♕︎𝓚𝓪𝓹𝓲𝓽𝓮𝓵 𝓓𝓻𝓮𝓲𝓼𝓼𝓲𝓰♕︎

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Die zerschmetternden Worte von Severus hallen mir Tage später immer noch im Kopf umher. Ich war naiv zu glauben, zwischen uns könnte mehr entstehen. Das ein Mann wie er, sich in mich verliebt. Und trotzdem gehen mir die ganzen gemeinsamen Zeiten nicht aus dem Kopf. Unweigerlich blicke ich auf das Schmuckstück an meinem Handgelenk. Die filigranen Linien. Der helle blau leuchtende Stein, der die Form eines Rehs hat. Habe ich ihm wirklich nichts bedeutet?

Doch abermals erklingen seine verletzenden Worte in meinem Kopf. Den Schmerz, den ich dabei empfunden habe. Wie tausende Messerstiche, die mein Herz in kleine Teile zerreißen. Nie zuvor habe ich mich so leblos gefühlt. Schmerz, den ich nie wieder fühlen möchte.

Wütend reiße ich das Geschenk von meinem Arm und schleudere es auf das Bett. Tränen laufen unaufhörlich über meine Wangen und schniefend wische ich sie mit dem Handrücken weg. Da der Strom nicht abreist, vergrabe ich mein Gesicht in dem weichen Kissen im Mädchenschlafsaal der Slytherins.

Die anderen sind bereits unten beim Abschiedsessen, doch ich verspüre nicht den Drang bei den Feierlichkeiten teilzunehmen. Zwischen lachenden Schülern zu sitzen, die ihre Ferienpläne kundtun. Mich den fragenden Blicken zu stellen, denen ich versuche auszuweichen. Besonders ihm weiche ich aus. Diesen kalten, gleichgültigen Augen, die mich keines Blickes würdigen. Dieses Messer, das sich bei seinem Anblick tiefer in den Rest meines Herzens schiebt, dass ich kaum atmen kann.

Ein Wimmern verlässt meine Kehle, als ich an diese schwarzen Augen denke, die noch wenige Monate zuvor mich liebevoll anblickten und nun nur Verachtung für mich haben. Schluchzend drehe ich mich auf den Rücken und blicke an die grüne Stoffdecke über mein Himmelbett. Fühlt sich liebe immer so an? So schmerzhaft? Wenn ja, dann möchte ich sie nie wieder erleben. Nie wieder dieses Leid spüren.

Severus hat Lily geliebt, da bin ich mir sicher und als er sie verlor, hat er sich dazu entschlossen, nie wieder Gefühle zu zeigen. Kann ich das auch? Meine Gefühle zu verbergen, um nie wieder diesen Schmerz zu erleben. Den das, was ich gerade fühle, möchte ich nie wieder verspüren. Langsam richte ich mich auf und wische die Spuren der Tränen von meinem Gesicht. Wenn ich daran denke, wie es sich angefühlt hat, seine Worte zu hören, spüre ich Wut. Jähzorn auf mich, dass ich dumm genug war, mich in ihn zu verlieben. Dieses Gefühl verdrängt den Kummer und die Tränen. Das, was ich nicht mehr empfinden möchte. Also halte ich daran fest. An den Groll in mir, um den Schmerz meines Herzens zu überdecken.

Mit meinem Koffer im Schlepptau verlasse ich den Gemeinschaftsraum am nächsten Morgen. Heute geht es zurück zu den Familien. Sechs Wochen, gefangen mit meiner Mutter in einem Haus. Doch die Aussicht, meilenweit von Severus entfernt zu sein, lässt es erträglich wirken. Auch wenn ein kleiner Teil in mir weint, versuche ich ihn zu unterdrücken und die Oberhand zu gewinnen. Ich möchte nicht mehr weinen, auch nicht, mich dem Schmerz hingeben, der darauf folgt.

„Ah Amanda", holt mich eine freundliche Stimme aus meinen Gedanken. „Wir haben Sie gestern beim Abschiedsfest vermisst."

Langsam wende ich mich dem Schulleiter zu. Wie immer steht er imposant vor mir. Der lange weiße Bart mit einem Band zusammengebunden. Die lange Purpurne, mit Gold eingestickte Robe voller Eleganz tragend. Die Halbmondbrille sitzt auf seiner spitzen Nase und mustert mich über die Gläser hinweg.

„Ich hatte nicht sonderlich Hunger", entschuldige ich mich höflich.

Professor Dumbledore sieht zu mir hinab und seine wachsamen Augen mustern mich fragend. Seit Tagen hadere ich mit mir, ihm die Wahrheit über Severus Geheimnis zu sagen. Er ist ein vertrauter von Dumbledore. Was ist, wenn er Du-weißt-schon-wen geheime Informationen zukommen lässt. Was ist, wenn er dadurch an Macht gewinnt?

„Möchtest du mir etwas sagen, Amanda?", fragt mich der Professor in diesem allwissenden Tonfall. Als wüsste er bereits, wie es in mir aussieht.

Den Zwiespalt, den ich führe, einen Mann zu verraten, der mir so viel bedeutet. Aber wollte ich nicht, genau das vermeiden? Wieder schwach werden und Gefühle empfinden?

„Ja, Sir. Ich wollte mit ihnen über Professor Snape reden." Ich blicke mich in alle Richtungen um, doch wir sind allein. „Ich habe die Annahme, dass er für Sie-wissen-schon-wen arbeitet", flüstere ich. „Das er ein Todesser ist."

Ich halte den Atem an, nachdem meine Worte den Mund verlassen haben. Ich beobachte den Schulleiter genau, was sie für eine Reaktion bewirken. Doch anders als erwartet, wirkt Dumbledore gelassen und wenig geschockt nach meiner Offenbarung. Das habe ich mir anders erdacht.

„Ah, so etwas habe ich mir schon fast gedacht", murmelt er leise.

Ich runzle meine Stirn und beobachte ihn, wie er sich die Brille richtet.

„Sir, ich verstehe nicht", antworte ich verwirrt.

Dumbledore lächelt mich väterlich an, bevor er spricht. „Professor Snape erwähnte so etwas in der Art schon. Das du dir etwas eingebildet hast durch den enormen Stress der Prüfungen", erklärt er gelassen.

Verdutzt betrachte ich den alten Mann vor mir. Severus hat ihm erzählt, ich habe mir das eingebildet?

„Aber Sir...", versuche ich abermals zu erklären, dass ich nicht geistig verwirrt bin.

Doch der Professor lächelt mich liebevoll an, was meine nächsten Worte ersticken lässt.

„Du bist eine kluge Schülerin Amanda. Solche Anschuldigungen können schnell die Runde machen. Daher bitte ich, dies besser für dich zu behalten. Ich möchte nicht einer meiner fähigsten Lehrer verlieren", schildert er freundlich.

Er neigt seinen Kopf und wendet sich ab. Perplex sehe ich unserem Schulleiter nach. Hat Severus behauptet, ich habe mir das alles eingebildet? Das dunkle Mal auf seinem Arm? Das anschließende Gespräch? Und Dumbledore glaubt ihm, dass ich durch die Prüfungen gestresst war?

„Professor", rufe ich ihm nach.

Der Schulleiter bleibt kurz stehen und dreht sich halb zu mir um.

„Du musst dich beeilen. Der Zug wartet nicht."

Damit wendet er sich ab und verschwindet um die nächste Ecke. Verwirrt bleibe ich an Ort und stelle stehen. Wie kann er mir nicht glauben? Ich habe es mir nicht eingebildet. Oder doch? Die Wut in mir wächst. Was fällt ihm ein. Und Dumbledore ebenfalls. Warum glaubt er mir nicht. Stellt es nicht mal in Frage.

Grimmig wende ich mich ab und stapfe zu den Kutschen. Auf einmal kann ich Fred und George verstehen, warum sie die Schule verlassen haben. Die Vorstellung nach den Ferien hier wieder her zu müssen, reiz mich kein bisschen.

Mit Harry, Ron und Hermine habe ich seit dem Ministerium nicht wirklich geredet. Ich habe das Gefühl, ihnen nicht konkret eine Hilfe gewesen zu sein. Eher eine Last. Dann Draco, der sich seit dem Vorfall seltsam gegenüber mir verhält. Erst seine Entschuldigung, dann seine Hilfe in Umbridges Büro. Nur die letzten Tage war er der alte. Was unter anderem daran lag, dass sein Vater verhaftet und nach Askaban gebracht wurde. Daher kann ich es ihm nicht verübeln. Es ist bestimmt nicht leicht, so einen Vater zu haben. Einen Todesser.

Unweigerlich denke ich abermals an Severus. Warum geht dieser Mann mir nicht aus dem Kopf. Diese pechschwarzen Augen. Die anmutige Haltung. Diese tiefe, monotone Stimme, die mir eine Gänsehaut beschwert. Kopfschüttelnd versuche ich, die Bilder zu verdrängen.

Er hat mich als verwirrt dargestellt. Mit mir gespielt. Mich ausgenutzt. Ich sollte nicht an ihn denken. An seine Lügen und seinen Verrat. Er darf nicht meine Gedanken einnehmen. Dafür hat er kein Recht. Nicht mehr.

Ruckelnd setzt sich der Zug in Bewegung. Sechs Wochen, um von ihm loszukommen. Meine Gefühle, in den Griff zu bekommen. Dass, wenn ich ihn wieder sehe, nicht in Tränen ausbreche. Ich sollte ihn hassen. Denn das ist viel leichter, als den Schmerz zu ertragen.


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Sorry Leute, ich weiß, ihr habt auf ein Happy End gehofft. Ich hatte auch eines. Allerdings sollte die Geschichte noch weitergehen. Doch mir fehlt die Motivation und die Zeit, weiterzuschreiben.

Ich hoffe ihr verzeiht mir. Sollte ich weiterschreiben, dann auf Wattpad und ihr erfährt es hier.

Eure Ella

Dark Eyes - Verbotene Gefühle | Severus Snape FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt