Kapitel 12

1 0 0
                                    


Als ich aufwachte war ich mir nicht mehr sicher ob es tatsächlich nur ein Traum war. Ich spürte seine Arme noch immer um meinen Körper und seinen Mund auf meinem. Ich setzte mich in meinem Bett auf und hob meine Fingerspitzen an meinen Mund, ich bildete mir sogar ein ihn zu schmecken. Als ich daran dachte musste ich lächeln.
Ich ließ mich wieder in meine Kissen fallen und versuchte noch einmal einzuschlafen, um ihn ein weiteres Mal sehen zu können. Aber nichts passierte.
Ich seufzte und wollte aufstehen.
Noch auf dem Bettrand sitzend schaute ich mich im Zimmer um. Das Fenster war weit geöffnet und der Vorhang wehte im Wind. Die Sonne ging gerade auf und tauchte mein Schlafzimmer in ein sanftes Licht. Ich griff nach einem Glas Wasser auf dem Nachttisch und erschrak, als ich etwas Anderes in meiner Hand hielt.
Ich sah auf meine Hand mit der ich einen alten Brief umklammerte. Kiro's Abschiedsbrief...
wie konnte das sein? Ich drehte ihn hin und her um zu verstehen wie er hierhergekommen war. Ich verstand es nicht. Ich habe ihn vor 1000 Jahren im Garten liegen lassen als ich zu Kiro geflogen bin, letzte Nacht träumte ich wieder von ihm und er fragte mich nach dem Brief. Und jetzt lag er auf einmal auf meinem Nachttisch. Konnte das ein Zufall sein? Aber wie kam der Brief auf meinen Nachttisch?
Konnte es tatsächlich sein, dass ihn mir jemand auf den Tisch gelegt hatte während ich schlief?
Bei dem Gedanken, dass hier jemand im Zimmer war während ich schlief ängstigte mich. Mich überkam ein Frösteln, ich stand sofort auf und schloss das Fenster bevor ich mir eine Strickjacke überzog. Ich setzte mich wieder auf das Bett und nahm den Brief in meine Hände.
Ich konnte ihn nur anstarren.
Mein Name stand darauf, die Buchstaben waren im Laufe der Zeit kaum noch zu erkennen. Ich strich mit meinem Finger die feinen Linien nach und schloss dabei die Augen. Ich stellte mir vor, wie Kiro nachts den Brief geschrieben hatte und dabei auf meinen schlafenden Körper geblickt hatte. Wusste er, dass er den Krieg gegen Baekje nicht überleben würde oder dachte er, dass er wieder zu mir zurückkehren wird? Ich nahm den Brief aus seinem Umschlag und schlug ihn auf.

Meine Königin,
meine geliebte Claire,

wenn du diesen Brief liest, bin ich bereits auf dem Weg an die Grenze. Bitte verzeih, dass ich mich nicht verabschieden konnte. Aber ich weiß, dass wir uns wiedersehen werden.

Ein Fremder erschien mir und zeigte mir die Zukunft.

Nun weiß ich, was du mir sagen wolltest, aber nicht sagen konntest.

Was auch passiert, du darfst nicht an die Grenze kommen!

Wenn du das tust, werden wir für eine sehr lange Zeit getrennt sein. Das würde ich nicht überleben. Bitte bleib im Palast.

Du musst mir vertrauen. Vertrau darauf, dass ich für uns beide das Richtige tun werde.

Ich verspreche dir, dass ich wieder zu dir zurückkommen werde. Ich habe dafür gesorgt. Wir werden zusammen sein. Was auch passiert.

Warte auf mich.

In Liebe,
dein Kiro

Er wusste es?
Woher...
wie konnte das sein?
Wer war der Fremde der es ihm zeigte?
Gabe konnte es nicht sein, das hätte ich an diesem Tag im Garten gesehen. Und was meinte er damit, dass er dafür gesorgt hatte um wieder bei mir sein zu können.
Ich konnte den Brief nicht loslassen. Meine Tränen trafen auf das alte Papier und mir wurde augenblicklich eines klar. Ich war schuld. Ich war an allem schuld...
Aber wie konnte das sein? Ich habe gesehen, wie er gestorben ist. Ich war bei ihm. Wie konnte er wissen, dass er sterben wird und noch wichtiger, wie wollte er dafür sorgen, dass er danach zu mir zurückkommen wird. Ich überlegte aufgeregt und ging dabei die Treppe runter.
Dabei blieb ich mittendrin stehen.
Ich sah zu einem alten Bild das im Flur hing. Es zeigte den Krieg zwischen den Engeln. Mein Vater und mein Großvater standen über allen anderen auf Wolken und führten ihre Armeen in den Krieg. Gut gegen Böse. Licht gegen Dunkelheit.
Als ich das Bild betrachtete fiel es mir augenblicklich ein.
Er war der Einzige, der zu so etwas in der Lage war. 
Was hatte mein Vater nur getan?

Truly LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt