>>Das ist absolut nicht notwendig<<, murre ich und schaue auf meine Hände, die aufgeregt miteinander spielen.
>>Anni, Schluss jetzt. Du machst was ich sage und Punkt<< raunt Michi genervt. Ich verdrehe die Augen. Es macht es keinen Sinn, jetzt noch etwas zu sagen. Wenn Michael sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hat, dann kann man ihn nicht mehr umstimmen. Nicht mal Alex kann das.
>>Philipp hat in 4 Stunden Dienstschluss. Bis dahin kannst du mir helfen, die Akten hier zu sortieren<<, meint Alex und zeigt auf einem Berg von Mappen und Papier der vor ihr liegt.
Wieder verdrehe ich die Augen. Klar, sowas gehört natürlich zum Polizeialltag dazu, aber ich habe gerade eigentlich eine wichtigere Aufgabe, als das hier. Ich könnte Jakob stellen, bevor er noch ein weiteres Geschäft ausraubt oder jemanden verletzt.
...
Die Akten scheinen kein Ende zu nehmen. Immer wieder taucht etwas neues auf, was korrigiert oder digitalisiert werden muss.
Plötzlich betritt Philipp den Raum.
>>Hey Anni, bereit?<<, fragt mich mit einem Grinsen und wirft mir den Football zu, mit dem er und Robert die ganze Zeit spielen.
Mit einem "sowas von" fange ich den Ball und stehe auf.
Robert, der am Schreibtisch gegenüber sitzt, signalisiert mir, den Ball zu ihm zu passen.
Ich hole weit aus und werfe den Ball zu Robert, der ihn gekonnt fängt.
>>Pass gut auf sie auf, ja? Wenn was ist, ruft mich an<<, meint er dann ernst und schaut zwischen mir und Philipp hin und her.
>>Alles gut, Robert. Ich komme schon klar mit ihr<<, lächelt Philipp. Was war das denn für ein komischer Unterton in seiner Stimme?
Robert nickt und wir verlassen den Raum.
Wenig später sitze ich bei Philipp auf der Couch und tippe in meinem Handy herum.
>>Hast du Hunger?<<, fragt er mich. Ich schüttel den Kopf.
>>Hast du heute überhaupt was gegessen?<<, will er dann wissen und lässt sich neben mich auf die Couch fallen.
>>Eine Kiwi...<<, murmel ich vor mir hin. >>Komm, ich koch uns was, ja<<, sagt er sanft und legt eine Hand auf meine Oberschenkel.
Ich sacke zusammen. Kann die Tränen nicht mehr zurückhalten.
>>Hey, hab ich was falsches gesagt?<<, fragt er vorsichtig. Ich schüttel den Kopf.
>>Ich habe Angst vor Jakob<<, bringe ich heraus und drücke mich gegen seine Brust.
>>Es kann dir nichts passieren, ich bin da, okay?<<, murmelt er in meine Haare und zieht mich enger an sich.
So liegen wir da eine Zeit lang, genießen die Nähe des anderen, ohne es zu merken.
>>Anni, kann ich dich was fragen?<<, haucht er. >>Klar, alles.<<, meine ich leise und drücke mich enger gegen ihn.
Irgendwie ist die Stimmung so sanft und klar.
>>In den Briefen hat er viel über die Tat geschrieben. Dass sie ihm Spaß gemacht hat und so. Darf ich fragen, was genau er dir angetan hat?<<, flüstert er und hält mich sicher in seinen starken Armen.
>>Ich war tatsächlich eine lange Zeit in Therapie deswegen. Ich hatte Depressionen und eine posttraumatische Belastungsstörung. Hinzu kam noch eine Sozialphobie. Er hat mich entführt, mich willig gemacht und hat mich gezwungen ihn oral zu befriedigen.<<, erkläre ich ihm leise. >>Ja, das stand so in den Akten, aber ich möchte wissen, was es mit dir gemacht hat. Wie geht es dir heute damit?<<, hakt er nach.
>>Ich... ich habe in der Therapie kein einziges Mal über die Tat an sich gesprochen. Es war mir unangenehm. Ist es heute noch. Ich glaube, dass ich schlecht Nähe zulassen kann. Aus diesem Grund ist die Beziehung zwischen Mike und mir auch auseinandergegangen. Ich war so kurz nach der Tat einfach noch nicht bereit dazu<< erkläre ich Philipp.
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K11 - Kommissare im Einsatz - Die neuen Fälle
Fiksi PenggemarAnni zieht mit 17 von Köln nach München - zufällig in eine Wohnung die im gleichen Haus liegt, wie die Wohnung von Kommissar Robert Ritter. Anni wird für Robert wie eine kleine Schwester, die Bindung zwischen den beiden wird sehr stark. Nach einer...