Kapitel 34

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Marcus nahm mit aller Ruhe auf dem Stuhl neben mir Platz und beäugte Asareth kritisch. "Ist einige Wochen her." stellte er fest. "Was willst du?" Erst jetzt bemerkte ich Keyla, die vor dem Café auf einer der Sitzgelegenheiten saß und die Tür im Auge behielt.
"Eure Waffe, die du hoffentlich gleich mitgebracht hast. 
Marcus zuckte nur mit den Schultern, während ich mir unwohl vorkam. "Ich gehe mal kurz auf die Toilette." log ich deshalb, um von diesem Tisch wegzukommen. Marcus war definitiv geübter darin, mit Asareth zu kommunizieren und ich würde sowieso nur wie ein nutzloser Fisch auf dem trockenen danebensitzen und zuschauen.

Zügigen Schrittes entfernte ich mich von ihnen, was Marcus mit einem nicken quittierte. 
"Also, was gibt es denn zu besprechen?"
"Ich möchte dir einen Tausch anbieten."
"Tatsächlich?"
Statt auf die Toiletten zu gehen, ging ich zur Theke, wo man zusätzlich noch einige Getränke bestellen konnte und setzte mich auf einen Barhocker. Weit genug weg, um außer Reichweite zu sein, aber immer noch nah genug, um ihr Gespräch zu verfolgen und sie im Blick zu haben. Nur von einer deutlich entspannteren Position. 

"Wie schon erwähnt, bin ich an eurer Waffe interessiert. Aber da ihr scheinbar nicht das Ausmaß dieses Geräts versteht und sie mir nicht einfach überlassen wollt, muss ich euch natürlich entgegenkommen, so großzügig wie ich bin."
Eine Kellnerin, trat hinter der Theke hervor und eilte nach draußen, um Getränke zu verteilen, während Runaya sich immer noch hinter der Theke verkrümelt hatte und dort lieber einfach nur Getränke mixte, sie in Gläser füllte und die schon glänzende Oberfläche noch einmal säuberte, als gäbe es nichts Wichtigeres, als das zu tun. 

"Wie ist der einfach so in eure Stadt gekommen?", fragte mich Runaya in einem leiseren Ton, während sie Asareth nicht aus den Augen ließ. 
"Vermutlich mit dem Auto." vermutete ich. "Wir können zwar an den Grenzen patrouillieren, aber wir können ja nicht jedes Auto, das die Stadt verlässt und hier hereinfährt, überprüfen. Das ist praktisch einfach nicht machbar.
Als Runaya endlich mit der glänzenden Oberfläche der Theke zufrieden war, wusch sie den Lappen aus. 

"Aber warum ausgerechnet jetzt? Ich brauche diesen Job unbedingt und wie stehe ich denn bei meinem Chef da, wenn ich deren Tisch nicht bediene?"
Ich schaute kurz über meine Schulter. "Sie saßen einfach schon länger hier und ihre Getränke wurden schon weggeräumt." schlug ich vor. "Es wird doch eh keinen interessieren."
Runaya wirkte nicht sehr überzeugt und griff nach einem frischen Glas.

"...du willst also unsere einzige Waffe gegen dich haben und als Gegenleistung ziehst du alle deine Leute von unseren Grenzen ab und überlässt uns vollständig wieder unseren Wald?"
"Exakt." bestätigte Asareth. "Findest du nicht, dass das ein bisschen wenig ist, dafür, dass wir dir das Einzige geben, dass uns vor dir schützt?"
fragte Marcus. Er spielte seine Rolle gut, dafür, dass diese Waffe eigentlich der totale Schrott war und uns dieser Handel einen enormen Vorteil verschaffen konnte. In meinem Kopf schwirrte nur noch der Begriff "Freiheit". 

Runaya reichte mir einen Ginger-Ale. "Hier trink, damit ich nicht noch schlechter dastehe, wenn du hier ohne Getränk dasitzt." Sie schob mir das Glas über die Theke hinweg zu, widerwillig es y griff ich danach. 
"Ich versichere euch, dass wir nicht einen Schritt in euer Gebiet setzen werden. Keinen einzigen, ihr werdet alles wieder für euch haben. Reicht das nicht?" 
Asareth wirkte angespannt. Marcus ebenso. "Außerdem habe ich euch doch schon Runaya überlassen, hat sie nicht schon genug für euch vorteilhafte Informationen über mich ausgeplaudert?"

Marcus Lippen kräuselten sich verächtlich bei dem Wort "überlassen". Doch er schien darüber nachzudenken. 
"Und wer versichert uns, dass du dein Wort einhalten wirst?"
Vielsagend zog Asareth einen Umschlag aus seiner Tasche und legte ihn in die Mitte des Tisches. 
"Was ist das?"
"Ein Vertrag. Schau ihn dir an." Erst jetzt griff Marcus danach, öffnete den Brief und las dessen Inhalt, während ich an meinem Ginger-Ale nippte und zwischendurch immer wieder auf die Uhr starrte. Warum, wusste ich selbst nicht so genau.

Wolfsblut - Der Beginn einer neuen ÄraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt