Chapter 54

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„Hey, was ist denn los?" Überrascht hockt sich auf einmal jemand vor mir auf den Boden, weshalb ich zögerlich zu ihm aufsehe. „Felix-"

[Freitag]
Jisung PoV:

„Beruhig dich erst einmal. Hol tief Luft." Kurzerhand stellt Felix seine Tasche an die Seite, während ich nur noch lautes Schluchzen aus mir hervor bringen kann. Ich weiß nicht wieso, aber ich bin irgendwie ein bisschen erleichtert, dass er da ist. „Ein und ausatmen. Alles ist gut." Nichts ist gut, rein gar nichts ist gut. „Sieh mich an. Hast du mit Minho geredet? Weinst du deswegen?" Ich schüttle schnell den Kopf und sehe ihn mit verschwommenem Blick an. Das ist ja das Problem. Ich bekomme es nicht hin. Ich habe einfach zu viel Angst.

„Aber du bist hier wegen ihm, richtig? Soll ich ihn rausholen?" „N-Nein.." Schnell schüttle ich erneut den Kopf, woraufhin Felix ein leises seufzen von sich gibt. „I-Ich bin hi-hier wegen ihm. Aber... Aber bitte ho- hol ihn nicht." Etwas in Panik greife ich nach seinem Arm, um ihn festzuhalten, doch Felix rührt sich hingegen meiner Erwartung kein Stück von der Stelle. Im Gegenteil. Er setzt sich vor mir im Schneidersitz auf den Boden. „Minho wird nicht böse auf dich sein. Er wird dich auch nicht anschreien. Also wovor hast du Angst?"

„I-Ich will ihm nicht wehtun... Ich tue allen immer nur weh..." Es ist immer das selbe. Ich wusste von Anfang an, dass es wieder passieren wird. „Das tust du nicht. Du hast es wahrscheinlich nicht bemerkt, weil du Minho noch nicht solange kennst, aber seitdem er dich kennengelernt hat ist er irgendwie viel fröhlicher geworden. Und um ehrlich zu sein, habe ich mir am Anfang Sorgen darum gemacht, dass du ihn verletzten könntest. Aber als ich dich kennengelernt habe, habe ich gesehen, dass du Minho niemals mit Absicht etwas antun könntest. Du magst ihn, ob als Freund oder mehr. Das spielt keine Rolle."

„Warum fühlt es sich dann so falsch an? Wir sind doch beide Männer. Ich verstehe es einfach nicht." Beschämt ziehe ich meine Beine an mich heran und vergrabe mein Gesicht in meinen Armen. „Weißt du, Gefühle muss man nicht verstehen. Nur weil uns die Gesellschaft sagt etwas entspricht nicht der Norm, heißt das noch lange nicht, dass es falsch ist. Und mit dir ist überhaupt nichts falsch, wenn du Minho magst. Hör nicht darauf, was dir dein Kopf sagt. Mach das, was sich richtig anfühlt."

„Ich weiß nicht..." Leise Jammernd kauere ich mich immer weiter zusammen, als Felix mir behutsam über den Kopf streicht. „Hat dir der Kuss gefallen?" Ob der Kuss mir gefallen hat? Darüber habe ich die ganze Zeit noch nicht wirklich nachgedacht. „Irgendwie, es hat alles so gekribbelt und ich war ganz aufgeregt. In dem Moment habe ich nicht im geringsten darüber nachgedacht, ob es richtig oder falsch ist..."

„Siehst du, da hast du deine Antwort." Mit einem aufmunternden Lächeln greift Felix plötzlich nach meiner Hand und zieht mich mit einem Mal auf die Füße. „Jetzt komm, lass uns gemeinsam zu Minho gehen. Er wird dir nicht den Kopf abreißen, dass kann ich dir versprechen." Das sagt er so einfach. Wäre es wirklich so leicht, würde ich hier nicht weinend vor dem Haus hocken. „Ich weiß nicht, ob ich das kann..."

„Nicht zu viel nachdenken. Einfach machen. Und ich komme ja auch mit. Du musst das nicht alleine machen." Kurzerhand drückt er neben uns die Haustür auf, weshalb ich sichtlich verunsichert auf der Stelle stehen bleibe. „Jisung du schaffst das. Ich glaube an dich." Er scheint offensichtlich mehr Vertrauen in mich zu haben, als ich selber. „Aber du redest zu erst mit ihm..." Leise murmelnd setze ich schließlich einen Fuß vor den anderen und folge Felix langsam in das Gebäude hinein.

„Ist in Ordnung, aber erst einmal muss er uns überhaupt reinlassen. Ansonsten kann ich nur hoffen, dass sein Ersatzschlüssel immer noch unter der Fußmatte liegt." Minho hat einen Ersatzschlüssel an so einer einfachen Stelle versteckt? Das heißt doch, dass dieses Mädchen jeder Zeit hätte hinein kommen können. Ist er wahnsinnig? Was wenn sie ihre Drohung in die Tat umsetzen möchte?

„Ich hoffe es geht ihm gut..." Murmle ich leise und eher an mich selber gerichtet, als wir wenig später vor seiner Wohnungstür zum stehen kommen. Ich kann gar nicht beschreiben, wie aufgeregt ich gerade bin. Mein Herz schlägt wie verrückt und mein Bauch kribbelt ganz eigenartig. Einerseits vor Angst, aber auch ein klein wenig vor Freude. Endlich sehe ich ihn wieder.

„Minho ich bin's!" Ohne weiter zu zögern drückt Felix wiederholt auf die Klingel und schlägt mit seiner freien Hand gegen die Tür. „Mach bitte auf. Ich weiß, dass du mich hören kannst." Ungeduldig reißt Felix kurz darauf die Fußmatte hoch, doch dort befindet sich kein Schlüssel wie erhofft, weshalb ich mir leicht auf die Unterlippe beiße. Es geht ihm doch gut oder? Ich hoffe er hat sich meinetwegen nichts angetan. „Wenn du nicht aufmachst, rufe ich die Polizei. Ich mache mir verdammt nochmal sorgen!"

„Man ich will meine Ruhe haben." Nur einen kurzen Augenblick später öffnet sich mit einem Mal die Tür vor uns, woraufhin ich mich erschrocken hinter Felix verstecke. Minho scheint keine gute Laune zu haben und er sieht auch ziemlich mitgenommen aus. Seine Haare stehen in alle Richtungen ab und bei seinem Gesichtsausdruck zieht sich alles in mir zusammen. Was habe ich ihm nur angetan? Ich habe ihn noch nie so gesehen.

„Jisung? Was machst du hier?" Mit einem etwas weniger genervten Ton sieht Minho verwundert an Felix vor bei zu mir, während ich nur zögerlich über dessen Schulter hinwegsehe. „I-Ich... E-Es tut mir leid..."

***
Hoffen wir mal, dass das gut geht

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