♕︎𝓚𝓪𝓹𝓲𝓽𝓮𝓵 𝓐𝓬𝓱𝓽♕︎

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Wie ein Todesfluch hängt das Wort über uns, bereit hinab zu brausen und alles zu vernichten.

»Miss Johnson«, seufzt Snape.

»Nein, bitte, hören Sie mir zu«, unterbreche ich ihn zögerlich. »Ich verstehe Sie, Sir. Ein kleines, dummes, naives Schulmädchen, das in ihren Lehrer vernarrt ist, ist kein Risiko wert. Doch ich spüre, dass da etwas zwischen uns ist, auch wenn ich nicht wirklich deuten kann, was. Bitte Sir, ich verspreche, immer ehrlich und offen gegenüber Ihnen zu sein. Ich verlange nichts, nur eine Chance.«

Stolz, endlich alles gesagt zu haben, was mir auf dem Herzen liegt, atme ich erleichtert aus. Doch die hoch keimende Angst drängt das positive Gefühl zur Seite. Meine Brust fühlt sich beengt an und eine Panik, keine Luft zu bekommen, macht sich in mir breit. Mein Magen rumort und Übelkeit breitet sich in ihm aus. Mein Herz rast und mein Körper zittert wie Laub an den Bäumen. Das Gefühl verstärkt sich, als der Professor nichts sagt. Er steht neben seinem Schreibtisch und sieht mich fassungslos an. Als wäre ich verrückt.
Beschämt halte ich die Stille zwischen uns nicht mehr aus und drehe mich geschwind auf den Absatz um. Tränen sammeln sich in meinen Augen, noch nicht bereit, sie gehen zu lassen. Die Türklinke herunterdrücken, ertönt seine kühle Stimme hinter mir, die mich erstarren lässt.

»Heute Nacht leuchten die Sterne besonders hell. Sie faszinieren mich immer wieder und so einen Augenblick, sollte nicht verpasst werden.«

Perplex stehe ich an der Tür und wage es nicht, ihn anzublicken. Was möchte er mir damit sagen? Langsam drehe ich mich um, doch vom Professor fehlt jede Spur. Eine Tür im hinteren Bereich, die mir nie aufgefallen ist, schließt sich leise und lässt mich mit meiner Frage allein.

Gedankenversunken liege ich im Bett und blicke an die Decke meines Himmelbettes. Es ist kurz vor Mitternacht und die Schüler und Schülerinnen schlafen alle tief und fest. Nur ich finde keinen. Lange habe ich über die Worte des Professors nachgedacht und bin auf eine logische Antwort gekommen.
Vorsichtig schiebe ich die Vorhänge beiseite und blicke mich im Mädchenschlafsaal um. Doch keines der anderen rührt sich, daher steige ich aus meinem Bett. Schnell schlüpfe ich in meine Schuhe und schleiche auf leise Sohlen hinunter in den Gemeinschaftsraum. Ein kleines Feuer prasselt im Kamin vor sich hin, bevor ich den Slytherin-Raum verlasse.

Unauffällig winde ich mich durch die dunklen, kühlen Gänge. Bedacht, keine Geräusche von mir zu geben. Immer wieder blicke ich mich um, aus Angst, Mrs. Norris und Mr. Filch vorzufinden. Oder schlimmer. Professor Umbridge.
Die Treppen zum Astronomieturm tauchen vor mir auf und erleichtert atme ich aus. Die Hälfte meines Weges habe ich geschafft. Mit großen Schritten husche ich den Turm hinauf und verfluchte innerlich die vielen Stufen.
Außer Atem und keuchend gelange ich eine gefühlte Ewigkeit später endlich auf der Zwischenplattform an. Ich verweile am Anfang und sammle mich, bevor ich weiter voranschreite. Die letzten Holzstufen nehme ich gemächlicher, um nicht wie eine Geistesgestörte anzukommen. Oben angelangt empfängt mich ein kühler Luftzug, der mich erschaudern lässt. Doch als ich ihn erblicke, wärmt sich mein Innerstes auf. Ohne Eile umrunde ich die seltsame schwebende Apparatur in der Mitte der Plattform. Der Professor steht mit dem Rücken zu mir und die Arme dahinter verschränkt, am offenen Rundbogen des Turmes. Sein Blick nach oben gewandt, spricht er kein Wort, nachdem ich mich neben ihn gestellt habe. Eine Stille legt sich über uns und fasziniert, betrachte ich meinen Lehrer, dessen Augen das erste Mal mehr Emotionen zeigen, als ich es von ihm kenne.

»Hat die Stille der Nacht nicht etwas Tröstliches an sich?,« fragt er kaum hörbar.

Gemächlich folge ich seinen Augen und sehe, was er sieht. Das dunkle Himmelszelt ist erleuchtet von tausenden Sternen. Wie die Kerzen in der großen Halle tanzen die Lichter über unseren Köpfen und schenken der kalten Nacht etwas Beruhigendes. Ja, sogar Trost. Die Anspannung, die mich den ganzen Weg hierher begleitet hat, fällt von mir ab. Ein Lächeln huscht über meine Lippen, während ich mit großen Augen den Himmel betrachte. Wir stehen nur da und erfreuen uns der Schönheit des Augenblicks.

Eine Berührung an meinen Finger lässt mich zucken, doch bevor ich mich wundere, schließt sich eine warme Hand fest um meine. Mit angehaltenem Atem schließe ich die Augen. Gebe mich dem Gefühl hin, dass von unseren verschlungenen Händen in jede Faser meines Körpers dringt. Als ich die Augen wieder öffne, wage ich es nicht, zu ihm hochzuschauen.
Schweigend genieße ich seine Nähe und spüre eine tiefe Verbundenheit mit meinem Lehrer, die ich nie zuvor gespürt habe.

Mit einem Lächeln räume ich am nächsten Tag die gelesenen Bücher in die Regale zurück. Leise summe ich ein Lied vor mich hin, das mir im Moment durch den Kopf geht. Wir standen gestern noch lange auf dem Astronomieturm und haben schweigend die Sterne beobachtet. Es steht so viel Unausgesprochenes zwischen uns, doch ich wusste, dass dies nicht der richtige Zeitpunkt war. Es wird sich noch einer ergeben, um zu besprechen, wie unsere ... Ja, was ist zwischen uns? Eine Beziehung? Eine Affäre? Innehaltend, mit einem Buch in der Hand, das ich wegstellen wollte, blicke ich gedankenversunken vor mich hin. Was sieht der Professor in mir? Eine nette Abwechslung?
Kurz wird mir flau im Magen und mein positives Gefühl, dass ich bis eben gespürt habe, verschwindet. Was, wenn ich nicht das bin, was er sucht?

»Hallo Amanda.«

Ich zucke so heftig zusammen, dass das Buch mir aus der Hand fällt und auf dem Boden landet. Mit wild pochendem Herz, wende ich mich der Person hinter mir zu. Hermine bückt sich gerade, um die Lektüre über Werwölfe aufzuheben.

»Entschuldigung. Ich wollte dich nicht erschrecken«, murmelt sie verlegen.

»Alles gut. Ich war etwas in Gedanken und habe dich nicht kommen gehört«, antworte ich ihr.

Mein Herzschlag beruhigt sich langsam wieder und dankend nehme ich ihr das Buch ab, dass sie mir hinhält, um es zurück ins Regal zu stellen.

»Gut. Ich wollte kurz mit dir sprechen«, tuschelt Hermine nahe an meinem Ohr.

Fragend wende ich mich ihr wieder zu. »Klar. Was gibt es den?«

Verstohlen blickt sich Hermine um und ich mache es ihr nach. Einige Schüler sitzen in unserer Nähe und haben ihre Nasen in dicke Bücher gesteckt. Weiter hinter in der Bibliothek räumt Mrs. Pince Dokumente in die verbotene Abteilung.

»Nicht hier«, flüstert Hermine leise und zieht mich am Ärmel meines Pullovers mit sich.

Ich folge ihr in den Gang hinaus, wo sie in einer Nische stehen bleibt. Mein Blick wandert durch das offene Fenster. Mittlerweile hat es draußen zu schneien begonnen und große Flocken verlassen ihre weichen Wolken, um den Boden unter sich in einen weißen Teppich zu verwandeln.

»Du hast mich beim letzten Mal zum Nachdenken angeregt«, erklärt sie.

Fragend ziehe ich die Augenbrauen nach oben, da ich nicht weiß, von was sie spricht. Bevor ich danach fragen kann, redet Hermine weiter.

»Wir müssen lernen, wie man praktische Zauber anwendet, daher habe ich mir ein paar Gedanken darüber gemacht wie.«

Neugierig lausche ich ihren Worten.

»Komm heute Nachmittag zum Eberkopf, dort erkläre ich dir alles weitere. Behalte das aber für dich«, flüstert Hermine mir geheimnisvoll zu.

Damit dreht sich das Gryffindor-Mädchen um und verschwindet lächelnd. Gedankenversunken blicke ich eine Zeit lang nach draußen und beobachte das Treiben der Flocken am Himmel, bevor ich mich in Richtung der Kerkerräume davon mache, um meinen Professor zu sehen.

Dark Eyes - Verbotene Gefühle | Severus Snape FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt