Das Territorium des LuftClans war waldig. Überall standen verschiedene Bäume und Sträucher. Schwarzblüte fühlte sich nicht wohl. Es war, als würde sie durch ein zu enges Kaninchenloch kriechen, das nie endete.
Plötzlich hörte sie ein Geräusch. Das Geraschel von Fell auf Pflanzen näherte sich ihr und drei Gestalten erschienen. Alle drei kannte sie nur vom Sehen her. Doch es war wieder der Schüler dabei, den sie schon einmal gesehen hatte. Er hatte seinen schwarzen Pelz angriffslustig gesträubt.
»Was tust du hier auf unserem Territorium?«, fragte der hellbraune Kater, anscheinend der Anführer der Patrouille.
»Ich bin auf dem Weg zu Luftstern, um ihm die Kunde des Todes einer Teilnehmerin zu melden«, sprach Schwarzblüte die traditionellen Worte aus und musste sich dabei sehr beherrschen, um nicht hinzuzufügen: ›Die mir bekannt war.‹
Der Kater kniff zwar misstrauisch die Augen zusammen, winkte aber den Schüler zu sich. »Donnerpfote, renn ins Lager und sag Luftstern Bescheid, dass wir einen Eindringling gefunden haben.«
»Ich bin kein Eindringling!«, protestierte Schwarzblüte wurde aber von dem Fauchen des Katers unterbrochen.
»Luftstern wird über dich entscheiden!«
Donnerpfote war inzwischen schon verschwunden. Jetzt erhob der andere Kater das Wort. »Wie heißt du eigentlich?«, fragte er.
»Schwarzblüte«, antwortete sie und rutschte nervös auf dem Boden hin und her. Das wurde ihr allmählich zu albern. Wie lange sollte sie denn noch warten?
Statt zu Schweigen redete der Kater aber weiter. »Mein Name ist Hechtkralle. Ich bin der Gefährte von Tupfenmond. Und du?«
»Von Flammenzorn«, erwiderte Schwarzblüte kurz und knapp. Wann kam endlich dieser Schüler wieder?
»Das ist Spitzfell«, erklärte Hechtkralle weiter, als würde er Schwarzblüte absichtlich noch mehr nerven wollen. »Er ist der Gefährte von Windblüte. Die ist aber eine der Teilnehmerinnen. Hast du sie vielleicht gesehen?«
Schwarzblüte spitze die Ohren. Windblüte. Den Namen kam ihr vertraut vor, auch wenn sie ihn nie gehört hatte.
»Wie sieht sie denn aus?«, fragte die schwarze Kätzin deshalb.
»Oh, ich könnte sie nicht vergessen«, fing Spitzfell an zu erzählen, während er sich gleichzeitig erhob.
»Ihr Fell ist weiß, wie der Schnee der in der Blattleere die Bäume und Sträucher bedeckt. Und ihre Augen sind gelb wie die Sonne, die den Schnee wieder zum Schmelzen bringt.« Der hellbraune Kater senkte traurig den Kopf. »Doch ich werde sie nie wieder sehen.«
Schwarzblüte schmerzte es zu sehr, um ihm zu sagen, dass sie womöglich tot war. Die Beschreibung passte perfekt auf die Kätzin, die sie tot aufgefunden hatte. Doch zum Glück kam Donnerpfote auch schon. Zusammen gingen sie schnellen Schrittes in das Lager des LuftClans.
»Alle Katzen, die alt genug sind, ihre Beute selbst zu fangen, mögen sich hier unter der Großeiche versammeln!«, rief Luftstern von einem Ast der riesigen Eiche herunter, die entfernt an die Versammlungsweide im FeuerClan- Lager erinnerte. Viele Katzen kamen aus ihren Bauen heraus. Einige schauten neugierig oder ängstlich auf Schwarzblüte.
Nachdem alle sich niedergelassen hatten, begann der Anführer zu sprechen. »Mit Bedauern musste ich leider erfahren, dass Windblüte im Kampf gestorben ist. Wir danken ihr für ihr großes Opfer und werden sie immer in unseren Gedanken weiterleben lassen.« Die LuftClan-Katzen schauten zu Boden und doch wurde kein Klagegeheul angestimmt. Es blieb vollkommen still.
Nach einigen Herzschlägen schon begann die Lichtung sich zu leeren. Patrouillen und Trainingsgruppen wurden eingeteilt und keiner kümmerte sich mehr um Schwarzblüte, die verdattert immer noch am selben Ort saß.
»Komm, ich bringe dich zurück zur Grenze«, ertönte da Hechtkralles Stimme.
Nicht schon wieder der!, dachte sich Schwarzblüte, folgte ihm aber trotzdem gehorsam aus dem Lager.
»Weißt du, Tupfenmond und ich, wir würden es nicht ertragen, wenn einer von uns stirbt. Ich finde es wirklich schlimm, dass Windblüte tot ist.«
»Hm«, sagte die schwarze Kätzin nur.
»Ich soll Windblütes Leichnam begraben. Kannst du mich zu ihr führen?«, fragte der Kater wieder.
»Hm.«
»Wenn du nicht reden willst, dann sag es mir. Ich verstehe das. Ich mag auch nicht reden, wenn jemand gestorben ist.«
Sieht man, dachte sich Schwarzblüte, blieb aber still.
Nach einer Weile – sie hatten die LuftClan-Grenze schon überquert – kamen sie zu der Stelle, wo Windblüte immer noch lag.
»Oh«, entfuhr es Hechtkralle.
»Dachtest du, sie wäre an Altersschwäche gestorben, oder warum bist du so überrascht?«, neckte Schwarzblüte ihn.
Der Kater schüttelte den Kopf. »Nein, nur... Ich kann es immer noch nicht fassen, dass Katzen sich gegenseitig umbringen.«
»Stimmt.«
Für die nächsten Worte musste die Kätzin sich sehr zusammenreißen. Anscheinend gab es noch mehr Katzen, die so dachten wie sie. Die die Gesetze des Windes nicht verstanden. Es war an der Zeit, diese Katzen zu suchen und zu versammeln.
»Vielleicht könnten wir etwas dagegen tun«, schlug sie deshalb vor.
»Und was?«, fragte Hechtkralle. Auch wenn er zweifelte sah man ihm an, dass er doch interessiert an dieser Sache war.
»Wir könnten eine Revolution starten. Gegen die Gesetze sein. Für unsere Freiheit kämpfen, verstehst du?«
Der Kater sah die geschockt an. »Du könntest dafür bestraft werden!«
»Nicht, wenn noch weitere Katzen mitmachen. Sogar die Anführer sind klug genug, um zu verstehen, dass ein Aufstand die Clans vernichten könnte. Sie müssen den Frieden wahren und uns anhören!«
»Wie du meinst«, sagte Hechtkralle. »Aber es könnte klappen. Ich kenne da einige aus dem LuftClan, die Interesse an dieser Sache hätten.«
Schwarzblüte nickte zufrieden. »Ich kenne auch einige. Wie wäre es, wenn wir uns jeden Halbmond und Vollmond bei den Versammlungshügeln treffen, damit wir uns gegenseitig das Jagen und Kämpfen beibringen?«
Der Kater nickte. »Dann bis zum nächsten Mal.«
Mit diesen Worten ging er davon und Schwarzblüte schaute ihm noch lange hinterher.
Endlich hatte sie einen Verbündeten gefunden.
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WarriorCats - Finstere Wolken
FanficSchwarzblüte, eine junge Jägerin des FeuerClans, kann die Unterdrückung der Kätzinnen im Clan nicht mehr aushalten. Die Gesetze des Windes verlangen, dass die Kätzinnen ihrem Gefährten gehorchen müssen, egal was für ein Befehl es ist. Und Schwarzblü...