♕︎𝓚𝓪𝓹𝓲𝓽𝓮𝓵 𝓩𝔀𝓪𝓷𝔃𝓲𝓰♕︎

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Der Anblick des Sees strahlt etwas Friedliches aus. Die Oberfläche ist mit dickem Eis bedeckt, während drumherum eine weiße Schneedecke das Gewässer wie in einen Mantel hüllt. Der dichte Wald schütz die Lichtung vor Wind und unerwünschten Blicken.

Ich wende mich Severus zu, der gedankenverloren den See betrachtet. Er sieht traurig aus und dämpft meine Stimmung augenblicklich.

„Severus?", frage ich leise.

Er bewegt sich nicht, sieht weiter auf das mondbeleuchtete Gewässer. Langsam nähere ich mich ihm und greife nach seiner Hand. Kurz zuckt er, als hätte er mich nicht kommen sehen, bevor seine Finger sich um meine legen.

„Ich möchte dir von Lily erzählen", spricht er leise.

Er wirkt in sich gekehrt, als würde ihm die Gedanken bekümmern.

„Sie zeigte mir diesen Ort und wir verbrachten oft gemeinsam Zeit hier."

Severus macht eine Pause, als würde er an damals denken. Ich schweige, um ihn nicht aus seinen Erinnerungen zu holen.

„Sie war der erste Mensch, der mir mehr als mein eigenes Leben bedeutet hat. Die erste Frau die ich geliebt habe. Lily war klug, einfühlsam und gutmütig", flüstert er.

Ich spüre den Kloß in meinem Hals und die Eifersucht in meinen Gliedern. Doch ich halte sie zurück, höre weiter zu, da ich merke, wie wichtig ihm es ist.

„Doch sie verliebte sich in einen anderen und ich verlor sie."

Er macht eine längere Pause, als würde ihm seine eigenen Worte Schmerzen bereiten. Ich spüre, wie mein Herz schneller schlägt und ich Angst bekomme ihn zu verlieren. Was ist, wenn er Lily immer noch liebt und sie ihm damals das Herz gebrochen hat? Ist Severus deswegen so in sich gekehrt? Lässt er seine Gefühle daher im Verborgenen? Um nicht ein weiteres Mal verletzt zu werden?

Gedankenverloren betrachte ich den schneebedeckten Boden. Seine schwarzen Stiefel versinken darin und der untere Saum seiner Hose ist bereits nass. Ich habe mich im Zimmer schnell umgezogen und Jeans und einen dicken Pullover angezogen. Darüber meine Winterjacke und den Slytherin-Schal. Doch je länger wir hier stehen, desto mehr spüre ich die Kälte meine Knochen emporklettern. Ich reibe mir über die Arme, als Severus das erste Mal aufblickt und zu mir sieht.

„Dir ist kalt", stellt er fest.

Schnell schüttle ich den Kopf, da ich Angst habe, er spricht ansonsten nicht weiter. „Nein. Alles gut."

Doch er ist mit einem Schritt bei mir und schwingt seinen Zauberstab. Sofort verschwindet die Kälte und eine Wärme breitet sich in mir aus.

„Wir sollten zum Schloss zurückkehren", spricht er bestimmend.

Ohne auf meine Antwort zu warten, nimmt er mich an der Hand und zieht mich in den Wald hinein.


Schweigend laufen wir denselben Weg wie zuvor zurück. Severus hat mich losgelassen und läuft vor mir, mit der Laterne in der Hand, den Pfad entlang. Gedankenversunken folge ich ihm. Ich würde gerne mehr über Lily erfahren. Wissen, was Severus für sie heute fühlt. Ob er noch Kontakt zu ihr hat? Sie möglicherweise öfters trifft? Ich öffne meinen Mund, um ihn danach zu fragen, doch der Mut verlässt mich. Angenommen, die Antwort ist nicht die, die ich erhoffe?

Abrupt bleibe ich stehen. Was ist, wenn er sie immer noch liebt und ich nur ein Zeitvertreib bin?

„Amanda?", fragt Severus und kommt ebenfalls zum Stillstand.

Ich sehe ihm in die Augen, die vom orangenen Licht glänzen. Erkenne die Trauer und die Bürde dahinter. Spüre die Zweifel in mir hochkeimen, dass diese Liebe zwischen uns nie funktionieren wird. Das ich nicht die Frau bin, die er sich wünscht. Ich nicht Lily bin. 


Ich spüre den Schmerz in mir und unterdrücke ihn. Er ist mein Lehrer. Egal, was ich für eine Cinderella Story erwartet habe, es hätte nie funktioniert. Severus ist intelligent, mächtig und ein bedeutender Mann im Gegensatz zu mir. Was bin ich schon? Ein naives Mädchen, das in jedem Fach miserabel ist. Nicht wie Lily, die höchstwahrscheinlich Bestnoten hatte. Mit ihr hat er sich unterhalten können. Redet er deswegen nicht viel? Weil ich nicht intellektuell bin?

Ich dränge die Gefühle zurück und zwinge mich zu einem Lächeln, obwohl die Tränen in meinen Augenwinkel erscheinen.

„Alles gut. Wir sollten weitergehen", bringe ich gedrückt heraus.

Severus beobachtet mich eine Weile, bevor er nickt und den Pfad weiterfolgt. Hinter ihm herschlendernd, tropfen stille Tränen auf meine Wangen, die ich nicht aufhalten kann. Leise wische ich die Spuren mit dem Schal weg, damit er sie nicht sieht, als wir den Wald verlassen.Das Schloss taucht vor uns auf, mit seinen hunderten von Lichtern und den unzähligen Türmen. Wie an meinem ersten Tag ist der Anblick von Hogwarts atemberaubend. Ehrfürchtig blicke ich nach oben.

„Ich habe dich traurig gemacht", seufzt Severus. „Abermals."

Mein Blick gleitet zu ihm, wie er neben mir steht und ebenfalls das Schloss betrachtet.

„Amanda. Ich wollte dich nicht Verletzen ..."

„Nein ist schon gut. Sie bedeutet dir viel. Du musst dich dafür nicht rechtfertigen", unterbreche ich ihn.

Abermals sammeln sich Tränen in meinen Augenwinkeln, die ich schnell weg blinzle.

„Sie hat mir viel bedeutet", korrigiert er mich und wendet seinen Blick zu mir. „Lily ist tot, genau so wie ihr Mann."

Er seufzt und fährt sich mit der freien Hand über sein Gesicht. „Lass uns nicht mehr darüber reden. Heute ist Weihnachten", haucht er mir zu.

Er bleibt direkt vor mir stehen und zieht mich an sich. Zärtlich streicht er mir eine Strähne aus der Stirn. Als würde diese kleine Berührung meine Gedanken wegwischen. Die Zweifel, die ich hatte, rücken in den Hintergrund. Severus sieht auf mich hinab, erforscht in meinem Gesicht nach meinen Gefühlen.

„Sie wird immer ein Teil meiner Vergangenheit sein, doch ich möchte, dass du ein Teil meiner Zukunft wirst", flüstert er.

Mein Herz beginnt bei seinen Worten zu rasen. Nie hat er nur angedeutet, ich wäre mehr für ihn. Doch das ich ein Teil seiner Zukunft werden soll, ist mehr, als ich je erhofft habe. Ich stelle mich auf Zehenspitzen und drücke meine Lippen auf seine. Meine Angst und Nervosität ist wie weggeblasen. Bestimmend erwidert er meinen Kuss, presst seinen Mund auf meinen. Leidenschaftlich und hungrig vereinen sich unsere Zungen. Lieben sich. Severus greift in mein Haar und drückt mich näher an sich. Mein Körper an seinen gepresst spüre ich sein Herz heftig schlagen. Fühle das Beben seiner Glieder.

Nach Atem ringend lässt er von mir ab und sieht gebannt zu mir hinab. Seine dunklen Augen betrachten mich und ein Lächeln huscht über mein Gesicht. Ich würde ihm gerne sagen, dass ich ihn liebe, doch ich möchte den Moment nicht zerstören. Denn dass er noch nicht bereit dafür ist, ahne ich nach diesem Gespräch.


In seinem Büro angekommen, sitzen wir gemeinsam am Kamin und wärmen uns.

„Was weißt du über Okklumentik?", fragt mich Severus plötzlich.

Ich sehe zu ihm hinüber. „Äh, ich habe darüber in einem deiner Bücher gelesen", antworte ich. 

„Es ist die magische Kunst, die eigenen Gedanken und Gefühle vor anderen abzuschirmen. So war es doch oder?"

Severus nickt und Stolz macht sich in mir breit eine Frage richtig beantwortet zu haben.

„Ich möchte es dir beibringen", erklärt er mir.

Meine Augen werden größer. „Wirklich?"


Severus nickt. „Nach den Ferien fangen wir an."

Dark Eyes - Verbotene Gefühle | Severus Snape FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt