Kapitel 6

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Einer der Engel, sein Name war Elija, war der Wächter der Prophezeiungen. Er verbrachte seine ganze Zeit damit in ein Loch zwischen den Wolken zu starren und auf Prophezeiungen zu warten. Sobald er eine empfing sandte er die Engel aus um die Prophezeiung zu verkünden. So wie Gabe, dessen richtiger Name Gabriel war. Er war einer der sieben Erzengel, der Engel der Verkündungen und Bote Gottes. Gabe war einer meiner engsten Vertrauten, er bedeutete mir viel auch wenn wir uns oft stritten. Wir wuchsen wie Geschwister auf. Sind Geschwister nicht so zueinander? Ob auf der Erde oder im Himmel. Sie stritten und liebten sich gleichermaßen.
Nur dass Gabe nicht mein Bruder, sondern mein Wächter war. Er war von meinem Großvater dazu bestimmt worden mich zu beschützen und mir immer den richtigen Weg zu weisen. Er tat sein Bestes, mir zur Seite zu stehen und mich zu beraten, nur leider kam ich, wenn es um die Einhaltung von Regeln ging mehr nach meinem Vater. Dem gefallenen Engel der dazu verdammt war die Seelen der Sünder zu bestrafen.
Ich hatte ihn seit tausenden von Jahren nicht mehr gesehen. Ich wollte es auch nicht. Und doch hatte ich manchmal das Gefühl, dass er der einzige war der meine Gefühle verstand. Er hatte sich gegen die Regeln meines Großvaters gestellt und wollte, dass die Engel ihre Leben leben können. Mit Liebe und Schmerz, doch seine Ideen wurden nicht verstanden.
Es könnte natürlich auch an der Umsetzung liegen, denn darum wurde er schließlich verbannt. Eine Rebellion gegen seinen Vater anzustacheln und ihn stürzen zu wollen hatte wohl solche folgen. Doch mittlerweile verstand ich seine Denkweise, natürlich nicht die Ausführung, aber die Grundidee konnte ich dank der Liebe zu Kiro nachvollziehen.
Als ich noch jünger war verstand ich es nicht.
Mir wurde von allen Engeln nur erzählt, wie böse mein Vater doch sei und dass er versuchte meinen Großvater zu töten.
Aber warum er das tat hatte mir niemand erzählt.
Ich habe mich eines Tages in die Bücherei geschlichen um im verbotenen Teil nach Antworten zu suchen. Und ich fand sie...
Es war eine Liebesgeschichte.
Mein Vater verliebte sich in eine Menschenfrau und wollte nicht länger im Himmel bleiben. Er wusste, dass ihnen nur eine kurze Zeit zusammen vergönnt war. Denn Menschen starben nun mal, anders wie wir Engel. Er wollte seine Geliebte nicht aufgeben so wie es sein Vater von ihm verlangte.
Mit meiner Geburt begann die Rebellion.
Einige Engel verbündeten sich um gegen die Lebensweise der Engel vorzugehen, aber der Großteil der Engel stand geschlossen zu meinem Großvater. Ein unerbittlicher Krieg begann und die Engel die auf der Seite meines Vaters standen wurden vernichtet, mein Vater wurde verbannt sodass er die Erde nie wieder betreten konnte und so weder seine Geliebte noch seine Tochter sehen konnte.
Meine Mutter starb kurz darauf an gebrochenem Herzen wie es Gabe nannte und ich wurde in den Himmel zu meiner Familie gebracht.
Ich lebte bei meinem Großvater der mich immer mit Argusaugen bewachen ließ, weil er befürchtete ich würde Kontakt zu meinem Vater suchen. Er kannte mich einfach zu gut...
Ich wollte die Geschichte aus seiner Sicht hören, ich wollte verstehen warum ich ohne Eltern aufwachsen musste. Aber ich konnte es nicht, ich wollte meine Familie nicht enttäuschen. Gabe und mein Großvater liebten mich.
Ich versuchte ein guter Engel zu sein.
Ich versuchte alles richtig zu machen.
Aber als einziger Engel nicht einfach entstanden, sondern geboren worden zu sein machte es mir schwer Anschluss zu finden. Die meisten Engel hatten Respekt vor mir, da ich die Enkelin Gottes war, aber sie fürchteten mich auch wegen meines Vaters. Ich konnte es nachvollziehen, an ihrer Stelle hätte ich es vermutlich genauso getan. Und doch war es schwer für mich, als halber Mensch hatte ich andere Bedürfnisse. Als halber Engel hatte ich alle Kräfte die auch die Engel hatten, ich konnte fliegen und war unsterblich, außerdem hatte ich wie jeder Engel aus einem höheren Rang bestimmte Fähigkeiten. Aber ich brauchte auch Nähe und hatte einen eigenen Willen, wie die Menschen. Ich hinterfragte Dinge, die ein Engel nicht hinterfragen durfte. Ich verliebte mich in Menschen, was ein Engel niemals tun durfte. Ich war beides, aber nichts Ganzes.

Währendich darüber nachdachte stand ich immer noch im See, die Finger um meine Tassegeklammert. 

Truly LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt