Kapitel 16

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Ich stand hinter einer großen Gestalt die mit dem Rücken zu mir stand und einen dunklen Umhang trug. Seine Schultern waren breit und seine dunklen Haare waren nach hinten gegelt, in seiner Hand hielt er eine Peitsche. Er begann diese wieder zu schwingen.
>> stopp! <<, schrie ich ihm entgegen. Die Peitsche stoppte mitten in der Bewegung und ich hörte den Mann diabolisch lachen >> du bist also endlich hier <<, ich lief auf den Mann zu und blieb mit großem Abstand zu ihm stehen.
>> Ja, ich bin hier Vater. <<
Er drehte sich zu mir um und schaute mich aus zusammengekniffenen Augen an, seine Augen glänzten golden, im Schein der Fackeln sah es aus als würden Flammen darin tanzen. Es unterstrich nur sein wildes Auftreten. Ich versuchte an ihm vorbeizusehen, doch er versperrte mir mit seiner großen Gestalt den Blick.
>> Claire, Claire, Claire... <<, er verzog seine schmalen Lippen zu einer hässlichen Grimasse und schüttelte gespielt dramatisch den Kopf. >> Du siehst schlimm aus, hättest du dir zur Feier des Tages nicht etwas Hübscheres anziehen können? <<, ich verdrehte die Augen. >> Tut mir leid Vater, ich wusste ja nicht, dass wir hier ein Familienfest feiern würden. Sonst hätte ich mich natürlich für dich zurechtgemacht. <<
Ich verschränkte die Arme vor meiner Brust und schaute ihn an. Mein Vater fing an zu lachen und ich bekam augenblicklich eine Gänsehaut. >> Du bist genauso schlagfertig wie deine Mutter. Das liebe ich so an euch Beiden <<, mein Vater legte seinen Kopf schräg als er mich betrachtete und sagte dann grinsend: >> Du siehst aus wie sie, wusstest du das? <<
Diese Worte versetzten mir einen Stich ins Herz. Ich flüsterte aufgebracht: >> Woher sollte ich das denn wissen? Ich durfte sie ja deinetwegen nie kennenlernen! <<
Mein Vater hielt sich gespielt dramatisch die Hand auf sein Herz und tat geschockt. >> Aber Claire, du hättest nur zu mir kommen müssen <<, er grinste mich böse an. Was hatte er gerade gesagt? Ich überlegte kurz und kniff meine Augen zusammen, der Teufel lachte mich nur aus. >> Ja, Claire. Du hast mich schon verstanden. Hast du dich nie gewundert, dass du deine Mutter nie bei den Seelen im Himmel gesehen hast? <<, er redete unbeirrt weiter >> was denkst du denn, wo sie die ganze Zeit war nachdem sie gestorben ist? << meine Gedanken rasten. Das konnte nicht sein. Hatte er das tatsächlich getan? Hatte er die Seele meiner Mutter in die Hölle geholt wo sie niemals Frieden finden konnte? >> Aber... <<, stammelte ich >> ich dachte, du hast sie geliebt? <<, ich schaute ihn ungläubig an und er begann wieder zu lachen. >> Liebe? <<, er schüttelte den Kopf >> wir können nicht lieben. Dazu sind wir nicht in der Lage. Du und ich, wir sind gleich. <<
Ich schüttelte den Kopf und ballte meine Fäuste während ich ihm entgegenbrüllte: >> Wir sind nicht gleich. Das hätte ich Kiro niemals angetan! <<
Mein Vater schien kurz zu überlegen und antwortete dann boshaft: >> Bist du dir sicher? <<
Worauf wollte er hinaus? Ich geriet ins Stocken.
>> Du hast ihn verdammt indem du auf die Erde gekommen bist, indem du dich in ihn verliebt hast. Wärst du nicht gewesen, hätte er ein ruhiges Leben haben können. Aber du musstest ja unbedingt deinem Vater nacheifern und dich in einen Menschen "verlieben". << Seine letzten Worte trieften nur vor Ironie. Es machte mich krank. Doch eines vergaß er, denn >> der Krieg wäre auch ohne mich ausgebrochen. Wie kannst du es wagen, mir zu sagen, dass ich an allem schuld wäre? << Ich zitterte vor Wut doch er lachte mich nur aus.
>> Weißt du es denn wirklich nicht? <<, der Teufel klatschte in die Hände und schien sich über meine Unwissenheit zu freuen. >> Der König von Baekje wollte nicht nur das Land meine Liebe <<, mein Vater schenkte mir ein süffisantes Lächeln >> er muss wohl gehört haben, dass die Königin von Silla etwas ganz Besonderes ist. <<
Mein Mund stand offen, so überrascht war ich. >> Du hast ihn auf die Idee gebracht, oder!? Du wolltest, dass er uns angreift! << Mein Vater hob die Arme entschuldigend an und sagte nichts. Er grinste nur. Immer dieses Grinsen...
>> Warst du es, Vater? <<, ich wollte es wissen >> hast du ihm gesagt, dass er Kiro herausfordern soll um an mich heranzukommen!? <<
Der Teufel strich sich eine Strähne aus der Stirn und schaute mich anteilslos an. >> Natürlich habe ich das. Ich wollte sehen wie sich dein Mann schlägt <<, ich konnte ihn nur ungläubig anstarren. >> Meinst du das ernst!? <<, meine Kräfte prickelten in meinem Körper. Ich wurde wütend.
In dem Moment hörte ich hinter meinem Vater jemanden. Die Wut verflog augenblicklich und wich der Überraschung.
>> Claire... <<, mir gefror das Blut in den Adern.
Das war Kiro's Stimme. Ich stand da wie angewurzelt und sah meinen Vater mit weit aufgerissenen Augen an.
Das konnte nicht sein.
Mein Vater drehte sich auf die Seite sodass ich Kiro sehen konnte. Er war an der Wand der Höhle an zwei Ketten befestigt, seine Handgelenke waren blutüberströmt. Ich schlug mir vor Schreck die Hände vor den Mund um den Schrei zu unterdrücken. Kiro kippte vornüber und hielt sich halb kniend, halb schwebend aufrecht. Die Ketten um seine Handgelenke saßen fest und gaben nicht nach. Sein Oberkörper war frei und übersäht mit offenen Wunden die ihm mein Vater mit der Peitsche zugefügt hatte.
Er war kurz davor, ohnmächtig zu werden.
Mit letzter Kraft versuchte er unter Schmerzen seinen Kopf zu heben und mich anzusehen. >> Du musst verschwinden, Claire <<, ich konnte mich nicht bewegen.
Ich sah ungläubig von ihm zu meinem Vater.
Dann rannte ich los.
Ich rannte zu Kiro und ließ mich neben ihm auf die Knie fallen um sein Gesicht in meine Hände zu nehmen. >> Kiro...<<, schluchzte ich >> was ist passiert? <<
Doch er konnte nicht antworten. Seine wunderschönen schwarzen Augen suchten nach meinem Blick, er schaute mich entschuldigend an und versuchte zu lächeln. Ich stand auf und versuchte an den Ketten zu zerren, es passierte nichts. Ich drehte mich wütend zu meinem Vater um und schrie ihn an: >> Was soll das? Warum tust du das? <<, wieder versuchte ich die Ketten um Kiro's Handgelenke zu lösen. Ich zerrte daran in der Hoffnung, ihm nicht noch mehr Schmerzen zuzufügen.
>> Er bekommt nur seine gerechte Strafe <<, sagte mein Vater unbeteiligt und schaute dabei auf seine Finger, er tat so als würde er sich etwas unter den Nägeln entfernen >> dein Freund hat meinen Auftrag nicht ausgeführt. Das kann ich natürlich nicht durchgehen lassen. <<
Er schaute mich immer noch nicht an und ich blickte mich in der Höhle um in der Hoffnung etwas zu finden mit dem ich die Ketten lösen konnte. >> Suchst du das hier? <<, fragte mein Vater mit einem süffisanten Grinsen auf den Lippen als er mich endlich ansah. Er hielt einen alten, eisernen Schlüssel in der Hand und wedelte damit vor mir herum.
>> Gib ihn mir! <<, Ich schrie ihn an, doch er schüttelte nur schnalzend den Kopf.
Ich war verzweifelt, was konnte ich nur tun um Kiro zu retten? Ich kniete mich wieder neben ihn und nahm sein Gesicht in meine Hände, seine Wunden am Oberkörper schienen von selbst zu verheilen. Ganz sachte tätschelte ich ihm die Wange und flüsterte: >> Kiro, wach auf <<, ich küsste ihn >> bitte Liebling, wach auf! <<.
Er öffnete die Augen und sah mich geschockt an. >> Claire, was tust du hier? <<, er versuchte sich aufzustellen und riss dabei an den Ketten. Seine Augen weiteten sich vor Schmerzen. >> Du musst verschwinden. Schnell! <<, ich stand wieder auf und stütze ihn. >> Nein, ich werde bei dir bleiben <<, ich sah zu ihm auf >> jetzt wo ich dich wieder habe werde ich dich doch nicht verlassen. <<
Kiro sah gerührt zu mir runter und ihm lief eine Träne über die Wange. Ich schmiegte mein Gesicht an seinen nackten Oberkörper >> nie wieder <<, flüsterte ich.
Kiro's Kopf legte sich auf meinen Kopf und er gab mir einen Kuss auf den Scheitel. Es fühlte sich so vertraut an. Trotz der Situation war ich glücklich endlich wieder bei ihm sein zu können.
Vor uns hörte ich nur ein abfälliges Schnauben, daraufhin ein Lachen. Ich öffnete genervt die Augen und starrte meinen Vater an. Er wurde augenblicklich still.
>> wie kannst du es wagen? Was glaubst du eigentlich wer du bist!? <<, mein Vater schaute mich ungläubig an während ich einen Schritt nach dem anderen auf ihn zumachte. Er stolperte einen Schritt nach hinten.
>> Wegen dir war mein ganzes Leben eine Farce! Hast du eine Ahnung wie es ist, im Himmel die einzige Tochter von Luzifer und dazu auch noch zur Hälfte ein Mensch zu sein? Weißt du was ich alles deinetwegen ertragen musste? <<, mittlerweile schrie ich.
Unter meinem Gebrüll erbebte die Höhle. Luzifer schaute besorgt zur Decke.
>> Kiro war der einzige der mich akzeptiert hat. Er hat meinem Leben einen Sinn gegeben. Aber sogar das musstest du kaputt machen! Hasst du mich denn wirklich so sehr? <<, ich stand direkt vor ihm und schaute ihm in die Augen.
Er musste schlucken.
Der Teufel war sprachlos. >> Lass ihn gehen! <<, flüsterte ich bedrohlich und fügte dann hinzu: >> Oder ich schwöre dir bei meinem Leben Vater, dass ich dich vernichten werde. Ich werde dich jagen, egal wo du dich versteckst. Ich finde dich und werde dir alles was du mir angetan hast tausendfach zurückzahlen. << Mein Gesicht war ganz nah an seinem und ich spürte seinen nach Schwefel stinkenden Atem.
Luzifer sah mich von Kopf bis Fuß an und grinste. >> Was ist denn so witzig, hmm? <<, ich fühlte mich kraftvoll und stemmte meine Hände in die Hüften, ich schaute ihn hasserfüllt an.
Seine Lippen kräuselten sich zu einem fiesen Lächeln. >> Ich habe gesehen, was ich sehen wollte. Du kannst ihn haben. Er ist frei! <<
Hatte er das gerade wirklich gesagt? Mein Körper kippte nach hinten und ich sah ihn ungläubig an. >> Was!? <<
Er schnippte mit den Fingern und ich hörte hinter mir wie sich die Ketten lösten und Kiro auf dem harten Felsboden aufkam. Ich rannte zu ihm um ihn zu stützen.
Während ich Kiro auf die Beine half schaute ich wieder zu meinem Vater. Er war verschwunden, da wo er gerade noch gestanden hat waren nur noch Rauchschwaden zu sehen.
Ich stand in der Höhle und konnte mein Glück kaum fassen. Meine Kräfte waren noch nicht wiederhergestellt und doch fühlte ich mich so mächtig. Ich hatte den Teufel in die Flucht geschlagen. Kiro versuchte zu stehen doch er schaffte es noch nicht mit eigener Kraft, also stütze ich ihn und half ihm aus der Höhle raus. Ich konnte ihn nicht von hier oben in mein Haus bringen, dafür war ich ohne meine vollen Kräfte zu schwach. Ich setzte ihn am Eingang der Höhle ab und half ihm dabei nicht umzukippen. Er war wieder bewusstlos geworden.
Ich betrachtete sein markantes Gesicht und musste lächeln. Wir waren wieder zusammen.
Ich bat Gabe um Hilfe. Jetzt musste ich nur noch warten, also setzte ich mich neben Kiro und bettete seinen Kopf auf meiner Schulter während ich ihn nicht mehr losließ. Ich schloss für einen kurzen Moment die Augen um durchzuatmen.

Im nächsten Moment stand Gabe wie angewurzelt vor mir und starrte uns an als hätte er ein Gespenst gesehen. Ich schaute ihn an und flüsterte grinsend: >> Er ist wieder da... << sagte ich müde >> er ist tatsächlich wieder da. <<
Gabe nickte nur, blieb aber noch immer auf Abstand. Ich stand auf und umarmte Gabe. Seine Hände hingen schlaff an seinen Seiten herunter, er schaute noch immer ungläubig auf Kiro's Körper.
>> Kannst du mir helfen ihn ins Haus zu bringen? Er ist ohnmächtig und ich kann ihn nicht tragen... <<, sagte ich entschuldigend während ich meinen Freund immer noch anstrahlte.
>> Natürlich. <<
Gabe nahm Kiro auf seine Arme und breitete die Flügel aus. >> Ich bin gleich wieder da und hol dich ab, ich kann euch nicht beide fliegen. <<
Ich nickte zustimmend und erwiderte: >> Ich bleibe hier. <<
ich ging rückwärts auf die Felswand zu und ließ mich stöhnend an ihr nach unten gleiten um mich wieder zu setzen. Gabe sah mich noch einmal besorgt an bevor er seine Flügel spreizte und losflog. Ich war so müde...

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⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 18, 2021 ⏰

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