Schwarzblüte blieb stehen und lauschte. All diese Geräusche und Gerüche des Waldes verwirrten sie. Plötzlich sprangen mehrere Gestalten aus einem Busch direkt vor ihr. Die schwarze Kätzin rührte sich nicht.
Ich bin allein, dachte sie. Wenn ich mich ruhig verhalte, bringen sie mich vielleicht ins Lager.
»Was tust du hier, FeuerClan-Katze?«, fauchte ein hellgrauer Kater, den Schwarzblüte als Wirbelpelz wiedererkannte.
»Ich... ich muss mit... mit... Ich muss mit Hechtkralle sprechen«, stotterte sie erst, riss sich dann aber zusammen.
»Hechtkralle?«, hakte der zweite Anführer nach.
»Ja.«
Wirbelpelz kniff misstrauisch die Augen zusammen. »Was willst du von ihm?«
»Das geht dich nichts an!«, fauchte Schwarzblüte und funkelte den Kater wütend an.
»Nun gut«, gab Wirbelpelz nach und winkte den beiden Katzen hinter ihm zu. »Spitzfell, Donnerpfote, bringt sie ins Lager.«
Erfreut schaute Schwarzblüte den hellbraunen Kater an, dem sie schon einmal begegnet war, doch sein Blick war kalt. »Komm mit«, knurrte Spitzfell und stieß sie grob vorwärts. Donnerpfote, dem sie schon zwei Mal begegnet war, fauchte sie ebenfalls feindselig an. Wirbelpelz schloss sich der Eskorte hinten an.
Alles wird gut, redete Schwarzblüte sich ein. Hechtkralle wird ihnen alles erklären. Und dann wird alles gut.
Die vier Katzen beschleunigten ihr Tempo, bis vor ihnen eine Dornenhecke auftauchte.
Spitzfell ging voraus und tauchte unter den dornigen Ranken hindurch. Donnerpfote folgte ihm.»Los.« Wirbelpelz stieß sie an. »Mach dich ganz klein, sonst wird dein Rücken zerkratzt.«
Schwarzblüte sträubte sich. »Letztes Mal haben wir aber einen anderen Weg genommen.«
»Der ist jetzt blockiert. Geh jetzt.«
Die Kätzin kroch auf allen Vieren unter der Hecke durch. Die Dornen rupften ihr etwas Fell aus, doch schließlich gelangte sie ins Lager. Donnerpfote war verschwunden und unterhielt sich mit einem grauen und einem schwarzen Kater, die Schwarzblüte als Kräuselpfote und Eulenpfote wiedererkannte. Die beiden Schüler waren auch bei dem geheimen Treffen dabei gewesen.
»Bleib hier. Ich hole Hechtkralle«, miaute Spitzfell und machte sich auf dem Weg zu einem Brombeerstrauch.
Wirbelpelz lief währenddessen an Schwarzblüte vorbei auf eine schwarze Kätzin zu. Wahrscheinlich seine Gefährtin. Schwarzblüte ließ ihren Blick weiter durch das Lager schweifen. Sie entdeckte Spritzklang, Tupfenmonds Schwester, die ihr unauffällig zunickte. Der Gedanke an Hechtkralles tote Gefährtin versetzte ihr einen Stich in ihr Herz. Neben Spritzklang lief Tatzenwolke. Der Bauch der Königin schleifte schon fast am Boden und sie keuchte müde.
»Was willst du?«, ertönte plötzlich Hechtkralles Stimme genau neben ihr.
»Du musst mir helfen«, sagte die schwarze Kätzin.
»Gut. Wie kann ich dir denn helfen?«
»Du musst mir Unterschlupf gewähren. Für einige Sonnenaufgänge.« Mit flehendem Blick fügte sie noch »Bitte!« hinzu.
Der blaugraue Kater verdrehte die Augen. »Ja, ich rede mit Luftstern. Du erwartest Junge, oder?«
»Ja«, murmelte Schwarzblüte.
»Dann schläfst du in der Kinderstube. Ich bring dich hin. Oh, warte.« Hechtkralle wandte sich an Eulenpfote, der nicht weit weg saß. »Geh zu deinem Vater und sag, dass Schwarzblüte ein paar Sonnenaufgänge hier bleibt.«
»Darf sie das denn?«, fragte der Schüler misstrauisch.
»Solange du ihn fragst, ja. Jetzt geh schon.«
Der schwarze Schüler warf ihr noch einen skeptischen Blick zu und rannte dann zu einem Baumstumpf.
»Komm mit«, sagte Hechtkralle freundlich und führte Schwarzblüte zu einem Heckenrosenstrauch. »Hier ist die Kinderstube. Da Weise Amsel gestorben ist, haben wir noch keinen neuen Windwahrer, sag also einfach mir Bescheid, wenn du etwas brauchst.«
Die schwarze Kätzin nickte und betrat die Kinderstube. Dort lag schon eine andere Königin. Sie hatte schwarzes Fell, so wie sie selbst, doch ihres war dunkler. Die Fremde blinzelte verwirrt. »Wer bist du denn?«
»Das ist Schwarzblüte!«, rief Hechtkralle von draußen herein. »Sie kommt vom FeuerClan und bleibt ein paar Sonnenaufgänge. Sie tut deinen Jungen nichts.«
Erleichtert nickte die schwarze Kätzin und gab zwei vollkommen gleiche, weiße Jungen frei, die sie vorher in ihrem Bauchfell versteckt hatte. »Ich bin Rabenflügel, die Gefährtin von Luftstern.«
»Also ist Eulenpfote auch dein Sohn?«, fragte Schwarzblüte, während sie sich auf ein Nest aus Moos und Federn niederließ.
»Ja«, sagte Rabenflügel. »Mein Erstgeborener.«
»Und wer sind die hier?«, erkundigte sich die FeuerClan-Kätzin und deutete auf die beiden Kätzchen, die gerade versuchten, ihren Schweif zu fangen.
»Das hier ist Weißjunges und das Wolkenjunges«, antwortete die andere Königin und zeigte nacheinander auf die Jungen.
»Wie kannst du sie nur unterscheiden«, schnurrte Schwarzblüte belustigt. »Sie sehen vollkommen gleich aus!«
Rabenflügel schnurrte ebenfalls und strich einem der Beiden zärtlich mit dem Schweif über den Rücken. »Du wirst wohl auch bald deine Jungen bekommen.«
»Ja«, sagte Schwarzblüte. Ihr fiel nichts Besseres ein.
»Hattest du vorher schon welche?«
»Naja«, miaute die Kätzin. Soll ich ihr von Rehjunges erzählen? Sie entschied sich dafür. »Die Mutter von einem Jungen ist gestorben und ich habe es gesäugt.«
»Das tut mir leid«, sagte Rabenflügel. »Wer war es?«
»Rotwind.«
»Rotwind«, flüsterte die schwarze Kätzin leise. »Irgendwoher kenne ich diesen Namen.«
»Sie wurde für die Kämpfe gewählt.«
»Ja? Es scheint mir aber, als kenne ich sie besser. Als wären wir Schwestern gewesen. Ich weiß, dass sie viel gelitten hat. Sie ist jemand. Warum komme ich nicht darauf?« Verzweifelt fing Rabenflügel an, Moos aus ihrem Nest herauszureißen. »Ich kenne sie. Sie... sie...« Keuchend hielt die Königin inne. »Sie ist es. Ich habe sie gefunden...« Ihre gelben Augen waren weit aufgerissen und auf etwas direkt hinter Schwarzblüte gerichtet.
Dann fiel ihr der Kopf auf die Pfoten. Erschrocken sprang die FeuerClan-Kätzin auf, als sie fünf rote Striemen in Rabenflügels Fell sah. Das Blut tropfte auf die beiden Jungen und färbte ihr weißes Fell leuchtend rot.
Plötzlich hörte sie eine Stimme in ihrem Kopf und spürte weiches Fell an ihrer Seite. Leuchtend rotes Fell. Ein gelbes Auge, das andere von einer Narbe entstellt.
»Ich bin immer da. Und ich werde dich jagen, dich finden und dich töten.«
Dann war es vorbei.
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WarriorCats - Finstere Wolken
أدب الهواةSchwarzblüte, eine junge Jägerin des FeuerClans, kann die Unterdrückung der Kätzinnen im Clan nicht mehr aushalten. Die Gesetze des Windes verlangen, dass die Kätzinnen ihrem Gefährten gehorchen müssen, egal was für ein Befehl es ist. Und Schwarzblü...