Kapitel 72

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Der Check-In ging ganz schnell. Ich gab auch meinen Koffer auf, sodass ich nur mit einer Handtasche bewaffnet in den vollen Warteraum stiefelte. Anstatt mich hinzusetzten beobachtete ich den Flughafen durch die grosse Fensterfront. Das Wetter hatte umgeschlagen und Regen peitschte gegen die Scheibe. Auch der Raum kühlte sich allmählich ab. Eine Gänsehaut überzog meinen Körper und liess mich frieren. Hätte ich meinen Koffer nicht aufgegeben, könnte ich mir jetzt einen Pullover anziehen, regte ich mich auf. Einige Flüge wurden aufgerufen oder anulliert, sodass sich immer mehr Menschen aus dem Warteraum verdrückten. Mir konnte das nur Recht sein, denn je weniger Leute, desto weniger anzügliche Blicke bekam ich zugeworfen. Dennoch spürte ich, wie mich eine Gruppe breiter Männer ganz genau beobachtete. Es umgab sie aber keine Aura, weshalb ich annahm, dass Nen ein unbekannter Begriff für sie war. Ich ignorierte die Kerle und mein Blick folgte einer kleinen in leuchtender Uniform gekleideten Gestalt, die die Luftschiffe mit Leuchtfahnen umherdirigierte.

Plötzlich spürte ich einen warmen Atem in meinem Nacken. Jemand hatte sich mit Zetsu an mich herangeschlichen und legte seinen Kopf auf meiner Schulter ab. Warme Hände wurden auf meinen Hüften platziert, während sich ein muskelbepackter Körper von hinten an mich drückte.
"Du hast doch nicht gedacht, dass ich dich ohne Verabschiedung gehen lasse?", raunte mir der Magier ins Ohr. Ich lächelte, hielt meinen Blick aber auf dem Naturspektakel.
"Das könntest du nicht..." Ganz vorsichtig fuhren Hisokas Finger überkreuzend meinen Bauch hoch. Ich legte meine auf die muskulösen Arme. In dieser innigen Umarmung genoss ich die Anwesenheit des Mannes, den ich liebte.

"Ich muss dir noch etwas zurückgeben." Hisoka lockerte seinen Griff, sodass ich die Gegenstände aus meiner Tasche holen konnte. Dann drückte ich ihm einen kleinen Stapel Karten in die Hand. Der Zauberer blätterte sie durch und stutzte.
"Da fehlt aber eine..." Er hatte Recht die Herzdame von der Auktion befand sich nach wie vor in meinem Besitz.
"Die behalte ich!", antwortete ich schnell und er grinste. Elegant liess er die Karten verschwinden. Ich drehte mich, um ihn richtig ansehen zu können. Schliesslich ist es das letzte Mal. 
"Wie bist du überhaupt hier herein gekommen?"
"Ich nehme den gleichen Flug wie du", antwortete er seriös, lachte dann aber.
"Es ist ganz einfach, wenn man die richtigen Leute kennt." Ich bezweifelte, dass Hisoka solche Beziehungen pflegte. Eher vermutete ich, dass er sie bedroht hatte, bis sie ihm Zugang verschafften.

"Was bedrückt dich, meine Schöne?", säuselte der Rothaarige und musterte mich grinsend, noch immer belustigt von seinem Witz.
"Ich bin eine lange Zeit weg gewesen. Es hat sich bestimmt vieles verändert. Ich muss eine eine neue Wohnung suchen und Arbeitstelle finden, die es nicht kümmert wo ich mich das letzte Jahr herum getrieben habe. Hier muss ich meine Freunde zurücklassen..."
"...und dich", fügte ich leise hinzu. Die Hände an meinen Wangen zwangen mich ihn anzusehen.
"Du kannst auch hier bleiben..."
"Bei mir..."
"Wo du hin gehörst...", schnurrte er leise. Seine gelben Augen sahen mich belustigt, aber gleichzeitig auch bedrückt an. Ich spürte Tränen hoch kommen und ein Kloss bildete sich in meinem Hals. Er verstand es wirklich nicht. Ich wollte ja. Ich wollte es so unbedingt. Ich würde so gerne bei ihm bleiben und mit ihm den Rest meines Lebens verbringen. Sein Grinsen betrachten. Den warmen Atem auf meiner Haut und seinen harten Schwanz tief in mir spüren. Mit ihm Abenteuer erleben. Mit ihm alt werden.
"Ich würde so gerne..." Eine Träne bahnte sich ihren Weg über meine Wange. Ich ertrug es nicht länger ihn anzusehen und schloss die Augen. Eine Stimme erklärte über die Lautsprecher, dass mein Luftschiff in ein paar Minuten abfliegen würde. Ich schluckte schwer und öffnete meine Lider wieder.
"Ich liebe dich. Aber du machst mich kaputt!" Ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht und sah hilflos zu Boden. Seine Finger lagen an meinen Wangen und die langen Nägel gurben sich leicht in meine Haut.
"Gefühle machen schwach Akane" Eine undurchdringliche Härte lag in seinen Augen. Trotzdem verlor ich mich in ihnen.

"Entschuldigen Sie Miss, belästigt sie dieser Mann?" Ein breiter Bodybuilder stellte sich neben uns. Es war einer der Männer , die mich die ganze Zeit beobachtet hatten.
"Lass uns in Ruhe", schnaubte Hisoka verärgert. Der Zauberer hatte die Blicke des Mannes auf mir auch bemerkt und es missfiel ihm, wie er mich anschaute.
"Ich habe mit ihr gesprochen", grollte der Fremde und plusterte sich bedrohlich auf. Ich entschied dazwischen zu gehen. Nicht, dass dies Hisoka eingeschüchtert hätte, aber ich wollte es vermeiden, dass der Magier ihn tötete. Immerhin wusste ich, wie schnell er die Kontrolle verlor.
"Es ist alles in Ordnung, vielen Dank", versicherte ich ihm. Um den Rothaarigen zu reizen, strahlte dem Unbekannten mein schönstes Lächeln entgegen. Dieser nickte.
"Wenn Sie Hilfe brauchen, rufen Sie. Ich bleibe in der Nähe!" Der Fremde musterte Hisoka nochmals abschätzig und setzte sich wieder hin. Hisoka packte meinen Arm und drehte mich in seine Richtung. Die gelben Augen glitzerten vor Wut.
"Was soll das?", zischte er zwischen zusammengebissenen Zähnen. Ein Grinsen schlich sich auf meine Lippen.
"Bist du etwa eifersüchtig?" Er kniff die Augen zusammen.
"Nein! Du gehörst mir! Ich mag es einfach nicht, wenn dich jemand anderes ansieht oder anfässt!" Daraufhin zog er mich fest in sich, um meinen Körper von dem Typ abzuschirmen.
"Das ist die Definition von Eifersucht", lachte ich an seine Brust. Seine schweren Atemzüge deuteten mir an, dass er sich bemühte, sich zu beherrschen. Hisoka gab bloss ein beleidigtes Grummeln von sich. Der Magier lehnte seinen Kopf an meinen.
"Du warst aber auch eifersüchtig, als ich mit Machi aus war", murmelte er in meine Haare.
"Ich bestreite es ja nicht", gab ich grinsend zurück und presste ihn noch näher an mich.
"Und du hast 'auch' gesagt..." Hisoka hob seinen Kopf an um mich anzusehen. Mit einem sanften Lächeln studierte er meinen verträumten Gesichtsausdruck. Bevor ich verlegen rot anlief, überbrückte ich die Distanz zwischen uns und legte meinen Mund auf seinen. Unsere Lippen bewegten sich leidenschaftlich gegeneinander. Ich zwängte meine Zunge dominant in seinen Mund und kämpfte heftig mit seiner. Berauscht krallten sich seine Finger in meine Seite. Ich zog ihn an den Haaren nach hinten, so dass er sich gezwungenermassen von mir lösen musste, aber nur ein winziges Stück.
"Was machst du bloss mit mir!?", flüsterte ich und lenkte meinen Blick von seinen Lippen zu den goldenen Augen. Obwohl ich es besser wusste, sah ich in ihnen eine tiefe Verbundenheit. Ich lächelte und kuschelt mich wieder an meinen Geliebten.

Der letzte Aufruf für meinen Flug ertönte aus den Lautsprechern. Ich drückte ihn nah an mich und sog seinen Duft tief ein.
"Ich liebe dich Hisoka", nuschelte ich gegen sein schwarz-rotes Croptop. Diesmal sagte er nichts dazu, packte aber grob mein Kinn und drehte es zu sich hoch. Unsanft presste er seine Lippen auf meine und küsste mich gierig. Die andere Hand kniff in meinem Hintern. Seine dominante Zunge erforderte Einlass und umspielte hektisch meine. Ich krallte meine Finger in seine Brust, um der Wucht stand zu halten. Schwer atmend distanzierte ich mich von ihm. In meinem Kopf kämpfte der Gedanke an ein ruhigeres Leben mit dem, bei Hisoka zu bleiben.
"Ich werde jetzt gehen", verkündete ich die entgültige Entscheidung. Bevor er noch etwas erwidern konnte, drehte ich mich um und lief den Flur zum Luftschiff hinauf.

"Braucht die Herzdame nicht noch ihren Herzkönig?", rief er durch den fast leeren Gang. Ich kehrte mich zu ihm. In einer Handbewegung zauberte er eine Karte hervor und schoss sie auf mich zu. Sie blieb neben mir in der Wand stecken. Ich zog die Karte aus der Wand hinaus und blickte zurück. Hisoka war verschwunden.

Auf der Rückseite stand in schnörkeliger Schrift: Du gehörst mir! Seufzend drehte ich die Karte um.

Das Bild zeigte den Joker.

Why him...  // Hisoka ff HxHWo Geschichten leben. Entdecke jetzt