Die Wahl

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Schwarzblüte erwachte. Heute Nacht würde sie ihren Wahlstein in Flammenzorns Kuhle legen. Die Kätzin stand auf. Vorsichtig entfernte sie das Moos am Rand ihres Nestes und der glatte Stein kam zum Vorschein. Er war schwarz, so wie jeder Wahlstein des FeuerClans.

Sie nahm ihn, doch bevor sie auf die Lichtung trat, schaute die Kätzin durch das Spähloch. Erst rührte sich nichts, doch dann entdeckte Schwarzblüte Schneeauge. Die halbblinde Katze kam aus ihrem Bau, ihren eigenen Wahlstein im Maul. Schwarzblüte zögerte kurz, trat dann aber auch aus ihrem Bau.

Als Schneeauge sie erblickte, zuckte sie erst zusammen, entspannte sich jedoch, als sie Flammenzorns Gefährtin erkannte. Diese nickte ihr kurz zu.

»Wen wählst du?«, fragte Schwarzblüte leise und mit zurückhaltender Stimme, um keine Katze aufzuwecken.

»Du wirst schon sehen«, antwortete Schneeauge. In ihrer Stimme schwang etwas Trauriges und Bedauerndes mit. »Und du?«

»Flammenzorn«, antwortete Schwarzblüte vorsichtig und nach einigem Zögern.

Die weiße Kätzin nickte verständnisvoll und ging weiter. Schwarzblüte folgte ihr.

Vor dem Eingang des Anführerbaus blieben beide stehen und lauschten. »Feuerstern schläft tief und fest«, murmelte Schneeauge und begab sich in den Bau. Die schwarze Kätzin wartete kurz und betrat ihn dann auch. Feuerstern lag in einer Ecke seines riesigen Baus. So hilflos, so allein... Überall um ihn herum befanden sich die Kuhlen.

Schneeauge befand sich am Ende der Höhle, wo eigentlich die jüngeren Katzen ihre Kuhlen hatten. Schwarzblüte wunderte sich. Ist es möglich, dass sie ein Junges wählt? Aber dann wandte sie sich ab. Da. Flammenzorns Geruch. Sie folgte ihm und legte ihren Wahlstein zu zwei weiteren, die auch schon dort lagen.

Wie viele mich wohl gewählt haben?, fragte Schwarzblüte sich. Sie hob die Nase in die Luft und atmete tief ein. Da. Ihr Geruch. Zwei Kuhlen weiter. Sie wollte gerade dahin gehen, als Schneeauge ihr den Weg versperrte.

»Wir dürfen nicht so lange hierbleiben«, wisperte sie. »Andere wollen auch noch kommen.«

Schwarzblüte nickte und verließ Feuersterns Bau. Sie war zwar nicht müde, wusste aber, dass Flammenzorn die Morgenpatrouille anführte, und sie ihm somit auch früher sein Frühstück bringen musste.

Sie verabschiedete sich von Schneeauge und ging in ihren eigenen Bau. Dort schlief sie endlich ein.

***

»Schwarzblüte!«, brüllte eine Stimme in Schwarzblütes Ohr und sie wachte abrupt auf. Es war Flammenzorn. »Warum schläfst du noch? Du solltest schon längst jagen gewesen sein! Wegen dir habe ich die Patrouille verpasst!«

»Entschuldige«, stotterte Schwarzblüte. Sie hatte verschlafen. Es war schon kurz vor Sonnenhoch.

Flammenzorn brummte missmutig. »Geh jagen! Zur Strafe darfst du heute nur das essen, was ich übrig lasse. Ich möchte eine Blindschleiche und einen Igel. Wenn du es nicht schaffst, naja, du weißt schon.« Er fuhr die Krallen aus und wieder ein. Dann erhob er sich und ging.

Schwarzblüte hatte keine Zeit, sich zu Waschen. Sofort brach sie auf. Blindschleichen. Die gab es nur in dem kleinen Waldstück auf dem FeuerClan- Territorium. Genauso wie Igel. Sie rannte jetzt schon. Bis zum Wald war es ein ganz schön langer Weg.

Endlich dort angekommen prüfte sie erstmal die Luft. Nur Vögel, Mäuse und Eichhörnchen.

Langsam bahnte sie sich ihren Weg durch die Büsche und Bäume, bis sie an die LuftClan- Grenze kam. Und da sah sie ihn. Den Igel. Nichts ahnend saß er auf der anderen Seite der Grenze und knabberte an einer Eichel. Sollte sie es riskieren die Grenze zu überschreiten?

Vorsichtig trat sie einen Schritt vor. Keine Grenzpatrouille des LuftClans. Also fiel sie ins Jagdkauern und schlich sich an. Schwarzblüte wusste ganz genau, dass sie den Igel an der weichen Unterseite erwischen musste. Blitzschnell schoss sie vor und erledigte ihn mit einem gezielten Krallenhieb in den Bauch.

Schwarzblüte hob das Tier auf und brachte es über die Grenze. Vielleicht gab es hier in der Nähe ja auch eine Blindschleiche. Sie prüfte nochmal die Luft. Und erstarrte. LuftClan. Vier Katzen traten aus den Farnwedeln heraus.

Zwei von ihnen kannte sie. Wirbelpelz, der zweite Anführer und Rindenfuß, ein älterer Kämpfer. Mit ihnen waren ein anderer Kater, vielleicht ein junger Kämpfer, und ein noch jüngerer, wahrscheinlich ein Schüler.

»Was tust du hier?«, fragte Wirbelpelz streng.

»Darf man schon nicht mehr in seinem eigenen Territorium jagen?«, fragte Schwarzblüte zurück.

Der zweite Anführer fauchte, drehte sich dann aber trotzdem um und schritt weiter an der Grenze entlang.

Erleichtert hob Schwarzblüte den Igel wieder auf und entfernte sich.

Nach vergeblichem Suchen musste sie dann wohl oder übel ohne die Blindschleiche ins Lager zurückkehren. Besser, sie hätten mich erwischt, als dass ich den Igel gefangen hätte. Dann könnte ich mich wenigstens ausruhen. Zitternd stand sie nun vor Flammenzorn.

»Dein Igel«, sagte sie und zuckte vor Schmerz zusammen, als ihr Gefährte seine Krallen in ihre Schulter bohrte.

»Keine Schlangen da draußen, oder was?«, knurrte er und grub seine Krallen tiefer. Schwarzblüte wimmerte, doch Flammenzorn schlitze ihr nur mit einem kräftigen Ruck die Schulter jetzt vollends auf.

»Lass dir das eine Lehre sein«, schrie der Kater sie noch einmal an und trottete dann mit dem Igel im Maul davon. Er hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, seine Krallen vom Blut zu säubern.

Schwarzblüte lag nur da. Das Blut floss ihr in Strömen aus der klaffenden Wunde. Hinter einem Nebelschleier nahm sie wahr, dass jemand sich neben sie hockte und ihr behutsam das Fell leckte.

Dann erkannte sie die Stimme. Es war Krallenmond. »Hab keine Angst. Ich helfe dir. Bald wird alles gut.«

Nein, nichts ist gut, dachte Schwarzblüte noch, bevor ihr schwarz vor Augen wurde.

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Edit: Ja, Blindschleichen sind keine Schlangen, aber ich bezweifle, dass Katzen sowas wissen. Sie hatten weder Biologieunterricht noch sind sie Biologen. Deswegen werde ich Flammenzorns Aussage nicht ändern.

WarriorCats - Finstere WolkenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt