Kapitel 3

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Als ich meine Augen wieder öffnete erwachte ich etwa tausend Jahre später im heutigen Korea. Es hatte sich viel verändert, ich brauchte etwas Zeit um mich daran zu gewöhnen. Aber es war in Ordnung, es half mir dabei nicht so viel über die Vergangenheit nachzudenken. Ich habe meine Kräfte verloren und meine Flügel wurden mir als Strafe für das was passiert war genommen. Aber es war in Ordnung.

Ich versuchte mir ein neues Leben aufzubauen und zog in eine Kleinstadt in die USA. In Korea erinnerte mich alles an Kiro. Ich vermisste ihn jeden Tag. Auch wenn es tausend Jahre her ist, für mich sind nur ein paar Wochen vergangen.

Gabe half mir mich zu Recht zu finden. Er hatte mich damals auf dem Schlachtfeld gefunden und mich so lange versteckt bis ich wieder erwachte. Ich habe ihm viel zu verdanken, auch wenn ich es nicht zeigen kann. >> Wie fühlst du dich? << fragte er mich besorgt als wir in meinem neuen zu Hause standen >> es ist schön hier << war alles was ich sagen konnte, es war noch immer alles zu neu für mich. Fließendes Wasser, Strom und Autos waren noch ziemlich neu für mich. Ich musste mich langsam daran gewöhnen aber es viel mir noch schwer. >> Das meinte ich nicht...<< ich weiß was er meinte, aber ich konnte mir selbst keine Antwort darauf geben, wie sollte ich sie also ihm beantworten? Ich blickte zu Boden und versuchte mit meinen Schuhen die Maserung des Holzbodens unter mir nachzufahren >> ich... << ich schaute zu ihm auf >> weiß es nicht, << das war nicht viel aber immerhin ehrlich. Ich lief in meine Küche und schaltete die Kaffeemaschine ein >> willst du auch einen? << fragte ich Gabe obwohl ich die Antwort bereits kannte >> ich brauche keine menschliche Nahrung und ich muss auch nicht trinken. Du im Übrigen auch nicht falls du das vergessen hast. << Ich verdrehte die Augen, natürlich brauche ich keinen Kaffee aber er schmeckte mir. Gabe setzte sich an den Tisch und wartete bis ich meinen Kaffee fertig gebrüht hatte, ich nahm den ersten Schluck. Es tat gut, wie die warme Flüssigkeit meinen Hals hinunter rann und mit etwas Zimt und Milch schmeckte der Kaffee auch nicht mehr so bitter. Ich musste lächeln und dachte daran, dass das Kiro bestimmt auch geschmeckt hätte. Kiro... ich riss die Augen auf und ließ die Tasse fallen. Sie zersprang auf dem gefliesten Küchenboden >> oh Mist... << ich holte sofort einen Besen unter der Spüle hervor und begann die Scherben aufzusammeln. Gabe saß währenddessen noch immer auf seinem Stuhl und beobachtete mich. Mir liefen die Tränen über die Wangen, ich konnte sie nicht aufhalten. Vor lauter Tränen konnte ich nichts mehr erkennen und schnitt mich an einer Scherbe >> autsch! << schrie ich und sah mir meinen Finger an. Ich konnte es nicht glauben, ich blutete. Gabe sprang auf und kniete sich neben mich. Er nahm meine Hand in seine und begutachtete den Schnitt, er legte seine Handfläche darauf und schloss die Augen. Er heilte meine Wunde. Ich sah ihn erschrocken an. Gabe stand auf und verzog seinen Mund zu einem Strich >> du blutest... << ich musst meinen geheilten Finger anstarren >> du weißt was das bedeutet, oder Claire? << Ich stieß die Luft aus die ich angehalten hatte und nickte >> die Prophezeiung... << er beendete meinen Satz >> beginnt. << Ich wusste nicht was ich machen sollte. Ich war noch nicht bereit dafür. >> Du wurdest dafür geboren, du bist die Einzige die dazu im Stande ist. Denk daran. << Gabe machte es mir nicht unbedingt einfacher >> ich weiß, dass es meine Bestimmung ist, aber glaubst du nicht manchmal auch, dass wir mehr sind? << Sein Blick glich dem eines Geistes >> mehr? << Er kniff die Augen zusammen >> wir sind auf der Welt um Ordnung zu bringen. Jeder von uns hat eine Aufgabe. Wenn wir mehr machen bringen wir das Gleichgewicht durcheinander. << Aber er war noch nicht fertig >> und ich glaube du hast schon mehr als genug getan auf dieser Welt. Oder hat es dir noch nicht gereicht? << Sein Blick wurde wild und ich musste auf den Boden schauen >> du hast ja recht... << ich sah wie seine Schuhe in mein Blickfeld kamen >> aber? << fragte er. 

Ich fühlte mich unwohl und wusste nicht wie ich es sagen könnte >> ich glaube nicht, dass wir Engel nur dafür da sind um die Ordnung beizubehalten oder irgendwelche Weisheiten zu verkünden. Wenn das so wäre, warum können wir dann fühlen? << Ich schaute ihm in die Augen, er wirkte verwirrt >> denkst du nicht auch, dass Gott sich etwas dabei gedacht hat als er die Engel schuf? << Seine Augen wurden zu Schlitzen >> willst du dein Verhalten jetzt damit erklären, dass Gott dich so geschaffen hat? Dass er dich gezwungen hat dich in diesen Menschen zu verlieben und alle unsere Regeln innerhalb von einem Wimpernschlag zu brechen? << In mir breitete sich die Wut aus >> natürlich nicht, du Idiot! Ich meinte damit nur, dass wir Gefühle und einen freien Willen haben. << Ich musste mich beruhigen >> wir sind Engel, es ist unsere Natur das zu tun was uns aufgetragen wurde. Jeder hat seine Aufgabe im Leben. Aber was ist mit dem anderen? Dürfen wir nicht glücklich sein? << und schon wieder merkte ich, wie mir die Tränen über die Wangen liefen. Ich musste mich umdrehen um Gabe nicht zu zeigen wie sehr mir dieses Thema am Herzen lag, aber er merkte es. Ich spürte seine Hände auf meinen Schultern die mich hielten >> jeder hat das Recht auf Glück. << mehr sagte er nicht. Das musste er auch nicht, ich wusste, dass er mir ewig vorhalten wird dass ich mich in einen Menschen verliebt und unsere Existenz für sein Leben aufs Spiel gesetzt hatte. Ich wusste es. Aber ich fühlte mich nicht schuldig denn ich würde es immer wieder tun. Ich konnte dieses Thema nicht weiter mit ihm bereden >> Gabe, es tut mir leid aber ich bin müde... << er ließ meine Schulter los und war bereits verschwunden als ich mich wieder zu ihm umdrehen wollte.

Truly LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt