Prolog

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Niam

Ich höre seine Schreie, gedämpft durch die dicken Wände, sein Jammern ER möge aufhören. Ich halte mir meine Ohren zu, kann seine Schreie jedoch immer noch hören. Ich muss etwas tun! ER soll endlich aufhören meinem kleinen Bruder wehzutun.

In meinem Zimmer habe ich mich auf meinem Bett unter der Decke verkrochen. Seit ein paar Tagen fehlt von unserer Mutter jegliche Spur und Mistral vermisst sie sehr. Ich glaube er hat IHN darauf angesprochen. Um Mistral zu helfen schleiche ich mich jetzt zur Tür und schaue durchs Schlüsselloch. Keiner steht vor der Tür. Ich öffne sie langsam und hoffe, dass sie nicht zu knarzen beginnt. Langsam schaue ich nach links und nach rechts. Keine Wachen, ich kann es also wagen und schleiche mich zur Treppe. Immer noch niemand zu sehen.

Vorsichtig steige ich Stufe für Stufe die geschwungene Treppe hinab. Keine Wache ist zu sehen. Also schleiche ich weiter. Ich husche durchs Foyer und stehe vor dem Salon. Seine Schreie sind so laut. Ich schaue durch das messingbesetzte Schlüsselloch und sehe sie.

Mistral kniet weinend vor IHM. Seine zarten schwarzen Flügel hängen schlaff nach unten und der linke Flügel wirkt seltsam verdreht. Er ist doch erst sieben! Seine ganze Haltung drückt eine Angst aus, die uns allen zum Verhängnis wird. Eine Angst die wir IHM nicht zeigen dürfen. ER hat sich gerade von Mistral abgewendet. Ich hasse ihn. Ich kann diesen Hass nicht mal mehr in Worte fassen. Er dreht sich wieder um.

Vater steht jetzt mit dem Rücken zur Tür. Vorsichtig drücke ich die Klinke herunter. Ihr kaltes Metall sagt mir, das ich nicht träume.
Dann geht alles ganz schnell. Wie in Lichtgeschwindigkeit stehe ich hinter ihm und plötzlich ist meine Hand in ihm und umschließt sein Herz. Mit all meiner Kraft reiße ich es ihm heraus und Cadmus fällt auf die Knie. Ich stoße ihn zur Seite und schmeiße sein verkommenes Herz neben ihn, indem mit Sicherheit kein einziges Stück Liebe zu finden war.

Mistral kniet blutend und weinend vor mir: „Ich wollte doch nur zu Mama!", schluchzt er und beginnt noch bitterer zu weinen. Seine Tränen kullern über seine Wangen. Ich knie mich zu ihm und nehme ihn fest in die Arme. „Es ist vorbei! Mistral jetzt wird alles besser."

Zwischen Himmel und HölleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt