11

774 35 3
                                    

Kai und Jonas standen, mit ihren Rucksäcken auf einer Schulter, im Türrahmen und grinsten unsere Lehrerin frech an. „Tschuldigung, wir hatten was wichtiges zu tun" war es Kai, der das Wort ergriff.
„Wichtiger als mein Unterricht"? Sprach sie mit ihrem französischem Akzent und schnappte empört nach Luft, als die beiden dies mit einem Nicken bestätigten. Sie schüttelte nur den Kopf und forderte die beiden mit einer Handbewegung auf sich zu setzten.

Ich guckte Kai an, in der Hoffnung er würde mich auch angucken. Ich wusste, dass ich ihn gestern gesehen hatte und ebenfalls, dass sie über mich gesprochen hatten, aber ich wusste beim besten Willen nicht wieso.
Aber es schien als mied er absichtlich den Augenkontakt und fixierte Starr den Stuhl in der letzten Reihe.
Merkwürdig. Wieso verhielt er sich auf einmal so anders als gestern ?
Meine Augenbrauen waren fest zusammengezogen und mein Gehirn versuchte die geschehen Informationen zu verarbeiten. Vergeblich.
Mir wollte sich einfach nicht erschließen, wieso er sich so anders mir gegenüber verhielt, obwohl ich mir sicher war nichts verbrochen zu hatten. Noch dazu war er es ja wohl der hinter meinem Rücken über mich gesprochen hatte und nicht andersherum.
Naja soll mir recht sein. Immerhin würde er mich dann nicht mehr so schrecklich nerven, wie gestern.

Der Rest der Stunde verlief ohne Zwischenfälle aber mit einigen Herzattacken meinerseits, wenn ich mal wieder dran genommen wurde und die Antwort natürlich nicht wusste.

Als es schellte machte sich ein Hochgefühl in mir breit diese Stunde endlich hinter mich gebracht zu haben.
Eliana und ich verließen gemeinsam den Klassenraum. Wir waren so in unser Gespräch vertieft, dass ich die Person vor mir erst bemerkte, als es schon zu spät war.

Mein Kopf prallte gegen eine Brust und meine Augen riss ich vor Schreck auf. Ich ging einen Schritt zurück und hielt mir meine pochende Nase. Mein Gott tat das weh.
Ich blickte auf und der großgewachsene Typ vor mir starrte auf mich hinunter. Er hatte durchaus einen trainierten Körper, sonst würde meine Nase sicher nicht so wehtun und seine Augen waren hellblau und wurden von einer fließenden dunklen Iris umrahmt.

„Sag mal gehts noch ? Kannst du nicht aufpassen wo du hinläufst. Hat dir noch niemand gesagt, dass man nicht mitten im Gang stehen bleibt"? Schnaubend und mit zusammengekniffenen Augen schaute ich zu ihm hoch.
Das schlimmste war noch, dass er nichts besseres zu tun hatte, als anzufangen zu lachen. Er lachte mich aus.

Mein Blut begann noch mehr zu kochen, als sowieso schon und ich war mir sicher, dass gleich weißer Qualm aus meinen Ohren schießen müsste.
„immer mit der Ruhe Kätzchen, immerhin bist du in mich reingerannt. Was ich natürlich voll verstehen kann bei meinem Körper". Sein arrogantes Grinsen sprang mir beinahe entgegen und ich wollte es ihm am liebsten aus dem Gesicht schlagen.

Auf einmal hob er seine Hand und zog an einer kleinen Strähne, welche sich aus meinem Zopf gelöst hatte.
„Obwohl ich mich nicht beschweren würde, dass du es getan hast".
Ich zog schnaubend meinen Kopf zur Seite und schubste ihn zur Seite.
„Pack mich niewieder an du Psycho".
Seine Hand striff beim runterfallen leicht meine Schulter und ohne Vorwarnung explodierte ein stechender und pulsierender Schmerz Meine Schulter. Sie  begann auf einmal so zu brennen, dass ich scharf die Luft einzog und  mich davon abhielt mich weiter mit ihm anzulegen. Der Schmerz wurde immer schlimmer und ich verstand nicht wieso.
Seine Zähne bissen zusammen und man konnte sein Aggressions Problem in seinen Augen lesen. „Du wirst dir noch früh genug wünschen, ich würde dich weiter berühren". Kaum war er fertig mit seinem Machogelaber war die Wut wie weggewischt aus seinen Augen und stattdessen trat wieder ein arroganter Ton in sie.

Ohne noch etwas zu sagen, zeigte ich ihm den Mittelfinger, drehte mich um und rannte zur Mädchentoilette. Eliana ließ ich sprachlos stehen, die wahrscheinlich nicht verstehen konnte, wie man einem Typen mit so einem Gesicht einen Korb geben konnte.
Ich drückte die Tür mit voller Kraft auf und stolperte in die Toilette. Mein Atem ging flach und kleine Schweißperlen hatten sich auf meiner Stirn gesammelt. Sie liefen langsam an meiner Schläfe hinab und hinterließen eine heiße Spur. Was passierte bloß mit mir.
Mir war schrecklich heiß. Ich hatte das Gefühl von innen zu verbrennen.

Ich stolperte so schnell es ging zu den Kabinen, dabei traf ich die Wand, als ich das Gleichgewicht zu verlieren schien und mein Sichtfeld sich gefährlich weit verengte.
Ich ließ mich mit meinem ganzem Gewicht gegen die Tür fallen, sie öffnete sich mit einem Schwung und prallte an die dahinterliegende Wand . Meine Beine drohten zu Versagen also ließ ich mich auf die Knie sinken und schloss mit zitternder Hand die Tür ab.

Ein weiter Schmerz durchzuckte meinen Arm und ich riss, das an mir klebende Shirt von meinem schwitzigen Körper und schaute hinab auf meine Schulter.
Meine Sicht verschwamm und ich konnte nicht mehr klar sehen und denken, als meine Schulter ein weiteres Mal zu pulsieren begann. Der Schmerz durchzuckte meine Schulter wie tausende Blitze, die unnachgiebig auf mich einschossen. Ein schmerzhaftes Stöhnen entwich meiner Kehle und ich kniff meine Augen so fest zusammen, bis ich das Gefühl hatte, ich würde sie in meinen Kopf drücken.

Ich biss in meine Faust, um einen Schrei zu unterdrücken und kniff meine Augen noch fest zusammen.
Meine heiße Stirn ließ ich gegen die kühle Wand sinken und versuchte meine Atmung unter Kontrolle zu bekommen.

Nach einer gefühlten Ewigkeit schien der Schmerz langsam nachzulassen aber ich traute mich nicht meinen Kopf zu heben. Zu groß war die Angst, er würde zurück kommen.
Mein Körper zitterte und meine Augen waren auf einmal schwer wie Granit. Ich wusste nicht was mit mir geschah, aber ich ließ das friedvolle Gefühl über mich kommen und gab mich der Schwerelosigkeit hin.
~
Zitternd öffnete ich meine Augen. Meine Lider fühlten sich an wie Blei und ich kämpfte gegen den dran an mich dem Schlaf wieder hinzugeben. Irgendwo ganz hinten in meinem Bewusstsein war mit klar, wo ich mich befand. Auf den Mädchen Klos meiner Schule. Verbarrikadiert hinter einer Klotür.
In meinen Ohren begann es zu rauschen, als die Tür aufgezogen wurde und mehrere Leute die Toilette betraten. Ich betete, sie würden mich nicht bemerken und mich einfach hier liegen lassen.

Aber die Stimmen, die zu hören waren, waren nicht weiblich. Zwei tiefe Männer stimmen schienen immer näher zu kommen und mein Puls beschleunigte sich wieder.
In meinem Zustand konnte ich mich nicht wehren und würde aussehen, wie ein hilfloses Tier am Boden, dass den Jäger anfleht es nicht zu töten.

„Sie hat plötzlich angefangen schmerzhaft aufzustöhnen und ist einfach verschwunden. Wäre ihre komische Freundin nicht dagewesene und hätte mich kurz abgelenkt wäre ich sofort hinterher". Die hektische Stimme klang schon fast verzweifelt und ich wollte ihr helfen.

Das ungewohnte gefühlt dieser Person die Sorge abzunehmen wurde unerträglich, aber ich konnte mich nicht bewegen. Mein Kopf ruhte immer noch auf dem kalten Fliesen Boden der Toilette und meine Hände waren krampfhaft um meine Schultern gelegt.
„Wo verdammt ist sie ". Ich hörte, wie jemand eine Tür nach der anderen aufstieß und schließlich an meiner ankam.

„Hört du das? Ich höre jemanden Atmen".
Ein leises Klopfen drang an mein Ohr aber ich konnte nicht reagieren. Nicht zeigen, dass ich hier war. Dass sie sich keine Sorgen um mich machen müssen. Wer auch immer da war, ich wollte, dass sie mich fanden. Dass sie mir halfen.

„Amaya bist du da drin? Kannst du uns die Tür auf machen"?
Mein Kopf viel wieder ein Stück zur Seite und die Dunkelheit wollte wieder Besitz von mir nehmen.
Das letzte, was ich wahrnahm, war wie jemand die Tür aus den Angeln hob und zwei starke Hände sich auf meinen Körper legten.
Ein Gefühl von Sicherheit durchflutete meinen Körper, welcher auf die Berührung genau so zu reagieren schien wie mein Herz.

„Was ist nur los mit ihr"? Eine Stimme ganz nah an meinem Körper schien fast durchzudrehen vor Sorge. Und wieder einmal wollte ich aus einem mir nicht bekannten Grund, dass ich ihm die Sorge abnehmen konnte.
„Ich weis es nicht..." er machte einen kurze Pause und schien zu schlucken. „aber was hat sie da am Arm"?
Eine federleichte Berührung traf meine Schulter und fuhr die Konturen meines Armes hinab.
„Was sind das für Male"?

Welche Male ?
Die Dunkelheit kämpfte sich wieder an die Oberfläche und ich verlor das Bewusstsein.

Hier das neue Kapitel :) ich hoffe ihr habt alle eine schöne Woche . Was macht ihr grad so?:))

The Alphas destiny Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt