Fall 5 | He is back | Teil 70

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"Ehm... Er meinte dass er mit mir reden wird, wenn ich freikomme. Er hat mir gedroht, er hat gesagt, dass er mich finden wird. Dass er mich... vergewaltigen und... töten will. Dass ich nicht das Recht auf ein Leben hätte. Ich hab das ehrlich gesagt nie ernst genommen. Schließlich stammen diese Briefe aus seiner Zelle. Aber jetzt wo er frei ist, fühlt sich das schon komisch an.", meine ich leise. "Okay, wir könnten jetzt natürlich groß und breit diskutieren, dass es absolut schwachsinnig war, uns nichts von diesen Briefen zu erzählen und das auf die leichte Schulter zu nehmen, aber..." -
"Ich hatte keine Wahl Robert. Er hätte dann dich und Alex und Michael angegriffen. Nicht nur mich, auch euch! Er kennt viele Leute, die euch das Leben zur Hölle gemacht hätten! Das wollte ich nicht! Es reicht doch schon, wenn er mir das Leben zur Hölle macht.", meine ich aufgebracht. "Schluss jetzt Anni. Wir reden darüber jetzt nicht mehr, dafür ist keine Zeit. Es war dumm und Punkt.", beendet er das Thema. Gehorsam nicke ich.
"Wie viele Briefe hast du? Wann hat das angefangen mit den Briefen und wann kam der letzte?", will Robert wissen.
"Angefangen hat das direkt als er im Gefängnis war. Mittendrin hat es aufgehört und jetzt zum Schluss seiner Haftstrafe kamen wieder mehr Briefe. Ich wusste nicht, dass er jetzt schon auf Bewährung rauskommt. Ich dachte, dass er noch 2 Jahre sitzen wird.", murmel ich und lehne mich nach vorne. Robert seufzt. Ich lege meinen Kopf auf meine Arme und schließe meine Augen. Fängt der Alptraum jetzt von vorne an? So habe ich mir die Semesterferien nicht vorgestellt. Plötzlich spüre ich Roberts Hand, die über meinen Kopf streichelt..
"Wie viele Briefe waren es?", flüstert er einfühlsam. "15 oder so. Ich habe sie alle noch Zuhause.", hauche ich. "Gut. Ich erzähle Michael und Alex davon. Du fährst mit Philipp in deine Wohnung und holst diese Briefe. Verstanden?" - Ich nicke.

Wenig später bin ich mit Philipp auf dem Weg zu meiner Wohnung. Er fährt. Ich starre apathisch aus dem Fenster.
"Anni?", fragt Philipp vorsichtig. Ich zucke zusammen und sehe ihn an.
"Wer ist Jakob? Was ist passiert und warum fahren wir jetzt in deine Wohnung?", will er wissen, als er in meine Straße abbiegt. "Ich erzähle es dir drinnen.", bestimme ich und der Beamte nickt.
Schweigend gehen wir die Treppen hinauf zu meiner Wohnung.
Wie im Trance lasse ich mich auf die Couch fallen.
Plötzlich fange ich hemmungslos an zu weinen. Philipp kommt sofort auf mich zu und setzt sich neben mich.
"Hey, Anni. Alles wird gut, ja?", flüstert er. Ich schüttel mit dem Kopf. "Komm her.", haucht er und zieht mich an seine Brust. Mit seinen starken Armen umschließt er meinen bebenden Körper und streichelt mir mit dem Daumen sanft über meine Hand. "Willst du mir davon erzählen?", fragt er ruhig. Ich nicke und löse mich aus seinem Griff.
"Ich war mal mit Jakob zusammen. Später hat sich rausgestellt, dass er kriminell ist... er wollte mit mir schlafen.. ich hatte zu diesem Zeitpunkt aber noch nie Sex und habe mich unwohl gefühlt. Er hat mich entführt und wollte mich vergewaltigen. Er hat mich dazu gezwungen ihn oral zu befriedigen. Es war so ekelhaft. Robert und die anderen haben mich dann gerettet. Er ist dann ins Gefängnis gekommen und auch wegen anderen Delikten zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von 5 Jahren und ein paar Monaten verurteilt worden. Aus dem Gefängnis heraus hat der mir diese Briefe geschrieben, die wir jetzt abholen sollen. Und ja, jetzt nach 2/3 seiner Strafe ist er auf Bewährung frei.", erkläre ich ihm, stehe auf und gehe auf eine kleine Box zu, die auf dem Sideboard steht. Ich nehme sie und drücke sie Philipp in die Hand.
"Darf ich lesen?", fragt er vorsichtig. "Klar.", murmel ich und lasse mich wieder auf die Couch fallen.
Seit einigen Minuten nun liest Philipp sich die Drohbriefe durch. "Anni, damit wäre er niemals auf Bewährung frei gekommen. Warum hast du die Briefe nicht dem Gericht zukommen lassen?", will er wissen und sieht von einem der Briefe auf. "Ich hätte nicht gedacht, dass er so schnell rauskommt und außerdem bin ich mir nicht sicher, ob diese Briefe gereicht hätten, um ihn weiter eingesperrt zu lassen. Wenn er mitbekommen hätte, dass andere Menschen über diesee Briefe Bescheid wissen, hätte er euch etwas angetan. Und wenn er dann zwei Jahre später wirklich rausgekommen wäre und ich Schuld an seiner verlängerten Haft gewesen wäre, dann hätte es richtig böse für mich ausgesehen.", erkläre ich dem jungen Kommissar.

K11 - Kommissare im Einsatz - Die neuen FälleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt