Wolfsblut - Der Beginn einer neuen Ära

Kapitel 38

"Wie? Mir geht es also gut?"
Ein Stein fiel mir vom Herzen. Mit mir war also alles in Ordnung. Es schien also nur an dieser langen Zeit zu liegen, die zwischen der jetzigen und meiner letzten Verwandlung lag. Was sollte es schließlich sonst sein?

"Korrekt." stimmte Mike zu und zu einem der Schränke. Aus einer der weißen Schubladen zog er eine Packung Medikamente. "Nimm die gegen das Fieber. Deine menschliche Gestalt reicht dafür vollkommen aus." Er reichte sie mir. "Sollte das Fieber in zwei bis drei Tagen immer noch nicht weg sein, kommst du bitte nochmal her."
Ich nickte. "Mach ich." Dann steckte ich die Packung in meine Hosentasche und er verließ mit mir den Raum. 

"Du scheinst also erst ganz frisch wieder deine Wolfsgestalt wiederzuhaben." stellte er fest. "Ich fande von Anfang an, dass du einen total interessanten Charakter hast. Auch wenn du mich zu Beginn gehasst hast."
Ein bisschen Schuldgefühle deswegen hatte ich ja schon. Ich war zu Beginn nicht ganz nett zu ihm. "Tut mir leid. Aber vielleicht können wir das ja mit einem Stück Kuchen wieder gutmachen. Meine Mom war ja unbedingt der Meinung, den mitnehmen zu müssen." 
Mike begann zu lächeln  "Nichts geht über ein Stück Kuchen."

"Da sind wir euch schon ein Stück voraus." hörte ich Liam rufen, der daraufhin mit einem in Stücke geschnittenen Kuchen aus der Küche trat und zu den anderen und Wohnzimmer eilte.
Wir gesellten uns zu ihnen und ich schnappte mir den Sessel, auf dem ich schon saß, als ich mit Lisa und Janine Brettspiele gespielt hatte.

"Und?" Sheldon schaute mich fragend an. "Alles supi. Mir geht's scheinbar blendend." Jason reichte mir einen Teller mit Kuchen, den ich dankend annahm. Die Medikamente steckte ich in meine Jackentasche.
"Also wartest du jetzt, bis es wieder weggeht?", fragte Jason. "So ungefähr, ja. Ist bestimmt einfach irgend so eine Körperreaktion, die aus irgendeinem psychologischen Grund auftritt, was weiß ich." Ich zuckte mit den Schultern und nahm einen Bissen von meinem Kuchen. 
"Hoffen wir es." Meine Mom sah immer noch nicht 100 % überzeugt aus.

Mike hatte sich neben Liam gesetzt und legte nun einen Arm um seine Schulter. Mir war es vorhin schon etwas merkwürdig vorgekommen, dass Liam noch hier war, aber so wie es auf mich wirkte, schienen die beiden scheinbar ein Paar zu sein. Auch Mates? 
Aber irgendwie passten die beiden auch zusammen. Wie sie sich gegenseitig ansahen, dann Lächeln mussten, das war total schön anzusehen und irgendwie hatte ich das Gefühl, mich für die beiden freuen zu müssen.

Von außen betrachtet war der Tag einer derjenigen, die mein Leben noch einmal komplett verändert hatten. Und das deutlich zum positiven. Meine Wolfsgestalt anzunehmen, war ein Gefühl von Befreiung und auch gleichzeitig ein Zeichen, um mir selbst zu zeigen, dass ich mit meiner Vergangenheit abgeschlossen hatte. Nicht abgeschlossen in dem Sinne, dass ich nie wieder daran denken wollte, sondern, dass ich mit dem, was damals passiert ist, im Reinen bin. 

Ich bin mithilfe von Jason, meiner Mom und Sheldon und auch durch meine Therapeutin an mir gewachsen, habe gelernt und andere Meinungen zugelassen. Und das wir an diesem Tag, den ich vermutlich nicht mehr vergessen würde, mit meiner Familie, Jason und Mike und Liam bei ihm in ihrer Hütte am Waldrand gelacht, gegessen und gefeiert hatten, machte den Tag komplett.

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"Bei dir ist es echt fast wie Lotto spielen. Man weiß nie, was als Nächstes kommt." Arya lachte und nahm mich am nächsten Morgen in den Arm. "Erst das mit der Therapie, dann auf einmal Jason und jetzt auch noch das. Ich will gar nicht wissen, was als Nächstes kommt." 
Ich machte eine bedeutungsvolle Geste. "Das weiß ich selbst noch nicht so ganz. Aber das werden wir ja sehen."

In den letzten Tagen hatte der Schulstress wieder abgenommen, was darauf hindeutete, dass das Jahr sich langsam dem Ende neigte.
"Und was genau ist jetzt mit dir und Jason?"
Ich zuckte mit den Schultern und betrat nach dem Unterricht mit Arya die Bibliothek. Beide mit einem Iced Coffee in der Hand. War so etwas erlaubt? Natürlich nicht. Taten wir es trotzdem? Definitiv. Wir suchten und eine ruhige Ecke und luden unseren Balast ab, bevor wir uns in die gemütlichen Sessel schmissen. Kam mir kurz die Szene zwischen Jason und mir, die hier passiert war, in den Sinn? Jup.
"Seitdem ist nicht mehr viel passiert. Wir haben gestern auch gar nicht die Zeit gefunden, darüber zu sprechen. Ich glaube einfach, wir versuchen beide erstmal so damit zurechtzukommen."