Kapitel 22

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Meine Aktionen wurden mit der Zeit tatsächlich ein wenig besser. Ich bekam ein Gefühl dafür, wann ich wie reagieren musste und wann ich von der Defensive wieder in die Offensive wechseln musste.

Jason hatte mich wiedermal zu Fall gebracht, was ihm so gut wie immer gelang, aber langsam sah ich das gar nicht Mal mehr als einen Nachteil an. Denn so hatte ich deutlich mehr Möglichkeiten, ihm schaden zu können.
Mit der einen Hand drückte ich sein Maul zu und versuchte mit aller Kraft, so auch seinen Kopf zur Seite zu drücken. Unter meinen Fingern konnte ich die Vibration seines Knurrens hören. Er warf seinen Kopf hin und her. Ich wollte ihn gerade die Beine wegtreten, da bäumte er sich auf, sodass er ausschließlich auf den Hinterbeinen stand und doppelt so groß wirkte. Meine Hand wurde dadurch unfreiwillig von seinem Maul gerissen und ich bekam seine Zähne zu Gesicht. Er ließ sein volles Gewicht seiner Vorderpfoten wieder auf mich niedersausen. Ich rollte mich auf dem Boden zur Seite, bekam aber einen Hieb seiner rechten Pfote ab. Auch wenn seine Krallen nicht ausgefahren waren, tat die Wucht seines Aufpralls an meiner Bauchseite doch ein wenig weh. Jason war schnell und versuchte erneut mich aus der Reserve zu locken, sodass ich auch diese Runde wieder einmal verloren hätte. Und dabei strengte sich Jason noch nicht einmal richtig an. 

Jason nagelte meinen linken Arm mit seiner Pfote am Boden fest und fuhr ganz leicht die Krallen aus, damit er besser Halt fand. Es pikste leicht, war aber kein bisschen schmerzhaft. Ich war kurz davor wieder kapitulieren zu müssen, was mich unglaublich frustrierte. Mit einem letzten Versuch verlagerte ich mein Gewicht auf den linken Arm der von Jason festgenagelt wurde. Ich nutzte meinen rechten Arm und wollte ihm mit Schwung meine Faust in sein Schulterblatt rammen, weil das die einzige Stelle war, an die ich gerade rankam, die wichtig war. 

Doch was ich nicht voraussehen konnte, war, dass Jason einen eigenen Plan hatte und sich kurz zuvor wieder aufgebäumt hatte. Mein linker Arm war also einige Millisekunden befreit, aber meine rechte Faust war schon nach oben geschnellt und so prallte meine zur Faust geballte Hand mit viel mehr Wucht als geplant auf den hinteren Teil seines Schulterblatts. 

Ein wuchtiges Geräusch war zu hören, dass viel lauter klang, als es eigentlich sollte, dass von einem leisen aber undefinierbare Geräusch Jasons begleitet wurde. Meine rechte Hand begann prompt zu schmerzen. Jason war durch den Zusammenprall von Faust und Schultergelenk ein wenig zur Seite gestoßen wurden und so rappelte ich mich auf. "Alles okay?", fragte ich hastig. Jason drehte seinen Kopf zur Seite, erreichte aber nicht die Stelle, an der ich ihn erwischt hatte. Tja, das war so nicht geplant, aber sowas kann eben passieren, mache dir nichts draus. Er schnüffelte, den Kopf immer noch zur Seite gedreht, an seinem Fell. Ich kam auf ihn zu und roch es schließlich auch. Blut. "Nicht dein Ernst Jason! Du redest von 'kann ja Mal passieren' und blutest dabei." Aufgebracht kniete ich mich neben ihn hin und untersuchte sein Fell an der Stelle, an der ich glaubte, ihn verletzt zu haben. Es ist nicht besonders schlimm. Es blutet nur leicht, gab Jason mit einer Ruhe von sich, die ich nicht teilen konnte.

Als ich eine feuchte Stelle in seinem Fell erspürte, entdeckte ich das Blut, dass sich langsam in seinem Fell ausbreitete. Ich versuchte das Fell ein wenig aus dem Blickfeld zu schieben, damit ich etwas von seiner Wunde erkennen konnte. Als ich dabei aus Versehen in die Wunde fasste, zuckte Jason leicht zusammen. "Tut mir leid." meinte ich kurz angebunden betrachtete aber weiter die Stelle an seiner Schulter. "Das könnte eine Platzwunde sein, Jason. Das muss zumindest verbunden werden."

Ich nahm wieder etwas Abstand von ihm und erhob mich. Jason änderte seine Gestalt, sodass wir wieder einigermaßen auf gleicher Höhe standen. An seiner Jacke konnte ich noch kein Blut erkennen. Er bewegte erst den einen Arm und ließ dann seine Schultern kreisen, bevor sich sein Gesicht deutlich anspannte. "Das muss wenigstens verbunden werden." beharrte ich erneut. 
"Ach was, das ist mir auch bewusst. Nur trage ich eben nicht immer einen Verbandskasten mit mir herum." fuhr er mich kurz darauf an, bevor er seinen scharfen Tonfall bemerkte. "Tut mir leid. Das war ein super Versuch von dir, den solltest du dir merken."
Er lächelte sogar leicht, auch wenn es etwas gezwungen wirkte. "Muss nicht eigentlich immer in den Umkleidekabinen ein Verbandskasten liegen?", fragte ich. 

Wolfsblut - Der Beginn einer neuen ÄraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt