♕︎𝓚𝓪𝓹𝓲𝓽𝓮𝓵 𝓕𝓾̈𝓷𝓯♕︎

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Es ist der blanke Horror. Deprimiert und vollkommen fertig blicke ich in meinen Kessel. Von einem Stärkungstrank ist dieses ekelhaft riechende Gebräu weit entfernt. Ich kann es mir nicht leisten, nochmal sitzenzubleiben. Und Zaubertränke ist ein Fach, dass ich überhaupt nicht kann. Die ZAG Prüfungen stehen am Ende dieses Schuljahres an und Professor Snapes Schulfach gehört zu den Hauptfächern.

Vor Verwandlung, Zauberkunst und den restlichen Fächern habe ich nicht so Angst wie vor diesem.
Ich blicke mich im Klassenzimmer um und bemerke, auf den Gesichtern meiner Mitschüler, Verzweiflung. Vielleicht bin ich nicht die Einzige, die es vollkommen verkackt hat.

»Legen Sie alles beiseite und treten von ihren Kesseln zurück«, dringt Snapes Stimme durch den Raum.

Ein Gestöhne und Gemurmel hallt durch den Kerker, verstummt aber schnell, als der Professor sich erhebt und die Reihen abgeht. Er sieht kurz in den Kessel, bevor er sein Ergebnis laut ausspricht.

»Durchgefallen,« blufft er ein Gryffindor-Mädchen an, das den Tränen nahe ist, bevor er sich dem nächsten Kessel widmet.

Es dauert nicht lange, alle Schüler zu bewerten. Die meisten haben versagt, während Draco Malfoy seine Erwartungen übertroffen hat und Harry Potter einfach nur erbärmlich ist. Hart schlucke ich, als er mit verschränkten Armen an meinen Kessel herantritt.

Mein Blick wandert in sein Gesicht, das wie versteinert in mein seltsames Gebräu blickt. Eine seiner Augenbrauen zuckt nach oben.

»Miss Johnson. Sie sollten einen Stärkungstrank brauen und nicht ein faulendes, stinkendes Gebräu«, belehrt er mich emotionslos. Ich beiße mir auf die Lippen und für einen Moment wandern seine dunklen Augen darauf, bevor er sich aufbrausend umdreht und mit einem »Sie sind durchgefallen« an seinem Schreibtisch zurücktritt.

»Jeder, der in diesem Raum heute durchgefallen ist, schreibt mir einen zehnseitigen Pergament Aufsatz über die Zusammensetzung und die Wirkung des Stärkungstrank«, brummt er.

Jeder im Raum fängt an zu stöhnen, da es nur wenige nicht betrifft. »Bis morgen«, presst er heraus.

Damit dreht er sich um und verlässt stürmisch den Kerker. Lautstark unterhalten sich die Schüler über die Aufgabe und beschweren sich, diese bis morgen fertigzustellen. Doch davon bekomme ich kaum etwas mit.
Irritiert blicke ich meinem Lehrer nach, ehe ich eine Entscheidung fälle.

Schnell packe ich meine Sachen und schulterte meine Tasche, bevor ich eilig den Raum verlasse. Draußen sehe ich mich um und erkenne ein Stück von Professor Snapes Umhang, der um die nächste Ecke verschwindet. Ich drücke meine Bücher an die Brust und folge ihm. Es ist derselbe Gang, den er gestern Abend entlang gegangen ist, um in sein Büro zu gelangen.
Als ich um die letzte Ecke biege, sehe ich, wie der Professor an der Tür stehen bleibt, bevor er diese mit seinem Zauberstab öffnet.

»Professor. Warten Sie«, rufe ich ihm zu.

Ich sehe sein Zögern, doch letztlich tritt er durch die Tür und schließt diese nur wenige Zentimeter vor meiner Nase. Irritiert und verletzt starre ich das Holz an, das soeben zugefallen ist. Hatte er mich nicht gesehen?
Denn ich bin mir sicher, dass er mich gehört und gesehen haben muss. Verwirrt blicke ich die Tür vor mir an. Soll ich klopfen?
Tief luftholend hebe ich meine Hand und balle sie zur Faust. Doch bevor sie mit dem dunklen Holz kollidiert, halte ich inne.
Was, wenn er nicht öffnet? Bin ich dann ein dummes, kleines Mädchen, das dachte, ein Lehrer könnte Empfindungen für sie hegen?
Langsam lasse ich meine Hand sinken. Diese Blöße möchte ich mir nicht geben. Ich habe es hier schon schwer genug, da kann ich nicht noch mehr Aufmerksamkeit auf mich lenken. Und eine Liebesgeschichte mit einem Lehrer, der meine Gefühle nicht erwidert, einzugehen, steht weit oben auf der Liste.
Und trotzdem tut es weh, sich von der Tür abzuwenden. Nur langsam bewege ich mich von ihr weg und schleiche, mit gesenktem Kopf, den Gang entlang.

Ich habe die Zeit bis zum Abendessen damit verbracht, den Aufsatz zu schreiben, und muss feststellen, dass ich nicht mal die Hälfte habe. Frustriert schlürfe ich in die große Halle und setzte mich auf einen Platz am Ende des Tisches. Ich wage gar nicht, zum Lehrertisch aufzusehen und starre auf den leeren Teller vor mir. Doch wie so oft, ist mir nicht nach essen. Ich belausche meine Mitschüler, die sich über Snapes Strafarbeit aufregen und höre offen dabei heraus, dass es den meisten wie mir ergeht und ihre Aufsätze nicht annähernd fertig sind.
Ein Teil meiner Anspannung fällt von mir ab, als ich das höre und dann greife ich doch zu den Kartoffeln.

Wenig später fand ich mich wieder in der Bibliothek, da mir im Gemeinschaftsraum zu viele Schüler waren. Stundenlang sitze ich über dem Aufsatz, bis mir immer wieder die Augen zufallen. Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass es mittlerweile Mitternacht ist, und panisch schrecke ich hoch.
Schülern ist es untersagt, nachts außerhalb ihrer Betten zu sein.

»Verdammt,« fluche ich leise.

Schnell räume ich die Bücher sowie meinen Aufsatz, den ich mit Mühe und Not hinbekommen habe, zusammen. Der große Raum ist mittlerweile verlassen. Innerlich ärgere ich mich, dass niemand, nicht mal Madam Pince, unsere Bibliothekarin, mich darauf hingewiesen hat, dass es schon so spät ist.

Stürmisch laufe ich die dunklen, nur mit Fackeln beleuchteten Gänge entlang. Immer wieder blicke ich mich um, aus Angst, Mr. Filch den Hausmeister oder seine Komplizen Katze Mrs. Norris zu entdecken. Mit eiligen Schritten biege ich um die nächste Ecke und bremse rechtzeitig ab, als direkt vor mir Professor Umbridge, unsere Lehrerin für Verteidigung gegen die dunklen Künste, auftaucht. Mit aufgerissenen Augen blicke ich der kleinen Frau entgegen.
Ihre ganze Erscheinung steht im Kontrast zu den anderen Lehrern hier. Ihr Zweiteiler, bestehend aus einem Blazer und einem knielangen Rock, ist in der Farbe Pink gehalten. Ebenso ihr Hut, der auf ihren kurzen, braunen, gelockten Haaren liegt. Ihre Lippen sind zu einem winzigen Grinsen verzogen, das mir mehr Angst macht, als jeder andere Lehrer vor ihr. Nicht mal Mr. Filch beschert mir so ein Gefühl.

»So spät noch unterwegs, Miss Johnson?«, fragt sie mir piepsiger Stimme.

Der Klang löst einen kalten Schauer bei mir aus.

»Guten Abend Professor Umbridge. Ich war in der Bibliothek und habe die Zeit vergessen«, erkläre ich ihr schnell.

Sie hält ihre Hand hoch, um mich zum Schweigen zu bringen.

»Lügen Sie nicht«, quietscht sie. »Sie sind außerhalb ihres Bettes ohne triftigen Grund. Was haben Sie hier zu suchen, Miss Johnson.«

Ich schlucke den Kloß in meinem Hals hinunter und öffne den Mund, um nochmal meine Geschichte zu bestätigen, als eine tiefe Stimme ertönt.

»Professor. Kann ich Ihnen helfen?«

Dolores Umbridge zuckt zusammen, als Snape hinter ihr auftaucht. Er blickt kurz zu mir, bevor er sich ihr wieder zuwendet.

»Ah, guten Abend. Ihre Schülerin ist nicht in ihrem Bett, Professor Snape. Ich sehe das als nicht akzeptabel. Dieses Verhalten muss bestraft werden«, erklärt sie ihm hektisch.

Professor Snape zieht eine Augenbraue nach oben, doch sein Gesicht bleibt regungslos.

»Das sehe ich wie Sie, werte Kollegin«, bestätigt er ihre Aussagen.

Ungläubig, was ich höre, öffne ich abermals meinen Mund, um zu protestieren, werde aber unterbrochen.

»Da Miss Johnson, wie Sie schon angemerkt haben, eine Schülerin meines Hauses ist, werden Sie mir doch erlauben, die Bestrafung zu wählen«, erläutert er kalt.

Dolores Umbridge scheint kurz zu überlegen, da sie ihre Lippen spitzt. Anschließend setzt sie ein breites Lächeln auf.

»Sehr gerne«, antwortet sie eisig.

Snape nickt ihr kaum sichtbar zu, bevor er mich am Oberarm packt und in die andere Richtung mitzieht. Ich höre hinter mir Professor Umbridge glucksen, bevor ich mich zu Snape wende.

»Professor ich...«, stottere ich.

Doch abermals werde ich unterbrochen.

»Nicht hier.«

Seine kühle Stimme lässt mich schweigen. Stumm folge ich meinem Lehrer in die Kerker Räume und überlege, welche Strafarbeit er mir aufgeben wird, bevor ich endlich in mein Bett kann.

Dark Eyes - Verbotene Gefühle | Severus Snape FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt