Kapitel 1 - Einführung

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Ich stand barfuß im Garten und lauschte den Vögeln als sie erwachten und die Welt in sanftes Licht getaucht wurde. Mit geschlossenen Augen konzentrierte ich mich auf den ruhenden Teich indem die Koi's noch schliefen.

Es war so früh, dass noch niemand wach war. Ich hatte den Garten ganz für mich allein. Ich hörte Schritte auf mich zukommen und musste lächeln, er war wach. Ich blieb stehen und wartete auf seine Berührung >> du bist früh wach, << er trat dicht an mich heran und umarmte mich von hinten, sein Gesicht in meine Halsbeuge gedrückt  >> ist alles gut bei dir? << Ich öffnete die Augen und drehte mich zu ihm um. >> Wie kommst du denn darauf, dass etwas nicht in Ordnung ist? << sagte ich während ich mich an ihn schmiegte. Wir standen eine Weile so da bis sich jemand hinter uns räusperte. Wir blickten uns tief in die Augen, Kiro gab mir einen flüchtigen Kuss auf die Nasenspitze und drehte sich zu dem Unbekannten um >> wehe wenn es nicht wichtig ist, Nam. << Nam sah nicht glücklich aus uns um diese Uhrzeit schon zu stören, und das würde er auch nicht wenn es nicht sein müsste. Nam ging auf die Knie und verbeugte sich vor seinem König, >> wir werden angegriffen, euer Majestät. << Kiro sah mich mit weit aufgerissenen Augen an.

Ich ließ ihn und Nam ziehen, sie mussten sich mit den Beratern treffen um zu entscheiden wie sie vorgehen wollten.

Meine Gedanken rasten, ich habe schon oft mitbekommen, dass die Menschen sich gegenseitig bekriegten. Aber warum das so war, war mir fremd. Ich verstand die menschliche Natur nicht. Liebe, Loyalität, Aufrichtigkeit und Gutherzigkeit, das sind Dinge mit denen ich etwas anfangen konnte, aber Machtspiele und Krieg konnte ich nicht nachvollziehen. Wie denn auch? Ich wurde weder als Mensch geboren noch bin ich hier aufgewachsen. Meine Heimat lag weit entfernt, ich glaubte meiner Familie nicht als sie mir erzählten wie manche Menschen sich verhielten. Ich wollte es mit eigenen Augen sehen um mich zu überzeugen, oder wollte ich meine Familie davon überzeugen, dass es mehr gute Menschen gab als sie dachten? Kiro war so ein Mensch, er war gutherzig und gerecht. Ein wahrer König der für seine Untertanen einstand. Als ich durch das Land streifte begegnete ich ihm das erste Mal. Er ritt auf mich zu während ich durch einen Wald spazierte und fasziniert den Vögeln lauschte, denn so etwas hatten wir bei uns nicht. Keinen Wald, keine Vögel oder Flüsse. Alles war gleich.

Aber nicht hier, die Düfte und Geräusche überfluteten mich zu erst. Ich musste mich daran gewöhnen so vielen Reizen ausgesetzt zu sein. Kiro blieb stehen und band sein Pferd fest bevor er zu mir schritt. Er blieb neben mir stehen und beobachtete mich einige Sekunden, ich bemerkte ihn nicht denn ich war noch zu sehr abgelenkt, seine Hand berührte meinen Arm und ich erschrak. Während ich mich umdrehte geriet ich aus dem Gleichgewicht und drohte über eine Wurzel zu fallen, doch Kiro hielt mich. Er hielt mich fest an sich gedrückt und sah mir dabei in die Augen. Er war groß und unglaublich gut gebaut, seine fast schon schwarz glänzenden, mandelförmigen Augen ließen mich nicht mehr los. Seine langen schwarzen Haare waren zu einem Zopf gebunden und fielen in der Bewegung nach vorne über seine Schulter. Ich war fasziniert von dem ersten Menschen den ich traf. Doch in dem Moment in dem sich unsere Blicke trafen wusste ich es bereits. Er würde mir das Herz brechen. Eines Tages.

Natürlich habe ich nicht daran gedacht, dass dieser Tag schneller kommen würde als ich es erwartet hatte. Ich liebte ihn mit jeder Faser meines Körpers.

Kiro wusste nicht woher ich kam, er hat mich eines Abends gefragt aber ich durfte es ihm nicht sagen. Unsere Gesetze verbieten es uns den Menschen zu offenbaren. Ich wünschte ich hätte es ihm gesagt, ich wünschte er hätte es selbst herausgefunden. Ich überlegte die ganze Zeit wie ich es ihm sagen konnte ohne es laut auszusprechen. Aber mir viel nichts ein. Ich machte mir Sorgen, was würden er und seine Berater beschließen? Würden Sie gegen das Königreich Baekje in den Krieg ziehen? Was wenn er verletzt wird bei dem Versuch sein Königreich zu schützen? Ich konnte den Gedanken nicht ertragen. Es dämmerte bereits und die Welt um uns herum wurde wieder still. Der Palast war wie ausgestorben, kein Diener und kein Tier machte einen Laut. Es war als würden alle darauf warten, was nun passieren würde. Ich ging in unser Schlafzimmer und wollte dort auf Kiro warten. Ich schloss hinter mir die Tür und trat in den dunklen Raum, die Kerze stellte ich auf den Tisch. Im Schein der Kerze erkannte ich, dass Kiro bereits hier war. Er saß grübelnd auf dem Bett und starrte auf einen undefinierten Punkt auf dem Boden. Ich ging leise auf ihn zu und setzt mich neben ihn, meine Hand ergriff seinen Arm und fuhr herunter zu seiner Hand >>und...? << flüsterte ich fragend obwohl ich bereits wusste was die Antwort war. Er blickte mir in die Augen >> wird werden morgen früh an die Grenze reiten und...<< er holte tief Luft  >> in den Krieg gegen Baekje ziehen << mein Herz raste und ich sah ihm tief in die Augen. Eine Träne lief über meine Wange. Kiro sah mich an und nahm mein Gesicht in seine Hände >> ich werde zu dir zurück kommen. Ich verspreche es dir << ich konnte meine Tränen nicht zurück halten >> bitte verspreche mir nichts was du nicht halten kannst.<< Seine Lippen trafen auf meine >> ich verspreche es << wir küssten uns leidenschaftlich >> ich werde zu dir zurück kehren.<< Ich glaubte ihm. Er würde alles dafür tun um zu mir zurück zu kehren. >> Wie lange wirst du weg sein? << Ich blickte ihm in die Augen, er sah mich nur an und zuckte mit den Schultern. Woher sollte er wissen wie lange ein Krieg andauern würde? Er könnte in 2 Wochen oder erst in 5 Jahren zu Ende sein >> wirst du auf mich warten? << Seine Hände streichelten über mein Gesicht. Sie wanderten nach unten und liebkosten meinen Nacken und meinen Rücken, ich schloss die Augen und genoss seine Berührung. Mein Körper reagierte sofort auf seine Berührung und ich setzte mich rittlings auf seinen Schoß >> Immer, << ich küsste ihn leidenschaftlich während seine Hände meine Schenkel erkundeten >> ich werde immer auf dich warten. << Er hob mich hoch und legte mich auf das Bett. Kiro half mir aus meiner Robe und erkundete meinen Körper, er küsste jeden Zentimeter >> ich werde dich immer lieben << sagte er während er langsam in mich eindrang >> vergiss das niemals << ich reckte mich ihm entgegen und küsste seinen Hals >> du bist die Liebe meines Lebens << erwiderte ich. Wir schliefen Arm in Arm ein und ließen uns die ganze Nacht nicht los.

Am nächsten Morgen erwachte ich allein in unserem Bett, Kiro war bereits aufgebrochen und hat mir einen Brief auf dem Nachttisch hinterlassen. Ich schlüpfte aus dem Bett und zog mir einen seidenen Mantel an, während ich mich mit dem Brief in der Hand auf den Weg zum Tisch machte. Es klopfte und meine Hofdame trat herein, sie verbeugte sich und stellte eine Tasse Jasmintee vor mich >> soll ich euch beim anziehen helfen Hoheit? << Ich lächelte ihr zu und nickte. Den Brief legte ich neben die Teetasse. Ich konnte ihn noch nicht lesen. >> Macht euch bitte keine Sorgen, << sagte Ay während sie mir half >> seine Majestät liebt euch so sehr, << sie zog meinen Gürtel gerade und band ihn an meinem Rücken zu >> er wird zu euch zurück kehren und den Krieg für euch gewinnen.<< Ay wirkte zufrieden >> das mag sein, aber sag mir eins Ay << sie sah mich neugierig an >>wie kommt es, dass man in den Krieg ziehen muss? << Sie schien verwirrt und legte den Kopf schräg >> ich meine... ist es nicht einfacher wenn alle zufrieden sind und niemand Angst haben müsste vor einem Krieg oder vor dem Tot? << Ay nickte und antwortete >>ich verstehe was ihr meint, meine Königin. Aber ich denke auch, dass das zwar eine schöne Idee aber nicht realisierbar ist. << Sie blickte mich entschlossen an, ich wollte wissen warum >> Krieg entsteht durch Unterschiede. Der eine hat etwas oder jemanden den ein anderer begehrt. Das ist die menschliche Natur. Wären wir alle gleich gäbe es keinen König und keine Untertanen. Aber das brauchen wir nun mal für die Ordnung. Es ist gut so wie es ist, denke ich...<< Ay wollte weiter reden aber ich unterbrach sie >> ich würde gerne meinen Tee trinken. Lass mich bitte allein. << Sie verbeugte sich und ließ mich allein. Ich nahm Kiro's Brief und ging in den Garten, ich ging über die Brücke und setzte mich auf die Bank unter dem Pavillon der in der Mitte des Koiteiches auf einer kleinen Insel stand. Ich genoss die Stille um mich herum und sah den Brief an, mein Name stand in perfekter Handschrift darauf. Ich konnte es immer noch nicht verstehen. Wieso müssen die beiden Reiche in den Krieg ziehen? Wieso müssen so viele Menschenleben in Gefahr gebracht werden nur weil ein einziger Mensch nicht mit dem zufrieden ist was er hat. Mein Blick glitt über das Wasser und wieder versuchte ich die menschliche Natur zu verstehen.

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