Kapitel 23

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"Du riechst nach Schweiß." stellte ich mit meinem Kopf an seiner Schulter fest. Seine Brust erbebte unter mir vor Lachen und die vorher eher emotional sentimentale Stimmung war verflogen.
"Du wirfst dich mir in die Arme und das erstbeste, was dir dazu einfällt, ist 'Du riechst nach schweiß'?"
Ich ließ von ihm ab, um ihn anzuschauen. "Wenn du so penetrant nach Schweiß riechst, kann ich ja nichts dafür." Ich schmunzelte. Jason musterte mich empört. "Du riechst garantiert nicht besser nach unserem Training also tue doch nicht so, als wäre ich hier der einzige."

"Schon gut, stimmt auch wieder."
Jasons Blick wanderte zu dem Raum hinter uns, dann wieder zu mir. Ich brauchte mich gar nicht umzudrehen, um zu wissen, dass sich dort die Duschen befanden. "Gemeinsame Dusche gefälligst?" Er wackelte mit den Augenbrauen.
"Vergiss es!" Ich hob sein T-Shirt auf und warf es gegen seine nackte Brust, wo er es auffing. "Und zieh dir Mal wieder was über."
"Schon gut, schon gut. Ich will dich ja schließlich nicht zu sehr ablenken."
Ich verließ das Bad, gefolgt von Jason, der sich gerade das T-Shirt wieder überzog. Der Blutfleck war nun vollständig getrocknet.

"Wenn du jetzt auf ein Kompliment von mir zu deinem … Oberkörper erhoffst, vergiss es. Du brauchst nicht die Meinungen anderer um zu wissen, dass du ... auf viele ... sehr attraktiv wirkst." Ich drehte meinen Kopf kurz zu ihm um. Er zog sich gerade seine Jacke über, sodass der Fleck darunter verschwand. "Du meinst, weil viele aus der Schule nach uns geiern?" Mit 'uns' schien er wohl sich, Vincent, Bruce und Dylan zu meinen, was mir innerlich einen kleinen Stich versetzte, den ich aber nicht weiter beachtete.

"Ja, zum Beispiel." gab ich zur Antwort.
"Die sind doch alle nur nach Aufmerksamkeit aus. Die meisten strotzen nur so von Oberflächlichkeit."
"Stimmt auch wieder."
Ich war froh, dass unser ehrliches Gespräch vorhin nicht die Stimmung zwischen uns zerstört hatte, sondern wir immer noch genauso herumalbern konnten wie zuvor. Das war irgendwie so unser 'Ding' geworden.

"Steht noch was auf dem Plan oder war's das für heute?" Ich schaute ihn abwartend an. Auch wenn man Jasons Verletzung berücksichtigte, konnte er mir immer noch ein paar Laufrunden andrehen.
Jason schnappte sich seinen Rucksack von der Tribüne. "Nein, das reicht für heute. Deine Idee vorhin war tatsächlich äußerst gut. Nur hat das leider nicht zu meinem Plan gepasst, woraus dann eben auch Mal eine Verletzung profitieren kann."

"Danke für das Kompliment, Trainer." Jason warf mir einen belustigen Blick zu. "Nicht so überschwänglich, Luna. Nächstes Mal wird es nicht leichter als heute."
Und ich wusste, dass er recht hatte.

Die Sonne stand tief, als ich zur Haustür hineintrat und den leckeren Geruch nach Abendessen wahrnahm. "Wo ist Sheldon?", fragte ich, als ich in die Küche trat.
"Dem geht es immer noch schlecht. Er schläft gerade. Ich mache mir langsam Sorgen." Bei diesen Worten pressten sich meine Kiefer angespannt aufeinander. Vielleicht war er einfach nur krank. Sowas kam schließlich vor. Man musste ja nicht direkt vom Schlimmsten ausgehen.
"Du kamst aber auch ziemlich spät nach Hause." Auch wenn sie es als eine Feststellung formulierte, schwang eine Frage darin mit. Vielleicht auch ein kleiner Vorwurf.
Sie reichte mir einen Teller, den ich auf meinen Platz am Tisch positionierte.

"Training." war meine simple Antwort.
"Schon wieder?"
"Wieso schon wieder? Das war das erste Mal diese Woche."
Sie legte sich selbst und mir ein gefülltes Omelette auf den Teller "Ich mein ja nur, dass es nicht gerade die feinste Art ist, den Sportplatz eurer Schule außerhalb der erlaubten Betriebszeiten zu nutzen." Sie machte eine kurze Pause, während ich sie mit gehobenen Augenbrauen ansah. Was sie mir da gerade erzählte, wusste Ichs längst selbst. "Aber du bist schließlich alt genug. Wenn du irgendwann Probleme damit bekommst, dann halte ich mich raus."

Ich setzte mich zu ihr an den Tisch und griff nach meinem Besteck. "Jaaa", antwortete ich genervt. Ich war mir bewusst, dass das Konsequenzen haben konnte. Aber schlimmer, als mich und Jason dem Sportplatz zu verweisen konnte es kaum werden.
"Ich wollte es bloß Mal gesagt haben."
"Ich hab es verstanden ."

Wolfsblut - Der Beginn einer neuen ÄraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt