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Seine Stimme brach am Ende und sein Blick senkte sich zurück auf seine Hände. Sie hatten mich gefunden? Wer? Und wieso mich ?
Zu viele Fragen sammelten sich in meinem Kopf und ein pochender Schmerz machte sich hinter meiner Stirn bemerkbar.
Ich hob meine Hand zu meinen Kopf und verzog dir Stirn vor Schmerz. Was war denn im Moment los mit mir?
Noch eine Frage, die ich nicht beantworten konnte.
Ich schluckte und richtete meinen Blick wieder auf meinen Vater. Dieser hatte bereits seinen Kopf wieder gehoben und blickte mich misstrauisch an.
Er atmete tief ein und stieß die Luft zitternd aus seiner Lunge. „Ich wusste, dass dieser Tag kommen würde".
„Das welcher Tag kommen würde".

Mein Mund war staubtrocken und meine Zunge klebte an meinem Gaumen fest, sodass ich nur mit viel Mühe einen Satz aus mir heraus bekam.
Mit einem Ruck stand mein Vater auf, wobei er fast den Stuhl umstieß. „Pack deine Sachen. Wir haben keine Zeit für Erklärungen. Du musst hier verschwunden sein, noch bevor du 18 bist".

Mein Puls beschleunigte sich und Tränen brannten in meinen Augen. Vor meinem Geburtstag musste ich verschwunden sein? Aber warum? Was hatte der ganze Mist jetzt auch noch mit meinem Geburtstag zu tun?
„Aber.. aber ich kann doch nicht einfach gehen...".
Mein Vater sah mich aus traurigen Augen an. „Du musst aber mein Schatz". Er rieb sich einmal über das Gesicht und biss seinen Kiefer zusammen. Mit ernster Miene blickte er mich wieder an. „Pack jetzt deine Sachen. Sofort".

So ernst hatte ich meinen Vater schon seit Jahren nicht mehr reden hören und ich wusste, dass es ihm ernst war. Meine Sicht verschwamm und ich machte auf dem Absatz kehrt und rannte den Flur entlang Richtung Treppe. Jede zweite Stufe übersprang, griff nach ner Klinke meines Zimmers und drückte sie hinunter.
Meine Füße trieben mich zu meinem Schrank, den ich aufriss und blindlings Klamotten herausriss und auf mein Bett Schmiss. Immer mehr dicke Tränen liefen meine Wange hinunter, biss ich kaum noch etwas sah. Ich ließ das graue Shirt fallen, welches ich gerade in der Hand hielt und ließ mich auf meine Knie fallen.
Ein Schluchzer entwich meiner Kehle. Ich hatte das Gefühl, dass ich meinen Verstand verlor und ich wusste nicht mal wieso.

Ich wusste nicht wie lange ich so da saß, aber ebenso schien ich das Gefühl für Zeit verloren zu haben, denn als ich mich schließlich beruhigt hatte dämmerte es bereits draußen.

Ich schloss noch einmal meine Augen und rieb mir, wie mein Vater vorhin, über mein Gesicht und stieß zitternd die Luft aus.
Mir war der Ernst der Lage vielleicht nicht bewusst, aber ich sah, wie ernst es meinen Vater war und deshalb musste ich mich zusammenreißen.
Mit meinen Händen drückte ich mich vom Boden ab und richtete meinen Körper auf. Den imaginären Dreck  klopfte ich mir von meinen Knien und begann weiter meine Klamotten zusammenzusammeln.

Den Reißverschluss meiner Tasche zog ich zu und griff nach meinem Handy, welches neben meiner Tasche auf dem Bett lag.
Ich musste wenigstens Elaria schreiben, dass ich gehen würde. Bei dem Gedanken daran, meine beste Freundin zu verlassen, brannte meine Kehle wieder und fühlte sich an, als würde sie jemand mit einem Drahtzaun zusammendrücken.

Ich öffnete ihren Chat und begann zu tippen.
Hey.. ich wollte dir nur Bescheid geben, dass ich erst mal verschwinde. Ich weiß du wirst nicht verstehen wieso, denn ich verstehe es selber nicht, aber es muss sein. Hab dich lieb..

Ich drückte auf senden und ließ mein Handy in meiner Hosentasche verschwinden, damit ich nicht sah, wenn sie mich versuchen würde umzustimmen. Und das würde sie tun.
Ich griff nach meine Tasche und lief zu meiner Tür, welche einen Spalt weit geöffnet war. Bevor meine Hände die Tür aufziehen konnten, hörte ich eine angeregte Diskussion von unten. Mein Dad schien mit Christen zu streiten, aber ich schnappe zur m Wort Fetzen auf.
„Du wusstest, dass das passieren würde. Ich habe sie nur so lange hier gelassen, weil ich dachte hier sei sie sicher".
Ich lauschte angestrengt, aber von dieser Position konnte ich fast nichts verstehen. Wieso sollte ich hier auch nicht sicher sein?
Meinen Kopf versuchte ich ein Stückchen weiter durch den Tür Spalt zu drücken, welcher jedoch mit einem ziemlich lauten Knarren weiter aufging.
Beide Köpfe schossen zu mir hoch und somit war die Unterhaltung wohl beendet, also schritt ich ganz aus der Tür.

Mein Vater blickte von meiner Tasche zu mir und lächelte müde und traurig. „Gut du bist fertig".
Ich nickte und ging langsam die Treppe hinunter.
Christens Blick war durchgehend auf mich gerichtet und selbst jetzt schaute sie mich mit einem so abfälligen Gesicht an, als wenn ich irgendwas für diese Situation können würde. Doch sie schwieg.

Mit gesenkten Schultern schlurfte ich an meinem Vater vorbei Richtung Tür. Meine Jacke griff ich mir von der Garderobe und bückte mich zu meinen Schuhen. Die weisen Sneaker streifte ich mir über meine Füße und band sie zu. Als ich mich wieder aufrichtete stand mein Vater neben mir und öffnete bereits die Tür.
„Wo bringst du mich hin Dad"? Meine Stimme zitterte und war nicht mehr als ein Flüstern.
„ich weis es nicht mein Schatz". Die Antwort beunruhigte mich nur noch mehr und ich wusste nicht mehr was ich denken sollte. Er wollte dass ich ging, aber wusste nicht wohin er mich bringen sollte?

Ich schüttelte kaum merklich den Kopf und ging durch die Tür.
Auf dem Weg zur Garage knirschten die Kiesel wie gewohnt unter meinen Füßen und bei dem Gedanken daran, dass es das letzte mal sein könnte stiegen mir die Tränen in die Augen.
Mein Vater zog die Tür hinter sich zu und lief zur Garage, um das Auto rauszufahren. Als ich mich noch mal zur Tür umdrehte, sah ich wie Christen am Fenster stand. Das erste mal hatte ich das Gefühl, als würde ihr so etwas wie Sorge im Gesicht stehen, was meine Nerven nicht gerade beruhigte.

Das Garagen Tor öffnete sich und nur die schwarzen Reifen, die langsam auf den Kies fuhren waren zu hören. Sonst war es erstaunlich leise.
Erschreckend leise.
Ich zog meine Tasche ein wenig fester über meine Schulter und schritt auf das Auto zu, doch kurz vor der Autotür blieb ich noch einmal stehen. Das merkwürdige Gefühl beobachtet zu werden stieg wieder in mir hoch und ich drehte meinen Kopf in Richtung des kleinen waldabschnittes neben unserem Haus. Ich schloss die Augen und plötzlich war es mir, als würde ich ein summen hören.
Es klang merkwürdig angenehm in meinen Ohren und Wärme breitete sich in meiner Brust aus. Ich hatte das Gefühl, dass das Summen bis in mein Inneres vordrang und einen wohligen Schauer auf meinem Rücken hinterließ.

Als ich meine Augen wieder öffnete blickte ich zu einem roten Paar Augen. Ein gutes Stückchen weiter im Wald blitzten sie auf, aber als ich einmal meine Augen zusammenkniff und wieder öffneten waren sie verschwunden und ich war mir nicht mehr sicher, ob ich sie mir Nicht nur eingebildet hatte.

Die wirren Gedanken versuchte ich durch ein Kopfschütteln loszuwerden, was mir aber nicht sonderlich gut gelang. Trotzdem ging ich weiter zum Auto und setzte mich neben meinen Vater auf den Beifahrersitz.
Er blickte mich ernst an und für einen kurzen Moment herrschte ein unangenehmes schweigen im Auto.
„Ich wollte nie, dass das passiert und sie dich finden". Dabei schüttelte er niedergeschlagen den Kopf.
„Dass was passiert und wer mich findet"?
Wieder schüttelte er den Kopf, aber ich brauchte antworten. Ich konnte nicht ständig all diese unbeantworteten Fragen in meinem Kopf tragen.
„Dad. Dass was passiert"? Dieses Mal sprach ich eindringlicher auf ihn ein und legte meine Hand auf seine Schulter.
„Bitte". Nicht mehr als ein Flüstern kam aus meiner Kehle, aber er hatte mich sehr deutlich verstanden.

Er zögerte, legte seine Stirn wieder in Falten und stieß die Luft wieder aus seinen Lungen hinaus.
Er drehte den Kopf wieder zu mir und seine Augen fixierten meine. Noch nie hatte ich so Herzrasen und Angst vor einer Antwort wie jetzt.

„Die Wölfe".

The Alphas destiny Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt