Kapitel 7

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>> Sind Sie die Nichte von der alten Ms. Sue? <<, eine unbekannte Stimme riss mich aus meinen Gedanken und ich drehte mich erschrocken um. Ich rutschte auf einem Stein aus und landete im Wasser, meine Tasse fiel mitsamt meinem mittlerweile kaltgewordenen Kaffee auf meinen Schoß. Ich saß im See und schaute zu einem großgewachsenen rothaarigen Mann mit freundlichen, grünen Augen auf.
Er stürzte auf mich zu und sagte besorgt: >> Das tut mir leid, ich habe nicht gesehen, dass sie so abgelenkt waren <<, er streckte mir seine Hände entgegen um mir aufzuhelfen >> ist alles in Ordnung? <<, ich lachte verlegen und blinzelte zu ihm hoch, weil mir die Sonne in die Augen schien. >> Mir geht es gut, kein Problem <<, ich sah an mir herunter >> nur ein bisschen nass geworden <<, lachte ich ihm entgegen.
Er sah nicht besonders glücklich aus und sagte verlegen: >> Das war wirklich keine Absicht, aber ich dachte Sie hätten mich gehört, weil ich von weiter weg bereits „Guten Morgen" gerufen habe... aber scheinbar nicht. <<
Ich blickte ihm in die Augen und nickte. >> Nein, scheinbar nicht <<, ich war ihm nicht böse, ich hätte mich von meinen Gedanken nicht so ablenken lassen dürfen. Etwas unbeholfen versuchte ich meine Tasse aus dem Wasser zu fischen, verlor sie aber immer wieder wegen der leichten Strömung.
Der Rothaarige beugte sich nach unten und angelte gekonnt nach meiner Tasse. Er hatte mehr Glück als ich. >> Hier, bitte... <<, mit einem Lächeln bedankte ich mich bei ihm und fragte ihn: >> Möchten Sie auch einen? <<, während ich meine Tasse leicht anhob um ihm zu zeigen was ich meinte.
Er nickte strahlend und wir machten uns auf den Weg zu meinem Haus. Auf halbem Weg blieb er stehen und streckte mir seine Hand entgegen. >> Ich habe mich noch gar nicht vorgestellt, ich bin Luke <<, nickend nahm ich seine Hand entgegen >> Claire, freut mich <<, er ließ meine Hand noch nicht los >> und es tut mir wirklich sehr leid... <<, bevor er seinen Satz beenden konnte antwortete ich ihm bereits: >> Das ist wirklich nicht der Rede wert. Ich habe mich nur ein bisschen erschrocken. <<
Ich entriss ihm etwas zu energisch meine Hand was er bemerkte aber nicht ansprach. In seinen Augen erkannte ich einen kurzen Moment von Traurigkeit.
In meinem Haus angekommen bat ich ihn in der Küche Platz zu nehmen während ich schnell nach oben rannte um mir trockene Kleidung anzuziehen. Ich entschied mich für ein leichtes, weißes Sommerkleid. Dazu schlüpfte ich in Sandalen und band meine Haare mit einem ebenfalls weißen Haarband zusammen. Nach einem letzten Blick in den Spiegel entschied ich, dass mir dieses Kleid besonders gutstand und lächelte während ich die Treppen herunterlief.
Wieder in der Küche bemerkte ich sofort Luke's Blick. Seine Pupillen weiteten sich als er mich bemerkte. Ich tat so, als hätte ich davon nichts bemerkt, begann den Kaffee aufzubrühen und entschuldigte mich bei ihm für die Unordnung. >> Du bist ja gerade erst eingezogen, du musst dich nicht entschuldigen <<, Luke war wirklich nett, er versuchte mir ein gutes Gefühl zu vermitteln >> bei Ms. Sue war es nie so einladend wie jetzt <<, er schien beinahe erschrocken das gesagt zu haben.
Was verständlich ist, wenn man bedenkt, dass er denkt ich wäre ihre Nichte. Ich musste lächeln und senkte meinen Blick damit er es nicht bemerkte.
Der Kaffee war fertig und ich schenkte uns zwei Tassen ein, Milch und Zucker stellte ich auf den Tisch. Wir saßen an meinem Esstisch der mitten in der kleinen lichtdurchfluteten Küche stand. Hinter mir war die Küchenzeile, sie war dunkel aber es erdrückte den Raum nicht, denn direkt darüber war eine große Fensterfront die in Richtung des Mount Twin und dem angrenzenden Wald zeigte.
>> Wie war sie denn so? <<, Luke schien nicht verwundert über meine Frage. >> Du kanntest sie nicht? <<, ich schüttelte den Kopf >> nein, wir hatten nie Kontakt. Ich wusste ehrlich gesagt noch nicht mal, dass ich noch Verwandte hatte bis ich von ihrem Tod gehört habe. >>
Ich hoffte sehr, dass das glaubwürdig klang. Luke suchte nach den richtigen Worten und sagte schließlich: >> Ich bin hier aufgewachsen, musst du wissen. Ms. Sue lebte hier schon immer alleine. Sie kam nie in die Stadt und war auch sonst nicht besonders gesellig... <<, Luke sah mich an, vermutlich wollte er überprüfen, ob er weiterreden konnte.
Ich ermunterte ihn weiterzusprechen. >> Ich bin ein Mal die Woche vorbei gekommen um ihr einige Einkäufe zu bringen, aber sie hat mir nie von ihrer Familie erzählt. <<
Ich nickte und fragte ihn dann: >> Bist du extra hier raus gefahren wegen ihren Einkäufen und um nach ihr zu sehen? <<, Luke grinste und schüttelte seinen wuscheligen, roten Kopf. >> Ich arbeite als Ranger im Naturschutzgebiet und bin daher öfters hier draußen <<, erst jetzt bemerkte ich seine Kleidung.
Er hatte eine schwarze Hose und ein beiges Hemd an mit dem Wappen der Stadt darauf. >> Oh entschuldige... das war eine dumme Frage <<, ich schaute verlegen auf meine Hände.
>> Ach bitte, woher solltest du das denn wissen? Du kommst ja nicht von hier >>, als ich aufblickte lächelte er mich an und ich lächelte erleichtert zurück.
Luke fragte: >> Ich kann dir gerne mal die Stadt zeigen, wenn du möchtest? <<, und strich sich verlegen mit der Hand durch sein dichtes, rotes Haar. Ich bemerkte seinen hoffnungsvollen Blick. >> Wenn ich mich eingelebt habe gerne <<, was sollte ich denn sagen? Ich war hier wegen der Prophezeiung, nicht um mir die Stadt anzusehen.
Ich musste mich auf meine Instinkte verlassen und den dunklen Prinzen finden. Aber was, wenn er bereits hier war? Vielleicht sollte ich doch zustimmen...
>> Aber vielleicht könntest du mir einen Gefallen machen? <<, Luke wirkte glücklich und stimmte eifrig ein. >> Natürlich, wie kann ich dir denn helfen? <<, ich überlegte kurz wie ich es sagen sollte: >> Ich würde gerne einige Erledigungen machen, aber habe weder ein Auto noch weiß ich, wie ich in die Stadt komme... <<, Luke unterbrach mich: >> Kein Problem, ich kann dich später gerne mitnehmen, wenn ich mit der Arbeit fertig bin. Was brauchst du denn? <<
Ja, wenn ich das nur wüsste. >> Dies und das << sagte ich schulterzuckend, Luke musste ein Grinsen unterdrücken. >> Du kommst ganz nach deiner Tante. << Mit diesen Worten stellte er die leere Kaffeetasse auf dem Tisch ab und verabschiedete sich, >> ich hol dich gegen Nachmittag ab, reicht dir das? <<, ich nickte während er schon zur Tür ging.

Ich ging wieder auf die Veranda und sah auf den See hinaus. Ich musste sofort wieder an die Gestalt im Nebel denken, die vergangene Nacht dort mitten auf dem Wasser schwebte. Es war kein Engel, das hätte ich gespürt. Aber irgendetwas an der Gestalt kam mir vertraut vor. Ich konnte nur nicht sagen, was.
Gabe, ich brauche dich. Ich konzentrierte mich darauf Gabe eine Nachricht zu schicken, aber er kam nicht. Ob er mich nicht hören konnte weil meine Engelskräfte nicht mehr aktiv waren oder ob er mich ignorierte wusste ich nicht.
Also machte ich mich alleine daran, um den See zu laufen und nach Hinweisen zu suchen. Der See schien mich immer wieder magisch anzuziehen, ich wusste nicht wohin ich lief. Ich wusste nur, dass ich dorthin musste. Ich hatte das Gefühl, als müsste ich dort etwas suchen. Ob das etwas mit der Prophezeiung zu tun hatte?
Auf halber Strecke bemerkte ich etwas im See liegen. Ich blieb stehen und sah, dass etwas im Wasser lag und von der Sonne reflektiert wurde. Es war wie ein Magnet. Ein glitzernder, wunderschöner Magnet. Sofort wusste ich, dass mein Instinkt mich deswegen hierherführte. Ich ging darauf zu und nahm es aus dem Wasser.
Es war ein Ring.
Er war aus Gold und schien sehr alt zu sein.
Er erinnerte mich an meinen Ring den mir Kiro damals zu unserer Hochzeit geschenkt hatte. Ich blickte den Ring sehnsüchtig an, er erinnerte mich wirklich an meinen alten Ring. Leider hatte ich ihn damals nach der Explosion verloren. Ich entschloss mich, den Ring mitzunehmen und ihn später noch mal genauer anzusehen. Ich steckte ihn in meine Hosentasche und machte mich wieder auf den Weg zurück zum Haus. 

Truly LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt