Kapitel 65

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Auf einer Klippe machten wir unseren ersten Halt. Die Fahrt aus York New hinaus dauerte mehr als eine Stunde, in der ich mich prächtig mit Phinks unterhielt. Die Sonne stand schon tief am Himmel und tauchte die Umgebung in zauberhaftes Licht. Auf dem Weg den Berg hinauf hatten wir Shalnarks Oldtimer im Eiltempo überholt. Phinks raste lachend um die Kurven und hatte das Cabrio schliesslich auf der offenen Fläche zum Stillstand gebracht. An Wochenenden würden sich bestimmt viele verliebte Teenager hier her verirren. Gerade als wir ankamen, sprintete Phinks aus dem Wagen, denn er musste ganz dringend, wie er mir zuvor entschuldigend erklärt hatte. Ich lehnte mich im Sitz zurück und beobachtete die Wolken.

"Sieht ja toll aus hier", rief eine Stimme neben mir erfreut.
"JIN", schrie ich aufgeschreckt und hielt mir die Brust. Mein Herz klopfte so schnell, dass ich dachte, ganz York New könnte es hören. Der kleine Junge wandte seinen Blick aber nicht von der Aussicht ab. Er stand auf dem Fahrersitz und krallte seine blassen Hände in die Umrandung der Frontscheibe.
"Meine Güte, was wenn dich Phinks hier sieht!?" Noch immer geschockt starrte ich ihn an.
"Keine Angst Meister, mich sieht niemand. Nur weil Ihr den Ring tragt und mir erlaubt habt herauszukommen, seht Ihr mich." Seine Aussage überzeugte mich zwar nicht, doch sie beruhigte mich ein wenig.
"Ebenso hört nur Ihr mich, Meister. Aber wenn Sie mit mir sprechen, ist das leider anders", klärte er mich auf. Sein Mantel flatterte leicht in der warmen Brise. Lächelnd betrachtete ich den Jungen, dessen Augen wie Sterne glitzerten.
"Darf ich näher an die Klippe?", fragte er auf ein Mal mit grossen Augen.
"Natürlich"

Aufgeregt rannte der Grauhaarige nach vorne und setzte sich auf den Rand. Ich wollte nie Kinder haben, aber wenn, dann sollten sie so sein wie Jin. Doch viel länger konnte ich nicht in meinen Gedanken verweilen, denn der blaue Oldtimer rollte neben mich. Auch Phinks kam wieder aus dem Gebüsch hervor. Wir unterhielten uns gelassen und liefen zu der Klippe. Ich stellte mich genau hinter Jin, welcher sich gleich darauf an mich lehnte. Obwohl ich ihn nur als kaum merkliche Druck wahrnahm, fühlte ich seine Freude. Das unschuldige Glücksgefühl, das er über die Berührung mit mir teilte, trieb mir Tränen in die Augen.
„Alles in Ordnung Meister?", fragte der kleine Junge, der meine Gefühlsregung gespürt hatte. Seine glänzenden Augen richteten sich auf mich. Ich blinzelte die Feuchtigkeit weg und nickte kaum merklich. Zu meinem Glück blieb dies vor meinen Freunden verborgen.

Eine halbe Stunde später setzten wir uns wieder in die Autos. Shizuku hatte mich überredet mit ihr den Platz zu tauschen, damit sie auch einmal mit dem berüchtigten Cabriolets des Chefs fahren zu dürfen. Deswegen platzierte ich mich auf dem Rücksitz des Oldtimers. Während das graue Auto neben uns losraste, wählte Shalnark am Steuer die Nummer eines Restaurants. So reservierte er einen Tisch für uns fünf. Mit beiden Ellenbogen auf die Sitze vor mir gestützt lehnte ich mich vor.
"Wie sieht es denn bei euch beiden aus mit Frauen?", fragte ich grinsend.
"Single", brummte Feitan und starrte aus dem Fenster.
"Wie denn das? Du bist doch so ein hübscher junger Mann", grinste ich. Aber der Angesprochene schnaubte nur.
"Es zeigt kaum jemand Interesse, bei meiner Körpergrösse" Darauf wusste ich nicht, was ich antworten sollte. Weshalb ich schwieg.
"Und du Shalnark?"
"Ich begnüge mich mit One Night Stands", lächelte dieser und legte den Rückwärtsgang ein.
"Das hätte ich dir irgendwie nicht zugetraut", gestand ich. Wir unterhielten uns eine Weile. Zeitweise lauschten wir auch einfach nur den Liedern.

Nach dem feinen Essen in einem viel zu teuren Restaurant, klapperten wir einige Bars und Clubs ab. Shalnark hatte mir erklärt, dass er nur wenig Alkohol vertrug und deshalb fast nie trank. Er bot zudem an, uns danach nach Hause zu fahren. Phinks und Feitan veranstalteten ein Wetttrinken und waren bald schon gut angetrunken. Shizuku und mich zog es vermehrt auf die Tanzfläche, während Shalnark ein blauhaariges Mädchen ansprach. Gleich darauf zog sie ihn an der Hand aus dem Raum in Richtung der Toiletten. Mit einem Zwinkern verschwand er. Ein Kerl, der etwa so gross wie Franklin war, tanzte Shizuku von hinten an. Sein hagerer Kumpel tat dasselbe bei mir.
"Du hast deinen Körper ganz schön im Griff", schrie der hagere über die laute Musik. Er legte seine Hände an meine Hüften und zog mich gegen seine. Ich wollte das nicht, sodass ich sie ihm wegschlug. Doch er blieb hartnäckig, drückte sich wieder an mich und verteilte nasse Küsse auf meinem Rücken. Auch Shizuku wurde von dem grossen Typ hinter ihr festgehalten. Mit einer Hand umschloss er fest ihre Arme, während seine andere über ihre Brüste unter dem dunkelblauen Stoff strichen. Sie schrie und wand sich, versuchte sich zu befreien. Aber der Grosse schien gehörig Kraft zu haben, um die Spinne gefangen zu halten. Der widerwärtige Kerl hinter mir rieb noch immer seine Mitte an meinem Hintern. Angeekelt materialisierte ich einen weiteren Ring, der meinem seemannsseilartigen ähnelte. Ich steckte ihn mir in den Mund und lutschte zur Ablenkung noch an meinen Fingern, da mich der Grosse genauestens begutachtete. Dann machte ich mich los und drückte Shizuku meine Lippen auf den Mund. Sie riss die Augen auf, wollte sich abwenden, aber der Grosse hielt sie an Ort und Stelle. Wahrscheinlich erregte ihn die ganze Szenerie hier. Bestimmt öffnete ich ihre Lippen und schob den Ring mit meiner Zunge in ihren Mund. Dann löste ich mich von ihr und leckte über meinen.

Sofort setzte ich Hidden Ghost Mode ein und wir beide verschwanden aus ihrem Sichtfeld. Shizukus Arme glitten durch die Hände des Grossen. Ich zog sie hinter mir her durch den Raum, geradewegs durch alle tanzenden Personen hindurch. Ich materialisierte uns erst wieder, als wir neben Phinks und Feitan in der Lounge sassen. Den Ring in ihrem Mund liess ich wieder verschwinden. Die beiden waren immernoch damit beschäftigt, einen Shot nach dem anderen zu exen. Die Schwarzhaarige und ich stiegen auf die nächste Runde mit ein. Irgendwann setzte sich auch Shalnark wieder zu uns, die Haare zerzaust und mit schiefer Kravatte. Ich grinste ihn vielsagend an. Er hob einen Daumen in die Höhe und lächelte zurück. Die beiden hatten es offenbar ganz wild getrieben.

Die beiden Ekelpakete von vorhin näherten sich unserer Lounge.
"Rückt die Mädels raus", sagte der Grosse und stützte sich auf den Tisch. Feitan und Phinks kümmerte das überhaupt nicht, sodass sie den nächsten Shot an ihre Lippen setzten und das Glas mit einem Zug leerten. Shalnark betrachtete die beiden aufgeschlossen.
"Das werden wir nicht tun", antwortete er freundlich aber bestimmt. Der Grosse packte ihn am Kragen und zog ihn nahe an sein Gesicht.
"Oh doch... und wir werden ihnen die schönste Nacht ihres Lebens schenken", grinste er reudig.

Why him...  // Hisoka ff HxHWo Geschichten leben. Entdecke jetzt