Kapitel 47

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~Es existiert eine Waffe~
Eine unbestimmte Schwere strömte durch meinen Körper.

~Geschmiedet aus einer standhaften Hülle,~
Mein Körper zuckte.

~einem feurigen Abzug~
Ein nicht definierter Schmerz hämmerte gegen meinen Kopf.

~und aus einem Eisen, dass über viele Jahre hinweg perfektioniert und zu ihrer richtigen Form geschliffen wurde, damit sie abdrückbereit ist~
Etwas Warmes, klebriges durchströmte meinen Körper.

~Eine Waffe, die euch alle retten kann, wenn ihr denn in der Lage seid, sie zu führen~
Etwas in mir zog sich zusammen, versuchte verzweifelt, den nicht vorhandenen Sauerstoff in meine Lunge zu pumpen.

~Doch solltet ihr zu blind sein, um das Glänzen des Abzugs zu erkennen, bevor sie sich selbst abfeuert, dann wird euch ihre Munition alle mit in den Abgrund reißen ~
Ich riss meine Augen auf und etwas Kühles, beruhigendes floss durch meinen Körper und brannte tief in meinen Lungen.

Ich schnappte mehrmals gierig nach Luft und konnte meinen Körper spüren, als ich mich aufrappelte. Ich war noch etwas wackelig auf den Beinen. Ansonsten konnte ich aber keine Kratzer oder Verletzungen verspüren. Auch mein rechter Hinterlauf funktionierte einwandfrei. Was zum ...?
"...Teufel?" beendete jemand meinen Satz. 
"Das ist ganz normal, keine Sorge."
Ich drehte mich um und erkannte sie. Die Mondgöttin. Als Mensch. Schneeweiß gekleidet wie immer. 

Doch hinter ihr erregte etwas anderes meine Aufmerksamkeit und ich spähte an ihr vorbei, bevor ich letztendlich meine Gestalt wechselte, um als Mensch mit ihr auf einer Höhe zu sein. 
"Was ist das?" Angst durchströmte mich, als ich etliche Lykaner sah, die auf dem Schlachtfeld kämpften, unter denen ich auch vorhin noch gehört hatte. Nur waren sie starr wie Figuren. Als wären sie nur Nachbildungen. Skulpturen.
"Sind es auch." kam sie mir lächelnd zuvor. "Es sind Nachbildung einer Szene in deinem Gedächtnis."

Wie in Trance setzte ich mich in Bewegung und lief zwischen den kämpfenden Lykanern hindurch. Manche kämpften auf den Hinterbeinen, einige hatten die Zähne geflätscht. Anderen tropfte Blut aus einer Wunde, das in der Luft zu schweben schien. Ich erkannte Mike, der zwischen den ganzen kämpfenden am Boden hockte und an dem Vorderlauf eines Lykaners hantierte, dass definitiv gebrochen aussah. 
Ich erkannte Arya, die sich neben Arron tapfer hielt und mit ihm zusammen gegen eine Dreiergruppe kämpfte, als hätten sie nie etwas anderes gemacht.

Ich ging weiter und als ich Runaya erkannte, richtete sich meine Aufmerksamkeit schlagartig auf sie. Sie hockte auf einem Lykaner, dem sie die Krallen in die Brust bohrte. Einem unserer Lykaner. Trotz, dass ich über ihren Verrat bereits gewusst hatte, saß diese imaginäre Ohrfeige tief. Vielleicht war es Trauer, die ich verspürte, Schmerz oder vielleicht auch Wut auf mich selbst. Ich war zu unvorsichtig gewesen und hatte Aryas Bedenken über Runaya eiskalt an mir abprellen lassen. Ich wendete den Blick ab und ging weiter.

"Interessant nicht?"
Ich drehte mich nicht um, sondern nickte nur. Als ich Jason sah, lief mir eine Träne über die Wange.
Warum? Vielleicht, weil ich gerade meine Gefühle nicht unter Kontrolle hatte. Vielleicht auch einfach, weil ich ihn sah. Und er noch lebte. Und wie ein Fels in der Brandung stand. Ein Lufthauch zerzauste sein Fell, den es eigentlich gar nicht geben sollte. Er hatte die Zähne gefletscht und sich zu seiner vollen Größe aufgebaut. Mit seiner linken Vorderpfote hieb er gerade auf einen Gegner ein. Ich kam vor ihm zum Stehen und streichelte sein Fell, das sich so weich wie immer anfühlte. Natürlich, was auch sonst? Dieses Bild entstand schließlich aus meinen Gedanken und meinem Gedächtnis. 

Ich fuhr ihm über sein rabenschwarzes Rückenfell. Zum ersten Mal kam mir in den Sinn, dass ich vielleicht tot sein könnte. Von wann auch immer diese Szene hier wahr, es war noch vor meinem Kampf mit Asareth gewesen. Mich selbst konnte ich nicht finden. Stattdessen meine Mom. Ich rannte zu ihr, nur um zu sehen, ob es ihr in dem Moment gut ging. Sie war an der Seite zwei anderer Lykaner, die ich nicht kannte und hielt sich standhaft, auch wenn sie einige Kratzer abbekommen hatte.

Wolfsblut - Der Beginn einer neuen ÄraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt