schulter geklemmt hatte, da ich meinen Mantel noch zuknöpfen musste und somit keine Hand freihatte. "Denkst du nicht, dass sie mich reinlassen werden?" fragte ich hoffnungdvoll. "Du kannst es gerne versuchen, aber ich kann dir nicht versichern, dass du Naruto sehen darfst." hörte ich Tysons Stimme, die mehr als elend klang.

"Okay, ich werd es wenigstens probieren." Ich machte eine kurze Pause. "Wie geht es dir damit?" Ich hatte in den letzten Stunden deutlich gemerkt, dass Narutos derzeitiger Zustand Tyson mehr als aus der Bahn warf. Das war ja auch zu verstehen. Er war Narutos rechte Hand gewesen. Naruto hatte Tyson auf sein Leben als Beta vorbereitet. Sie hatten sich gemeinsam um unsere white Wolves gekümmert und Entscheidungen getroffen.

"Ach. . ." Er atmete tief ein. "Ich versuche mir einfach jeden Tag von neuem wieder klar zu machen, dass das jetzt nun die Realität ist. Auch wenn ich jede Minute Angst habe, dass Naruto einfach aufhört zu atmen." Ich griff nach meinem Handy und nahm es in die rechte Hand, bevor ich die Beifahrertür von Sheldons Wagen aufstieß. "Das tut mir schrecklich leid. Wann warst du denn das letzte mal bei ihm?"

Wolfsblut - Der Beginn einer neuen ÄraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt