Chapter 53

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„Sorry." Mit einem Mal springe ich wieder von meinem Platz auf und renne mit der Hand vor meinem Mund ins Badezimmer, wo ich mich wenig später in die Toilette übergebe. Was ist denn jetzt los?

[Freitag]
Jisung PoV:

Felix - Jisung

Felix:
Hey, ich wollte mal nachfragen, wie es dir geht? Du hast dich in den letzten zwei Wochen nicht gemeldet

Felix:
Ich habe deinen Post gesehen. Also wenn du mit jemanden zum reden brauchst, kannst du jeder Zeit zu mir kommen

Felix:
Du kannst mich auch einfach ignorieren, aber bitte melde dich wenigstens einmal bei Minho. Ich mache mir wirklich Sorgen um euch beide.

Jisung:
Was ist mit Minho?

Felix:
Endlich

Felix:
Er hat sich in seiner Wohnung eingeschlossen und geht seit Tagen nicht an sein Handy. Ich wollte eigentlich vorletzten Montag mit ihm zum Arzt gehen, wegen seinem Fuß, aber er hat mir nicht aufgemacht. So wie ich ihn kenne liegt er die ganze Zeit in seinem Bett und zerbricht sich den Kopf. Darum habe ich ihn auch in Ruhe gelassen, aber langsam mache ich mir wirklich Sorgen

Felix:
Ich glaube du bist der einzige, der ihn im Moment eventuell erreichen könnte. Auch wenn es nicht einfach ist, solltet ihr einmal miteinander reden.

Jisung:
Es tut mir leid

Felix:
Ich bin nicht derjenige, bei dem du dich entschuldigen solltest

Felix:
Minho wird dir wegen der Sache nicht böse sein. Er hat dir seine Gefühle die ganze Zeit verschwiegen, weil er Angst hatte dich dadurch zu verlieren

Leise Seufzend lasse ich mein Handy unauffällig in meiner Jackentasche verschwinden, während ich meinen Blick wieder nach vorne auf die Tafel richte. Ich war jetzt seit fast zwei Wochen nicht mehr in der Schule, aber konzentrieren kann ich mich dennoch nicht. Mein Kopf ist irgendwie ganz woanders. Egal wie sehr ich es auch versuche zu verdrängen, Minho taucht immer wieder in meinen Gedanken auf. Vielleicht weil er mir so viel bedeutet oder vielleicht auch nur, weil ich mich ihm gegenüber schuldig fühle. Felix hat zwar recht damit, dass ich mit ihm reden sollte, aber ich schaffe es einfach nicht. Meine Angst hält mich fest im Griff. Ein wenig so, als hätten sich schwere Ketten um mich herum gebildet.

„Bitte bearbeitet die restlichen Aufgaben übers Wochenende. Dann können wir sie Montag gemeinsam kontrollieren und das neue Thema anfangen." Passend zum Klingeln der Schulglocke beendet unser Lehrer seinen Unterricht, weshalb ich mich schließlich von meinem Platz erhebe. Ich weiß gar nicht, wieso ich heute zur Schule gegangen bin. Ich habe überhaupt nichts mitbekommen. Sogar meine Mutter hätte mir erlaubt noch zuhause zu bleiben. Ich habe bei ihr ein wenig das Gefühl, dass sie nicht mehr weiß wie sie mit mir umgehen soll.

Ohne meinen Mitschülern viel Aufmerksamkeit zu schenken gehe ich geistesabwesend auf den Flur hinaus und mache mich auf den Weg zum Ausgang. Was Minho wohl gerade macht? Ob er wirklich in seinem Bett liegt, wie Felix es gesagt hat? Es passt irgendwie nicht zu ihm. Er ist sonst immer so stark und hat vor nichts Angst. Was habe ich ihm nur angetan? Ich wünschte, ich könnte es ungeschehen machen. Wieso musste ich Idiot ihn auch küssen? In dem Moment hat mein Gehirn seine Arbeit verweigert, aber ansonsten geht es mir die ganze Zeit nur auf die Nerven. Wieso?

Doch auf einmal reißt mich etwas aus meinen Gedanken. Völlig unerwartet rempelt mich plötzlich eine andere Person auf der Treppe an und drängt mich mit seinen Freunden die Stufen hinunter. Oh bitte nicht. Als hätte man einen Schalter in mir umgelegt, versuche ich panisch nach dem Treppengeländer zu greifen, verfehle dieses jedoch nur knapp, weshalb ich die letzten Stufen ungebremst hinunter falle.

„Alles in Ordnung bei dir?" Mit einem Mal steigen mir die Tränen in die Augen, als sich auf einmal die Leute um mich herum versammeln. Wieso gucken sie mich alle an? Was wollen sie von mir? Völlig überfordert richte ich mich langsam vom Boden auf und versuche meine Atmung irgendwie unter Kontrolle zu bringen. Ich bekomme keine Luft. Ich will zu Minho. Ich brauche ihn. Ich habe Angst.

Ohne auf die herumstehenden Menschen zu achten, dränge ich mich panisch durch die Menge hindurch und versuche aus der Situation zu flüchten. Doch anstatt draußen angekommen zu bremsen, laufe ich einfach weiter. Ich halte das nicht mehr aus. Es macht mich verrückt. Diese Gefühle, ich habe sie nicht mehr unter Kontrolle. Ich habe die ganze Zeit versucht sie zu verdrängen. Ich wollte sie nicht wahrhaben. Wieso ist diese Person alles woran ich gerade denken kann?

Obwohl mir allmählich die Luft ausgeht renne ich ungehalten weiter. Erst durch den Park, wo ich ihn das erst Mal getroffen habe. Dann an dem Café vorbei, in welchem er arbeitet. Darauf folgend das Tanzstudio, wo wir viel Spaß mit Hyunjin und Felix hatten. Und schließlich biege ich in die Straße ab, in welcher sich seine Wohnung befindet. Nur noch wenige Meter und ich spüre, wie meine Schritte allmählich langsamer werden, bis ich wenig später vollkommen außer Atem vor seiner Tür zum stehen komme. Ich will zu ihm.

Zögerlich lege ich meinen zitternden Finger auf seine Klingel, ehe ich für einen Moment in meiner Bewegung erstarre. Ich will... Ich will... Ich kann nicht. Enttäuscht von mir selber senke ich meine Hand und lasse mich erschöpft auf den Boden fallen. Ich bin bis hierher gerannt und ich schaffe es dennoch nicht. Ich bin so schwach. Ich bekomme einfach nichts in meinem Leben auf die Reihe. Rein gar nichts.

Leise schluchzend kauere ich mich auf dem Boden zusammen, wobei die Tränen ungehalten meine Wangen hinunterlaufen. Wieso bin ich so feige? Er hat mir den Schutz gegeben, den ich all die Zeit über gebraucht habe. Er war immer für mich da. Er hat seine Gefühle vor mir versteckt, um mich zu schützen. Und was mache ich? Ich war derjenige der ihn geküsst hat. Ich war derjenige der ihm wehgetan hat. Wieso bin ich dann der, der wegrennt? Minho sollte nicht so leiden. Das hat er nicht verdient.

„Hey, was ist denn los?" Überrascht hockt sich auf einmal jemand vor mir auf den Boden, weshalb ich zögerlich zu ihm aufsehe. „Felix-"

***
Our sunshine~

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