♕︎𝓚𝓪𝓹𝓲𝓽𝓮𝓵 𝓔𝓵𝓯♕︎

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Am nächsten Morgen stehe ich früh auf, um am gemeinsamen Frühstück teilzunehmen. Dadurch, dass Professor Umbridge mich gestern so lange nachsitzen lassen hat, hatte ich keine Möglichkeit am Abendessen teilzunehmen, daher setze ich mich hungrig an den Tisch der Slytherins.
Nur wenige Schüler sind Sonntags so früh wach. Am Lehrertisch sitzen nur Professor McGonagal und Severus. Zweiterer wirft mir einen Blick zu und hebt dabei fragend eine Augenbraue. Unauffällig schüttle ich den Kopf, bevor ich mir von jedem etwas auf den Teller lade. Ich weiß nicht, ob ich ihm erzähle, was gestern passiert ist, nachdem ich sein Büro verlassen habe. Erst das katastrophale Treffen im Eberkopf, dann der Angriff von Draco und seiner Gang und letztlich wurde ich dafür von Umbridge bestraft.

Ich blicke zu meiner linken Hand, wo eine unschöne Narbe zu erkennen ist. Blut klebt auf dem Handrücken und ein Ziepen erinnert mich an ihre Folter. Blinzelnd wende ich mich meinem Essen zu, da ich die Tränen abermals spüre. Ich hasse diese Frau. Wie kann es sein, dass unser Schulleiter das zulässt? Folter an Schülern? Habe ich mich so in Professor Dumbledore getäuscht?

»Johnson«, ertönt Dracos Stimme hinter mir.

Ich zucke so heftig zusammen, dass meine Gabel, mit der ich gerade Rührei aufgespießt habe, klirrend auf den Teller fällt.

»Wie war es gestern bei Umbridge? Hat es dir gefallen?«, fragt er mit gehässigen Ton.

Ich schiebe meinen langen Pullover über die Narbe, damit er das nicht ebenso laut herausposaunt.

»Lass mich in Ruhe, Malfoy«, antworte ich verhalten.

Einige Schüler haben sich uns zugewandt. Ebenso Severus Blick spüre ich auf mir. Ich habe nicht schon wieder Lust, stress zu bekommen, daher ignoriere ich sein gehässiges Lachen.

»Oh, fängst du gleich wieder zu heulen an?«, fragt mich Pansy belustigt.

Bevor ich antworten kann, ertönt eine bekannte Stimme vor mir.

»Verschwindet. Sie hat euch nichts getan«, schimpft Hermine.

Ich blicke auf und erkenne einen braunen Lockenkopf mir gegenüber auf der anderen Seite des Tisches. Ihr Blick ist wutentbrannt auf die beiden gerichtet.

»Uhhh, jetzt habe ich aber Angst«, amüsiert sich Draco.

»Halt dich da raus, Schlammblut«, spuckt ihr Pansy entgegen.

Binnen Sekunden eskaliert der Streit. Ron taucht neben Hermine auf und springt über den Tisch, um an Pansy heranzukommen. Harry erscheint und zückt seinen Zauberstab, den er auf Draco richtet. Ich bin selbst bei dem Schimpfwort aufgesprungen und habe das Slytherin-Mädchen am Kragen ihrer Bluse gepackt.

»Nenn sie noch einmal so und ich hetze dir einen Fluch an den Hals«, drohe ich Pansy leise.

Sie reißt ihre Augen ängstlich auf, als ein lautes Rufen durch den Saal erklingt.

»Schluss damit!«

Stille legt sich in die große Halle, als Albus Dumbledors Stimme zu uns dringt. Sofort lasse ich Pansys Bluse los. Harry steckt seinen Zauberstab weg und Ron rutscht vom Tisch, auf dem er halb drauf gelegen ist.

Jeder Blick wendet sich zum Schulleiter, der uns mit finsterer Mine mustert.
Albus Dumbledore ist alleine schon eine Erscheinung. Er trägt heute einen filigranen, mit Gold bestickten Umhang aus dunkel violettem Samt und einen ebenso farblich passenden Hut. Seine weißen langen Haare liegen offen über seinen Schultern und der ellenlange Bart, der mit einem Band zusammengehalten wird, liegt auf seinem Bauch. Seine blauen Augen sehen uns über seine Nickelbrille hinweg an, bevor er mit gediegenen Schritten an uns herantritt.

»Ich bezweifle, dass hier der richtige Ort und die Zeit sind, um sich gegenseitig den Sonntagmorgen zu vermiesen. Liege ich richtig mit meiner Annahme?«

Er sieht jeden von uns fragend an. Beschämt betrachte ich den Boden. Warum habe ich mich abermals von Draco provozieren lassen? Ich müsste es doch besser wissen. Damit habe ich mir nur Ärger eingehandelt.

»Severus, Minerva, würden Sie bitte ihre Schüler in die Gemeinschaftsräume begleiten?«, bittet Dumbledor seine Kollegen freundlich.

Langsam hebe ich meinen Kopf und blicke direkt in die kalten Augen von Severus. Ich hatte vergessen, dass er alles mitbekommen hat. Peinlich berührt, spüre ich, wie meine Wangen rot werden. Jetzt wird er denken, dass ich ein kleines, dummes Schulmädchen bin, das sich leicht reizen lässt.

»Wie ihr wünscht, Schulleiter«, antwortet Severus kühl. »Mitkommen.«

Er packt Draco am Oberarm und deutet uns an, ihm zu folgen. Ich werfe einen Blick auf Hermine, um ihr lautlos zu danken. Lächelnd erwidert sie meine Geste, bevor sie eilig hinter McGonagal, Harry und Ron die Halle verlässt.

»Miss Johnson«, donnert Snapes Stimme.

Schnell schließe ich zu meinem Hauslehrer auf und folge ihm zurück in die Kerker. Schweigend laufen wir die Treppen hinunter. Draco hat sich aus seinem Griff befreit und folgt unserem Professor. Ab und an höre ich ihn unverständliches Murmeln, doch ich hänge meinen eigenen Gedanken nach. Immer wieder gleitet mein Blick auf den Hinterkopf von Severus. Was er jetzt über mich denkt? Ist er enttäuscht von mir? Endet es, bevor es überhaupt angefangen hat?
Seufzend betrachte ich den dreckigen Boden unter meinen Füßen, als wir am Gemeinschaftsraum der Slytherins ankommen.

»Ich möchte Sie heute nicht mehr miteinander sehen. Haben Sie mich verstanden?«, erkundigt sich Snape kühl.

Draco und Pansy nicken eifrig.

»Miss Johnson«, donnert seine Stimme. »Sie möchte ich in meinem Büro sprechen. Augenblicklich.«

Ich zucke unter seinem eiskalten Blick zusammen. Pansy kichert leise, bevor ich fügsam nicke. Wendig dreht sich der Professor um und eilig folge ich ihm. Im Augenwinkel sehe ich, wie die beiden den Gemeinschaftsraum betreten.

Schweigend folge ich Severus, aus Angst, dass alles vorbei ist. Warum sollte er weiterhin mit einem unreifen Mädchen zusammen sein? Traurig blicke ich vor mich hin, als die bekannte Kerkertür vor uns auftaucht. Mit einer kurzen Handbewegung seines Zauberstabes öffnet sie sich knarzend. Zögerlich betrete ich den Raum. Mit einem Knall schließt sich die Tür und zitternd wende ich mich meinem Lehrer zu.

Dark Eyes - Verbotene Gefühle | Severus Snape FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt