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Mein Kopf hämmerte und es fühlte sich an als hätte jemand mit all meine Luft zum Atmen genommen. Eine Wurzel bohrte sich schmerzhaft in meinen Rücken und an meinem Gesicht kratzten kleine Äste.
Ein kleines Stöhnen entwich meinem Mund und ich öffnete langsam meine Augen. Über mir konnte ich das dichte Netz aus Bäumen erkennen, durch  die sich vereinzelt die letzten Sonnenstrahlen kämpften. Ich drehte mein Hüfte ein Stück zur Seite, sodass ich von der Wurzel sank und sackte mit meinen Kopf in das weiche Moos. Meine Haare vielen mir in mein Gesicht, welche ich leicht wegpustete.
Wieso lag ich auf dem Waldboden und wieso konnte ich mich an nichts erinnern.
Ich richtete mich langsam auf und runzelte meine Stirn.

Eine Erinnerung kratzte an meinem Bewusstsein, aber konnte die Barriere nicht durchbrechen. Ich atmete tief ein und versuchte mich hoch zu drücken, um mich umzusehen. 
Es muss wohl geregnet haben, denn vereinzelte  Pfützen säumten den braunen Waldboden.
Mein Kopf dröhnte schrecklich doll und mein Rücken bestrafte mich für das liegen auf der Wurzel.
Ich blickte an mir herunter und meine Hose war völlig mit Schlamm versteckt, während mein T-Shirt ....
Kratzspuren hatte?
Was war hier los ?

Ich versuchte mich krampfhaft an irgendwas zu erinnern, aber die Kopfschmerzen wurden umso schlimmer, je mehr ich versuchte herauszufinden, was passiert war.
Ich stieß ein letztes Mal die Luft aus, klopfte den dreck von meiner Hose und machte mich auf den Weg nach Hause.

Als ich aus dem Schutz der Bäume trat sah ich wie dunkel es eigentlich schon war. Ich musste bestimmt einige Stunden hier gewesen sein.

Als ich in unsere Einfahrt lief knirschte der Kies unter meinen Füßen und die kleinen Vögel in den Bäumen, die den Weg umsäumten zwitscherten leise.
Ich steckte den Schlüssel in die Tür und drückte sie auf, wobei mir erneut mein schmerzender Rücken auffiel. Kaum hatte ich einen Schritt ins Haus gemacht kam schon Christen durch die Glastür des Wohnzimmers auf mich zu getrampelt, mit einem ziemlich wütenden Gesichtsausdruck.

Ich schaute sie mit einem emotionslosen Ausdruck an und wartete bis sie anfing hier rumzuschreien.
„Wo zum teufel warst du. Und wie sieht's du überhaupt aus"? Sie rümpfte angewidert ihre Nase, als sie meine dreckigen Klamotten skeptisch ins Auge nahm. „Du kannst doch nicht einfach ohne Bescheid zu sagen stundenlang weg bleiben und dann auch noch so" die machte eine ausladende Handbewegung, die einmal von meinem Kopf bis zu meinen Füßen ging , „nach hause kommen und hier einfach reinspazieren als wäre nichts gewesen". Sie stemmte einen Arm in die Hüfte und funkelte mich aus ihren braunen Augen an. Mal abgesehen davon, dass ihr Make up grauenvoll aussah, würde ich ihr eher ein Abschminktuch empfehlen, als an mir unnötig rumzumeckern.

Dass ich nicht antwortet und regungslos im Türrahmen stand, brachte sie noch mehr zur Weißglut. Sie kam einen Schritt auf mich  zu und versuchte mir mit ihren wild in der Luft gestikulierenden Händen wohl Angst einzujagen, sah aber eher aus wie ein Zirkus Clown, der grad seine Kunststücke vorführte.
„Wärst du meine Tochter, hättest du dich jetzt warm anziehen können. Deine Mutter hat echt auf ganzer Linie versagt bei dir".
Ich hatte das Gefühl als hätte in mir drinnen etwas angefangen zu brodeln. Und es begann zu kochen.

Es war eine Sache, wenn sie mich beleidigte, da konnte ich drüber stehen, aber dass sie es wagte meine Mutter schlecht zu machen, obwohl sie keine Ahnung hatte was sie für ein Mensch war und anscheinend auch keine Ahnung hatte, was für ein schrecklicher Mensch sie selber war.

Ich ging einen Schritt auf sie zu und hatte meine Augen zu Schlitzen verzogen.
„Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie froh ich bin dass du nicht meine Mutter bist. Dann würd ich mir lieber gleich selber die Kugel geben, als mit dir Blutsverwandt zu sein. Und wenn du es noch einmal wagst den Namen meiner Mutter in den Dreck zu ziehen dann hast du die längste Zeit in diesem Haus gewohnt".

Ihre Augen wurden eine Sekunde ziemlich groß, weil sie mit diesen Worten bestimmt nicht gerechnet hatte, aber dann verengten sie sich wieder und sie biss fest die Zähne aufeinander.
„Zu doof dass deine Mutter nicht mehr hier ist, denn jetzt bin ich deine Mutter, auch wenn ich mir um einiges schöneres vorstellen könnte also bring mir gefälligst Respekt entgegen".
Diese Frau war echt durchgeknallter als ich dachte.
Ich stieß ein ironisches Lachen aus, bevor ich noch einen Schritt auf sie Zu ging. „Du warst nie meine Mutter und wirst es auch niemals sein. Und erzähl du mir nichts von Respekt, wenn du es doch bist die sich hier bedienen lässt und meinen Vater ausnutzt". Ich spuckte ihr die Wörter vor die Füße und ging an ihr vorbei. Dabei rempelte ich ihre Schulter so feste an wie es ging, worauf ich nur ein erschrockenes Keuchen hörte.

Ich war unglaublich wütend. Nicht nur dass ich mitten im Wald aufgewacht bin und keine Ahnung hatte was passiert war, jetzt musste ich mich auch noch mit der rumschlagen.
In meinen Ohren begann es zu Rauschen und ich wusste nicht wie ich mich beruhigen sollte.
Ich stampfte die Treppe nach oben, welche ächzende Geräusche machte, riss meine Zimmertür auf und schlug sie gleich darauf wieder zu.
Kaum war die Tür zu riss ich meine Klamotten von meinem Körper, schmiss sie in die Ecke und ließ mich an der Tür hinunter sinken.

Das Holz fühlte sich angenehm an meiner überhitzen Haut an.
Mein Kopf fiel in meine Hände und die ersten Tränen kämpften sich aus meinem Augenwinkel hinaus. Seit Jahren hab ich mich nicht mehr so alleine gefühlt.
Ich schniefte und wischte mit meinen Händen unter meinen Augen her, stand auf und kramte das kleine Fotoalbum aus meiner Kommode hervor.
Langsam ließ ich mich auf mein weiches Bett sinken und schlug die erste Seite auf.
Ich blätterte durch alte Kinderfotos, auf denen ich glücklich in die Kamera strahlte, Fotos auf denen ich auf dem Schoß meiner Mutter saß und an keinem Ort der Welt lieber hätte seien wollen.
Die Schultern meines Dads waren der höchste Ort der Welt und der schlimmste schmerz den ich mir vorstellen konnte war, wenn ich meine Knie beim Fahrrad fahren wieder mal aufgeschürft hatte.
Ich merkte erst dass ich wieder weinte, als ein Tropfen auf die letzte Seite des Albums tropfte.
Als ich ihn mit meinem Arm wegwischen wollte, rutschte die Seite ein wenig nach links und ein kleiner weiser Zettel kam zum Vorschein. In schniefte und zog verwirrt meine Stirn in Falten.
Was war das ? Meine Finger griffen nach der kleinen Ecke des Zettels und zogen in hervor. Ein Weises Blatt, welches in der Mitte gefaltet war kam zum Vorschein.
Als ich es auffaltete entdeckte ich einen Brief, in fein säuberlicher Schrift verfasst. Wieso war hier ein Brief in meinem Fotoalbum und vor allem von wem?
Ich begann zu lesen und stockte schon beim ersten Satz.
Meine geliebte Amaya,
War das ...? Das konnte doch nicht sein ..
war der Brief etwa von meiner Mutter?

The Alphas destiny Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt