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Müde öffnete ich meine Augen und blickte verschlafen an die dunkle Decke über mir. Langsam sickerten die Erinnerung an gestern Nacht in mein Gedächtnis und ich stöhnte leise auf. Wie sollte ich meinen Vater besuchen können, wenn anscheinend jeder meiner Schritte beobachtet wird?

Meine Gedanken ratterten vor sich hin, Kamen aber zu keinem sinnvollen oder hilfreichen Schluss.
Ein leises Klopfen riss mich dann schließlich aus meinen verworrenen Gedanken und mein Blick schoss zur Tür.
Ich hielt die Luft an, so mit dem Gedanken beschäftigt, dass Cole vor meiner Tür stehen könnte, dass ich vergaß die Person hereinzubitten.
Erst ein weiteres, zögerndes Klopfen lies mich dann aus meiner Starre erwachen und mit einem Räuspern kam ein „ja bitte?" über meine Lippen. Ich stützte mich sofort in meinem Bett auf, um der Person  nicht liegend ins Gesicht zu blicken.

Die Tür wurde von außen einen Spalt weit geöffnet und ein Kopf mit blonden Haaren linste vorsichtig in das zimmer. Clara .
Ich atmete erleichtert und enttäuscht zugleich die Luft aus, denn trotz meiner Wut, hatte ein kleiner, wenn auch nicht zu leugnender Teil von mir gewünscht, dass es Cole war der nach mir sah.

Dennoch lächelte ich die junge Frau leicht an, bedacht darauf ihr nicht noch einmal Angst einzujagen.
„Hey Clara, was gibts"? Versuchte ich so unbeschwert wie möglich zu fragen.
Die Tür schwang weiter auf und Clara trat weiter in das Zimmer, welches eigentlich ihres war.

„Ich wollte nur fragen, ob du Hunger hast. Seit deiner Ankunft hast du noch nichts gegessen und musst bestimmt sterben vor Hunger".
Ihre Fürsorge rührte mich und tatsächlich grummelte mein Magen bei dem Gedanken an meine letzte Mahlzeit, die schon viel zu lange her war.

Ich schlug die Decke zurück und ließ meine nackten Füße einige Zentimeter über dem Boden schweben.
Das grummeln meines Bauches muss sie wohl gehört haben, denn ein leises Kichern drang von  der Tür aus zu mir heran und mein Blick fiel auf eine grinsende Clara.

„Ich lasse dich mal alleine und warte vor deiner Tür, bis du fertig bist".
Lächelnd zog sie die Tür wieder hinter sich zu und ich war wieder alleine.
Dankbar für ihren Freiraum drückte ich meine Arme in die Matratze und stand auf. Müde wankte ich zu dem Stuhl, über den ich gestern meine Klamotten geworfen hatte und beäugte sie misstrauisch. Ich glaubte nicht, dass ich die selben Sachen noch einmal anziehen konnte, deshalb schritt ich auf die Tür zu, öffnete sie und schob vorsichtig meinen Kopf heraus. Wie versprochen stand Clara gegenüber von meiner Tür an der Wand und tippte auf ihrem Handy herum. Als sie mich bemerkte, richtete sie ihren Blick auf mich. „Alles okay"?
Ich Biss verlegen auf meine Lippen. „Ja aber ... ähm ich glaube ich habe nichts anzuziehen".

Eine leichte Röte zog sich über meine Wangen, doch sie lächelte nur und machte eine wegwerfende Handbewegung. „Kein Problem. Mein Kleiderschrank steht in dem zimmer. Nimm dir heraus was du möchtest".

Ein bisschen überfordert von ihrer Freundlichkeit bedankte ich mich und schloss die Tür wieder hinter mir.
Ich hatte nicht vor mir etwas besonders schönes anzuziehen, deshalb nahm ich mir einfach eine schwarze Hose und ein dunkel grünes, enganliegendes Shirt aus dem Schrank und zog mich an. Meine Haare flocht ich zu einem einfachen Zopf zusammen, welcher mir über meine Schulter fiel.

Tief einatmend drehte ich mich erneut um und ging zurück auf den Flur.
Clara hatte sich keinen Meter bewegt und als sie mich sah drückte sie sich von der Wand ab und ging in Richtung Treppenhaus.
Keine Ahnung wo sich mich hinführte, aber ich ging ihr hinterher.
Als wir den Flur betraten, an dem ich gestern Nacht schon einmal gestrandet war, ließ mich schlucken.

Ich hatte seit gestern nichts mehr von Cole gehört und irgendwie versetzte mir das doch einen kleinen Stich, auch wenn ich das niemals gestehen würde. Waren meine Worte gestern doch zu hart? Cole schien wütend auf sie reagiert zu haben.
Schnaubend schüttelte ich meinen Kopf. Er sollte sich mal nicht so anstellen und nicht die beleidigte Leberwurst spielen.

Ich war so in den Gedanken an gestern Abend versunken, dass ich erst wieder anfing klar zu denken, als wir vor einer großen Holztür stehen blieben. Von innen war lautes Gemurmel zu hören.

„Das ist unser Speisesaal. Ich weiß klingt spektakulärer als es in Wirklichkeit ist, aber hier gibt es drei mal am Tag was zum Essen", benantwortete sie meine unausgesprochene Frage.

Die Tür muss furchtbar schwer sein, doch Clara drückte sie mit einer Leichtigkeit auf, dass ich erstaunt meine Augenbrauen hochzog.
Die Tür schwang nach innen auf und mein Blick viel auf mehrere Reihen von Bänken und Tischen, die fast wie in meiner alten Schule angeordnete waren.
An jeder Bank saßen mehrere Personen und unterhielten sich angeregt.
Ich lies meinen Blick weiter durch den Raum gleiten, bis sie an einem Augenpaar hängen blieben, welches mich durchdringend anstarrte.
Cole

Mein Herz sackte ein bisschen nach unten und begann einen Takt schneller zu schlagen. Die Welt schien einen kurzen Moment still zu stehen, in dem wir uns beide nur anstarrten. Doch dann drehte sie sich weiter und er legte langsam sein Besteck zur Seite  und stand auf. Er schien bedacht darauf zu sein mich nicht zu verschrecken, denn er lief vorsichtig auf mich zu.

Keinen Meter vor mir blieb er stehen und starrte von oben auf mich herab. Ich wollte keine Schwäche zeigen und schon gar nicht die Wirkung, die er auf mich hatte wahrhaben. Also straffte ich meine Schulter und blickte ihm stur entgegen.

„Wie bist du hergekommen". Seine Stimme war auf der einen Seite etwas beißend, aber auch ehrlich interessiere. Bevor ich etwas sagen konnte, trat Clara einen Schritt nach vorne und stellte sich neben mich.
„Ich dachte sie hätte vielleicht Hunger und habe sie mit hergebracht".
Coles Miene verfinsterte sich, als hätte Clara was falsches gesagt. Seine Zähne schienen so feste aufeinander zu liegen, dass ich schon dachte sie müssten gleich brechen. Und ich verstand nur noch Bahnhof.

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Cole's POV

„Ich dachte sie hätte Hunger und habe sie hergebracht". Die Worte waberten immer und immer wieder in meinem Kopf herum und schienen mich zu verhöhnen. Mein Wolf jaulte und begann sich selbst zu bestrafen. Meine Fäuste waren geballt und meine Zähne fest zusammen gebissen. Ich hatte versagt.
Nicht einmal die primitiven Bedürfnisse meiner Luna hatte ich geschafft zu erkennen. Es war meine Aufgabe dafür zu sorgen, dass sie alles hatte was sie sich wünschte. Wenn ich schon bei ihr versagte, wie sollte ich unsere Welpen versorgen können.
Der Gedanken quälte mich selber so sehr, dass ich kein Wort heraus brachte.
Mein Blick fiel erneut auf Amaya, die mich mit einer Mischung aus Verwirrung und Besorgnis anschaute.

Langsam hob ich meine Hand an ihre Wange und strich  vorsichtig einmal herab bis zu ihrem Kiefer.
„Es tut mir leid". Die Worte beschrieben nicht mal ansatzweise wie schlecht ich mich fühlte und mein Wolf verlangte Wiedergutmachung. Schon bei der kleinsten Aufgabe hatte ich versagt und das würde ich selbst mir nur schwer verzeihen können. Für sie mag es keine große Sache sein, doch für mich als ihr Mate und ihr Alpha hatte ich versagt auf ganzer Linie.

Ich nickte der junge Wölfen vor mir nur zu, drehte mich um und lief mit schnellen Schritten und den giftigen Gedanken in meinem Kopf aus der Tür hinaus. Ich musste mich dringend irgendwie abreagieren, doch bevor ich den Gang hinunter stapfen konnte, legte sich eine kleine Hand auf meine Schulter und brachte mich dazu abrupt stehen zu bleiben.

The Alphas destiny Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt