Kapitel 10

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Um fünf vor fünf stand ich vor Minous Haustür und klingelte.

Die Tür ging auf und mir stand eine hübsche Frau gegenüber, die eindeutig Minous Mutter war. Sie lächelte mich an.

„Bist du für Minou hier? Sie ist oben."

Ich nickte. „Danke."

Minous Mutter trat einen Schritt zur Seite und gab mir zu verstehen, hereinzukommen. „Wir kennen uns glaube ich noch nicht, oder? Ich bin Carmen."

„Hi", ich streckte ihr die Hand hin. „Ich bin Vera."

Minous Mutter ergriff meine Hand und schüttelte sie. Plötzlich hörte ich Schritte und sah Minou die Treppe runterkommen.

„Hey Vera", begrüßte sie mich. „Wie ich sehe hast du meine Mom ja schon kennen gelernt." Ich nickte.

„Deine neue Freundin ist wirklich höflich, Minou, du solltest sie häufiger mit nach Hause bringen!"

Minou schien das ziemlich unangenehm zu sein. „Ehm, ist nur für Bio. Komm, wir gehen hoch."

Carmen schien enttäuscht. „Wie schade, sie ist die erste deiner Freundinnen, deren Gesicht ich sehen kann. Ich verstehe nicht, warum du und die anderen euch immer so stark schminkt, du bist so hübsch ohne das ganze Zeug."

„Mom!", rief Minou laut. „Schon gut, schon gut, ich bin ja schon weg", rief Carmen lachend und verschwand in einem anliegenden Raum. Minou hatte recht gehabt, ihre Mutter ähnelte meiner wirklich.

„Sorry", sagte Minou.

„Alles gut, deine Mutter ist wirklich nett", antwortete ich schulterzuckend. Und auch wenn ich es nicht aussprach, stimmte ich ihr in der Sache mit der Schminke definitiv zu.

„Ehm, ja", meinte Minou nur und stieg dann wieder die Treppe hoch.

Oben angekommen leitete sie mich in ihr Zimmer. Ich guckte mich um und stellte zu meinem Erstaunen fest, dass es mir eigentlich sogar recht gut gefiel.

Anders als erwartet war es sehr schlicht eingerichtet, einzig der vollgestellte Schminktisch an einer Wand ließ darauf schließen, dass hier tatsächlich jemand wohnte.

Minou zog ein iPad aus einer der Schubladen einer weißen Kommode und setzte sich damit auf den Boden. Ich folgte ihrem Beispiel und ließ mich ihr gegenüber nieder.

„Also, ich habe mir mal den Wikipedia Artikel zu unserem Thema durchgelesen", erzählte Minou. Ich nickte, das hatte ich ebenfalls, denn auch wenn Wikipedia nicht gerade die beste Quelle ist, ist es doch die am wenigsten umständliche.

„Es gibt einfach drei verschiedene Arten allein schon bei der Abhängigkeit der beteiligten Partner!", rief sie genervt und seufzte theatralisch auf, was mich zum Lachen brachte.

„Es sind NUR drei", verbesserte ich, „und die sind eigentlich auch ganz leicht zu unterschieden. Also zum einen gibt es da die Protokooperation. Dabei sind die Partner nicht aufeinander angewiesen, ihr Zusammenleben ist aber für beide von Vorteil."

Minou nickte. „Vielen Dank, Frau Bremer."

Ich verdrehte die Augen. „Willst du weiter machen?"

Minou zuckte herausfordernd mit den Augenbrauen. „Klar, wie gesagt, ich habe das Zeug auch gelesen. Also: Anders ist das bei einem Mutualismus, bei dem eine regelmäßige Beziehung zwischen den Organismen besteht, sie jedoch auch nicht voneinander abhängig sind."

Nicht schlecht. Ich nickte anerkennend.

Minou fuhr fort: „Aber wenn bei der Syndesmose eine lebensnotwendige Beziehung zwischen den beiden Partnern besteht, ..."

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