Der Verlust

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»Ich glaube, wir gehen weiter. Vor der Dunkelheit könnten wir sogar bei den Clans ankommen«, entschied Schwarzblüte nach der kleinen Erholungspause und stand auf. Die drei Wölfe erhoben sich ebenfalls.

Ami bellte Brud etwas zu, der anscheinend als Übersetzer fungierte. Der graue Wolf nickte langsam und schaute dann zu der schwarzen Kätzin. »Ami riechen. Katzen hier. Wut«, flüsterte er und deutete mit einem leichten Ohrenzucken nach oben. Schwarzblüte blickte hoch und entdeckte mehrere Augenpaare, die sie und die anderen anfunkelten.

Plötzlich ertönte ein Jaulen. Das Kommando zum Angriff. Aus den Bäumen sprangen Katzen, die alle auf irgendeine Weise gegen die Gesetze des Windes verstießen. Zwei Kater, der eine schwarz-weiß gefleckt, der andere mit grünen Augen, bauten sich vor der Kätzin auf.

Ich kann nicht kämpfen! Ich bin eine Jägerin!, zuckte ein Gedanke nach dem anderen durch ihren Kopf.Aber ich muss es versuchen!

Der schwarz-weiße Kater griff zuerst an. Seine Krallen blitzten direkt vor ihrer Nase auf und fuhren ihr über das Gesicht. Schwarzblüte fauchte erschrocken und duckte sich, darauf hoffend, dass ihr Bauch und ihre Kehle so halbwegs geschützt waren. Der Kater schaute sie gehässig an, wirbelte dann aber herum und verschwand in der Katzenmenge. Nun wandte der grünäugige Kater sich an sie.

»Fleck denkt anscheinend, dass du es seiner Mühe nicht Wert bist«, knurrte er, bevor er die Pranke hob.

Die schwarze Kätzin war wie erstarrt. Sie konnte sich nicht bewegen. Wie in Zeitlupe sauste die Pfote des Katers auf sie zu, als sich plötzlich etwas veränderte. Weiße Zähne blitzten auf, packten den Kater am Nackenfell und schüttelten ihn. Ein für ihre Ohren viel zu lautes Knacken ertönte und der grünäugige Kater sank tot zu Boden.

Schwarzblüte sah Brud dankbar an, doch dieser wurde sogleich von mindestens fünf Katzen auf einmal attackiert. Schreie drangen zu der schwarzen Kätzin. Qualvolle Schreie, Klageschreie, Jubelschreie. Alle Katzen riefen wild durcheinander. Kreischend. Sie sah tote Katzen am Boden liegen, verletzte Katzen, die sich in die Büsche schleppten. Katzen, die vor Angst flohen.

Warum kämpfen sie? Sie sind alle clanlos. Was haben sie zu gewinnen?

Ein stechender Schmerz fuhr Schwarzblüte durch den Körper. Sie wirbelte herum und sah eine weiße Kätzin mit grünen Augen. Die weiße Kätzin!

»White!«, rief die Jägerin entsetzt und wich zurück, wurde aber von den kämpfenden Katzen wieder nach vorne gedrängt.

»Ist sie das?«, fragte plötzlich ein schwarzer Kater hinter White. Auch seine Augen waren grün. Oder sollten es jedenfalls sein, denn statt seines rechten Auges klaffte eine leere Augenhöhle in seinem Gesicht. Die beiden mussten die Anführer der Clanlosen sein. Und der Kater Black.

»Ja«, fauchte die Anführerin und bleckte die Zähne. Dann deutete sie zu den Wunden, die immer noch an ihrem Nackenfell zu sehen waren. »Für das hier wirst du mir büßen.«

»Chasta, Flügelwind, schaltet sie aus«, knurrte der Kater und sofort kamen zwei Katzen angesprungen. Der Kater war hellbraun getigert und die Kätzin hatte eine schwarze Pfote.

»Gerne, Black.« Der getigerte Kater fletschte die Zähne und sprang auf Schwarzblüte zu.

Diese wich knapp aus. Sie spürte noch den Luftzug, als er direkt neben ihr aufkam. Nun kam die Kätzin auf sie zu. Langsam und mit Bedacht setzte sie eine Pfote vor die andere.

»Soll sie richtig leiden?«, fragte sie und leckte sich mit der Zunge über die Lippen.

»Natürlich, Flügelwind«, antwortete Black. Seine grünen Augen funkelten grausam. Dann wandte er sich ab und ging weg. White folgte ihm.

WarriorCats - Finstere WolkenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt