Noch während er wieder wach wurde, bemerkte Kaito bereits seinen schmerzenden Körper. Auch, wenn er nur kurz im Kofferraum eingesperrt war, fühlte er sich doch etwas steif von der ganzen Tortur.
Verwirrt, da er nicht genau wusste, wo er war, öffnete er die Augen und das erste, was er sah, war ein verflucht grelles Licht, das ihm beinahe die Sicht raubte.
„Na, wieder wach?", fragte eine hämische Stimme und Kaito konnte sich bereits das Grinsen auf dem Gesicht dieser Person vorstellen. Nachdem sich seine Augen etwas an das Licht gewöhnt hatte, konnte er es nun auch nicht nur vor seinem inneren Auge sehen.
Er blickte der Frau ins Gesicht, die er auch vor ein paar Monaten schon einmal durch das Gitterfenster in der Zelle gesehen hatte. Auch jetzt war ein Gitter davor, doch der Raum sah nun mehr aus wie als wäre er in einem alten Kellerraum gelandet.
„Hast ja lange gebraucht um wieder wach zu werden", meinte sie und grinste ihn heimtückisch an. „Kaito Kuroba. Oder sollte ich dich lieber Kaito KID nennen? Bevorzugst du diesen Namen? Aber warte... du hast ja mit deiner Karriere aufgehört, nicht wahr? Also dann doch eher Kaito Kuroba?"
Kaito sagte nichts, sondern starrte sie einfach nur mit einem grimmigen Blick an. Er wusste, dass sie versuchen würde ihn zu provozieren, mit allen Mitteln, die dieser Frau zur Verfügung standen. Und ebenfalls wusste er, dass, egal, was er auch sagen würde, sie alles gegen ihn verwenden würde, und wenn er nur den leisesten Mucks von sich gab oder die Augenbraue nur ein klein wenig hob. Diese Frau würde es gegen ihn verwenden. Er durfte jetzt nicht sein Pokerface verlieren und aus der Fassung geraten.
Er würde es ihr nicht leicht machen.
Innerlich musste er dabei schon fast grinsen, da er ahnte, dass er es ebenfalls nicht leicht haben würde.
So, wie das Gesicht dieser Frau aussah, schien sie noch einiges auf Lager zu haben.
„Nun ja, wenn du nichts sagen willst, wird das wohl eher ein Monolog werden, aber was soll's, ein paar Fragen muss ich dir dennoch stellen", grübelte sie gespielt, doch das Grinsen lag weiterhin auf ihren Lippen.
„Aber weißt du was, vielleicht sollte man dir ja erst einmal erklären, was wir hier vorhaben", sagte sie. Kaito schwieg. Sie bezweckte etwas damit.
„Wahrscheinlich kannst du dir denken, dass du aus einem bestimmten Grund hier bist. Allerdings haben wir somit gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Du wurdest entführt, also haben wir denjenigen, der unsere Organisation zerschlagen hat, schon einmal hier. Fehlt nur noch ein gewisser Oberschülerdetektiv, der sich bestimmt schon auf dem Weg hierher befindet. Immerhin haben wir von dir ja einen kleinen Tipp im August bekommen, wer dir nahe am Herzen liegt."
Sie zwinkerte heimtückisch und egal wie Kaito sich bemühte, jetzt konnte er nicht mehr ruhig bleiben.
Schnell und ohne nachzudenken stand er auf und preschte wütend nach vorne. Doch er wurde von etwas zurückgehalten.
Kaito sah sich um und sah die Ketten, an denen er mit seinen Händen gefesselt worden war. Das schien ihn nur noch wütender zu machen.
Mit einem ungewöhnlich eiskalten und für Kaito total untypischen Blick starrte er die Frau an. Er meinte sogar, sie etwas zurückschrecken zu sehen. Aber das lag vielleicht auch daran, dass seine Wut ihn zu überrennen schien.
„Was habt ihr mit ihm vor?", knurrte Kaito. Er erschrak, sich darüber wundernd, dass ihm so viel an dem Detektiv lag. Er wusste, dass er in ihn verliebt war, aber manchmal war es einfach noch ein komisches und unsicheres Gefühl. Auch, wenn ihm klar war, dass Shin'ichi auf eine Antwort von dem Dieb wartete. Es schien ihm alles so unwirklich.
Innerlich schüttelte er den Kopf. Nein, diese Gedanken gehörten jetzt nicht hierhin. Er musste sich auf das jetzige Gespräch konzentrieren und bei der Sache bleiben, ansonsten schienen Shin'ichi und er verloren.
„Ach, nichts weiter, aber vielleicht sollte man alte Wunden doch nicht so einfach heilen lassen", meinte sie gehässig. „Wenn du verstehst was ich meine."
„Das... macht ihr nicht", stotterte Kaito und er wurde blass um die Nase.
„Wer weiß", sie zwinkerte. „Aber man soll niemals nie sagen. Immerhin haben wir mittlerweile herausgefunden zu haben, dass er dein Schatz ist. Und andersherum sieht es ja genauso aus. Zu schade aber auch, dass ihr damals nicht alle von uns geschnappt habt." Ihr Blick wurde schon beinahe irrsinnig und zugleich sprach sie so süffisant wie eh und je. „Dann wäre euch das hier jetzt erspart geblieben. Mich würde jedoch zu gerne interessieren, was in ihm damals alles so vorgegangen ist, du denn etwa nicht? Schließlich hast du ihn ja die letzten Monate gemieden. Was muss der Arme durchgemacht haben."
Unbändige Wut glänzte kalt in Kaitos Augen und er riss an den Ketten und Fesseln bis sie ihm ins Handgelenk schnitten.
Er hatte versucht, Shin'ichi aus alle dem herauszuhalten und trotzdem wurde er jetzt sogar absichtlich wieder mit hineingezogen.
Auf einmal hörte er Schritte eine Treppe hinunterkommen und die Frau dreht sich um.
„Hey, Chefin, wir können jetzt", meinte einer der Typen von vorhin und warf kurz einen Blick zu Kaito. „Ach, ist unser Prinzesschen aufgewacht?"
Keine Antwort.
„Dann eben nicht", grummelte der Typ und zuckte nur mit den Schultern. „Der Wagen steht draußen bereit. Schließlich müssen wir die anderen noch verständigen."
Die Frau nickte und bedeutete dem Typen wieder nach oben zu gehen. Ein vorerst letztes Mal drehte sie sich um und sah zu Kaito hinab. Mit einem süffisanten Lächeln beäugte sie den Insassen genau.
„Mach nicht so ein Gesicht, wir sind in ein paar Stunden wieder da", sagte sie, drehte sich auf ihren Absätzen um und ging die Treppe hinauf. Sobald das Klackern der Stöckelschuhe abklang, atmete Kaito innerlich auf, wenn auch nur kurz.
Was er gerade erfahren hatte, beunruhigte ihn zutiefst. Und holte ihn somit auch in die letzten Monate zurück, die alles andere als angenehm für ihn gewesen waren. Selbst jetzt schmerzte die Stelle noch, wo sie ihn mit der Kugel erwischt hatten. In Gedanken versunken setzte er sich wieder hin. Die Ketten klirrten unangenehm und er wünschte sich nichts sehnlicher, als Shin'ichi diese ganze Tortur zu ersparen. Doch dazu war dieser Detektiv einfach viel zu stur.
Genauso wie er in den letzten Monaten.
DU LIEST GERADE
24 Stunden ohne Kaito KID
Mystery / Thriller//Fortsetzung zu "24 Stunden mit Kaito KID"// Nach ungefähr drei Monaten hat sich der Alltag von Shin'ichi und Kaito wieder einigermaßen eingespielt, als Shin'ichi von Kaito eine Nachricht bekommt und dieser sich mit ihm treffen will. Sofort eilt Sh...