Kapitel 21

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Am Donnerstag dieser Woche wurde uns tatsächlich etwas bestätigt, was Runaya uns verraten hatte: Das Asareth und die anderen sich in der nächstgelegenen Stadt Sherbrooke befanden, die man vom Hafen aus seitlich des Sees noch leicht ausmachen konnte. Denn sie wurden tatsächlich dort gesehen. Zumindest zwei von denen, die auch bei dem Treffen im Wald dabei waren. Auch in diesem Fall hatte Runaya also die Wahrheit gesagt. Für uns war sie nun ein absoluter Motivationsbringer. Neue Hoffnungen, neue Möglichkeiten und auch neue Wege entstanden, wie wir wichtige Dinge in Erfahrung bringen konnten.

Morgen würde deshalb das erste Mal wieder ein Lykanertreffen stattfinden. Ich hoffte wirklich, dass wir dort etwas erreichen und einen Fortschritt machen konnten. Es kann doch nicht so weitergehen, dass die anderen jeden Tag an unserer Grenze patrouillieren müssen, weil wir Asareths Leute nicht im Griff haben. 

Gegen Mittag war es schließlich Jason, der mich in der Schule während der Pause in eine ruhige Ecke seitlich der Treppe zog, als wir uns über den Weg liefen. Und diesmal keine Spur von Vincent, Bruce oder Dylan. 
Es war sowieso schon eine totale Überraschung für mich. Schließlich war er es, der mir gesagt hatte, dass ich mir nichts draus machen sollte, wenn er mich in der Schule ignorierte.
Arya nickte ich kurz zu, um zu sagen, dass sie ruhig schonmal vorgehen sollte. Schließlich wusste ich nicht, was Jason wollte und wie lange es dauern würde. Regulär wären nur noch Zehn Minuten Pause.

"Was ist denn?", fragte ich ihn über den Lärm hinweg, der hin und wieder einen konzentrierten Blick nach links auf den Gang und die anderen Schüler warf.
"Ich wollte nur fragen, ob du heute Nachmittag Zeit für noch eine Trainingseinheit hast. Wir haben ja die ganze bisherige Woche schon nicht trainiert." meinte Jason abgelenkt, achtete dabei aber kaum auf mich.

Schulisch her würde es heute definitiv auch bei mir passen, aber warum zog er mich wegen dieser Kleinigkeit beiseite? 
"Ja, klar. Aber schonmal was von Handys gehört. Darüber kann man auch kommunizieren." Wie zur Veranschaulichung zog ich meins aus der Hosentasche und schaltete kurz mein Display an, um sicherzugehen, dass Jason mir wirklich nicht geschrieben hatte. Aber nein, keine neue Nachricht war eingetroffen. Schließlich hatten wir es bisher immer so gemacht. 

Jason schenkte mir nun das erste Mal richtig seine Aufmerksamkeit. "Tja, wenn mein Handy zu Hause liegt, nützt es mir nicht wirklich viel. Hätte ich dir erst heute Nachmittag geschrieben, wäre es zu kurzfristig geworden."
Ich dachte kurz nach. "Hm, stimmt auch wieder." und steckte mein Handy wieder ein. "Also heute Nachmittag, 17:00 Uhr wie immer?", fragte er noch einmal nach. Und schon wieder schien seine Aufmerksamkeit kaum auf mich gerichtet zu sein. Ich folgte seinem Seitenblick, sah aber nichts oder niemanden, auf den Jason achten könnte. 

Ich wandte meinen Blick wieder ab. "Jep", antwortete ich und betrachtete Jasons angespannte Haltung. "Gut, wir sehen uns." Mit diesen Worten verschwand er auch schon wieder in der Menge. Ich runzelte verwirrt die Stirn und reihte mich ebenfalls wieder in die volle Menge ein, auf der Suche nach Arya. 
Was Jason heute schon wieder für ein Problem hatte, war mir ein Rätsel. In den ganzen zwei Minuten, in denen wir geredet hatten, hatte er vielleicht zweimal wirklich seinen Blick auf mich gerichtet und mir wenigstens einen Teil seiner Aufmerksamkeit geschenkt. Aber die restliche Zeit, schien er scheinbar irgendwo anders gewesen zu sein. 
Was soll's. Ich schüttelte kurz den Kopf, wie um mir selbst klarzumachen, dass es keinen Sinn machte, sich noch länger darüber Gedanken zu machen. 

Ich zwängte mich an einer Gruppe von einer niedrigeren Klassenstufe vorbei in den Klassenraum und sah auch schon Arya in der Mittelreihe sitzen, wo sie gerade ihre offenen Haare zurechtzupfte, bis sie mich schließlich bemerkte und mir einen verschwörerischen Blick zuwarf und mit den Augenbrauen zu wackeln begann. Ich schüttelte nur lachend den Kopf und löste die eine Strähne, die sie gerade gebändigt hatte. 
"Heyy! Dein Ernst!"
"Tja, hättest du Mal nicht so anzügliche Grimassen geschnitten." Sie warf mir einen verschämten Blick zu, als ich mich neben sie setzte, begann daraufhin aber wieder zu schmunzeln. "Ich kann doch nichts dafür, dass ich eine blühende Fantasy habe. Die muss ich doch auch irgendwie zum Ausdruck bringen." verteidigte sie sich.

Wolfsblut - Der Beginn einer neuen ÄraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt