⭐️Kapitel 22💧

871 42 0
                                    

Gleichgültig betrachtete ich mich im Spiegel. Meine Rippen waren endlich wieder abgeschwollen. Die Stichwunde in meiner Seite machte mir aber nach wie vor zu schaffen. Das Messer hatte meine Milz zwar nur gestreift, aber die Verletzung verheilte kaum und begann immer wieder von neuem zu bluten. Halbherzig wickelte ich den Verband um meinen Körper, damit meine Kleidung sauber blieb. Ein Monat war seit unserem Kampf bereits vergangen. Wenn ich so zurück dachte, hätte ich zwar noch einige Angriffe starten, doch Illumi mich definitiv töten können. Der Zoldyck beschützte sie, jedoch würde er sein Assassinen Dasein wohl kaum wegen ihr aufgeben. Aber die Möglichkeit, dass sie ihn begleitete bestand trotzdem.

Informationsbeschaffung stellte sich als mühsame Sache heraus. Illumi erledigte seine Aufträge schnell und beinahe unbemerkt, sodass es sich als schwierig erwies ihn zu finden, wenn er nicht gefunden werden wollte. Ich verfolgte seine Spuren quer durchs Land. In einer unbekannten Stadt hatte ich ihn dann endlich eingeholt. Mit eingesetztem Zetsu beschattete ich ihn von oben, wähernd er ein Haus betrat und seine Order ausführte. Dann entfernte er sich wieder.

Als er durch eine dunkle Gasse schritt, liess ich mich hinter ihm auf den Boden fallen. Mit einer flüssigen Bewegung schoss ich mehrere Karten auf Illumi. Dieser drehte sich um und fing sie alle aus der Luft.
"Was willst du?", fragte der Schwarzhaarige in seiner üblich zerstreuten Art.
"Du weisst, wen ich suche", knurrte ich.
"Hast du dich denn schon wieder erholt? Du willst gegen mich kämpfen, aber du wirst trotzdem keine Informationen erhalten."
"Mir reicht eine und dann lasse ich dich in Ruhe", verhandelte ich.
"Ist sie hier?"
"Unsere Wege haben sich getrennt. Du wirst sie doch auch ohne mich finden", sagte er mit spöttischem Unterton.

Normalerweise genoss ich die Jagd nach Menschen, doch diese nervte mich. Ich entschied nach York New City zu fliegen und die Sache erstmal ruhen zu lassen, bis die Southernpiece Auktion vorbei war. Immerhin ging das Gerücht herum, die diesjährigen Artefakte wären eine Sensation. Ein Monat könnte ich mich so noch vorbereiten, die Jagd von neuem aufzunehmen.

Mein Aufenthalt in York New war einschläfernd. Ich spazierte tagelang durch die Stadt, tötete unwürdige Gegner, die sich mir in den Weg stellten und sass gelangweilt in Bars herum. Eines Morgens blieb ich vor einem Kiosk stehen. Von der Titelseite einer bekannten Zeitung prangte mir ein riesiges Bild entgegen. Der Schriftzug darüber besagte: Kasai Hideo mit unbekannter Schönheit an Wohltätigkeitsgala. Ich kaufte mir das Tagesblatt und setzte mich auf eine Bank. Der Mann auf dem Foto lächelte emotionslos in die Kamera. Die junge Dame neben ihm hatte einen eher angespannten Gesichtsausdruck. Das dunkelblaue Kleid schmeichelte ihrem wohlgeformten Körper. Ich las den Artikel durch. Hauptsächlich beherrschten Spekulationen den Text, woher sie wohl stammen könnte und wie sie an Kasai Hideos Seite kam. Ich grinste. Jetzt hatte ich eine Pause von der Verfolgung genommen und nun sprang sie mir quasi hinterher.

Bei einer kurzen Internetrecherche auf meinem Handy, ermittelte ich den Standort seines Anwesens. Mit einem Taxi fuhr ich eine Strasse weiter und lief unauffällig an der Villa vorbei. Ein hoher Eisenzaun umschloss das Gelände. An sich könnte ich ihn locker überwinden, aber jemand überwachte ihn mit seiner Aura. Dieser würde sofort merken, wo ein anderer über die Vergitterung eindrang. An der nächsten Ecke folgte ich der Abgrenzung bis zu einem grossen Tor. Dahinter standen vier Wachleute. Zwei weitere patroullierten aufmerksam um das Haus. Ich spürte noch mehr starke Auren im obersten Stock des Anwesens. Desinteressiert ging ich zum Taxi zurück. Erstens wusste ich nicht, ob sie sich momentan im Haus aufhielt und zweitens hatte ich keine Lust mich in unnötige Kämpfe zu verwickeln. Aber ich konnte mir sicher sein, dass sie diesen Typen an die Auktion begleiten würde. Dort könnte ich sie bestimmt ohne Probleme von diesem Kasai wegstehlen.

Zu Beginn der Auktionswoche mietete ich mich in einem der Gebäude ein. Von meinem Zimmer aus hatte ich einen guten Überblick auf den Eingansplatz. Es waren aber zu viele Menschen vor Ort um mit Sicherheit zu sagen, dass sie hier war. Die kühle Septemberluft erfüllte mein Raum. Bis ich sie finde, kann ich mir ja die Gegenstände ansehen. Ich besuchte einige Auktionen, die Stücke interessierten mich aber nur mässig, sodass ich mir nicht die Mühe machte, mitzubieten. Ich verbrachte mehr Zeit damit, die Besucher abzusuchen. Als die grosse Arkana einer berühmten Wahrsagerin angepriesen wurden, lenkte ich meine Aufmerksamkeit trotzdem auf die Artefakte. Die verwunschenen Tarotkarten weckten mein Interesse. Auf den Leinwänden sah man das Abbild der Liebenden, welche sich nackt in einer innigen Umarmung hielten. Dann wurde der Magier gezeigt und darauffolgend der Tod. Was für ein Zufall!, dachte ich und entschied mich den Saal zu wechseln.

Die ersten drei Tage vergingen, ohne dass ich sie fand. Ich stieg aus der Dusche und trocknete mich vorsichtig ab. Unter der Narbe an meiner linken Seite pulsierte rotes Blut. Damit mein Anzug sauber blieb, bandagierte ich sie wieder ein. Zu faul mich ganz anzuziehen stand ich nun nur mit meiner schwarzen Hose bekleidet vor der Minibar. Bis zu den ersten Auktionen würden noch Stunden vergehen. Ich schnappte mir eine Flasche Gin und leerte sie gleich im Stehen. Die Vodkaflasche kippte ich gleich hinterher. Angeheitert öffnete ich den kleinen Kühlschrank erneut. Den Rum mixte ich mit Cola und trat mit dem Glas ans Fenster. Am laufenden Band fuhren Limousinen vor, reiche Leute stiegen aus und die Presse schoss Fotos wie wild. Das klicken der Kameras konnte ich bis in den sechsten Stock hören, in dem ich mich befand. Nach einer Weile war die Minibar leer und ich beschloss seufzend, mich fertig anzuziehen und die Auktionen anzusehen. Ich stand vor den Spiegel und knöpfte meine Krawatte zu. Eine elegant gekleidete Dame schlüpfte in mein Zimmer und schloss hektisch die Tür hinter sich.

"Guten Abend", begrüsste ich meinen unerwarteten Besuch amüsiert. Ihr Gesicht war noch immer gegen die Tür gerichtet, die sie gerade zugemacht hatte.
"Normalerweise stürmen keine gutaussehenden Damen einfach so in mein Zimmer." Das tannengrüne Ballkleid hob sich leicht vom Boden ab, als sie herumwirbelte.
"Hisoka..."

Erstaunt hielt ich in meiner Bewegung inne. Von allen Menschen, die sich hier befinden, stürmt genau der in mein Zimmer, den ich suche? Den Stoff zierten bis zur Taille kleine aufgestickte Rosen. Darunter fiel es in leichten Wellen zu Boden. Ich bewegte mich langsam auf sie zu. Sie wollte sich zurückziehen und erschuf ein Messer in ihrer Hand, doch da war ich schon bei ihr.
"Darling, damit könntest du ich nicht erwischen. Oder ist Illumi wieder hier?", schmunzelte ich vergnügt und hielt ihr meine Hand hin, in welches sie die Waffe legte. Da ich aber ihre Hand und nicht den Dolch wollte, warf ich ihn achtlos hinter mich. Ich spürte den Spiritus durch mein Blut rauschen.
"Schenkst du mir einen Tanz?"
, fragte ich aus einer Laune hinaus, die ich mir nur durch Alkohol erklären konnte. Sie willigte unsicher ein. Sofort zog ich sie an mich und begann sie zu führen. Doch sie fühlte sich so steif an wie ein Stock.
"Du siehst zu schön aus. Heute kann ich dich nicht töten", säuselte ich wahrheitsgemäss in ihr Ohr.
"Wie beruhigend", witzelte sie zynisch, enstpannte sich aber etwas. Lachend umschlang ich ihren zarten Körper.

Why him...  // Hisoka ff HxHWo Geschichten leben. Entdecke jetzt