Das Treffen

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Schwarzblüte starrte auf die zehn Katzen, die sie bei den Versammlungshügeln erwarteten. Sie selber hatte es nur geschafft, Singpfote und Vogelpfote davon zu überzeugen, mitzukommen.

»Was...? Wie...?«, stotterte Schwarzblüte verwirrt.

Ihr Blick schweifte durch die Katzen und blieb an Hechtkralle hängen.

»Woher kommen die?«, zischte sie ihn an.

Der blaugraue Kater sah überrascht aus. »Ich dachte, ich sollte so viele Katzen wie möglich mitbringen.«

»Ja, ja.« Sie hielt kurz inne. Vielleicht wäre es besser, wenn alle sich vorstellen. Ich kenne die Hälfte dieser Katzen nicht...Zögerlich trat sie einige Schritte vor und erhob ihre Stimme: »Ich bin Schwarzblüte und das sind Singpfote und Vogelpfote.«

Eine dunkelbraune Kätzin trat vor. Ihre Augen waren trüb. Man sah, dass sie nicht gut behandelt worden war. Mehrere Narben bedeckten ihren Rücken und ihre Schnauze. »Ich bin Blättersturm«, miaute sie mit krächzender Stimme.

»Wer ist dein Gefährte?«, fragte Schwarzblüte geschockt.

»Honigklaue«, hauchte sie und sackte in sich zusammen. Ein dunkelbrauner Kater eilte zu ihr.

Die schwarze Kätzin kannte ihn. Er war einer der Teilnehmer. Efeubein. Zu dumm, dass ich nicht daran gedacht habe, Leuchtflügel zu suchen.

Hechtkralle schaute besorgt zu den beiden und wandte sich dann wieder an Schwarzblüte. »Das ist Tupfenmond, meine Gefährtin«, erklärte er und deutete zu einer hellbraunen Kätzin. »Und das ist ihre Schwester Spritzklang.« Eine cremefarbene Kätzin trat vor und neigte ihren Kopf.

»Ich fühle mich geehrt als ein Teil dieser Gemeinschaft aufgenommen zu sein«, sagte sie.

»Das ist Tatzenwolke. Sie erwartet die Jungen von Pfützenpelz, der in den Kämpfen immer noch um sein Leben bangt. Ihn konnte ich leider nicht finden und auch Efeubein hat seinen Geruch schon seit mehreren Sonnenaufgängen nicht mehr wahrgenommen«, fuhr Hechtkralle fort und nickte mit dem Kopf in Richtung einer hellgrauen Kätzin, die mit gewölbtem Bauch erschöpft auf der Seite lag. »Und die beiden Kater dahinten sind Kräuselpfote und Eulenpfote. Nicht Brüder im Blut, aber Brüder im Herz.« Sie erblickte zwei junge Kater, die etwas abseits saßen. Schwarzblüte erwartete, dass Hechtkralle auch die letzten beiden Katzen vorstellte, doch das war nicht der Fall.

»Und wer seid ihr?«, fragte sie deshalb.

Eine der beiden, eine hellgraue Kätzin, neigte den Kopf. »Ich bin Traumschweif, eine Jägerin aus dem WasserClan. Ich bin Hechtkralle zufällig beim Jagen begegnet. Und er weiß, dass ich Wespenherz als Gefährten habe.« Ihre blauen Augen schauten sie traurig an. »Ich habe zwei Schwestern. Seelenpfote hier...«, sie zeigte zu der weißen Kätzin neben sich, »...und Wunschjunges. Sie hatte nicht einmal ihre Augen geöffnet, als sie getötet wurde. Sie hatte einen schwarzen Fleck auf der Stirn. Seitdem habe ich nie mehr an die Gesetze des Windes geglaubt.«

Alle Katzen stimmten ein Zustimmungsgeheul an. Auch Schwarzblüte jaulte mit. »Die Gesetze werden fallen. Gerechtigkeit wird herrschen. Keiner wird mehr unterdrückt!«

Plötzlich ertönte ein weiteres Jaulen. Zwei Katzen tauchten zwischen den Hügeln auf. Eine feuerfarben, eine gelbbraun. Flammenzorn und Honigklaue.

»Wen haben wir denn hier?«, knurrte Flammenzorn und bewegte sich bedrohlich langsam auf die Katzengruppe zu. »Eine Versammlung. LuftClan, WasserClan und FeuerClan.« Er hielt seine Schnauze in die Luft. Seine Narbe war jetzt klar und deutlich zu sehen. »Schwarzblüte, bist du das?«

Die Kätzin zuckte zusammen. Er hat mich erkannt!

»Ich rieche deine Angst«, miaute der feuerfarbene Kater und sein gelber Blick durchbohrte Schwarzblüte. »Du hast zurecht Angst. Niemand wird uns jemals aufhalten können.«

Er sprang vor und die Katzen wichen zurück. Honigklaue folgte ihm und fauchte jeden an, der ihm zu nah kam. Efeubein stellte sich schützend vor Blättersturm. Sein steifes Bein hatte er seitlich abgespreizt. Honigklaue blieb vor ihm stehen.

»Ich rieche deine Schwester«, knurrte er den dunkelbraunen Kater an. »Ist sie schon so schwach, dass sie sich vor mir verstecken muss?«

Efeubein antwortete nicht, knurrte dem gelbbraunen Kater aber ins Gesicht.

Flammenzorn erhob wieder die Stimme. »Ihr seid zu schwach, um euch zu wehren. Doch wir lassen euch leben. Ist das nicht großzügig?« Sein Blick ruhte jetzt auf Hechtkralle, als würde er von ihm eine Antwort erwarten. Und die bekam er auch.

»Nein, ist es nicht! Du bist ein Mörder! Ein kaltblütiger Mörder! Du hast Windblüte getötet! Ich habe deinen Geruch an ihr erkannt!«

Das war zu viel für Flammenzorn. Wütend fuhr der Kater die Krallen aus und stürzte sich auf den blaugrauen Kater.

»Nein!« Ein hellbrauner Blitz schoss an Schwarzblüte vorbei. Ein Schrei. Blut spritzte auf den Boden. Dann war es vorbei. Tupfenmond lag tot auf dem Boden.

Hechtkralle starrte fassungslos auf den Leichnam seiner Gefährtin.

»Das passiert, wenn jemand sich den Gesetzen widersetzt. Niemand wird diese Rebellion überleben! Niemand!«

Mit diesen Worten drehte Flammenzorn sich um und stolzierte davon. Honigklaue folgte ihm. Die zurückgebliebenen Katzen rührten sich nicht. Keiner sagte etwas. Hechtkralle stimmte das Klagegeheul an. Die anderen schlossen sich an.

WarriorCats - Finstere WolkenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt